2.1 Währungssystem
Das Währungssystem der Römer
Entstehung
Bis um die Zeit des fünften Jahrhunderts v.Chr. erfolgte im römischen Einflußbereich die Berechnung von Waren oder Strafen in Stücken Vieh. Pecunia, der lateinische Begriff für Geld oder Vermögen, läßt sich von pecus (lat. Vieh) ableiten, dem früheren Wertmaßstab. In diesem Zusammenhang sei auch eine der ersten geschichtlich dokumentierten Kuriosität in der in der Steuergesetzgebung "pecunia non olet" (lat. Geld stinkt nicht) erwähnt. Dieser wohlbekannte Ausdruck wurde von Kaiser Vespasian zur Rechtfertigung einer Steuer auf öffentliche Bedürfnisanstalten verwendet.
Als Verbesserung zum Tauschhandel fußte das römische Metallwährungssystem anfänglich auf Kupfer und Bronze. Die Metalle kamen vom 9./8. Jahrhundert bis zum vierten Jahrhundert v.Chr. in Mittelitalien, Sizilien und Balkan in Form von Barren oder rohen Gussbrocken, den sogenannten aes rude (auch aes infectum, lat. Roherz oder Rohkupfer, Plin. N.H. 33,43) als Wertmesser oder Zahlungsmittel in den Umlauf. Die einzelnen Erzbrocken von unregelmäßiger Form und ohne normiertes Gewicht (zwei Gramm bis zweieinhalb Kilogramm) werden mit raudera oder rauduscula (lat. grober Brocken) bezeichnet. Aes wurde als Sammelbegriff für Kupfer und Bronzen, aber auch für Erze verwendet.
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(34,5 g)                     (47,9 g)                   (ca. 550 g)
Erst ab ca. 300 v.Chr., parallel mit der Erringung der endgültigen Vormachtstellung Roms auf dem heutigen italienischen Territorium, begann die Entwicklung des römischen Münzwesens. Die sogenannten aera signata (lat. markiertes Erz) waren die ersten, meist mit Tierbildern versehenen Metallbarren, die ein beträchtliches Gewicht erreichen konnten.
Ab ca. 280 v.Chr. wurden die ersten groben, beidseitig bebilderten Münzen, die sogenannten aes grave (lat. schweres Erz) gegossen. Die in dieser Zeitperiode gebräuchliche Gewichtseinheit war das römische Pfund (zunächst as, später libra) mit einem Gewicht von ca. 327 g. Dieses wurde in zwölf Unzen unterteilt.
Das Hauptnominal, der as (Einer), begleitete die römische Geschichte. Noch heute ist das As die vom Wert höchste Spielkarte. Er war zunächst in der Frühzeit der Römischen Republik mit Namen und Gewicht des römischen Pfunds identisch und stellt das Basisnominal für die anderen Nominale dar. Charakteristisch für diese Münzen ist die Vorderseite mit einem Strich als Wertzeichen und dem Kopf des Ianus, sowie auf der Rückseite der Bug eines Schiffes, der Prora.
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Kopf des Ianus           Prora
Den heutigen Vorstellungen von Münzen entspricht dies nicht. Das Gewicht verminderte sich im Laufe der Zeit zunehmend. Der Wert der Asse lag über dem Materialwert und wurde damit zum Kreditgeld.
In der Römischen Republik geht man im Allgemeinen von sieben theoretischen Reduktionen aus:
1. As im Semilibralen Standard (357 v.Chr.) um 1/2 auf 163,7 g
2. As im Trientalen Standard (352 v.Chr.) um 1/3 auf 109,2 g
3. As im Quadrantal Standard (347 v.Chr.) um 1/4 auf 81,9 g
4. As im Sestantalen Standard (338 v.Chr.) um 1/6 auf 54,6 g
5. As im Sottosestantal Standard (268 v.Chr.) um 1/8 auf 40,95 g
6. As im Uncial Standard (217 v.Chr.) 1/12 auf 27,3 g
7. As im Semiuncial Standard (89 v.Chr.) um 1/24 auf 13,65 g
Die nachgeordneten Nominale veränderten sich entsprechend ihrem Verhältnis zum As.
Ca. 80 v.Chr. wurde die Emission der Kupferwährung eingestellt. Erst unter dem Kaiser Augustus fand eine erneute Ausgabe statt.
Die für die Griechen üblichen Silbermünzen waren für Rom zunächst völlig fremd. In der Zeit der frühen Römischen Republik waren nennenswerte Emissionen wegen der fehlenden Ressourcen an silberhaltigen Erzen nicht möglich.
In den Kriegen gegen ihre italienischen Nachbarn gewannen die Römer schrittweise die Oberhand. Dadurch erhielt Rom auch Zugriff auf Territorien mit Silbervorkommen. Das Volk der Samniten waren die hartnäckigsten Widersacher. Ihre Heimat war in der Region Samnium im gebirgigen Zentrum Mittel- und Süditaliens. Im Zeitraum 343 - 290 v.Chr. kam es zu den verlustreichen Samnitenkriegen. Mit erfolgreichem Abschluss gewann Rom die Herrschaft über Mittelitalien. 275 v.Chr. errangen die Römer mit dem Sieg über Phyrrus I. von Epiros bei Benevetum die Vormachtstellung über Italien.
Bei den Eroberungen während der Samnitenkriege stießen die Römer im südlichen Italien auf griechische Silbermünzen. Ca. 270 v.Chr. begann Rom, beeinflusst vom Vorbild der griechischen Stadtstaaten in Süditalien und dem zunehmenden Handel mit diesen, mit der Ausprägung eigener Silbermünzen. Die entsprechen überwiegend markant in Stilistik, Gewicht und Münzeinheit den griechischen Didrachmen mit, im Gegensatz zum Schwergeld, der Aufschrift ROMANO (später ROMA).
Eine der ersten Serien zeigt auf dem Münzavers einen bärtigen Marskopf mit einem korinthischen Helm. Auf der Rückseite, welche vom Design eine auffällige Ähnlichkeit zu einer Tetradrachme aus Karthago einige hunderte Jahre davor aufweist, ist ein Pferdekopf abgebildet.
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Marskopf                  Pferdekopf
Die römische Didrachmenwährung bestand auch aus Halbstücken, den Drachmen. Die Quadrigati, nach der Quadriga auf dem Münzrevers bezeichnet, bilden die letzte und zugleich größte Serie an Didrachmen. Diese wurden bis ca. 209 v.Chr. geprägt.
Ein weiteres Silbernominal der Römischen Republik war der Victoriatus, der ab ca. 229 v.Chr. geprägt wurde und dessen Gewicht bei ca. 3,4 g lag. Im überwiegenden Umlauf war dieser wahrscheinlich in den entlegeneren italienischen Gebieten. Der Victoriatus hielt sich bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts v.Chr. und wurde mit dem Anfang der Einführung der Denarprägung seltener.

Ausweitung des römischen Zugriffs auf Silber
Zur Produktion großer Mengen an Silbermünzen reichten die bis dato im Besitz Roms befindlichen Ressourcen an Silbervorkommen nicht aus. Voraussetzung war hierzu eine erfolgreiche Expansionspolitik über den italienischen Boden hinaus.
Größter Konkurrent von Rom war Karthago, welches sich zur dominierenden Seemacht im Mittelmeer entwickelt hatte.
Insgesamt drei Kriege in der Zeitspanne 264 - 146 v.Chr. waren notwendig, bis die Römer sich als Herrscher über das westliche Mittelmeer durchsetzten.
Im 1. PunischenKrieg 264 - 241 v.Chr. gab Karthago sämtlichen Besitz auf Sizilien und seine wichtige Silberlagerstätte Sardinien ab. Zugleich erhob Rom von Karthago Reparationen: Von insgesamt 3200 Talenten Silber (ein Talent ist ca. 26,2 kg), dies entspricht einer gewaltigen Menge von 84 Tonnen Silber, musste ein Drittel sofort bezahlt werden, der Rest verteilte sich auf zehn Jahre. Dies erleichterte Rom die Emission ihrer nach griechischem Vorbild geprägten Silbermünzen in großer Menge. Mit der nachfolgenden Eroberung von Südspanien durch die Karthager ersetzten diese die erlittenen Verluste an Ressourcen, u.a. durch die dortigen reichen Silbervorkommen.
Mit Beendigung des 2. Punischen Krieges 218 - 201 v.Chr. gerieten diese ebenfalls in die Hand der Römer.
Am Ende des 3. Punischen Krieges 150 - 146 v.Chr. stand die Zerstörung Karthagos.

Die Einführung des Denars
Während der kriegerischen Streitigkeiten mit Karthago kam es zur Inflation, die den Wert des Kupfers in die Höhe trieb. Das System der Kupferwährung zerfiel. Auch der Wert des Silberstückes der römischen Didrachmenwährung wurde trotz fallenden Gewichts gleich zum Anfang des 2. Punischen Krieges um mehr als ein Drittel angehoben. Dieser Inflation entgegnete Rom mit der größten Münzreform in der Ära der Republik.      
Ungefähr 211 v.Chr. wurde eine neue Silbermünze der Denar, die wichtigste römische Münze für die ca. nächsten 400 Jahre, eingeführt. Dieser hatte zunächst ein Gewicht von ca. 4,55 g und entsprach einem Gegenwert von zehn Assen. Zusätzlich wurden zwei silberne Teilstücke der Quinar, im Wert eines halben Denars, und der Sesterz, im Wert eines viertel Denars, eingeführt. Die Emission der Teilstücke wurde kurzfristig eingestellt, jedoch kam es in der Folgezeit nochmals zu ereinzelten Prägungen. Als wichtigste monetäre, rechnerische Einheit etablierte sich der Sesterz. Quellen sind hier historische Dokumente in denen Entlohnung, Vermögen, Steuern etc. in Sesterzen beziffert wurden. In der späten Zeit der Republik wechselte das Metall, der Sesterz wurde wieder in Bronze ausgegeben. In der Kaiserzeit wurde dieser in Messing geprägt.
Anhand der Erscheinungsform und geprägten Abbildungen ist eine genaue historische Zuordnung möglich.
Frühe Denare zeigen avers das behelmte Kopfbild der Roma zusammen mit dem römischen Zahlbuchstaben X. Revers sind die Dioskuren Castor und Pollux abgebildet, darunter im Abschnitt die Schriftzeichen ROMA. Im Zeitverlauf wich Rom vom stereotypen Erscheinungsbild seiner Münzbilder ab. Verschiedene Gottheiten, historische Bezüge und Monogramme der Münzmeister wurden zunehmend propagandistisch geprägt.
Amt des Münzmeisters
Zur Zeit der Römischen Republik lag die Prägehoheit beim Senat. Jeweils für die Dauer von einem Jahr wurde ein Kollegium von drei Männern ernannt, die stellvertretend für den Senat die Münzen prägten: III VIRI AAA FF (tres VIRI Aere Argento Auro Flando Feriundo = das Kollegium von drei Männern, die Kupfer, Silber und Gold schmelzen und prägen). Die Regelung bezog sich auf Kupfer und Bronzelegierungen. Silber wurde in kleineren Mengen zur Münzprägung verwendet. Gold wurde sehr selten ausgemünzt und war von der Regelung nicht betroffen. Bis kurz vor Ende der Regierungszeit von Augustus 14 n.Chr. erschien der Name des senatorischen Münzmeisters und die Abkürzung III VIRI AAA FF noch auf den Prägungen. Danach wurde nur noch der Titel verliehen. Das Amt des Münzmeisters gehörte nicht zu den wichtigsten Beamtenposten. Es war eines der 20 kleinen Ämter am Fuße der Beamtenleiter, aber begehrt. Es war die Möglichkeit, seinen Namen und z.T. die Legende der eigenen Familie zu verbreiten. Es war niederen Richtern und Sicherheitsbeamten gleichgestellt.
.... Fortsetzung in Arbeit .......
Götterdarstellungen
Apollo
Hermes
Iupiter
Aus Mangel an monumentalen Überlieferungen aus der republikanischen Zeit und Dürftigkeit an  literarischen Zeugnissen beschränkt sich für die älteste Epoche die Darstellung des Bildnis von  Iupiter auf die Abbildungen auf den römischen Münzen.
Die bärtigen Köpfe des lupiter dienten von Anfang an dazu, das zweitgrößte Kupferstück (Semis)  zu kennzeichnen; sie erscheinen ferner auf dem Avers der sogenannten Victoriaten und auf den  Denaren, wo sie zuweilen mit jugendlichen Köpfen abwechseln.
Neben den zahlreichen Köpfen sind auf den Münzen der Republik, nur noch zwei Typen häufiger  vertreten:

Quadrigati:
  • lupiter, halbnackt auf einer nach rechts fahrenden Quadriga stehend, von Victoria geleitet,  hält in der linken Hand das Zepter und schleudert mit der Rechten den Blitz; Varianten:  lupiter ist unbekleidet, hält statt des Zepters einen Lorbeerzweig oder eine Palme, die  Victoria fehlt, die Quadriga fährt nach links, unter dem Gespann liegt ein Skorpion.
  • lupiter unbekleidet, aufrecht stehend, trägt in der einen Hand den Blitz, in der anderen einen  Adler; zu seinen Füßen meist ein Altar.
Singulär ist der Denar der Caecilia, der lupiter auf einer nach rechts gehenden Elefantenbiga  darstellt, während über ihm Victoria mit einer Krone fliegt, und der Denar der Cornelia, auf dem  lupiter, umgeben von Sonne, Mond und einem Sterne mit geschwungenem Blitz in einer  Quadriga über einen schlangenfüfsigen Giganten dahinsprengt.
lupiter als Gigantenkämpfer kehrt wieder auf dem Medaillon des Antoninus Pius (der Gott, völlig  unbekleidet, im Begriff auf den Wagen zu steigen), auf einer Münze des Septimius Severus und  einer Anzahl Münzen mit der Beischrift IOVI FVLGERATORI.
Mars
Pan
Pan, der bocksfüßige und Bockshörnern versehene Sohn des Hermes, übernimmt vom Vater die Funktion des Hirtengottes.
Die früheste literarische Kunde über Pan bringt der ihm gewidmete, wohl dem 5. Jahrhundert angehörende sogenante homerische Hymnos. Er berichtet vom lärmenden, bocksfüßigen, doppelgehörnten, weidenden Gott, dem struppig behaarten, der sich mit den tanzenden Nymphen tummelt, durch Gebirge und Tal klettert, Schluchten durchjagt, um wilde Tiere zu töten und nach beendeter Jagd zum seiner lieblich tönenden Schalmei Liebesklagen singt, die das Echo widerhallt.
Als Heimat des Pan gilt vornehmlich die gebirgige Peloponnes, die auch Pania, Pansland hieß und deren Städte in Arkadien seine Hauptkulturorte aufwiesen.
So ist es nur natürlich, dass die Münzbildnerei namentlich in Arkadien Pandarstellungen bringt.
Den Kopf des Pan sollen Elektrohekten des 5. Jahrhunderts von Phokaia in Ionien und von der Insel Lesbos tragen, die den jugendlichen Gott mit kurzen Hörnern, spitzen Ohren und einem Efeukranz im Haar zeigen, wie auch der gehörnte und bekränzte jugendliche Kopf eines alexandrinischen Staters von Metapont als Pan angesprochen wurde.

(aus Mythen und Münzen, Maria und Leo Lanckoronski)