2.5 Historische Daten
1000 v.Chr.
Erste Siedlungen auf dem Palatin
753 v.Chr.
Gründung der Stadt Rom
Gegründet wurde Rom laut Titus Livius am 21. April 753 v. Chr. Nach der Ermordung seines Bruders herrschte Romulus über die Stadt.

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Die römische Republik (um 470 - 27 v.Chr.)
Ruhm und Italien (um 470 - 265 v.Chr.): da die Gründung der Republik (zur Etymologie des Begriffs res publica) ausschließlich ein Werk der Patrizier gewesen war, hatten diese alle Machtmittel in den Händen und bildeten im strengen Sinn allein das römische Starts folgt.
Nach der Überlieferung und der überwiegenden Anschauungen der modernen Forschung bildeten die Patrizier aus ihrer Mitte Jahres Beamte, zuerst Prätoren, später Konsuln genannt. Die sakralen Befugnisse des Königs wurden dem Rex sacrorum und dem Pontifex maximus übertragen. In wirtschaftlicher Hinsicht waren die Patrizier Großgrundbesitzer, die auf ihren weitgehend autarken Gütern souverän über die freien Familienangehörigen (liberi) und die unfreien Knechte (servi) schalteten; außerdem ordneten sich ihnen als den Patroni freie plebej. Gefolgsleute (Klienten) zu.
Nach außen hatte der neue Staat erhebliche Verluste hinzunehmen, da die Latiner abfielen, einen eigenen Stammesbund bildeten und ist zu Kriegen mit den Volsgern und den Äquern kam. Da die Latiner das erste Angriffsziel dieser Völker waren, schlossen sie um 460 (nach der Überlieferung 493) mit Rom einen Bündnisvertrag (sog. Foedus Cassianum), der es den Verbündeten ermöglichte, seit dem Ende des fünften Jahrhundert die Feinde zurückzudrängen. Im Inneren musste die Umgestaltung der bisherigen rein patriz.-gentiliz. Heeresordnung durch Aufnahme vermögender Plebejer vollzogen werden, aus der am Ende des fünften oder zu Beginn des vierten Jahrhunderts die Zenturiatkomiteen hervorgingen. Die Heranziehung der Plebejer zum Heeresdienst zog deren Forderung nach politischer Gleichberechtigung nach sich, was zum Ständekampf führte, der den Plebejern 451/449 die Kodifikation des Rechts im Zwölftafelgesetz, 363 (nach der Überlieferung 367) den Zugang zum Konsulat, 300 zu den Priesterämtern und 287 die rechtliche Gleichstellung der Plebiszite mit den Leges (Lex) brachte. Parallellaufend waren vermutlich noch im fünften Jahrhundert als neue Volksversammlung die patriz.-plebej. nach lokalen Gesichtspunkten gegliederten Tributkomiteen entstanden. Diese Organisationsform galt auch für die ausschließlich plebej. Versammlung (concilium plebis). Die plebejischen Sonderbeamten der Volkstribunen verstanden sich als Vertreter des gesamten Volkes; die Grund besitzenden Patrizier und die vermögenden und damit zur Ämterübernahme fähigen Plebejer wuchsen durch die Ausübung der Ämter zur Nobilität zusammen, die die staatstragende Schicht während der römischen Expansion im Mittelmeerraum stellte. Die wirtschaftliche Struktur war noch immer agrarisch. Während in der auswärtigen Politik Rom 396 die Eroberung der Etruskerstadt Veii gelang, schlugen Kelten aus der Poebene das römische Heer an der Allia (386) und besetzten für sieben Monate Rom mit Ausnahme des Kapitols. Der dadurch ausgelösten Abfallbewegung wurde Rom rasch Herr; es brachte 358 die Latiner in Abhängigkeit und schloss 354 mit den Samniten einen Bündnisvertrag.
Die Münzprägung der römischen Republik.
Auch für Rom ist eine Entwicklung vom Wertmesser des Viehs zum Metallgeld (pecus- pecunia) bezeugt, doch trat die Stadt am Tiber erst sehr spät in den Kreis der münzprägenden Mächte ein. Zunächst war sie in das Geldsystem Mittelitaliens verflochten, das heißt in eine Geldlandschaft, welche nach griechischen und hellenistischen Maßstäben als durchaus rückschrittlich gelten mußte. Denn ihre Münzen bestanden aus verhältnismäßig plumpen, gegossenen Kupferstücken, die durch Wertzeichen und in den verschiedenen Wertstufen auch durch verschiedene Bilder differenziert waren.
Die Entwicklung des römischen Geldsystems spiegelt nun das politische und militärische Ausgreifen Roms wieder. In dem Augenblick, als die Stadt nach den Samnitenkriegen zur Vormacht Mittelitaliens geworden war, mußte sie notwendig über eine Währung verfügen, die sich an die traditionellen Formen Mittelitaliens anschloß (Cales, Luceria, Venusia, Hatria, Tuder, Volaterrae, Iguvium). - Umgekehrt erzwangen die immer engeren Verbindungen mit den griechischen Städten Unteritaliens (327 Neapel) und speziell der Krieg gegen Pyrrhos (280- 275 v. Chr.) den Anschluß an Standard und Form des süditalischen, das heißt des griechischen Geldwesens.
Von diesen beiden Polen her läßt sich die eigenartige Gestalt des Geldsystems der römischen Republik verstehen, dessen Chronologie freilich noch immer umstritten bleibt. Die mittelitalische Komponente des frührömischen Münzwesens wird durch den Übergang von vorgewogenen Kupferbrocken (aes rude) einerseits zum aes signatum, anderseits zum aes grave charakterisiert. Die als aes signatum bezeichneten, gegossenen und mit Bildern versehenen Kupferbarren im Gewicht von rund drei Pfund, die noch zu Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr. hergestellt wurden, können zwar nicht als Münzen gelten, doch waren sie teilweise schon durch die Legende 'Romanom' gekennzeichnet. Das schwere, gegossene Kupfergeld des aes grave weist dagegen schon die griechische Rundform auf, seine Orientierung nach den Gewichtseinheiten (1 As = 1 Pfund = 273 g) schloß es jedoch von vornherein von einer weiträumigen und intensiveren Geldzirkulation aus.
Auf den Vorderseiten der Einheiten des römischen aes grave sind die Köpfe des Ianus (As- Wertzeichen I), Iuppiter (Semis-Wertzeichen S), der Minerva (Triens- Wertzeichen 4 Kugeln), des Hercules (Quadrans-Wertzeichen 3 Kugeln), Mercurius (Sextans- Wertzeichen 2 Kugeln) und der Bellona (Uncia- Wertzeichen eine Kugel) dargestellt. Auf der Rückseite findet sich dagegen stets ein Schiffsvorderteil (prora), eine Darstellung, die früher zum Teil als eine Anspielung auf die Wegnahme der Flotte von Antium (338 v. Chr.) oder als Hinweis auf den Seesieg des C. Duilius bei Mylae (260 v. Chr.) erklärt worden ist. Daneben werden auch hier die Wertzeichen wiederholt.
Der griechische Einfluß auf das frührepublikanische Münzwesen Roms ist erstmals 326 v. Chr. faßbar, als in Neapel in römischem Auftrag Kupfermünzen mit der Legende RWMAIWN hergestellt wurden. Verstärkt hat sich dieser Impuls dann im Pyrrhuskrieg, als Rom auf dem süditalischen Kriegsschauplatz ein auch für seine Verbündeten und Partner akzeptables Geld benötigte und deshalb in kampanischen Münzstätten die Serien der 'Römisch- Kampanischen Didrachmen' im Gewicht von rund 7,5 g Silber prägen ließ. Ihre Bilder (zum Beispiel Mars- Pferdekopf; Apollo- Pferd) schlossen eng an tarentinische beziehungsweise karthagische Vorbilder an. Nur die Legende ROMANO (für ROMANOM, arch. Gen. Plur.) kennzeichnete den Prägeherrn. Wie hier, so haben auch später immer wieder Erfordernisse der äußeren Politik oder bestimmter Kriegsschauplätze eine 'römische' Münzprägung außerhalb Roms entstehen lassen, Emissionen, die freilich anfangs stets unter der Kontrolle des Senates entstanden sind, erst seit der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. dann unter der Eigenverantwortung der betreffenden Feldherrn. An diese Dezentralisation der Münzprägung knüpften dann später Oktavian und die anderen Triumvirn an.
Mit den römisch-kampanischen Didrachmen war nun aber auch bereits der Übergang zu einem bimetallischen System vorbereitet, der dann endgültig vollzogen wurde, als - wahrscheinlich 269 v. Chr. - in Rom selbst Didrachmen geprägt wurden, die schon durch ihre Bilder (Vorderseite: Hercules; Rückseite: Wölfin mit Romulus und Remus) die Prägehoheit Roms erkennen ließen. Es folgten Didrachmen mit Romakopf auf der Vorder-, Victoria auf der Rückseite; in der Legende wurde ROMANO durch ROMA ersetzt und vermutlich 235 v. Chr. dann der sogenannte Quadrigatus eingeführt, Didrachmen, welche auf der Vorderseite einen janusähnlichen, aber bartlosen Kopf zeigen, auf der Rückseite luppiter mit Blitzbündel und Szepter, von einer Nike begleitet, in einer nach rechts fahrenden Quadriga, dazu die Legende ROMA.
Wohl 213 v. Chr. folgte dann der ebenfalls nach seinem Bildtypus als Victoriatus bezeichnete Silbertypus im Gewicht von etwa 3,41 g und darauf dann schließlich diejenige Silbermünze, die gleichsam zum Nenner der römischen Prägung überhaupt werden sollte, der Denar. Die ersten Serien dieses neuen Silbernominals im Gewicht von circa 4,5 g zeigen auf der Vorderseite den Kopf der Roma mit Helm, auf der Rückseite die mit eingelegten Lanzen nach rechts galoppierenden Dioskuren.
Da parallel zu dieser Entwicklung auch die Gewichtseinheiten der  - ausgehend vom einstigen Libral- über den Semilibral-, den Quadral- bis zum Sextantaistandard - herabgesetzt worden waren, konnte der Denar 10 Sextantar- Assen gleichgesetzt werden, Assen, die jetzt auch geprägt und nicht mehr gegossen wurden. Die wichtigsten Nominale dieses Währungssystems waren neben dem durch X oder * gekennzeichneten Denar der Quinar (V), der Sesterz (IIS) und der As. Das Absinken des Normalgewichts des Denars auf zuletzt etwa 3,89 g und das des Asses auf zuletzt ca. 27,3 g brachte dann die Relation von 1 Denar = 16 Asse, bei der es auch blieb, als der As nach dem Semiuncialstandard endlich nur noch ein Gewicht von ca. 13,6 g aufwies und damit zur Kreditmünze geworden war (um 90 v. Chr.).
Goldserien wurden in der Zeit der römischen Republik dagegen nur in Ausnahmefällen geprägt. Eine erste mit dem Gewicht von 6, 4 und 3 Scrupel (1 scripulum = 1,13 g), mit den Bildern des Januskopfes und einer Eidszene, gehört wohl mit dem Quadrigatusstandard zusammen und ist vielleicht 216 v. Chr. anzusetzen. Eine zweite (Mars-Adler) mit den Wertzeichen LX, XXXX, XX (Asse) soll nach neuerer Forschung 211 v. Chr. entstanden sein. Eine Serie eigener Art bilden jene Goldstatere, welche in Griechenland für T. Quinctius Flamininus geprägt wurden; unter Sulla und Pompeius folgen dann weitere Goldserien, doch setzt die Emission des Aureus im Gewicht von über 8 g erst unter Caesar in größerem Umfang und in kontinuierlicher Weise ein. Aus diesen Ansätzen kommt es dann schließlich in augusteischer Zeit zu dem stabilen, alle drei Metallsorten umfassenden Geldsystem der frühen Kaiserzeit, das durch folgende Relationen charakterisiert wird:
1 Aureus = 25 Denare
1 Denar = 4 Sesterze
1 Sesterz = 2 Dupondien
1 Dupondius = 2 Asse
1 As = 4 Quadranten.
Die Münzbilder und -legenden der römischen Republik werden, wie gesagt, anfangs weithin durch griechische Prinzipien und Vorbilder bestimmt. In den Götterdarstellungen wie in den langen Reihen der Quadrigaten, Victoriaten und Dioskurenserien prägt Rom den Nachbarn in griechischem Stile charakteristische Bilder seiner Hoheit ein. Demonstrativ tritt der römische Staat gerade in den Krisen seiner Expansionsphase als geschlossene Einheit auf. Erst seit dem Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. geht die Stadt von diesen stereotypen Geprägen ab. Die für die Prägung verantwortlichen Münzmeister nehmen sich größere Freiheit in der Gestaltung und damit beherrscht schließlich der starke 'Wille der römischen Aristokratie, die Leistungen der Vorfahren zu rühmen, um auch die eigene Stellung zu festigen, das römische Münzbild. Zunächst erfolgt dies durch symbolischen Hinweis, zuletzt durch die ganz eindeutige Zurschaustellung der Tradition des eigenen Geschlechts. Ähnlich entwickelt sich die Differenzierung der Legende. Auch hier werden die Sigel und Namen der Beamten schließlich von Bilderklärungen und Hinweisen auf die Taten der Vorfahren abgelöst.
Wenn so, insbesondere in der Zeit zwischen Marius und Caesar, der Ruhm der facta maiorum und die Hervorhebung der einzelnen gentes zum Hauptthema der römischen Münzprägung wird, so erklärt sich diese Tatsache nicht zuletzt dadurch, daß die Angehörigen der senatorischen Familien als erste Stufe ihrer Ämterlaufbahn auch das Amt eines III-vir monetalis (III vir AAAFF = aere, argento, auro flando, feriundo) bekleiden konnten, das Amt eines Mitglieds der in der Regel für die Münzprägung verantwortlichen Dreimännerkommission.
Szenen, die im Zusammenhang mit der legendären Tradition der römischen Adelsgeschlechter standen (zum Beispiel die Darstellung des Hirten Faustulus, der Romulus und Remus fand, durch Sextus Pornpeius Fostulus, Bauten (wie die Aqua Marcia, die Basilica Aemilia und andere mehr), Bilder der Vorfahren (zum Beispiel des Marcellus, Scipio Africanus, Sulla), Bildszenen, die an deren militärische oder politische Leistungen erinnern (zum Beispiel die Abbildung von Elefanten zur Erinnerung an den Sieg des L. Caecilius Metellus 251 v. Chr. vor Panormus, als karthagische Elefanten erbeutet und nach Rom geschafft wurden), werden deshalb auf den Münzbildern dargestellt oder die Taten werden durch Hinweise der Legende in Erinnerung gerufen. In dem in der späten Republik alljährlichen Wechsel der Typen erringt die republikanische Prägung so in Bildersprache und Legendenformulierung eine stark differenzierte Ausdrucksmöglichkeit, die in diesem Bereich mit Ciceros Leistung für die Sprache der lateinischen Literatur zu vergleichen ist, und die zugleich die Voraussetzungen für die vielfältigen Aussagen der römischen Reichsprägung der Kaiserzeit schuf.
Auszug aus Karl Christ
um 510 v.Chr.
Vertrag zwischen der römischen Republik und Karthago
1. Römischer Staatsvertrag
Rom erkennt das karthagische Handelsmonopol im westlichen Mittelmeer an und erwirken dadurch im Gegenzug, dass keine römischen Bundesgenossen durch Karthago geschädigt werden.
498 v.Chr.
Beginn 1. Latinerkrieg
Als Latinerkriege waren die Kriege Roms gegen die benachbarten latinischen Städte.
Der 1. Latinerkrieg begann 498 v.Chr. und endete 493 v.Chr..
Der 2. Latinerkrieg gegann 340 v.Chr. und endete 338 v.Chr..
493 v.Chr.
Ende 1. Latinerkrieg
Am Ende des Latinerkriegs stand die Anerkennung der Autonomie der Latinerstädte durch Rom. Im Falle eines Krieges hatte Rom den Oberbefehl.
443 v.Chr.
Einführung Amt des Zensors
Entwicklung der Zensur
Die Zensur wurde am Anfang des 5. Jahrhunderts v.Chr. (nach Livius im Jahr 443 v.Chr.) geschaffen. Zuvor waren die Aufgaben der Zensoren von den Konsuln wahrgenommen worden. Anders als das Konsulat war die Zensur kein jährlich vergebenes Amt. Ursprünglich wurden die Zensoren in unregelmäßigen Abständen gewählt. Später bestimmte man alle fünf Jahre zwei Zensoren, die ihre Aufgaben binnen 18 Monaten zu erledigen hatten. Die Wahl erfolgte in den Zenturiatkomitien.
Lucius Cornelius Sulla und Gaius Iulius Caesar schafften die Zensur zeitweilig ab. In der Kaiserzeit gingen die früheren Aufgaben der Zensoren allmählich auf den Kaiser und auf andere Amtsträger über. Im Lauf des 2. Jahrhunderts wurde die Wahl von Zensoren unüblich. Das Amt verschwand damit früher als andere republikanische Ämter.
Befugnisse der Zensoren
Die wichtigste Aufgabe der Zensoren (und diejenige, von der das Amt seinen Namen hat) war der so genannte census, die Zählung der Bürger und die Feststellung ihres Vermögens. Im Zusammenhang mit dieser Zählung und Vermögensschätzung steht die Befugnis der Zensoren zur Zuweisung der Bürger zu Wählerklassen und tribus. Da die Zugehörigkeit zu diesen Untergliederungen der Bürgerschaft über das Gewicht entschied, das die Stimme des Einzelnen in der Volksversammlung hatte, war mit der Befugnis, die Zuweisung vorzunehmen, großer politischer Einfluss verbunden. Dies gilt erst recht für die gleichfalls den Zensoren obliegende Entscheidung über die Aufnahme in den Ritterstand (recensio equitum) und in den Senat (lectio senatus).
Aus diesen Befugnissen erklärt sich, wie die Zensoren die Sittenaufsicht (regimen morum) führen konnten. Sie konnten bei moralischen Verfehlungen den Stand des Bürgers mindern, indem sie ihn in eine weniger einflussreiche Wählerklasse oder tribus versetzten oder aus dem Ritter- oder Senatorenstand ausschlossen. In minder schweren Fällen beließen sie es bei einer Ermahnung oder einem förmlichen Tadel (nota censoria), der allerdings in der Bürgerliste vermerkt wurde.
Ebenfalls im Zusammenhang mit der Aufgabe der Volkszählung und Vermögensschätzung stehen weitere wirtschaftliche Aufgaben der Zensoren. Sie konnten staatliche Einnahmequellen wie Steuern und Schürfrechte verpachten und staatliche Aufträge z.B. zur Erhaltung öffentlicher Gebäude an Unternehmer vergeben. In beiden Fällen war die Laufzeit der Pacht bzw. des Auftrages die Fünfjahresperiode bis zur nächsten Einsetzung von Zensoren.
Am Ende ihrer Amtszeit vollzogen die Zensoren ein großes Reinigungsopfer, das ebenso wie die genannte Fünfjahresperiode als lustrum bezeichnet wurde.
Berühmte Amtsträger
Die Zensoren waren sehr einflussreich und genossen hohes Ansehen. Das Amt gehörte - schon wegen der langen Zeiträume zwischen den Wahlen - nicht zu denen, die im Rahmen des cursus honorum regelmäßig durchlaufen wurden. Nur ehemalige Konsuln kamen als Zensoren in Betracht. Besonders berühmte Zensoren waren:
  • Appius Claudius Caecus, Censor 312 v.Chr., Erbauer der Via Appia.
  • Marcus Porcius Cato, genannt Censorius oder Cato maior (der ältere Cato), 234 v.Chr. - 149 v.Chr., Zensor 184 v.Chr., Verteidiger altrömischer Tugenden und Verfasser vieler Schriften, darunter ein Buch De agri cultura (Über die Landwirtschaft).

  • Heutige Bedeutung der Wörter "Zensur" und "Zensor"
    Ausgehend vom regimen morum der Zensoren nahm das lateinische Wort censura allgemein die Bedeutung Sittenaufsicht an. Später wurde es insbesondere für die Kontrolle von Publikationen durch kirchliche oder staatliche Stellen gebraucht. Daher erklärt sich die heutige Bedeutung des Wortes Zensur. Als Zensor wird folgerichtig der bezeichnet, der eine Publikation zensiert.
387 v.Chr.
Niederlage Roms bei Allia gegen die Kelten
Gallierkatastrophe
Nach vernichtener Niederlage der Römer durch die Kelten unter ihrem Herzog (= Brennus) in der Schlacht  von Allia am 18. Juli 387 v.Chr. wurde Rom eingenommen und niedergebrannt. Erst nach Zahlung eines  Lösegelds beendeten die Kelten die Belagerung des Kapitols und zogen ab (vae victis!).
Infolge ereigneten sich Angriffe der umwohnenden Stämme und Rom verlor die Macht in Latium.
341 v.Chr.
Ende 1. Samnitenkrieg
340 v.Chr.
Beginn 2. Latinerkrieg
341 v.Chr. nachdem Ende des 1. Samnitenkrieges schlossen Römer und Samniten ein formelles Bündnis und definierten ihre gegenseitigen Interessenssphären (Sidiciner zur samnitischen, Capua zur römischen).
Die latinischen Städte befürchteten, dass Rom zukünftig im ursprünglich auf Gleichberechtigung angelegten Lateinischen Bund dominieren würde. Im Jahr 340 v.Chr. erhoben sie sich gegen Rom. Als Verbündete gewannen sie die Sidiciner und das griechische Kampanien. Nachdem die Latiner zu Beginn des Krieges nach Samnium vorgedrungen waren, kam es 339 v.Chr. am Vesuv zur ersten bedeutenden Schlacht des Krieges.
L. Papirius Crassus wird zum Diktator ernannt und konfisziert den Besitz der Latiner.
Sieg Roms in der Schlacht bei Veseris und bei Sinuessa über die Latiner
339 v.Chr.
Sieg Roms in der Schlacht am Vesuv über die Latiner
Die Schlacht am Vesuv wird in das Jahr 339 v.Chr. datiert. Diese wurde während des 2. Latinerkrieges zwischen Rom und den Latinern ausgetragen.
Auf römischer Seite hatten die Konsuln Decius Mus und Titus Manlius Imperiosus den Oberbefehl. Die Berichte zur Schlacht sind legendär überwuchert. Manlius soll, zur Stärkung der Truppendisziplin, seinen eigenen gegen ihn rebellierenden Sohn getötet haben. Decius Mus soll sich gar, wie die späteren Träger dieses Namens ebenfalls, den Göttern geopfert haben, um den Sieg zu gewährleisten. Sicher ist nur, dass die Römer die offenbar zunächst fast verloren geglaubte Schlacht tatsächlich für sich entscheiden konnten. Ein Jahr später wurden dann die Latiner durch den römischen Sieg bei Trifanum und die Einnahme Antiums endgültig niedergerungen.
Als Schlacht am Vesuv wird mitunter auch die Schlacht am Mons Lactarius bezeichnet, in der die Ostgoten durch Ostrom besiegt wurden, da sich auch dieser Schlachtort unweit des Vesuvs befand.
338 v.Chr.
Ende 2. Latinerkrieg
Die Römer besiegen die Latiner, Volsker und Aurunker in der Schlacht von Trifanum. Der römische Feldherr Furius siegt über Pedum und Tribur, während Manlius über Antium, Lavinium und Velitrae siegt. Entscheidend wird der Sieg über die Volsker in einer Seeschlacht vor der latinischen Küste. Die Schiffsschnäbel der sechs erbeuteten Schiffe stellen die Römer auf der Rednertribüne (Rostra) auf dem Forum Romanum aus. Die Römer gehen als Sieger aus dem Latinerkrieg hervor und unterwerfen den Latinischen Städtebund. Aricia, Lanuvium, Nomentum, Pedum und Rusculum erhalten das Bürgerrecht, Capua, Cumae, Formiae, Fundi und Suessula die zivilrechtliche Gleichstellung mit Rom.
Rom ging als Sieger aus diesem Krieg hervor und unterwarf die Latiner. Es dehnte sein Einflussgebiet dabei auf über 6.000 km² aus, wobei nicht alle eroberten Städte das römische Bürgerrecht erhielten.
Das in diesem Krieg eroberte Gebiet wurde zum Kern der Provinz Latium und somit des Römischen Reiches.
301 v.Chr.
Konsuln
M. Valerius Maximus Corvus dictator
300 v.Chr.
Konsuln
M. Valerius Corvus V
Q. Appuleius Pansa
schweres Kupfergeld wird in Umlauf gesetzt
280 v.Chr.
1. Schlacht zwischen Rom und König Phyrros von Epiros bei Heraclea am Siris
270 v.Chr.
Konsuln
C. Genucius Clepsina II
Cn. Cornelius Blasio
269 v.Chr.
Konsuln
Q. Ogulnius Gallus
C. Fabius Pictor
Erste Prägung von Silbermünzen in Rom
Plinius (XXXIII, 13): "Argentum signatum est anno urbis CCCCLXXXV. Q.  Ogulnio, C. Fabio Coss. quinque annis ante primum bellum Punicum"
Quelle: Gewichte, Münzfüße und Masse, August Böckh.
264 - 133 v.Chr.
Aufstieg Roms zur Weltherrschaft
(nach Jan Brunner aus "Römische Geschichte I - Die Republik")
6 Der Aufstieg zur Weltherrschaft (264-133 v.Chr.)
Anders als z.B. Alexander der Große strebte Rom eine Weltmachtstellung nicht an. Die Verwicklungen in Kriege und die Erweiterung des eigenen Einflußbereiches ergaben sich einerseits aus dem römischen Sicherheitsbedürfnis, andererseits aus Verpflichtungen gegenüber Bundesgenossen.
In der Zeit zwischen 264 und 133 v.Chr. stieg Rom von einer mittleren Macht zur beherrschenden Weltmacht auf. Zunächst versuchte Rom, auch die entfernten Gebiete über Bündnisverträge zu kontrollieren, gab diese Strategie nach mehreren Kriegen schließlich auf und richtete Provinzen ein, die ein Promagistrat (Prokonsul oder Proprätor) im Anschluß an seine Amtszeit als regulärer Magistrat verwaltete. Diese römischen Statthalter hatten keinen Kollegen neben sich und verfügten zur Kontrolle der Provinzen über militärische Machtmittel.
6.1 Rom im Westen - Punische Kriege
Noch während der Konsolidierungsphase trat Rom mit dem 1. Punischen Krieg (264 - 241) in die Weltpolitik ein. Noch im Pyrrhoskrieg waren Rom und Karthago Verbündete gewesen. Die oskische Stadt Messana auf Sizilien rief Karthago 270 zur Hilfe gegen Syrakus unter König Hieron. Karthago legte eine Besatzung nach Messana, die sich aber 265 gegen den Willen Karthagos zurückzieht. Der Kommandant der Besatzung wird hingerichtet und Messana von Karthago und Hieron belagert. Die Stadt bat Rom um Unterstützung, ein konsularisches Heer zog 264 nach Sizilien und erklärte Karthgao und Syrakus den Krieg. 263 wurde ein Separatfrieden mit Hieron geschlossen. Rom baute eine Flotte und konnte sich nach mehreren Seesiegen die Überfahrt nach Afrika sichern. 255 wurde das römische Heer in Afrika geschlagen, bei der Rückfahrt wurde die römische Flotte bei 254 durch einen Sturm vernichtet. Nach dem Verlust einer zweiten Flotte durch Sturm und Kämpfe gab Rom den Seekrieg zunächst auf, konnte aber 241 den Krieg mit einer privat finanzierten Flotte für sich entscheiden. Sizilien wurde römisch und Roms Großmachtrolle wurde weiter gefestigt. Karthago mußte nach dem Krieg gewaltige Reparationen (insegesamt 3200 Talente) zahlen. Die Stadt war ein eigentlich unkriegerisches Seehandelsimperium (814 von der phönikischen Stadt Tyros als Kolonie gegründet), das nur für Kriege ein Söldnerheer anwarb. Politisch bestand ein krasser Gegensatz zwischen den herrschenden Kaufleuten und den Feldherren, die durch die Söldner eine gewisse Macht hatten. Diese mußten sich scharf kontrollieren lassen. Nach der Niederlage gegen Rom kam es wegen fehlender Soldzahlungen zu Meutereien, die Karthago an den Rand des Untergangs brachten. Rom nutzte die Situation 237 zu einer Erpressung: Karthago mußte auch Sardinien ud Korsika abtreten. 227 wurden Sizilien, Sardinien und Korsika zu römischen Provinzen. Um die politischen Aufgaben des gewachsenen Gebietes zu bewältigen, richtete Rom weitere Beamtenstellen ein: 4 Flottenbevollmächtigte und 3 zusätzliche Prätoren.
Rom gönnte sich keine Pause und engagierte sich vielfältig: im 1. Illyrischen Krieg (229) zerschlug es den Seeräuberstaat Illyrien und erlangte dadurch die Schutzherrschaft über die griechischen Städte in Dalmatien, der 2. Illyrische Krieg (219) gegen den von Rom eingesetzten Dynasten Demetrios (er war ein Bündnis mit Makedonien eingegangen) war eher eine Polizeiaktion. Bis 218 wurde auch Oberitalien unterworfen: eine keltische Allianz wurde im 1. Keltenkrieg (225 - 222) von den Römern geschlagen.
Der 2. Punische Krieg (218 - 201) entzündete sich an zwei Herausforderungen Hannibals, des karthagischen Statthalters in Spanien. Sein Vater, Hamilkar Barkas (Geschlecht der Barkiden), und sein Schwager, Hasdrubal, hatten die Herrschaft Karthagos in Spanien bedeutend gefestigt, als Hasdrubal 221 umgebracht wurde. Hannibal machte sich an die Erweiterung des karthagischen Gebiets, belagerte 219 einen römischen Verbündeten, die iberische Stadt Sagunt, und überschritt unerlaubt den Ebro, um die gesamte iberische Halbinsel zu besetzen. Statt sich in Spanien angreifen zu lassen, überquerte Hannibal die Alpen und ging zum Angriff über. Bei Trebia (218), am Trasimenischen See (217) und schließlich bei Cannae (216) schlug er die zahlenmäßig überlegenen römischen Heere. Den Zeitgenossen wurde klar, daß Hannibal in der Schlacht unüberwindlich war.
Sein Ziel war es, die römischen Bundesgenossen auf seine Seite zu bringen, um Rom zu isolieren. Allerdings hatte er die feste Bindung Italiens an Rom unterschätzt. Obwohl einige wichtige Städte überliefen (Syrakus, Capua) blieb eine Massenreaktion aus. Hannibals Bündnis mit Philipp V. von Makedonien brachte ihm keinen Vorteil: die überlegene römische Flotte konnte das makedonische Heer von Italien fernhalten und den 1. Makedonischen Krieg (212 - 205) gegen Philipp und den Achäischen Bund auf Griechenland beschränken.
Nach Cannae blieb Rom nur die Möglichkeit einer Ermattungsstrategie, mit der sich gleichzeitig politisch die konservativen Gegner des Volkstribunen Gaius Flaminius unter Quintus Fabius Maximus durchsetzten. 211 wurde Publius Cornelius Scipio (Beiname Africanus) als Nachfolger seines Vaters und seines Onkels Kommandant in Spanien, wo er die karthagischen Truppen rasch vernichtete. 205 wählte man ihn zum Konsul. Er setzte nach Afrika über und besiegte den rückkehrenden Hannibal schließlich 202 bei Zama. Der Friedensvertrag von 201 verbot Karthago jede Kriegsfürhung ohne römische Zustimmung. Außerdem förderte Rom den numidischen König Masinissa als Gegengewicht. Nach dem Krieg machte sich Rom an die Befriedung Spaniens, die Bestrafung untreuer Bundesgenossen und das „Aufräumen“ in Italien. Die Nobilitätsherrschaft konnte sich weiter konsolidieren, weil die Politik ihrer Gegner bei Cannae versagt, ihre eigene dagegen zum Erfolg geführt hatte.
Die politischen und militärischen Leistungen Roms in den Konflikten im Osten und in Spanien blieben weit unter Roms Möglichkeiten (die Befriedung Spaniens dauerte von 153 bis 133 wurde erst von Scipio Aemilianus, dem Enkel des Africanus, beendet) und schürten bei den Gegnern die Hoffnung, Rom doch noch zu besiegen, bei den Römern ein Gefühl der Unsicherheit, das schließlich zu einer destruktiven Außenpolitik und zu blinder Vernichtung führte: nachdem Karthago sich ohne Zustimmung Roms in einen Krieg mit dem numidischen König Masinissa hatte verwickeln lassen, erklärte Rom ihm den Krieg. Dieser 3. Punische Krieg (149 - 146) wurde ebenfalls von Scipio Aemilianus geleitet und endete mit der völligen Zerstörung Karthagos, sein Staatsgebiet wurde zur Provinz Africa.
6.2 Rom und der hellenistische Osten
Im hellenistischen Osten hatte sich Rom (mit Ausnahme der illyrischen Kriege und des kurzen 1. Makedonischen Krieges) bisher nicht engagiert. Dort gab es die Diadochenreiche, die sich in den 50 Jahren nach Alexanders Tod etabliert hatten: neben dem Staat der Ptolemäer in Ägypten das Seleukidenreich mit dem Mittelpunkt Nordsysrien und den makedonischen Staat. Während Makedonien und der ptolemäische Staat relativ einheitlich waren, mußten die Seleukiden ständig gegen den Zerfall kämpfen. Seit 221 herrschte im Ptolemäerreich der schwache Ptolemaios IV. Philopator, in Makedonien und im Seleukidenreich die tatkräftigen Könige Philipp V. und Antiochos III. (seit 223).
Nach einem Hilferuf von Rhodos und Pergamon (201) wegen makedonischer Annexionen begann der 2. Makedonische Krieg (200 - 197) gegen Philipp V. Dem Konsul Titus Quinctius Flamininus gelang es, ab 198 eine antimakedonische Bewegung innerhalb des Achäischen Bundes (Philipps Verbündeter) zu schaffen und den Krieg zu beenden, bevor Antiochos eingriff. Nach dem Friedensschluß wurde Makedonien zur Mittelmacht deklassiert. Rom zog sich 194 aus Griechenland zurück.
Das Seleukidenreich hatte im Laufe des 3. Jahrhunderts erhebliche Verluste hinnehmen müssen, im Osten hatten sich das gräko-baktrische Reich und das Partherreich gebildet. Antiochos III. (der Große), Herrscher des Seleukidenreiches, gewann bis 205 die östlichen Strapien zurück und annektierte ab 196 die nach der makedonischen Niederlage befreiten Städte in Kleinasien. Es gelang ihm auch kurzzeitig, den politischen und territorialen Verlust wettzumachen. Er wollte ein neues seleukidisches Großreich schaffen und glaubte, Rom werde dies zulassen. In Wirklichkeit lief genau dieser Plan den römischen Interessen, die ein Gleichgewicht mehrerer mittlerer Staaten unter römischer Hegemonie wünschten, entgegen. 191 brach der Krieg gegen Antiochos (191 - 188) aus, auf dessen Seite auch der Ätolische Bund kämpfte. 189 siegte Rom vernichtend bei Magnesia. Der Friede von Apameia (188) beendete auch den Großmachtstatus des Seleukidenreiches im westlichen Teil. Die Attaliden in Pergamon wurden zur Vormacht in Kleinasien. Makedonien, das diesmal auf römischer Seite gekämpft hatte, erhielt einige Gebiete zurück.
Rom wollte eine eigene Präsenz in Griechenland vermeiden, scheiterte aber mit dieser Politik: Perseus von Makedonien (seit 179) schlug einen antirömischen Kurs ein und zog andere romfeindliche Staaten auf seine Seite, was schließlich zum 3. Makedonischen Krieg (171 - 168) führte. Bei Pydna (168) wurde Perseus besiegt, danach erkannte die römische Regierung die Notwendigkeit einer stärkeren Kontrolle: die Romfeinde wurden nach Italien deportiert (ca. 2000 Männer, darunter auch der Historiker Polybios) und die griechischen Staaten weiter geschwächt. Mißtrauen war von nun an die römische Grundhaltung. Die griechische Stadt Korinth wurde nach einem Aufstand des Achäischen Bundes und Makedoniens 148 gegen Rom zerstört und Makedonien zur römischen Provinz. Durch Erbschaft erhielt Rom 133 Pergamon und machte daraus die Provinz Asia. Damit hatte es endlich seine verfehlte Politik der lockeren Oberhoheit im Osten aufgegeben.
Durch den engen Kontakt mit dem Osten entstand eine römisch-griechische kulturelle Symbiose, die allerdings teilweise auf schroffe Ablehnung (Cato) in Rom stieß. Ihr bedeutendster Vertreter war der nach Rom deportierte griechische Historiker Polybios (198-177), der auch zu dem griechisch-römischen Scipionenkreis um Scipio Aemilianus gehörte. Er schrieb ein gewaltiges Geschichtswerk über Rom und verkörperte als römischer Botschafter in seiner Heimat die Verbindung von römischem Westen und hellenistischem Osten.
7 Die römische Innenpolitik bis zu den Gracchen
Nach dem Ende der Ständekämpfe konnte sich eine neue plebejisch-patrizische Führungsschicht, die Nobilität, etablieren. Sie schloß sich, wie früher die Patrizier, zunehmend gegen neue Mitglieder ab. 232 setzte der Volkstribun Gaius Flaminius im politischen Kampf kurzzeitig eine Ausweitung der herrschenden Klasse durch, so daß von nun an (bis etwa 216) häufiger ein außenstehender homo novus zum Konsulat gelangte.
Seit dem 2. Punischen Krieg waren gewaltige Summen nach Rom geflossen und hatten die wohlhabenden Schichten erheblich verbreitert. Die neureichen „Kapitalisten“ gelangten nach der timokratischen Zenturienordnung in die höchsten Zenturien (Ritterzenturien) und damit zunächst zu großem politischen Einfluß. Um einen unkontrollierten Zugang der Ritter zur Führungsschicht zu verhindern, verband eine Reform der Zenturiatskomitien 218 die Tribus- mit der Zenturienordnung und stärkte das ländliche Element gegenüber dem stadtrömischen Kapital. Die Korrelation von Zensus und politisch-sozialer Rangordnung wurde aufgehoben. Im selben Jahr verbot die lex Claudia des Tribunen Quintus Claudius den Senatsmitgliedern den Handel als selbständigen Erwerbszweig und schrieb dadurch die Position der Nobilität als Agrarierschicht fest. Mit diesen Maßnahmen grenzte man die reichen, aber politisch nun bedeutungslosen Ritter von den Mitgliedern der römischen Führungsschicht ab und schuf einen neuen Stand, den sog. Ritterstand. Um 129 wurde diese Abgrenzung weiter formalisiert, indem der Eintritt in den Senat an den Austritt aus dem Ritterstand geknüpft wurde.
Trotz dieser Konflikte um seine Zusammensetzung regierte der Senatsadel bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts im Schatten der erfolgreichen Außenpolitik unangefochten: seine Macht war durch das Klientelsystem und die Tradition gesichert, die Konsulate gingen an die Angehörigen weniger Familien. Wichtigstes Prinzip war die Gleichheit innerhalb des Adels, die Erhebung einzelner Aristokraten über die anderen wurde sofort energisch bekämpft: der ältere Cato erreichte den Rückzug des Scipio Africanus aus der Politik, weil ihm dessen Popolarität gefährlich schien.
Aber es zeigten sich bereits erste Anzeichen einer beginnenden Desintegration der Nobilität, hauptsächlich wegen der unkontrollierte Macht der Promagistrate in den Provinzen und der zunehmenden Einflüsse des Ostens (stärkere Betonung des Individuums, luxuriöse Lebensformen) auf die traditionelle römische Gesellschaft. Ehrgeiz und Gewinnstreben der Adeligen, bisher durch einen strikten Verhaltenskodex verhindert, wurden immer ausgeprägter. Der Senat versuchte, diese Tendenzen durch Gesetze gegen den Luxus (leges sumptuariae) und den Ämterehrgeiz abzuschwächen: der cursus honorum wurde reformiert, um einen zu raschen Aufstieg zu verhindern: bis 27 mußten junge Adelige im Heer dienen, ab 37 konnten sie Ädil, ab 40 Prätor und ab 43 Konsul werden. Zwei Jahre Abstand zwischen verschiedenen Ämtern und zehn Jahre zwischen zwei Konsulaten (später wurde die mehrmalige Bekleidung sogar ganz verboten) waren vorgeschrieben.
Aber diese Maßnahmen konnten eine weitere Auflösung nicht verhindern. Nach der Beseitigung der letzten Widerstände gegen die römische Vorherrschaft (Spanien, Karthago, Korinth, Numantia) trat die Zerrüttung des politischen Systems zutage. Die Außenpolitik wurde vom integrativen Element zu einem Arsenal von innenpolitischen Machtmitteln.
Neben diesen inneren Problemen der Führung wurde auch das Verhältnis Rom - Italien durch die ständige Benachteiligung der Bundesgenossen schwierig: obwohl die Italiker die gleichen Pflichten hatten, wurden sie auf vielen Gebieten (Beutezuteilung, Bürgerrechte) schlechter behandelt. Hinzu kam die soziale Krise - die in Italien selbst die Form einer Agrarkrise hatte - durch die Zusammenballung des Kapitals der gesamten römischen Welt in den Händen weniger römischer Geschäftsleute und Statthalter. Die anhaltenden Kriege hatten das kleine und mittlere Bauerntum sehr geschwächt, viele Höfe wurden an Angehörige der Aristokratie verkauft, die nach der lex Claudia gezwungen waren, ihre gesamten Kapitalien in Grundbesitz anzulegen. Auch das Staatsland (ager publicus) geriet nach dem Hannibalischen Krieg zum größten Teil in die Hände der großen Grundbesitzer, die noch über ausreichende Betriebsmittel verfügten. Die entstehenden großen Landgüter ließ man durch Sklaven (seltener) oder Lohnarbeiter bewirtschaften. Weite Teile der Landbevölkerung zogen nach Rom und bildeten dort das städtische Proletariat oder sanken zum Lohnarbeiter ab. Die Behandlung der Sklaven wurde durch das Überangebot an Arbeitskräften und den Preisverfall immer schlechter, auf Sizilien brach deshalb 136 der 1. Sizilische Sklavenkrieg aus, der 132 mit Militärgewalt niedergeschlagen wurde. Für die römische Führung schien das Problem der Proletarisierung am drängendsten, weil die militärische Macht Roms auf dem Milizheer aus selbständigen Bauern beruhte. Der von konservativer Seite getragene Ansatz einer gerechteren Verteilung zumindest des Staatslandes wurde 140 von den senatorischen Großgrundbesitzern im Keim erstickt.
264 v.Chr.
Beginn 1. Punischer Krieg
262 v.Chr.
Bau der römischen Kriegsflotte
260 v.Chr.
Seesieg des C. Duilius bei Mylae
256 v.Chr.
M. Atilius Regulus in Africa
241 v.Chr.
Seesieg des C. Lutatius Catulus bei den Aegatischen Inseln
Ende 1. Punischer Krieg
238 v.Chr.
nach Sizilien werden auch Sardinien und Korsika römisch
226 v.Chr.
Ebro-Vertrag zwischen Rom und Karthago
219 v.Chr.
der karthagische Feldherr Hannibal erobert die Stadt Sagunt
218 v.Chr.
Beginn 2. Punischer Krieg
Hannibal überquert die Alpen
217 v.Chr.
Sieg Hannibals am Trasimenischen See
216 v.Chr.
römische Niederlage bei Cannae
215 v.Chr.
Bündnis Hannibals mit Makedonien und Syrakus
Beginn 1. Makedonischer Krieg
Nachdem Rom 217 v.Chr. während des 2. Punischen Krieges schwere Niederlagen gegen Hannibal erlitten hatte, sah Philipp V. von Makedonien eine günstige Gelegenheit gekommen, sich der unter römischem Patronat stehenden Küstenstädte Illyriens zu bemächtigen. Philipp V. beendete deshalb den Bundesgenossenkrieg gegen die Aitoler und wandte sich dem Norden seines Reiches zu. Zunächst ging Philipp V. gegen den Ilyrerfürsten Skerdilaidas vor, welcher im Bundesgenossenkrieg gegen ihn gestanden hatte. Zudem ließ der Makedonenkönig eine Flotte vom Stapel, mit der er zwar die illyrischen Küstenstädte bedrohte, letztlich aber keine Konfrontation mit der maritimen Macht Rom wagte.
Als eigentlicher Beginn des Ersten Makedonisch-Römischen Krieges gilt das Jahr 215 v.Chr., in dem Philipp einen Vertrag mit Hannibal abschloss, in dem beide ihr Vorgehen gegen Rom zu koordinieren beabsichtigten. Tatsächlich ist es nie zu einer gemeinsamen Aktion zwischen Makedonien und Karthago gekommen. Philipp V. konnte sich aber immerhin 213 v.Chr. der illyrischen Stadt Lissos bemächtigen und damit einen festen Platz an der Adriaküste erringen. Zudem wurde er in Kämpfe auf der Peloponnes verwickelt, in denen sich die mit ihm verbündeten Achaier sowie Sparta, Elis und Messene gegenüber standen. Erfolge Philipps V. in Thrakien beunruhigten König Attalos I. von Pergamon. Die bisher äußerst passiven Römer schlossen schließlich 212 v.Chr. einen Vertrag mit Philipps V. alten Feinden, den Aitoliern, dem sich die übrigen Gegner Phillips V. bald anschlossen.
Durch die Vereinigung der römischen und pergamenischen Flotte war das maritime Übergewicht der Koalition noch größer geworden, doch konnte sich Philipp V. zu Lande behaupten. Ein Einfall der Dardaner 209 v.Chr. brachte ihn in Bedrängnis, doch schaffte ihm eine Bündnis mit Bithynien den Gegner Attalos vom Hals. Nach Siegen gegen die Aitoler, schlossen diese 206 v.Chr. aufgrund der mangelhaften römischen Unterstützung einen Vorfrieden mit Philipp V. Im Jahr 205 v.Chr. wurde schließlich der allgemeine Friede von Phoinike geschlossen, in dem der jeweilige Status quo anerkannt wurde. Philipp V. behielt also seine hegemoniale Stellung in Griechenland und durfte zusätzlich Lissos behalten.
212 v.Chr.
M. Claudius Marcellus erobert Syrakus
211 v.Chr.
Hannibal vor Rom ("ante portas")
210 v.Chr.
P. Cornelius Scipio in Hispanien
209 v.Chr.
Eroberung der Stadt Tarentum durch Rom Los
209 v.Chr. wurde die Hafenstadt Tarent, die größte Griechenstadt in Italien, von Rom erobert. Das dazugehörige Territorium wurde annektiert. Die Einwohner wanderten in die Sklaverei und der Reichtum der alten Gemeinde wurde radikal geplündert.
206 v.Chr.
Ende 1. Makedonischer Krieg
202 v.Chr.
P. Cornelius Scipio siegt in Africa: Karthago ist besiegt
201 v.Chr.
Ende 2. Punischer Krieg
200 v.Chr.
Beginn 2. Makedonischer Krieg
Rom hatte die Parteinahme Philipps V. von Makedonien zu Gunsten Karthagos nicht vergessen und wartete auf eine Möglichkeit, sich zu rächen. Diese ergab sich, als 201 v.Chr. Pergamon und Rhodos ein Hilfegesuch an Rom richteten, da sie sich von Philipp bedroht sahen. Dieser hatte nämlich mit dem Seleukidenkönig Antiochos III. 202 v.Chr. einen „Raubvertrag“ geschlossen, in dem sie das Territorium der politisch geschwächten Ptolemaier unter sich aufteilten. Die Mittelmächte Pergamon und Rhodos befürchteten wohl zu Recht, dass sie sich angesichts dieser Gegner nicht ohne fremde Hilfe würden behaupten können.
Rom nahm die sich bietende Gelegenheit wahr und versicherte sich der Neutralität der griechischen Staaten. Der kraftzehrende Krieg gegen Karthago war gerade beendet worden, so dass nun auch militärische Mittel im ausreichenden Maß bereit standen. Die Römer stellten Philipp vor vollendete Tatsachen, als sie ihm ein nicht annehmbares Ultimatum vorlegten, welches ihm verbot, in Griechenland Krieg zu führen. Die Motive Roms für den 2. Makedonisch-Römischen Krieg dürften erstens darin gelegen haben, den schlechten Eindruck gegenüber den Griechen aus dem letzten Krieg wettzumachen, zweitens eine weiteren Machtgewinn Makedoniens zu unterbinden und drittens sich für Philipps Allianz mit Hannibal zu rächen.
Im Jahre 200 v.Chr. landeten die Römer in Griechenland und eröffneten damit den Krieg, konnten aber zunächst nur wenig Erfolge verzeichnen. Dies änderte sich aber, als 199 v.Chr. die Aitoler in den Krieg gegen Philipp eintraten und 198 v.Chr. auch die Achaier folgten. Diese waren bisher Philipps wichtigste Verbündete gewesen, konnten aber keinen weiteren Nutzen in der Allianz mehr erkennen und hatten es außerdem auf die zu Philipp gehörende Stadt Korinth abgesehen. Auch hatte ein Umschwung in der griechischen Öffentlichkeit zugunsten Roms daran seinen Anteil, was der Verdienst des römischen Feldherrn Titus Quinctius Flamininus war.
Die endgültige Entscheidung des Krieges fiel 197 v.Chr. in der Schlacht von Kynoskephalai, wo die makedonische Phalanx eine vernichtende Niederlage erlitt. Erst 196 v.Chr. kam es zu einem Friedensschluss, der die makedonische Hegemonie über Griechenland beendete: Philipp verlor die „drei Fesseln Griechenlands“ Demetrias, Eretria und Korinth sowie die Herrschaft über Thessalien. Zudem musste er 1000 Talente als Entschädigung zahlen, seine Flotte bis auf sechs Schiffe ausliefern und von nun an den Römern militärische Unterstützung leisten. Flamininus erklärte bei den Isthmischen Spielen im Jahre 196 v.Chr. die Freiheit der griechischen Staaten. Die letzte römische Legion zog 194 v.Chr. aus Griechenland ab.
197 v.Chr.
Sieg des T. Quinctius Flaminius bei Kynoskephalai
Ende 2. Makedonischer Krieg
192 v.Chr.
Beginn Krieg gegen Antiochos III. und die Ätoler Griechenlands
191 v.Chr.
Sieg des M'. Acilius Glabrio bei den Thermopylen
190 v.Chr.
Sieg des L. Cornelius Scipio bei Magnesia
188 v.Chr.
Friede von Apamaea mit König Antiochos III.
Ende Krieg gegen Antiochos III. und die Ätoler Griechenlands
183 v.Chr.
Tod des Hannibal und des P. Cornelius Scipio Africanus
180 v.Chr.
Konsuln
A. Postumius Albinus Luscus
C. Calpurnius Piso
Regelmässige Silberprägung von Denaren
171 v.Chr.
Beginn 3. Makedonischer Krieg
In Kleinasien hatte mittlerweile der Seleukide Antiochos III. seine Position erheblich ausbauen können. Gegen die Warnung des Flaminus setzte er 196 v.Chr. über den Hellespont und eroberte zahlreiche Städte in Thrakien. Schwer enttäuscht vom Frieden mit Makedonien waren die Aitoler, die sich große Gewinne erhofft hatten. Deshalb riefen sie 192 v.Chr. schließlich Antiochos III. dazu auf, Griechenland von Rom zu „befreien“. Antiochos III. führte den Krieg aber vor allem in der Anfangsphase sehr zaghaft, auch weil er den übertriebenen Versprechungen seiner aitolischen Verbündeten geglaubt hatte, dass ganz Griechenland hinter ihm stehen würde. Nach der Niederlage bei Magnesia musste Antiochos III. schließlich 188 v.Chr. im Frieden von Apameia hinnehmen, in dem er seinen gesamten Besitz in Kleinasien an die römischen Verbündeten Pergamon und Rhodos abzutreten hatte.
Philipp V. hatte Rom im Krieg gegen Antiochos III. unterstützt und es war ihm mittlerweile gelungen, seine Machtposition wieder vorsichtig auszubauen, ohne dabei die Römer zu verärgern. Nach seinem Tod im Jahr 179 v.Chr. folgte ihm sein Sohn Perseus auf dem makedonischen Thron nach. Dieser bemühte sich um gute Beziehungen zu Rom aber auch zu den griechischen Staaten. Bei diesen war mittlerweile nämlich Unmut in Bezug auf die Römer gewachsen. Letztere hatten zwar keine direkte Herrschaft in Griechenland errichtet, garantierten aber die Machtbalance und übten durch ihre Gesandten eine Rolle als Schiedsrichter aus. Aus diesem Missverhältnis von juristischer und faktischer Macht wuchsen zahlreiche Irritationen, sowohl bei Römern als auch bei Griechen. Als Alternative für letztere bot sich nun der betont zuvorkommend auftretende Perseus an.
Daraufhin brachte Eumenes II. von Pergamon die Römer dazu, 171 v.Chr. den Dritten Makedonisch- Römischen Krieg zu beginnen, in dem er die Position Perseus' gewaltig aufbauschte. Rom hatte mittlerweile genug von den wechselnden Stimmungen der hellenistischen Staaten und erklärte Perseus praktisch ohne Grund den Krieg. Zwar konnte der Makedonenkönig einige Anfangserfolge feiern, doch gelang schließlich unter Lucius Aemilius Paullus der endgültige Sieg über Perseus in der Schlacht von Pydna (22. Juni 168 v.Chr.). Die Römer vernichteten den makedonischen Staat, in dem sie diesen in vier Republiken aufteilten, während Perseus als Gefangener nach Rom gebracht wurde.
Die Hegemonie Roms gegenüber Griechenland nahm jetzt eine immer direktere Form an. Das mit Rom verbündete Rhodos hatte es gewagt, gegenüber Perseus zu vermitteln, so dass die Seemacht mit der Errichtung des Freihafens von Delos abstraft wurde. In Achaia kam es zu innenpolitischen Auseinandersetzungen, woraufhin 1000 prorömische Bürger als Geiseln nach Rom gebracht wurden (darunter der Historiker Polybios). Zwischen 151-148 v.Chr. erklärte sich ein gewisser Andriskos, der sich als Sohn des Perseus ausgab, zum König Gesamtmakedoniens. Nach seiner Niederlage schufen die Römer schließlich die Provinz Makedonien und gingen damit zur Ausübung einer direkten Herrschaft über. Mit der Niederlage Achaias gegen Rom im Jahr 146 v.Chr. endete praktisch die eigenständige Politik der griechischen Staaten.
168 v.Chr.
römischer Sieg über Makedonien bei Pydna
Ende 3. Makedonischer Krieg
150 v.Chr.
Beginn 3. Punischer Krieg Los
Zwischen dem Zweiten und Dritten Punischen Krieg war das Römische Reich mit der Eroberung der Hellenistischen Staaten im Osten und der Niederhaltung der Iberer im Westen beschäftigt, die zuvor als Verbündete wesentlich zum Erfolg der Römer im Zweiten Punischen Krieg beitrugen.

Kriegsausbruch
Um 190 v.Chr. konnte sich das karthagische Staatswesen durch das Aufblühen des Handels und innenpolitische Reformen Hannibals erholen. Karthago war es sogar möglich, die gesamte Kriegsschuld auf einmal zurückzuzahlen. Rom lehnte ab, Karthago sollte von Rom weiterhin abhängig bleiben. Seine Bündnispflicht gegen die Seleukiden erfüllte Karthago, es wurden sechs Schiffe der römischen Flotte beigesteuert. Karthago wurde besonders durch die ständig von Numidien ausgehende Gefahr negativ belastet. Meistens ergriff Rom bei Grenzstreitigkeiten zwischen Karthago und Numidien Partei zu Ungunsten von Karthago. Die expansive Politik Massinissas von Numidien spaltete die politische Schicht Karthagos in zwei Lager. Eines davon war eine Rom entschieden feindlich gesinnte Partei und das andere sah es für aussichtslos an, sich gegen die einzig verbliebene mediterrane Großmacht zu stellen.
Erneute Plünderungen Massinissas auf karthagischem Gebiet forcierten einen Gegenschlag von Karthago. Diese Verletzung des Friedens von 200 v.Chr. sah Rom als casus belli an. Dies bildete ein Wendepunkt in der Außenpolitik Roms. Jetzt mussten die Kolonien, anstatt Bündnispartner zu sein, Rom direkt unterstehen. 150 v.Chr. beschloss der römische Senat die Zerschlagung des karthagischen Reiches. Im Gegensatz zu den Scipionen war Cato der Ältere einer der hartnäckigsten Befürworter. Angeblich stammt von ihm der Satz: Ceterum censeo Carthaginem esse delendam („Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss“), mit dem er jede seiner Reden beendete.

Kriegsverlauf
Ein Jahr später bewegte sich die römische Kriegsflotte in Richtung Karthago. Die Karthager versuchten alles, um die militärische  Auseinandersetzung zu verhindern. Ausgenommen von der Herausgabe Karthagos wurden alle Forderungen der Römer akzeptiert. Im Jahr 149 v.Chr. begann die dreijährige Belagerung Karthagos. Diese endete 146 v.Chr. mit der sechstägigen Eroberung der Stadt unter Publius Cornelius Scipio Aemilianus. 10% der ca. 500.000 Einwohner ergaben sich und wurden in die Sklaverei geschickt. Das karthagische Gebiet wurde als römische Provinz Africa proconsularis einverleibt und spielte im Römischen Reich nur noch eine untergeordnete Rolle. Das aus dem 19. Jahrhundert stammende Gerücht, dass auf Karthagos Grund und Boden Salz ausgestreut wurde, um die Gegend unfruchtbar zu machen, ist durch keine antike Quelle belegt.
148 v.Chr.
Errichtung der Provinz Macedonia
146 v.Chr.
Achaeischer Krieg und Zerstörung Korinths
Zerstörung Karthagos durch P. Cornelius Scipio Aemilianus
Errichtung der Provinz Africa
Ende 3. Punischer Krieg
135 v.Chr.
1. Sklavenkrieg in Sizilien
133 - 30 v.Chr.
Römische Revolution
(nach Jan Brunner aus "Römische Geschichte I - Die Republik")
8 Die römische Revolution (133-30 v.Chr.)
8.1 Die Gracchen
Durch diese verschiedenen Belastungen des politischen Systems kam es schließlich zur Revolution, die mit der Errichtung des Augusteischen Prinzipates endete. Nach der gescheiterten Bodenreform von 140 kam eine progressive Gruppe innerhalb des Senats zum Zug: 133 wurde Tiberius Sempronius Gracchus, ein junges Mitglied der Nobilität, durch die Protektion einflußreicher Freunde Volkstribun. Er vertrat Reformideen in der sozialen Frage und legte ohne Zustimmung des Senats entsprechende Gesetze vor: ein Ackergesetz beschränkte die Okkuppation von Staatsland auf 500 Morgen und gab das übrige Land in Parzellen von 30 Morgen an Bauern als gebundenes Eigentum. Eine Ackerkommission aus drei Männern sollte diese Reform durchführen und etwaige Streitigkeiten regeln, der Senat war also auch in der Exekutive ausgeschaltet. Diese Vorhaben waren an sich noch nicht revolutionär und hätten sich unter Umständen auch durchsetzen können. Verantwortlich für den Mißerfolg war der wiederholte Bruch der Verfassung: einen interzedierenden Volkstribun ließ Gracchus durch eine Volksversammlung absetzen. Als er dann auch noch versuchte, zum zweiten Mal Volkstribun zu werden ermordeten ihn die Senatoren mit ihrem Anhang. Die politische Klasse teilte sich in konservative Optimaten, die die Senatspolitik vertraten, und progressive Popularen, die als Volkstribunen agierten. Die Einheit der Nobilität war zerbrochen und die Revolution hatte begonnen.
Obwohl die Optimaten gesiegt hatten, war ihre Position alles andere als günstig: die soziale Krise hatte sich weiter verschärft (vor allem im Osten kam es zu Sklavenaufständen) und die Stimmung der Bevölkerung war für den ermordeten Volkstribunen. Deshalb ließ der Senat die Agrarreform zunächst unangestastet, während die Anhänger des Tiberius verfolgt wurden. Die Ackerkommission arbeitete weiter, geriet allerdings mit zunehmendem Erfolg auch in Konflikt mit den italischen Bewohnern des römischen Staatslandes. Daraufhin entmachtete der Senat die Kommission. Eine Initiative des progressiven Konsuls von 125, Marcus Fluvius Flaccus, den Italikern das römische Bürgerrecht zu verleihen, um damit den Konflikt zwischen der Ackerkommission und den Bundesgenossen zu entschärfen, scheiterte am Veto seines Kollegen.
Gaius Gracchus, der jüngere Bruder des Tiberius und Mitglied der Ackerkommission seit 130, war umsichtiger und politisch erfahrener, als er 123 Volkstribun wurde. Zunächst beseitigte er die verfassungsrechtlichen Hindernisse, an denen sein Bruder gescheitert war (mehrfache Bekleidung des Tribunats, Absetzung eines Volkstribunen durch das Volk). Mit der Übertragung der Geschworenengerichte an die Ritter schuf er ein politisches Gegengewicht zur Nobilität und setzte die Ritter zu Richtern über die Provinzialverwaltung, die in den Händen der Senatoren lag. Senat und Ritterstand wurden endgültig zu politischen Gegnern. Ein Getreidegesetz (lex frumentaria) sollte für gleichbleibend günstiges Korn sorgen und den Rückhalt bei der stadtrömischen Plebs stärken.
Der Agrarreform verlieh er neuen Schwung, gab der Ackerkommission ihre alten Rechte zurück und vergrößerte die Zahl der zu verteilenden Parzellen. Er scheiterte schließlich am Widerstand des Volkes, das von seinem konservativen Gegenspieler Marcus Livius Drusus manipuliert wurde, gegen die von ihm propagierte außeritalische Kolonisation und das Bürgerrecht für Italiker: 121 wurde er nicht mehr zum Volkstribun gewählt, kurz darauf ließ er sich von einem Sklaven umbringen. In der folgenden Restauration wurde die Agrarreform endgültig liquidiert, die Getreidegesetzgebung und die Rittergerichte blieben dagegen erhalten, um die Eintracht wiederherzustellen.
8.2 Wiederaufnahme der Revolution
Unter dem Eindruck ständiger Niederlagen gegen eigentlich weit schwächere Gegner und wiederholter Sklavenaufstände kam mit Marius Gaius ein Mann zum Konsulat, der die nächste Phase der Revolution einläutete. Er hatte im Jughurtinischen Krieg (112 - 105) unter Quintus Caecilius Metellus gedient und konnte in Rom den Eindruck erwecken, er sei als Feldherr geeigneter. 107 wurde er als homo novus zum Konsul gewählt und besiegte Jughurta zwei Jahre später. Unter dem Eindruck des Erfolges wählte man ihn bis 100 mehrmals zum Konsul, der die Kimbern nach der vernichtenden Niederlage 105 bei Arausio bekämpfen sollte. Bei Aquae Sextiae (102) und Vercellae (101) besiegte er ein Heer der Kimbern und Teutonen.
Die Heeresreform des Marius - er rekrutierte die Soldaten hauptsächlich aus dem Proletariat - schuf das Problem der Veteranenversorgung, das für die spätere Zeit innenpolitisch bestimmend sein sollte. Der traditionelle Bürgersoldat wandelte sich zu einem neuen Typus, der keine zivile Existenz hatte. Auch die enge Bindung von militärischen Führern und Soldaten, die das Heer zu einem machtpolitischen Instrument machte, hatte hier ihren Ursprung.
Marius’ politisches Talent fiel gegen sein militärisches stark ab, er brauchte daher geschickte Freunde. Sein Widerwille gegen die herrschende Nobilität machte ihn zum Verbündeten des popularen Volkstribunen von 103, Lucius Appuleius Saturninus, eines fähigen Agitators. Appuleius versuchte, Marius’ politische Ziele (Versorgung der Veteranen) durchzusetzen, indem er sich auf dessen Popularität stützte. In seinem zweiten Tribunat (100) scheiterte er - wie Gaius Gracchus - an der außeritalischen Kolonisation und der Gleichberechtigung der Italiker. Marius war zu unbeweglich, um seinen Freunden zu helfen, so daß es der Nobilität erneut gelang, die Revolution aufzuhalten und ihre Köpfe zu ermorden. Marius selbst wurde politisch kaltgestellt.
Durch die erneute Konsolidierung verhärtete sich auch der Konflikt Ritter - Senatsadel. Die Ritter waren schon durch den Angriff auf die Gracchischen Rittergerichte (106) durch den Konsul Quintus Servilius Caepio verstimmt. Das Konsulat von Quintus Mucius Scaevola und Lucius Licinius Crassus (95), beide erklärte Gegner eines politischen Ritterstandes, verschärfte die Spannungen. Demonstrativ wurde daher ein Gegner des Caepio freigesprochen. 92 wurde sogar der Legat des Scaevola wegen angeblicher Erpressung vor Gericht gezogen. Die Politisierung der Justiz wurde gefährlich.
Marcus Livius Drusus, der Sohn des konservativen Gegenspielers von Gaius Gracchus, vertrat als Volkstribun 91 eine optimatische Politik mit popularem Anstrich: der Widerstreit zwischen Senat und Rittern sollte durch die Aufnahme von 300 Rittern in den Senat und die Abschaffung der reinen Rittergerichte erreicht werden. Die Ritter waren mit diesen Maßnahmen, die nur zur Aufsaugung der nobilitierten Ritter geführt hätten, keineswegs einverstanden. Dem Volk versprach Drusus gleichzeitig die Wiederaufnahme der Gracchischen Siedlungspolitik, den Italikern das Bürgerrecht. Er wollte die Revolution mit revolutionären Mitteln beenden und hatte auch gegen gewaltsame Aktionen nichts einzuwenden. Der Senat, dem diese Methoden unheimlich wurden, ließ ihn fallen, er wurde ermordet.
Dadurch sahen sich die Italiker ihrer letzten Hoffnung beraubt; sie waren von der römischen Politik stets vertröstet worden und teilweise sogar schroff gedemütigt worden. Mitten in das innenpolitische Chaos (der Anhang des Drusus wurde durch ein Inquisitionstribunal verfolgt) brach der Bundesgenossenkrieg (91 - 88). Er schuf die paradoxe Situation, daß die Italiker versuchten, den römischen Staat zu zerstören, um in ihn aufgenommen zu werden. Schließlich bot Rom den treu gebliebenen Völkern 90/89 das römische Bürgerrecht an, Italien wurde ein einheitlicher Staat. Allerdings waren die Altbürger weiterhin durch das Tribusrecht privilegiert. Durch die Belastungen des Krieges kam es zu einer wirtschaftlichen Krise in Rom: Italien war verwüstet, die Provinzen konnten wegen des Krieges nicht voll genutzt werden.
Mit Publius Sulpicius Rufus versuchte 88 zum letzten Mal ein Volkstribun, Politik gegen des Widerstand des Senats zu machen. Er scheiterte mit einer Initiative zur Gleichberechtigung der Neubürger (ihrer Verteilung auf alle Tribus) - und damit der endgültigen Beseitigung von Spannungen - wegen des Widerstandes der optimatischen Konsuln, von denen der eine Lucius Cornelius Sulla, war.
8.3 Restauration unter Sulla
Sulla, ein snobistischer Aristokrat aus verarmter Familie, stand in direktem Gegensatz zu Marius, dem „Emporkömmling“, dessen erbitterter Feind er war. Mit ihm teilte er das militärische Talent, anders als dieser war Sulla aber auch ein gerissener Politiker. Die Innenpolitik Roms seit den Gracchen und die popularen Methoden waren ihm zuwider.
Er hatte seine Eignung bereits im Jughurtinischen Krieg als Quästor des Marius und im Bundesgenossenkrieg gegen die Samniten bewiesen und wurde jetzt vom Senat mit dem Kommando im 1. Mithridatischen Krieg (87 - 83) betraut. Mithridates VI. von Pontos hatte wegen der römischen Schwäche fast ganz Kleinasien einnehmen können und verbündete sich mit Athen und Böotien unter dem alten Schlagwort der griechischen Freiheit. Er besetzte die Provinz Asia und eroberte die Ägäisinseln. 88 wurde bei der Vesper von Ephesos aufgrund eines Ediktes ein Massaker unter der römischen Bevölkerung angerichtet.
Als Sulpicius Rufus den Oberbefehl von einer Volksversammlung Marius zusprechen ließ, führte Sulla sein Heer 88 nach Rom (1. Marsch auf Rom) und übernahm die Macht - der bisher schlimmste Verfassungsbruch. Sulpicius wurde ermordet, Marius floh. Das Heer hatte zum ersten Mal einen innenpolitischen Streit mit Gewalt entschieden, eine Entwicklung, die mit der Heeresreform eingeleitet worden war.
Bevor Sulla die Besetzung des Konsulats regeln konnte, mußte er zum Krieg in den Osten ziehen und ein Gefolgsmann des Marius, Cinna, kam an die Macht. Er wurde zwar als Konsul zunächst gestürzt, kehrte aber mit einem illegitimen Heer unter Marius’ Befehl zurück. Dieser ermutigte seine Soldaten, politische Feinde zu töten und sich zu bereichern, was zu Massenabschlachtungen führte. Nach Marius’ Tod 86 in seinem 7. Konsulat übernahm Cinna das Kommando und erklärte jeweils sich und einen Kollegen zum Konsul.
Währenddessen hatte Sulla im Osten gesiegt (Athen und Böotien waren verwüstet worden) und zog 83 erneut nach Rom (2. Marsch auf Rom). Seine Gegner hatten zwar ganz Italien und die Unterstützung der Bundesgenossen sicher, konnten aber dem erprobten Heer Sullas und seiner Führung nichts entgegensetzen. Cinna wurde bei einer Meuterei ermordet. Innerhalb eines Jahres hatte Sulla ganz Italien in der Hand und ließ die Abschlachtungen in umgekehrter Richtung fortführen: während Marius und Cinna die Senatsaristokratie verfolgt hatten, wurden jetzt gezielt Ritter ermordet und ihr Vermögen eingezogen. Öffentliche Aushänge der geächteten Feinde (Proskriptionen) galten als Freibrief für Mord und Raub. Die Versorgung seiner Veteranen war kein Problem: er vertrieb und vernichtete die Italiker von ihrem Land und wies es seinen Soldaten zu.
Sulla installierte 82 als „verfassungsgebender Diktator“ ein Regime mit dem Ziel, den römischen Staat zu reformieren und die alte Adelsrepublik zu erhalten. Das Initiativrecht des Volkstribunen und die Rittergerichte wurden abgeschafft, Statthalterposten nur noch an Promagistrate für ein Jahr vergeben (ihre Militärgewalt beschränkte sich auf ihre Provinz), der Senat auf 600 vergrößert (auch Ritter und Italiker wurden aufgenommen) und die Erstellung der Senatslisten durch den Zensor beendet. Außerdem wurden gewesenen Tribunen eine Ämterlaufbahn verboten. Sulla versuchte, Rom krisenfest zu machen und den Brauch durch feste Vorschriften zu ersetzen. Im Jahr 79 trat er freiwillig zurück, er starb 78 als Privatmann.
Nach seinem Tod waren die Verhältnisse zunächst stabil. Die Führungsschicht bestand zwar aus dekadenten Opportunisten, die Politik mit Geld betrieben: für öffentliche Veranstaltungen, Bestechung und Anwerbung von Terrorbanden wurde das aus den Provinzen gezogene Kapital ausgegeben. Viele Aristokraten hatten während der Proskriptionen alle Hemmungen fallen lassen und sich rücksichtslos bereichert und gemordet. Trotz seiner Schwäche konnte sich das Optimatenregime auf das sullanische System stützen und die Angriffe durch die Angehörigen der Proskribierten und die Volkstribune abwehren.
Die wenigen Ausnahmen hatten kaum politisches Gewicht. Zu ihnen zählte Marcus Tullius Cicero, der Konsul von 63, ein homo novus und Verehrer der Nobilität mit bemerkenswerter Rednergabe und Bildung, dem allerdings die notwendige Zähigkeit und Unbeirrbarkeit fehlte. Sein Gegenstück war Cato Minor Uticensis, ein unbeugsamer und entschlossener, aber kaum gebildeter oder intellektueller Mensch aus altem Senatsadel, der das moralische Rückgrat der römischen Führung bildete.
Mehrere Krisen blieben ohne größere Wirkung: ein Umsturz des Konsuls Marcus Aemilius Lepidus (78) scheiterte, der Statthalter von Spanien, Sertorius, errichtete eine römische Gegenregierung und torpedierte das sullanische System. Er hatte große militärische Erfolge im seit 80 geführten Krieg (das Kommando hatte Gnaeus Pompeius), bis es schließlich wegen der Belastungen zu einer Abfallbewegung seiner iberischen Verbündeten kam. 72 wurde er von seinen eigenen Leuten ermordet. Im Jahr davor war der Sklavenaufstand des Spartakus (73 - 71) ausgebrochen. Gleichzeitig mußte sich Rom gegen die Korsaren an der Adria und in Dalamatien engagieren. Bereits 74 begann der 3. Mithridatische Krieg (74 - 63), nachdem Mithridates die kurz zuvor eingerichtete Provinz Bithynien angegriffen hatte. Nach großen römischen Erfolgen unter dem Kommando von Lucullus kam es zu einem Rückschlag und Pompeius übernahm das Kommando.
8.4 Pompeius und das Ende der Restauration
Gnaeus Pompeius (Magnus) hatte sich 83 eigenmächtig ein Heer aus Freiwilligen verschafft und Sulla zur Verfügung gestellt. Gegen jede Tradition - und vor allem gegen das sullanische System - befehligte er mit knapp 20 Jahren ohne ordentliches Amt eigene Truppen, die ihm den Beinamen Magnus (nach Alexander) gaben und ihn als Imperator begrüßten. Obwohl dem konservativen Sulla dieses Verhalten mißfiel, ließ er ihn gewähren. Die Angst des Senats, er werde wie Sulla die Macht ergreifen, brachte ihn schließlich auf die Bahn der Opposition, auch wenn er selbst keine politischen Ambitionen besaß.
In Spanien hatte Pompeius erfolgreich gegen Sertorius gekämpft und bewarb sich nach seiner Rückkehr 71 für den Konsulat, was der Senat natürlich (Pompeius war nicht einmal Ädil gewesen) verweigerte. Im Austausch gegen die Wiederherstellung des Initiativrechts der Volkstribunen erhielt Pompeius die Unterstützung des Volkes bei seiner Kandidatur zum Konsulat. Das Regime konnte dem Druck der Straße angesichts eines laufenden Prozesses (gegen den Adeligen Verres wegen Korruption) nichts entgegensetzen und wählte Pompeius, der bis dahin nicht Mitglied des Senats gewesen war. Sein Kollege, Marcus Licinius Crassus, war durch die Proskriptionen zum reichsten Mann Roms geworden und fühlte sich dadurch zum Politiker berufen. Nach seiner Überzeugung war Politik allein eine Geldfrage. Außerdem wurden die Ritter wieder zu den Geschworenengerichten zugelassen und die Zensur wieder eingeführt. Das Ende der Restauration war gekommen.
Das Seeräuberproblem machte einen zentralen Konstruktionsfehler der sullanischen Verfassung aktuell: es konnte von Rom nicht gelöst werden, weil das Kommando eines Magistraten räumlich begrenzt, die Gegner aber mobil waren. Pompeius erhielt 67 durch Volksbeschluß (lex Gabinica) ein umfassendes Kommando gegen die Seeräuber und durchbrach damit erneut Sullas Verfassung. Innerhalb eines Vierteljahres war das Seeräuberunwesen beendet. Im nächsten Jahr erhielt Pompeius durch die lex Manilia das Kommando für den gesamten Osten und beendete den Krieg gegen Mithridates 63. Mit der Einrichtung der Provinz Syria 64 besiegelte er das Ende des Seleukidenreiches, die römischen Provinzen im Osten schützte er durch vorgelagerte Klientelfürstentümer. In den fünf Jahren nach 67 wurde er zum mächtigsten Mann Roms und damit der antiken Welt.
In Rom plante der Senator Catilina die Ermordung der Konsuln des Jahres 65 nach seiner mißglückten Kandidatur für das Amt (1. Catilinische Verschwörung). Als der Plan aufgedeckt wurde, hatte sich Catilina alle Sympathien verscherzt und an seiner Stelle wählte der Senat den homo novus Cicero zum Konsul für das Jahr 63. Daraufhin kam es zum Putsch, den Cicero allerdings unterdrücken konnte. Druch diesen Sieg war die optimatische Regierung bei der Rückkehr des Pompeius bedeutend gestärkt. Obwohl Pompeius sein Heer 62 entließ und lediglich die Anerkennung seiner Politik im Osten und die übliche Versorgung seiner Veteranen forderte, behandelte der Senat ihn wie den Verlierer im politischen Kampf und bearbeitete seine Wünsche sehr schleppend.
8.5 Caesar und das 1. Triumvirat
Gaius Julius Caesar, der für die Regierung viel gefährlicher werden sollte als Pompeius, war ein strikter Gegner des sullanischen Systems und der Senatsoligarchie. Er hatte trotz seiner ungünstigen Position als Anhänger des Marius und des Cinna alle Ämter durchlaufen und wurde im Jahre 60 zum Konsul für 59 gewählt. Seine verschiedenen Vorstöße, wie Pompeius außerordentliche Kommanden zu erhalten, waren alle gescheitert, so daß er mächtige Verbündete brauchte, um nach seinem Konsulat eine Provinz und damit militärische Macht zu bekommen.
Er fand sie in Pompeius und Crassus, die zwar persönlich verfeindet waren, aber beide im offenen Konflikt mit dem Senat standen: im Jahre 60 entstand das 1. Triumvirat. Der Nutznießer diese Bündnisses war Caesar. In seinem Konsulat setzte er zwar alle Forderungen des Pompeius durch; aber das Wichtigste war sein prokonsularisches Kommando für das Jahr 58. Er erhielt vom Volk die Gallia Cisalpina und Illyricum, vom Senat zusätzlich die Gallia Narbonensis für die Dauer von fünf Jahren. Dieser Beschluß verstieß in fast jeder Hinsicht gegen die übliche Ordnung: mehrere Provinzen, teilweise Verleihung durch das Volk und längere Amtszeit.
Trotz dieses für Caesar befriedigenden Ergebnisses war die Triumviratspolitik wenig erfolgreich, es gab große Widerstände in Volk und Senat und viele Beschlüsse konnten nur durch Verfassungsbruch erzwungen werden. Auch das terroristische Verhalten des Clodius, dem Caesar den Weg zum Volkstribunen für das Jahr 58 gebahnt hatte, wurde dem Triumvirat angelastet. Auch die Verhältnisse zwischen den Triumvirn waren wechselhaft. 56 wurde das Bündnis dennoch erneuert, weil Caesar eine Verlängerung seines Kommandos (um weitere 5 Jahre) brauchte und auf Unterstützung angewiesen war. Pompeius und Crassus erfüllten Caesars Wünsche als Konsuln des Jahres 55, sie selbst erhielten Spanien (Pompeius) und Syrien (Crassus). Pompeius blieb wegen der Getreideversorgung, die er seit 57 als Prokonsul verwaltete, in Rom und ließ seine Provinzen durch Legaten regieren. Wegen der zunehmend chaotischen Situation in Rom - Schlägertrupps terrorisierten Volk und Senat - wurde Pompeius 52 zum consul sine collega gewählt und näherte sich damit dem Senat weiter an. Crassus war 53 gegen die Parther gefallen. Die Entwicklung lief auf einen Bruch mit Caesar zu.
Die Unterwerfung Galliens (58 - 51) durch Caesar hatte ihm ein treu ergebenes Heer und große militärische Erfahrung gebracht. 52 wurde ein letzter großer Aufstand unter Vercingetorix in einer Schlacht bei Alesia beendet. Sein einziges Ziel war nun, die Veteranenversorgung und die Anerkennung seiner Verfügungen in Gallien. Allerdings näherte sich das Ende seines Imperiums und die Situation des Pompeius nach seiner Rückkehr aus dem Osten hatte gezeigt, daß man in Rom ohne Amt nichts durchsetzen konnte. Außerdem hätten ihn seine Gegner als Privatmann vor Gericht stellen können. Er wollte deshalb unmittelbar im Anschluß an sein Imperium den Konsulat bekleiden.
Die lex Licinia Pompeia von 55 verhängte deshalb eine Beratungssperre über Caesars Provinzen bis zum 1. März 50, des Jahres also, in dem Caesars Imperium offiziell endete. Zu diesem Zeitpunkt waren den Konsuln des Jahres 50, die allein das Recht hatten, die prokonsularischen Provinzen im nächsten Jahr zu verwalten, bereits andere Provinzen zugewiesen worden, so daß erst die Konsuln von 49 nach dem Ende ihrer Amtszeit am 1. Januar 48 Caesars Nachfolge antreten konnten, wenn Caesar bereits Konsul war. Er sollte sich ohne persönliches Erscheinen bewerben dürfen, d.h. von seiner Provinz aus. Diese Strategie scheiterte: seit dem Tod Julias 54 (Pompeius’ Frau und Caesars Tochter) und Pompeius’ neuer Ehe mit einer Optimatentochter war das Band zwischen Pompeius und Caesar gelockert, so daß Pompeius 52 ein Gesetz einbrachte, nach dem zwischen Magistratur und Promagistratur 5 Jahre liegen mußten. Damit konnte am 1. März 50 aus den Reihen der Konsularen ein Nachfolger für Caesar bestimmt werden, der spätestens Anfang 49 die Provinzen übernehmen konnte. Außerdem sollte Caesar nun für seine Kandidatur persönlich als Privatmann in Rom erscheinen.
Ein übereilter Vorstoß der Optimaten im Jahr 51 zur Ernennung eines Nachfolgers scheiterte wegen der legalen Beratungssperre. Ab dem 1. März 50 konnte der mit Caesar verbündete Volkstribun Curio (vorher ein erbitterter Gegner) die Beratungen durch Gegenvorschläge und Interzessionen ein halbes Jahr lang behindern und schließlich einen Senatsbeschluß durchsetzen, der Caesar und Pompeius zum Rücktritt aufforderte. Caesar war bereit, die Entmilitarisierung seiner Gegner durch den Verlust seiner eigenen militärischen Macht zu erkaufen. Damit waren die Optimaten gezwungen, selbst gegen die Verfassung zu verstoßen: der Konsul Gaius Marcellus betreute eigenmächtig und ohne Zustimmung des Senats Pompeius mit der militärischen Rüstung gegen Caesar.
Obwohl Caesar zu Beginn des Jahres 49 Pompeius und Cicero für einen Kompromiß gewinnen konnte, erklärte der Senat am 7. Januar den Staatsnotstand gegen Caesar und beauftragte Pompeius mit seiner Bekämpfung in der Hoffnung, Caesar werde seine zaudernde Politik beibehalten und dem Senatsheer Zeit zur Aufstellung geben. Man hatte sich getäuscht: sofort zogen Caesars Truppen aus der Gallia Cisalpina über den Rubikon und übernahmen Rom, Pompeius und der Hauptteil des Senats flohen in den Osten. Dort gab es große militärische Reserven, und Pompeius hatte unumschränkte Autorität. Im Westen dagegen stand gegen Caesar noch das spanische Heer Pompeius’, in Gallien erklärte sich Massilia für den Senat. Caesars Versöhnungspolitik fand in Italien kein Echo, er mußte sich den Staatsschatz unter Verletzung der tribunizischen Unverletzlichkeit sichern und war dadurch auch politisch weitgehend isoliert.
Bis zum Ende des Jahres gelang es Caesar, Massilia und Spanien (Schlacht bei Ilerda) einzunehmen. Obwohl er sein Heer 48 überraschend nach Albanien übersetzte, geriet er kurz darauf wegen der maritimen Überlegenheit des Gegners in einen Versorgungsengpaß. Sein Versuch, eine Entscheidungsschlacht herbeizuführen, endete erfolglos bei Dyrrhachium. Pompeius favorisierte eine Zermürbunsgtaktik (die wegen der abgeschnittenen Versorgung Caesars auch vernünftig war), ließ sich aber von der Siegesgewißheit der Optimaten anstecken und entschloß sich zum offenen Angriff: bei Pharsalos in Thessalien vernichteten Caesars Truppen das feindliche Heer am 9. August 48. Auf seiner Flucht wurde Pompeius in Ägypten, daß sich auf die Seite des Siegers geschlagen hatte, von einem seiner Offiziere ermordet. Während Caesar die Verhältnisse in Ägypten zugunsten Kleopatras regelte, bildete sich in Afrika ein neues Heer der Optimaten, das er am 6. April 46 bei Thapsus besiegt. Daraufhin beging Cato Selbstmord. Bei Munda in Spanien wurden am 17. März 45 schließlich die Söhne des Pompeius geschlagen.
Caesar reformierte die Verwaltung: römisches Bürgerrecht für Norditalien (die Provinz Gallia Cisalpina wurde nach Caesars Tod 42 aufgehoben), latinisches Bürgerrecht für Spanien und Sizilien, einheitliche Munizipien und Kalenderreform (Julianischer Kalender). Die Außenkolonisation wurde in Afrika und dem griechischem Osten erneut aufgenommen. Der Senat wurde auf 900 vergrößert, unter ohnen viele homines novi, die der alten Aristokratie als Schandfleck galten. Seine schlechte Position als Aufrührer versuchte Caesar durch Milde gegenüber den Gegnern (clementia Caesaris) zu verbessern.
Bereits 46 hatte er sich die Diktatur für 10 Jahre reservieren lassen, außerdem bekleidete er von 46 bis 44 den Konsulat, 45 ohne Kollegen. Erst als er sich im Früjahr 44 zum Diktator auf Lebenszeit (dictator perpetuus) erklären ließ, war das Ende der Republik und der Toleranzgrenze erreicht. Caesars offene Entmachtung des Senats blieb ohne Rückhalt im Volk. Wegen seiner Milde gegenüber den Gegnern hatte man gehofft, er werde den Staat wie Sulla lediglich reformieren, jetzt war die Enttäuschung um so größer: eine Gruppe von Senatoren ermordete Caesar während einer Sitzung unter Führung des Gaius Cassius Longinus und des Marcus Junius Brutus.
Nach Caesars Tod blieb die kopflose Führungsschicht ohne Autorität. Die Politik war gelähmt und verlagerte sich auf junge Karrieristen. Die einzige politische Initiative ging von Marcus Antonius aus, der jetzt bis zum Amtsantritt Dolabellas allein Konsul war. Seine Ausgangsposition war günstig: er war Statthalter von Oberitalien und Gallia Comata und höchster Magistrat. Allerdings hatte er einige Konkurrenten: Aemilius Lepidus, der magister equitum Caesars hatte Rom mit seinen Truppen besetzt, und auch die anderen Caesarianer (Dolabella, Caesars Nachfolger im Konsulat, Hirtius und Pansa, die Konsuln des Jahres 43) meldeten ihre Ansprüche an. Gaius Octavius, den Adoptivsohn Caesars, wurde zunächst nicht ernst genommen.
8.5.1 Der Aufstieg Octavians
Gaius Octavius, der spätere Augustus, wurde 63 v.Chr. als Mitglied der provinzialen Oberschicht geboren. Er entwickelte früh eine enge Bindung zu seinem Großonkel Gaius Julius Caesar und wurde von ihm mit Ehren überhäuft. Die Nachricht vom Tod Caesars erreichte ihn in Albanien, wo er seine Ausbildung erhielt und wo auch die für den Partherfeldzug bereitgestellten Legionen stationiert waren. Statt dem Rat der Offiziere zu folgen und mit den Truppen auf Rom zu marschieren, zog er mit einer kleinen Begleitung und der Kriegskasse Caesars nach Italien. In Lucida erfuhr er von seiner Adoption durch Caesar und nannte sich von nun an Gaius Julius Caesar (ohne den üblichen Zusatz Octavianus).
Währenddessen hatte Antonius sich in Rom durchsetzen können: er erhielt die Gallia Cisalpina für fünf Jahre und zusätzlich die makedonischen Legionen für den Partherfeldzug. Andererseits hatte er durch die Abschaffung der Diktatur für alle Zeiten und die Ablehnung der Divinisierung Caesars jede Popularität verloren. Ende April reiste er nach Kampanien, um die Veteranen Caesars zu versorgen.
Octavian hatte mit der Annahme des Erbes auch erhebliche finanzielle und moralische Verpflichtungen übernommen: die Rache für seinen Vater und die Auszahlung eines Geldgeschenkes an alle römischen Bürger. Antonius, der mit einem Heer aus Kampanien zurückgekehrt war, verweigerte die Herausgabe des caesarischen Vermögens, worauf Octavian seinen gesamten Besitz verkaufte, die Geschenke auszahlte und so in den Ruf moralischer Integrität gelangte. Während Octavian nun die Sympathie der Veteranen und der plebs urbana genoß, hatte Antonius immer noch sämtliche Machtmittel (Magistratur, Truppen und Geld) in der Hand.
Die Situation änderte sich, als es zu einem Bündnis Octavians und der Republikaner unter Cicero kam. Cicero wollte den unerfahrenen Caesarerben gegen den mächtigen Antonius ausspielen, um ihn danach zu beseitigen. Octavian hatte bereits illegal Truppen in Kampanien aufgestellt und brachte auch zwei der makedonischen Legionen zum Überlaufen. Der Senat legalisierte seine Stellung und beauftragte ihn mit einem proprätorischen Imperium zum Kampf gegen Antonius.
Dieser war in die Gallia Cisalpina gezogen und hatte den republikanischen Statthalter Decimus Brutus, der die Übergabe der Provinz verweigerte, eingeschlossen. Im April 43 kam es zum Feldzug des Konsuls Hirtius und Octavians gegen Antonius. Pansa, der mit 4 Legionen folgte, wurde von Antonius angegriffen und geschlagen, konnte aber durch den herbeieilenden Hirtius gerettet werden. In der Entscheidungsschlacht bei Mutina unterlag Antonius und floh in die Gallia Comata. Daraufhin wurde die Entmachtung Octavians durch Cicero eingeleitet. Octavian beendete sofort die Verfolgung Antonius’ und ging nach Rom, wo er mit seinem Heer seine Wahl zum Konsul erzwang. Antonius konnte seine Stellung im Norden ausbauen, Munatius Plancus, der Statthalter der Narbonensis, stellte sich auf seine Seite, Decimus Brutus wurde auf der Flucht ermordet.
In Norditalien kam es zu einem Treffen zwischen Antonius, Octavian und Lepidus und zur Gründung des 2. Triumvirats. Octavian und Antonius sollten gemeinsam den Krieg gegen die Caearmörder im Osten führen, während Lepidus als Statthalter in Rom fungierte. In Italien war die Position des Antonius sehr stark: er hatte viele Verbindungsleute an wichtigen Posten, außerdem war Lepidus sein erklärter Gefolgsmann.Um das Besoldungsproblem zu lösen, wurden wie unter Sulla Proskriptionen ausgehängt: 300 Senatoren und 2000 Ritter fielen ihnen zum Opfer. Antonius erhielt für das folgende Jahr die Provinzen Gallia Cisalpina und Comata, Lepidus Gallia Narbonensis und Spanien und Octavian Africa, Sardinien und Sizilien. Durch die mächtige Stellung des Antonius war Octavian außerdem gezwungen, das Konsulat niederzulegen und an zwei Anhänger des Antonius zu übergeben. Vor der Volksversammlung wurde das Triumvirat bestätigt und auf fünf Jahre befristet.
Nach der Ausschaltung der inneren Gegner rüsteten die Triumvirn zum Krieg gegen die Caesarmörder. Nach zahlreichen Beschlüssen zur sakralen Verehrung Caesars Anfang 42 (mit dem Ziel, die Bevölkerung auf den Krieg einzustimmen), zogen Octavian und Antonius in den Osten. Von den 43 Legionen, die ihnen zur Verfügung standen, brachen etwa 21 auf, von denen 19 in der Schlacht bei Philippi kämpften. Brutus und Cassius, die Heerführer auf der anderen Seite führten ebenfalls 19 (von 21) Legionen an.
Sextus Pompeius, der Sohn des Pompeius, blieb mit seiner mächtigen Flotte ein unberechenbarer Faktor. Octavian ließ ihn durch einen Stellvertreter in eine Schlacht verwickeln, um die Überfahrt von Brindisi an die dalmatische Küste zu ermöglichen. Bei Philippi trafen die Heere im Herbst 42 schließlich aufeinander, Antonius stand gegen Cassius, Octavian gegen Brutus. Nach dem Sieg des Antonius beging Cassius Selbstmord, während Brutus auf dem anderen Flügel siegreich blieb, Octavian versteckte sich in den Sümpfen. Gleichzeitig siegte die Flotte der Caearmörder und vernichtete zwei Legionen. In der zweiten Schlacht verlor Brutus gegen Antonius. Er und viele andere Adelige aus seinem Heer begingen Selbstmord oder wurden hingerichtet, seine Soldaten liefen über.
Nach der endgültigen Niederlage der Caesarmörder und damit der Republik wurden die Aufgaben neu verteilt: Antonius erhielt den gesamten Osten zur Neuordnung, außerdem die Gallia Comata und Narbonensis und sechs Legionen, Octavian erhielt den Westen und fünf Legionen, Lepidus lediglich Afrika. Italien sollte gemeinsam beherrscht werden. Octavian nutzte die ihm übertragene Veteranenversorgung zu seinem Vorteil: zwar brachten die rücksichtslosen Enteignungen Volk und Senat gegen ihn auf, aber die Treue der Veteranen war ihm sicher. Ein Versuch des Lucius Antonius, Volkstribun und Bruder des Triumvirn, das Triumvirat für ungesetzlich erklären zu lassen, scheiterte, er wurde bei Perusia von den Octavian treu ergebenen Truppen geschlagen und floh zu Antonius in den Osten. Perusia wurde als Warnung geplündert, der gesamte Stadtrat ermordet. Nach dem Tod des Statthalters der Gallia Cisalpina, Fufius Callenus, ließ Octavian im Jahr 40 die Provinz besetzen.
Auf diese Nachrichten hin verbündete sich Antonius mit Sextus Pompeius und schnitt Roms Getreideversorgung ab. Bei seinem Eintreffen in Italien solidarisierte sich sein Heer mit dem Heer des Octavian, beide waren gezwungen, sich im September 40 auf den Vertrag von Brundisium zu einigen: der ganze Westen sollte Octavian gehören, Antonius blieb im Osten. Eine Heirat des Antonius mit der Schwester Octavian, Octavia, sollte den Vertrag besiegeln. Kurz darauf wurde wegen der andauernden Seeblockade der Vertrag von Misenum (39) zwischen Octavian und Sextus Pompeius geschlossen, der auch dessen Stellung im Machtgefüge anerkannte. Er erhielt die Inseln Sardinien, Sizilien und Korsika sowie die Provinz Achaia für fünf Jahre.
Diese Einigung und propagandistische Maßnahmen festigten Octavians Position weiter. Allerdings muß er eine schwere Niederlage gegen Sextus Pompeius hinnehmen, der als Reaktion auf den Angriff die Seeblockade Roms erneuert. Im Vertrag von Tarent (Frühjahr 37) erhielt er gegen die Zusicherung von 20.000 Legionären 120 Schiffe aus der Flotte des Antonius. Außerdem wurde das Triumvirat um weitere fünf Jahre verlängert. Marcus Vipsanius Agrippa, der engste Vertraute Octavians, baute mit den Schiffen die Flotte wieder auf und besiegte im September 36 Sextus Pompeius entscheidend bei Naulochus. Lepidus versuchte, die Nachfolge des Sextus Pompeius auf Sizilien anzutreten und griff Octavian an, aber seine Truppen liefen geschlossen über, er wurde in Italien interniert. Währenddessen hatte Antonius im Osten eine große Niederlage gegen die Parther erlitten. Langsam begannen sich die Machtverhältnisse zugunsten Octavians zu verändern.
Auch die gegen Antonius gerichtete Propaganda wegen dessen Lebensstils im Osten begann langsam. Sie wurde der wichtigste Teil der Politik Octavians. Schon zu Beginn seines Konsulats 33 hielt er eine scharfe Rede im Senat und entfaltete einen hemmunsglosen Propagandafeldzug. Schließlich brach Antonius die Vorbereitungen für einen neuen Partherkrieg ab und zog mit seinem Heer nach Ephesos, wo er sich mit Kleopatras Flotte vereinigte. In Rom bedrohte Octavian mit seiner Leibgarde den Senat, der zum großen Teil zu Antonius floh und dort eine Gegenregierung bildete. Octavian erklärte Kleopatra den Krieg und ließ seinen Feldherrn Agrippa angreifen. Bei Actium schloß dieser das Heer des Antonius ein und zwang es zur Kapitulation. Antonius floh am 2. September 31 nach Alexandria, wo er nach der Einnahme der Stadt durch Octavian Selbstmord beging. Kleopatra folgte ihm neun Tage später. Octavian hatte sein Ziel erreicht: er war der unbestritten mächtigste Mann des römischen Reiches.
133 v.Chr.
Zerstörung der hispanischen Festung Numantia durch P. Scipio Aemilianus; Attalos III. von Pergamon vermacht sein Reich den Römern; Errichtung der Provinz Asia
Volkstribunat und Tod des Ti. Sempronius Gracchus
129 v.Chr.
Tod des Scipio Aemilianus
123 – 121 v.Chr.
Tribunate und Untergang des C. Sempronius Gracchus
111 – 105 v.Chr.
Krieg gegen Jugurtha von Numidien
104 v.Chr.
Beginn 2. Sklavenkrieg in Sizilien
103 v.Chr.
1. Volkstribunat des L. Appuleius Saturninus, innere Unruhen in Rom
102 v.Chr.
Sieg des Marius über die Teutonen bei Aquae Sextiae
101 v.Chr.
Sieg über die Cimbern bei Vercellae
Ende 2. Sklavenkrieg in Sizilien
100 v.Chr.
2. Volkstribunat des L. Appuleius Saturninus endet mit dessen Tod
97 v.Chr.
Gesetz zum Verbot von Menschenopfern
Die Römer praktizierten in den ersten Jahrhunderten verschiedene Formen des Menschenopfers; von den Etruskern (nach anderen Quellen den Sabellianern) wird die Form des Gladiatorenkampfes überliefert, wobei die Opfer in einem rituellen Kampf erschlagen wurden. Während der frühen Republik wurden Verbrecher, Meineidige oder Betrüger, feierlich "den Göttern überlassen" (so wörtlich die spätere Fluchformel "Anathema"), das heißt, als menschliche Opfer exekutiert. Kriegsgefangene und Vestalinnen wurden den Manen geopfert und für die Dii Inferi (die Götter der Unterwelt) bei lebendigem Leibe begraben. Archäologen haben Reste menschlicher Opfer in Fundamenten gefunden. (Normalerweise äscherten die Römer ihre Toten ein).
Jedoch änderten die Römer ihre religiöse Praxis im Lauf der Zeit. Nach Plinius wurden Menschenopfer durch einen Senatsbeschluss des Jahres 97 v.Chr. abgeschafft. Die meisten Rituale wurden in ein Tieropfer wie das Taurobolium umgewandelt oder nur mehr symbolisch vollzogen. Später hatte ein Römer die Möglichkeit, eine ihm ähnliche Statue an seiner Statt zu begraben, um den Göttern für einen Sieg zu danken. Cicero schildert ein Opfer von Götterstatuetten im Vestalinnenritual, das ursprünglich ein Opfer von alten Männern gewesen sein könnte. Als das römische Reich expandierte, beendeten die Römer die Menschenopfer und erklärten sie für barbarisch.
91 v.Chr.
Beginn Bundesgenossenkrieg
89 v.Chr.
Ende Bundesgenossenkrieg Los
Den Bewohnern der Toskana wird das römische Bürgerrecht zugesprochen.
"Vesper von Ephesos": Massenmord an Römern und Italikern in Ephesos, angeordnet durch König Mithridates VI. von Pontus Los
Auf Befehl von König Mithridates VI. werden in Kleinasien ca. 80 000 Römer ermordet. Anlass waren übermässige Steuern und Tributzahlungen an das Römische Reich.
Sullas erster Marsch auf Rom führt zum Bürgerkrieg zwischen ihm und Marius
88 v.Chr.
Beginn 1. Krieg gegen Mithridates Los
Zur Vertreibung der Römer aus Anatolien vereinigt sich Mithridates, der König von Pontus, mit den anatolischen Piratenstaaten.
Sullas Truppen erobern Rom Los
Sulla amtiert als "dictator rei publicae constituendae".
86 v.Chr.
01.03.86 v.Chr Sulla erobert und plündert Athen Los
Sulla erobert im Zuge des 1. Mithridatischen Krieges Athen und lässt es plündern.
83 v.Chr.
Bürgerkrieg
Nach seiner Landung in Italien 83 v.Chr. setzte sich Sulla in erbitterten Kämpfen gegen seine Gegner durch, zu denen auch die letzten aufständischen Italiker gehörten. Nach dem Sieg im Bürgerkrieg erklärte Sulla tausende Römer für vogelfrei (Proskriptionen); viele seiner Anhänger (z.B. Crassus) bereicherten sich schamlos.
Ende 1. Krieg gegen Mithridates
2. Krieg gegen Mithridates
82 v.Chr.
Beginn Diktatur Sullas
Sulla ließ sich 82 v.Chr. zum Diktator ernennen; im Gegensatz zu früheren Diktatoren übte er dieses Notstandsamt ohne zeitliche Befristung aus. Er reformierte die Verfassung grundlegend, um die Rolle des auf 600 Mitglieder erweiterten Senats zu stärken, während die Bedeutung des Volkstribunats stark eingeschränkt wurde. Auch die Besetzung von Gerichtshöfen und die Provinzverwaltung regelte Sulla im konservativen Sinne (siehe Leges Corneliae).
79 v.Chr. legte Sulla schließlich die Diktatur nieder und starb im Jahr darauf, von einer quälenden Krankheit befallen.
Sein Ziel, den Staat zu stabilisieren, insbesondere die führende Rolle des Senats wiederherzustellen, hatte er nicht erreicht und den Ausbruch neuer Unruhen und Bürgerkriege nicht verhindert, da er mit der (teils politischen, teils physischen) Ausschaltung der Popularen die eine Ursache der Krise der Republik beseitigt hatte, die andere aber beibehielt: Die Heeresclientel, mit der er selbst zweimal zur Macht gelangt war. Sullas Maßnahmen wurden daher bereits im Jahre 70 v.Chr. später unter dem Konsulat von Pompeius wieder aufgehoben, der sich in den Kriegen gegen Sertorius und Spartacus eine große Heeresklientel geschaffen hatte.
79 v.Chr.
Abdankung Sullas
74 v.Chr.
Beginn des dritten Krieges gegen Mithridates, es führt ihn L. Licinius Lucullus
68 v.Chr.
C. Iulius Caesar beginnt als Qaestor seine senatorische Laufbahn
66 v.Chr.
außerordentliches Kommando für Pompeius gegen Mithridates endgültiger Sieg
63 v.Chr.
Agrippa (63 - 12 v.Chr.)
Marcus Vipsanius Agrippa (* 63 v.Chr.; † 12 v.Chr.)
Gaius Octavius Thurinus, Octavian, Augustus (63 v.Chr - 14 n.Chr.)
Imperator Caesar Divi Filius Augustus
(* 23. September 63 v.Chr. als Gaius Octavius Thurinus in Rom oder Velitrae; † 19. August 14 n.Chr. in Nola bei Neapel)

Augustus gilt als erster römischer Kaiser.
Der Großneffe und Haupterbe Gaius Iulius Caesars setzte sich in den Bürgerkriegen, die dessen Ermordung im Jahr 44 v.Chr. folgten, gegen alle Rivalen durch. Von 31 v.Chr. an war er Alleinherrscher Roms und begründete die julisch-claudische Dynastie. Unter der Devise der Wiederherstellung der Republik (restitutio rei publica) betrieb er in Wirklichkeit deren dauerhafte Umwandlung in eine Monarchie in Form des Prinzipats. Seine Herrschaft mündete in eine lang anhaltende Friedenszeit, die später als Pax Augusta verklärt wurde.

Namen und Titel des Augustus
Augustus' Geburtsname lautete Gaius Octavius Thurinus. Nach der testamentarischen Adoption durch Caesar nahm er dessen Namen Gaius Julius Caesar an, wohl ohne den in solchen Fällen üblichen Zusatz Octavianus. Dennoch wird er in der historischen Literatur – zur Unterscheidung von Caesar – für die Zeit seines Aufstiegs als Octavian bezeichnet. Den Ehrennamen Augustus (Erhabener), der zum Bestandteil der Kaisertitulatur wurde, verlieh ihm der Senat am 16. Januar 27 v.Chr. Zum Zeitpunkt seines Todes lautete sein vollständiger Titel Imperator Caesar Divi filius Augustus, Pontifex Maximus, Consul XIII, Imperator XXI, Tribuniciae potestatis XXXVII, Pater patriae.
Leben
Die Lebensgeschichte des Kaisers Augustus handelt im Grunde von zwei vollkommen gegensätzlichen Persönlichkeiten: einerseits von einem jungen, ehrgeizigen, mitunter grausamen Politiker, der im Kampf um die höchste Macht weder Gesetz noch Skrupel kannte, andererseits von dem Kaiser, der – einmal im Besitz dieser Macht – äußerst klugen Gebrauch von ihr machte und mit dem Prinzipat eine neue, dauerhafte Staatsordnung an die Stelle der in 100 Jahren Bürgerkrieg gänzlich zerrütteten Republik setzte.
Herkunft und Jugend
Augustus war der Sohn des Gaius Octavius und seiner Frau Atia, einer Nichte Gaius Iulius Caesars. Die Familie seines Vaters gehörte den Equites, dem römischen Ritterstand an, also dem niederen Adel. Sie war wohlhabend, aber wenig bedeutend. Gaius Octavius soll Geldverleiher gewesen sein, stieg aber in den Senat auf und gelangte bis zur Praetur. Nach dem Tod des Vaters 58 v.Chr. wuchs der junge Gaius zunächst auf dem Landgut seiner Großmutter Julia, der Schwester Caesars, in Velitrae auf, später im Haus seines Stiefvaters L. Marcius Philippus. Nach Sueton hielt er im Jahr 51 v.Chr. die Leichenrede für seine Großmutter und legte 49 v.Chr. die Männertoga (toga virilis) an.

Der kinderlose Caesar nahm sich seines Großneffen an und ließ ihn 46 v. Chr. an dem Triumphzug anlässlich seines Sieges im Bürgerkrieg teilnehmen. Im Jahr darauf begleitete der junge Gaius Octavius seinen Großonkel auf dessen Kriegszug gegen die Söhne des Pompeius nach Spanien, wo er Caesar offenbar durch seine Tapferkeit beeindruckte. Er sollte auch als Magister equitum (wörtlich: „Reiterführer“) an dem geplanten Feldzug gegen die Parther teilnehmen und war mit seinen Freunden Marcus Vipsanius Agrippa und Salvidienus Rufus bereits nach Apollonia im heutigen Albanien vorausgeschickt worden. Dort erreichte ihn im Frühjahr 44 v.Chr. die Nachricht von Caesars Ermordung. Während seiner Rückreise nach Rom erfuhr er, dass der Diktator ihn durch Testamentsverfügung adoptiert und zum Haupterben seines Privatvermögens eingesetzt hatte.
Aufstieg zur Macht
Zurück in Rom, nahm Gaius Octavius das Testament sowie alle damit verbundenen Verpflichtungen an und nannte sich fortan nach seinem Adoptivvater Gaius Julius Caesar. In dem Konflikt zwischen dessen Anhängern – die sich um Marcus Antonius scharten – und den republikanisch gesinnten Caesarmördern um Gaius Cassius Longinus sowie Marcus und Decimus Iunius Brutus spielte er anfangs keine Rolle.

Marcus Antonius beanspruchte als Unterfeldherr Caesars und sein Mitkonsul für das Jahr 44 v.Chr. die Führung der caesarianischen Partei für sich. So weigerte er sich zunächst, das Vermögen des Diktators an Octavian herauszugeben. Dieser zahlte dennoch die von Caesar ausgesetzten Legate an dessen Veteranen und die Bevölkerung Roms aus. Dafür nutzte er die in Apollonia beschlagnahmte, für den Partherkrieg vorgesehene Kriegskasse, versteigerte aber auch eigene Güter. Dieses Vorgehen brachte ihm rasch eine große Zahl von Anhängern ein und damit auch politisches Gewicht. Der einflussreiche Senator und Ex-Konsul Marcus Tullius Cicero, der nicht zu den Verschwörern gehört hatte, aber mit der republikanischen Sache sympathisierte, unterstützte den scheinbar unerfahrenen jungen Mann, in der Hoffnung, ihn als politisches Gegengewicht zu Marcus Antonius aufbauen zu können. Octavian ging darauf ein. Aber er stützte sich damals auch schon auf eigene, kenntnisreiche Ratgeber wie den wohlhabenden Gaius Cilnius Maecenas und verfolgte seine eigenen Pläne.
Bündnis mit den Caesarmördern
Während Antonius im Jahr 43 v.Chr. in Gallien gegen Decimus Brutus vorging, baute Octavian in Italien ein Heer aus Veteranen Caesars auf und bemächtigte sich staatsstreichartig der Stadt Rom. Unter militärischem Druck und auf Antrag Ciceros bestätigte der Senat Octavians angemaßte militärische Befehlsgewalt, verlieh ihm die Rechte eines Senators und Konsularen und gestattete ihm die Übernahme aller Ämter 10 Jahre vor dem gesetzlich festgelegten Mindestalter. Octavian ging jetzt sogar ein Bündnis mit den Republikanern ein. Noch im selben Jahr besiegte er Antonius im Mutinensischen Krieg gemeinsam mit einem Senatsheer unter den Konsuln Hirtius und Pansa.

Beide Oberhäupter der Republik kamen in dem Krieg um, und Octavian verlangte nun eines der freigewordenen Konsulate für sich. Als der Senat sich weigerte, erzwang Octavian am 19. August 43 v.Chr. mit Hilfe der Truppen seine Wahl zum Konsul und die Ächtung der Caesarmörder. Mittlerweile hatte Antonius wieder mehr Legionen unter seinen Befehl gebracht als vor seiner Niederlage. Daher – und weil Octavian auf der politischen Bühne Roms nun als "Rächer" seines Adoptivvaters auftrat – wechselte er die Seiten und ging mit den Führern der caesarianischen Partei ein Bündnis ein. Nach dem Vorbild Caesars, Pompeius' und Crassus' aus dem Jahr 60 v. Chr. bildeten Octavian, Marcus Antonius und der Reiterführer Marcus Aemilius Lepidus im Oktober 43 v.Chr. ein zweites Triumvirat. Zu dessen Bekräftigung heiratete Octavian Antonius' Stieftochter Clodia.
Das Zweite Triumvirat
Die „Dreimännerherrschaft zur Ordnung des Staates“, wie das Bündnis offiziell hieß, beruhte allein auf der militärischen Macht der Triumvirn, auf ihrer Verfügungsgewalt über die weitaus meisten römischen Legionen. Sie ließen sich vom Senat am 27. November 43 v.Chr. diktatorische Machtbefugnisse auf fünf Jahre übertragen. Wie zur Zeit Sullas wurden nun Proskriptionslisten veröffentlicht, die alle darauf Verzeichneten für vogelfrei erklärten. Laut Sueton soll sich Octavian anfangs gegen die Proskriptionen gewehrt, sie dann aber unnachsichtiger durchgeführt haben als seine beiden Kollegen. Auf Antonius’ Betreiben fiel dem Massaker an den politischen Gegnern der Triumvirn auch Cicero zum Opfer.

Im Jahr darauf gingen Antonius und Octavian nach Griechenland, wo die Caesarenmörder Marcus Junius Brutus und Gaius Cassius Longinus ihre Streitkräfte gesammelt hatten. Deren Niederlage in der Schlacht von Philippi in Makedonien im Herbst 42 v.Chr. bedeutete den endgültigen Untergang der römischen Republik. Da der Sieg im Wesentlichen Antonius zu verdanken war, nahm dessen Gewicht innerhalb des Triumvirats noch weiter zu.
Als die Triumvirn nach Philippi ihre Einflusssphären absteckten, erhielt Antonius zusätzlich zu Gallia Comata das alte Africa. Ferner sollte er die Verhältnisse in den wohlhabenden Ostprovinzen ordnen. Lepidus wurde Nordafrika zugesprochen, damals die Kornkammer Roms. Octavian erhielt die beiden spanischen Provinzen und die schwierige Aufgabe, die Veteranen in Italien anzusiedeln, das von den Triumvirn gemeinsam verwaltet wurde. Bei den Landverteilungen kam es zu brutalen Enteignungen und Vertreibungen nicht nur einzelner Landbesitzer, sondern sogar ganzer Stadtbevölkerungen. Octavian war damals allgemein verhasst. Überdies kam es wegen der Landverteilung zu schweren Differenzen mit Antonius’ Bruder Lucius, den Octavian aber im Perusinischen Krieg besiegte. Als Antonius daraufhin nach Italien zurückkehrte, verweigerten die Legionen beider Triumvirn jedoch den Kampf und zwangen sie zu einem erneuten Bündnis. Der Vertrag von Brundisium vom Herbst 40 v.Chr. sah unter anderem die Hochzeit Antonius’ mit Octavians Schwester Octavia vor.

Octavian hatte im selben Jahr – nach dem Tod seiner ersten Frau Clodia – Scribonia geheiratet, eine Verwandte von Pompeius' Sohn Sextus. Sie schenkte ihm eine Tochter, Julia, die sein einziges leibliches Kind bleiben sollte. Aber noch vor Julias Geburt verstieß er ihre Mutter wieder, um im Jahr 38 v.Chr. Livia Drusilla zu ehelichen. Der Skandal wurde noch dadurch vergrößert, dass er Livia in sein Haus aufnahm, noch bevor sie sich von ihrem bisherigen Mann, dem überzeugten Republikaner Tiberius Claudius Nero, hatte scheiden lassen können. Die Frau, die zu seiner engsten Ratgeberin wurde, brachte die beiden Söhne Tiberius und Drusus mit in die Ehe. Tiberius sollte schließlich der Nachfolger seines Stiefvaters als Kaiser werden.
Kampf um die Alleinherrschaft
Am Vertrag von Brundisium war auch Sextus Pompeius beteiligt, der letzte politische Gegner der Triumvirn, der mit seiner Flotte noch über nennenswerte militärische Macht verfügte. Er kontrollierte Sizilien und gefährdete die Kornzufuhr nach Rom, was Octavians Autorität dort zusätzlich untergrub. Da Pompeius seine Blockadepolitik nicht aufgab, zerbrach das Bündnis schon 38 v.Chr. wieder. Im diesem Jahr war das Triumvirat um weitere 5 Jahre verlängert worden. Zwei Jahre später, 36 v.Chr., gelang es Octavians Feldherrn, Marcus Vipsanius Agrippa, Pompeius in der Seeschlacht bei Naulochos vor der Nordküste Siziliens zu besiegen. Als es Octavian kurz darauf gelang, Lepidus zu entmachten, dessen Truppen zu ihm übergelaufen waren, beherrschte er den gesamten Westen des Reichs. Im Kampf um die Alleinherrschaft stand ihm nur noch Antonius im Wege.

Während Octavian von Ende 35 bis 34 v.Chr. bei kleineren Feldzügen in Dalmatien ein schlagkräftiges Heer in Form brachte, führte sein Rivale einen erfolglosen Krieg gegen die Parther. Zudem ging Antonius eine dauerhafte Beziehung mit Königin Kleopatra VII. von Ägypten ein, deretwegen er im Jahr 32 v.Chr. die in Rom äußerst populäre Octavia verstieß. Octavian nutzte das Verhalten Antonius’ propagandistisch geschickt aus. Als dieser im selben Jahr daran ging, Teile des römischen Ostens an Kleopatra und ihre gemeinsamen Kinder zu verschenken, verlor er in Rom fast jeden Rückhalt. Um ihm auch noch seine letzten Anhänger abspenstig zu machen, schreckte Octavian nicht einmal vor einem Sakrileg zurück: Er ließ das bei den Vestalinnen hinterlegte – womöglich aber auch gefälschte – Testament des Antonius veröffentlichen, in dem dieser Kleopatras Kinder als Erben einsetzte. Daraufhin erklärte der Senat Kleopatra den Krieg und Antonius zum Staatsfeind.

Octavian war es gelungen, den Kampf gegen einen innenpolitischen Gegner in einen Krieg Roms gegen einen äußeren Feind umzumünzen. Schon der erste Zusammenstoß der beiden Rivalen brachte die Entscheidung. In der Seeschlacht bei Actium – am Ausgang des Ambrakischen Golfs in Epirus – unterlagen Antonius und Kleopatra am 2. September 31 v.Chr. den Streitkräften Agrippas und Octavians, der während des gesamten Kampfes angeblich seekrank unter Deck lag. Mit der Einnahme Alexandrias, der Annexion Ägyptens als neue römische Provinz und dem Suizid von Antonius und Kleopatra im darauffolgenden Jahr endete der Krieg zweier Männer um die Macht in Rom und zugleich die 100 Jahre währende Epoche der römischen Bürgerkriege. Als Zeichen dafür, dass im ganzen Reich Frieden herrschte, wurde am 12. Januar 29 v.Chr. der Torbogen des Gottes Ianus auf dem Forum Romanum geschlossen. Dies geschah erst zum dritten Mal in der jahrhundertelangen Geschichte Roms.
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Augustus als Kaiser
Am 13. Januar des Jahres 27 v. Chr. begann in Rom ein mehrtägiger Staatsakt, der den Ausnahmezustand des Bürgerkriegs auch offiziell beendete. Formal wurde damit die alte Ordnung der Republik wiederhergestellt, tatsächlich aber der eine völlig neue, monarchische Ordnung geschaffen: das römische Kaisertum in Gestalt des Prinzipats. Auf Vorschlag des Lucius Munatius Plancus verlieh der Senat Octavian am 16. Januar den neugeschaffenen Ehrennamen Augustus.
In den Jahren nach Actium stand der Alleinherrscher vor drei großen Aufgaben: den Staat neu aufzubauen, das Reich nach innen und außen zu sichern und die Nachfolge zu regeln, um seinem Werk auch über seinen Tod hinaus Dauer zu verleihen. Da Augustus all das gelang, markiert der Staatsakt vom Januar 27 v. Chr. nicht nur den Beginn seiner 40-jährigen Regierungszeit als Kaiser, sondern auch den einer ganz neuen Epoche der römischen Geschichte.
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Die Begründung des Prinzipats
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Das Problem
Als Octavian im Sommer 29 v. Chr. aus dem Osten nach Rom zurückkehrte, stand er vor dem gleichen Problem, an dem Julius Caesar 15 Jahre zuvor gescheitert war: Eine Staatsordnung zu schaffen, die für das in mehr als 400 Jahren gewachsene, republikanische Rechtsverständnis der Römer akzeptabel war und zugleich der Tatsache gerecht wurde, dass die tatsächliche Macht seit 70 Jahren nicht mehr beim Senat, den Konsuln und den anderen republikanischen Institutionen gelegen hatte, sondern bei den Befehlshabern der Legionen. Von Marius und Sulla über das 1. und das 2. Triumvirat hatten immer wieder Machthaber eine außerordentliche Gewalt errungen. Es ging nun darum, diese außerordentliche Gewalt der Militärdespoten in eine ordnungsgemäße umzuwandeln, sie also rechtlich in das bisherige Staatsgefüge einzubauen.
Die einfache Wiederherstellung der alten Adelsrepublik kam für Octavian aus zwei Gründen nicht in Frage: Zum einen war die staatstragende Bevölkerungsschicht der Republik, der Senatsadel, durch die Bürgerkriege weitgehend vernichtet worden. Zum anderen erforderte die Ausdehnung des Reichs eine große Zahl von Legionen. Dies hätte deren Befehlshaber immer wieder in die Lage versetzt, sich von ihren Truppen zum Imperator ausrufen zulassen und die Macht an sich zu reißen. Es ging also darum, die Befehlsgewalt, das Imperium, über das Gros des römischen Militärs in einer Hand zu vereinen.
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Die Lösung
Nach den Wirren der vorangegangenen Jahrzehnte waren auch die Römer – traditionell eher gegen jede Art von Alleinherrschaft eingestellt – bereit, die militärische Macht in die Hand eines Mannes zu legen. Octavian ging dabei aber so klug vor, nicht den Königstitel anzustreben, sondern sich von den bestehenden republikanischen Gewalten all jene übertragen zu lassen, die ihm in ihrer Bündelung zu einer monarchischen Stellung verhalfen, die es ihm aber zugleich ermöglichten, sich als Amtsträger der Republik darzustellen. Wie schon im Kampf gegen Antonius erwies sich Octavian auch bei dieser Aufgabe als Meister der politischen Propaganda.
Gegen Ende seines Lebens zeichnete er in seinem Tatenbericht folgendes Bild von seiner Handlungsweise:
„In meinem 6. und 7. Konsulat (das heißt : 28 und 27 v.Chr.), nachdem ich den Bürgerkriegen ein Ende gesetzt hatte, habe ich, der ich mit Zustimmung der Allgemeinheit zur höchsten Gewalt gelangt war, den Staat aus meinem Machtbereich wieder der freien Entscheidung des Senats und des römischen Volkes übertragen. Für dieses, mein Verdienst wurde ich auf Senatsbeschluss Augustus genannt. (...) Seit dieser Zeit überrage ich zwar alle an Einfluss und Ansehen; an Macht aber besaß ich hinfort nicht mehr als diejenigen, die auch ich als Kollegen im Amt gehabt habe.“
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Realität und Propaganda
Augustus mit der Corona Civica, der Bürgerkrone, die ihm als "Retter des Staates" verliehen wurdeIn der Tat suchte Octavian gleich nach seiner Rückkehr die Unterstützung der alten Adelsgeschlechter und ging daran, das Ansehen der republikanischen Institutionen zu stärken. So ließ er aus dem Senat 190 Mitglieder ausschließen, die als nicht standesgemäß galten. Gleichzeitig füllte er die gelichteten Reihen des Senatsadels wieder auf, indem er verdiente Personen in den Patrizierstand erhob. Er selbst nannte sich – betont bescheiden – princeps senatus, Erster des Senats, ein Titel den es früher schon gegeben hatte und lediglich einen primus inter pares meinte, einen Ersten unter Gleichen. Daraus entwickelte sich die Bezeichnung Prinzipat für die augusteische Herrschaftsform, die etwa so viel bedeutet wie „Herrschaft des ersten Bürgers“. Großen Eindruck bei der Bevölkerung Roms machte der neue Princeps Ende des Jahres 28 v. Chr., als er alle Gesetze aus der Zeit des Triumvirats aufheben ließ.
Am 13. Januar 27 v. Chr. schließlich, dem ersten Tag des Staatsakts, legte Octavian die gesamte außerordentliche Militärgewalt über die Provinzen zurück in die Hände des „gereinigten“ Senats. Damit bildete dieser wieder das zentrale Herrschaftsorgan. Die Republik war formal wiederhergestellt. Allgemein war von der res publica restituta die Rede. Soweit stimmten die Tatsachen mit Augustus’ propagandistischer Version überein. Gleich am nächsten Tag aber übertrug der Senat die Herrschaft über die Hälfte der Provinzen wieder an Octavian – und zwar die Hälfte derer, die an den Rändern des Imperiums lagen und in denen daher das Gros der Legionen stand. Da Octavian – vertreten durch Legaten – die Befehlsgewalt über sie behielt, blieb er also Militärmachthaber, nun aber im Rahmen der Gesetze. Das Reich gliederte sich fortan in kaiserliche und senatorische Provinzen. Doch mit der konsularischen Gewalt auf Lebenszeit erlangte Augustus 19 v. Chr. auch gegenüber den Statthaltern der letzteren die Weisungsbefugnis.
Ein weiteres republikanisches Element der neuen Staatsordnung war die Rückkehr zur jährlichen Neubesetzung der Magistrate. Eines der zwei Konsulate allerdings nahm der Princeps in den nächsten Jahren regelmäßig für sich in Anspruch. Dies änderte sich mit der Revision der Prinzipatsverfassung am 1. Juli 23 v. Chr. Bis auf zwei Jahre verzichtete Augustus von da an auf das Konsulat. Statt dessen ließ er sich auf Lebenszeit die tribunizische Gewalt übertragen, also nicht das Amt des Volkstribunen, sondern „nur“ dessen Amtsbefugnisse. Damit gewann er das Recht, Volksversammlungen einzuberufen, Gesetze vorzuschlagen und sein Veto gegen Senatsbeschlüsse einzulegen. Letztlich war der Prinzipat also eine verschleierte Monarchie, ein komplizierter, fein austarierter Kompromiss: Augustus verzichtete auf die absolute Macht, ließ vielmehr den Senatsadel daran teilhaben, behielt aber gleichzeitig alle wichtigen Funktionen in Staat und Militär in seiner Hand.
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Verleihung des Namens Augustus
Der Ehrenname Augustus, der Erhabene, den der Senat Octavian am letzten Tag des Staatsakts vom Januar 27 v. Chr. verlieh, erinnerte an das augurium, eine Kulthandlung zur Deutung des Willens der Götter, die der Sage nach schon Romulus vorgenommen hatte. Der Name setzte seinen Träger also mit dem legendären Gründer der Stadt Rom gleich und verlieh der obersten politischen Gewalt im Staat eine sakrale Aura, wie sie die Konsuln zu Zeiten der Republik nie besessen hatten. Weiter verfestigt wurde diese Entwicklung als im Jahre 13 oder 12 v. Chr. Marcus Aemilius Lepidus starb, Augustus' einstiger Kollege im Triumvirat, der nach seiner Entmachtung mit dem Amt des Pontifex Maximus abgefunden worden war. Augustus übernahm damals auch diese Funktion und war nun zugleich oberster Priester des römischen Staatskultes. Schließlich, im Jahre 2 v. Chr. ernannte der Senat Augustus zum pater patriae, zum "Vater des Vaterlands", ein Titel, auf den er besonders stolz war. Denn er war mehr als eine bloße Ehrenbezeichnung. Vielmehr führte er jedermann vor Augen, dass dem Kaiser gegenüber allen Reichsangehörigen die gleiche Autorität zustand wie jedem römischen Familienoberhaupt, dem pater familias, über die Seinen.
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Akzeptanz der neuen Ordnung
Die Neuordnung des Staatswesens wurde von den Römern nicht widerspruchslos hingenommen. Insbesondere die patrizischen Familien des alten Senatsadels, die Augustus als Emporkömmling ansahen, konnten sich mit ihrer Entmachtung nur schwer abfinden. Einige Quellen berichten, dass Augustus sich in der Zeit nach seiner Rückkehr aus dem Osten nur mit einem Brustpanzer unter der Toga in den Senat wagte und Senatoren nur einzeln und nach eingehender Leibesvisitation empfing. Verschwörungen wie die von Maecenas' Schwager A. Terentius Varro Murena und des Fannius Caepio, die im Jahr 23 oder 22 v. Chr. aufgedeckt wurde, zeigen, dass Augustus' Politik noch lange Zeit erheblichen Widerstand hervorrief. Da der Zeitpunkt der Verschwörung nicht genau datiert werden kann, ist bis heute ungeklärt, ob sie auslösender Faktor oder Folge der im Jahr 23 erfolgten Neujustierung der Prinzipatsordnung war.
Dass das neue Herrschaftssystem schließlich doch akzeptiert wurde, lag sicher nur zum Teil daran, dass Augustus den republikanischen Institutionen und den althergebrachten Rechten und Sitten, dem mos maiorum, seinen Respekt erwies. Die Römer konnten sich zwar sagen, dass die alte Republik und ihre Institutionen der Form nach weiterhin bestanden, aber die politisch Interessierten dürften Augustus' Propaganda sicher durchschaut haben. Ausschlaggebend war am Ende die schlichte Tatsache, dass der Prinzipat funktionierte – ganz im Gegensatz etwa zu den Ordnungsmodellen Sullas oder Caesars – und dass es zu Augustus keine realistische Alternative gab. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor für den Erfolg der neuen Herrschaftsordnung war die Zeit: Augustus regierte nach der Erringung der Alleinherrschaft noch mehr als 40 Jahre, länger als jeder seiner Nachfolger. Die Römer gewöhnten sich in dieser langen Zeit an die Herrschaft des Ersten Bürgers. Als der Kaiser starb, waren kaum noch Römer am Leben, die die alte Republik noch bewusst erlebt hatten. So setzte mit der Errichtung des Prinzipats eine lange Periode des inneren Friedens und des Wohlstands ein. Augustus’ neue Ordnung sollte 300 Jahre – bis zur Herrschaft Diokletians – Bestand haben.
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Wirtschaftliche und gesellschaftliche Neuordnung
Eine ebenso anspruchsvolle Aufgabe wie der Umbau der Staatsverfassung war die innere und äußere Stabilisierung des Reichs, seine wirtschaftliche Erholung, die Wiederherstellung von Recht und Ordnung in Rom und den Provinzen und die Sicherung der Grenzen. Die Voraussetzungen für einen allgemeinen Wirtschaftsaufschwung waren nach Actium besser denn je in den vorangegangenen Jahrzehnten. Augustus konnte mehr als ein Drittel aller Legionen entlassen – insgesamt etwa 80.000 der 230.000 Mann, die 31 v. Chr. noch unter Waffen gestanden hatten. Anders als 12 Jahre zuvor musste er für die Abfindung der Veteranen nicht auf Konfiskationen zurückgreifen, sondern konnte die ungeheure Beute, die ihm mit dem ägyptischen Staatsschatz in die Hände gefallen war, für Landkäufe nutzen. So entstand in Italien und den Provinzen eine breite Schicht ihm ergebener Bauern. Auch seine Anhänger in Rom – etwa im neuen Senat – wurden mit Geld und Posten bedacht. Augustus schuf selbst die neuen Gesellschaftsschichten, auf denen die Staatsordnung des Prinzipats ruhen sollte.
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Neuordnung der Provinzen
In die Provinzen, die bis dahin immer wieder von durchziehenden Heeren, Kontributionen und Truppenaushebungen heimgesucht wurden, kehrte allmählich ein gewisser Wohlstand zurück, denn der Prinzipat stellte Rechtssicherheit her und verhinderte vor allem die bis dahin übliche Ausplünderung durch ehemalige Magistrate der Republik, die sich in den Provinzen stets für die Kosten schadlos gehalten hatten, die ihr politisches Engagement in Rom verursachte. Der Geschichtsschreiber Velleius Paterculus drückte es wenige Jahre nach Augustus' Tod so aus: "Die Äcker fanden wieder Pflege, die Heiligtümer wurden geehrt, die Menschen genossen Ruhe und Frieden und waren sicher im Besitz ihres Eigentums". Selbst Tacitus, einer der schärfsten Kritiker der Prinzipatsordnung, sah darin ihr größtes Verdienst. Anfangs übernahm der Kaiser die Neuordnung der Provinzen noch selbst. Bereits im Sommer des Jahres 27 v. Chr. brach er zu einer mehrjährigen Inspektionsreise durch den Nordwesten des Reiches auf. Gallien war seit der Eroberung durch Caesar sich selbst überlassen geblieben. Nach der Ordnung der Verhältnisse dort eroberte Augustus diejenigen Gebiete im Norden der iberischen Halbinsel, die bis dahin noch nicht zum Reich gehört hatten, und gliederte sie der Provinz Hispania Tarraconensis ein. Auf der Rückreise nach Rom im Jahr 23 v. Chr. erkrankte Augustus so schwer, dass seine Umgebung bereits mit seinem Tod rechnete. Er überlebte schließlich, entschloss sich aber, seine Legionen künftig nicht mehr persönlich zu führen.
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Konservative Sittenpolitik
Karte des antiken RomZu einem Kennzeichen der Herrschaft des Augustus wurde auch eine Rückbesinnung auf althergebrachte Sitte und Moral. Im Jahr 19 v. Chr. ließ sich Augustus vom Senat die cura morum, die Sittenaufsicht übertragen. Im Jahr darauf ließ er in den Leges Iuliae etwa die Strafvorschriften für Ehebruch verschärfen und eine allgemeine Pflicht zur Ehe einführen. Er selbst hatte in den Jahren seines Aufstiegs nicht eben ein Muster altrömischer Tugenden abgegeben – die erzwungene Scheidung seiner Frau Livia von ihrem früheren Mann war dafür nur das hervorstechendste Beispiel. Nun aber sah er in der Betonung traditioneller Werte ein Mittel, die geistigen Verheerungen der Bürgerkriege zu heilen.
Würde und Autorität des Princeps erforderten natürlich, dass Augustus und seine Familie mit gutem Beispiel vorangingen. Dies führte schließlich zum Zerwürfnis mit seiner Tochter Julia, die sich der altväterlich-keuschen Moral nicht unterwerfen wollte. Im Jahr 2 v. Chr. ließ ihr eigener Vater sie vor dem Senat des Ehebruchs anklagen und auf die kleine Insel Pandateria verbannen. Neun Jahre später, 8 n. Chr., ereilte den Dichter Ovid, den Autor der Ars Amatoria ("Liebeskunst"), das gleiche Schicksal: Er wurde nach Tomis am Schwarzen Meer verbannt.
Das propagandistische Bild vom Princeps als treusorgendem altrömischem Patron, der über das Wohl der Seinen wacht, fand ihren sichtbaren Ausdruck in einem umfangreichen Bauprogramm in Rom. Dazu gehörten Zweckbauten wie Aquädukte und eine riesige Sonnenuhr, vor allem aber Repräsentationsbauten wie das Augustusforum, das Marcellustheater und zahlreiche Tempel, die dazu dienten, den Römern Macht und Autorität des Augustus vor Augen zu führen. Der Kaiser spricht in seinem Tatenbericht von 82 Tempeln, die er in einem Jahr habe instandsetzen, Vergil in der Aeneis von 300 Tempeln, die er insgesamt habe bauen lassen.
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Außenpolitik und Grenzsicherung
Augustus Außenpolitik wurde lange als defensiv beurteilt. Historiker des 19. Jahrhunderts sahen in ihr nur eine Arrondierung und Sicherung der Reichsgrenzen. Zu dieser Sicht trug unter anderem die Tatsache bei, dass Augustus den Plan Caesars zu einem Feldzug gegen das Partherreich nicht wieder aufnahm. Eine militärische Machtdemonstration gegenüber dem Nachbarn im Südosten genügte, um diesen zu einer vertraglichen Grenzregelung und zur Herausgabe der in der Schlacht bei Carrhae 53 v. Chr. erbeuteten Legionsadler zu veranlassen. In Rom wurde als großer militärischer Sieg propagiert, was in Wirklichkeit eine friedliche Lösung darstellte.
Die Eingliederung Ägyptens verlief weitgehend problemlos. Im Jahr 25 v. Chr. gewann Rom die neue Provinz Galatia in Kleinasien aufgrund einer testamentarischen Verfügung des letzten Galater- Königs Amyntas. Zudem geriet eine Reihe neuer Klientelstaaten wie Armenien, Kappadokien und Mauretanien in Abhängigkeit von Rom.
Dennoch ließ sich die These von der prinzipiell friedlichen, defensiven Außenpolitik nicht aufrecht erhalten. Kein republikanischer Feldherr und kein Kaiser hat dem Römischen Reich so große Territorien einverleibt wie Augustus – und dies vor allem durch kriegerische Eroberungen. Nachdem 17 v. Chr. bei den Saecularfeiern in Rom noch die Friedensordnung des Prinzipats gefeiert worden war, ging das Reich im darauffolgenden Jahr wieder zur Offensive über. Der Grund dafür ist bis heute ungeklärt. Womöglich fing als kleinere Grenzstreitigkeit mit germanischen Stämmen an, was mit ausgedehnten militärischen Operationen an den nordöstlichen Grenzen und der Eingliederung von nicht weniger als fünf neuen Provinzen endete.
Von der Ostgrenze Galliens, den Alpen und dem dalmatinischen Küstengebirge wurde die Reichsgrenze bis zu Donau und Rhein, zeitweise sogar bis zur Elbe vorgeschoben. Südlich der Donau entstanden die neuen Provinzen Raetia, Noricum, Pannonia, Illyricum und Moesia. In diese Zeit fällt beispielsweise die Gründung der Stadt Augsburg (antiker Name: Augusta Vindelicorum) im Jahr 15 v. Chr.. An der strategisch wichtigen Via Claudia Augusta gelegen, wurde der Ort später zur Hauptstadt der Provinz Raetien. Augsburg ist eine von vielen Städten, deren Namen auf den Kaiser zurückgeht.
In einer militärischen Katastrophe endete allerdings die Eroberung des rechtsrheinischen Germanien. Diese Eroberung war schon unter Augustus' Stiefsohn Drusus weit gediehen und wurde nach dessen Tod in Mainz im Jahr 9 v. Chr. von Tiberius erfolgreich weitergeführt. Im Jahr 9 aber vernichtete ein von dem Cheruskerfürsten Arminius initiiertes Bündnis germanischer Stämme in der Schlacht im Teutoburger Wald drei ganze römische Legionen unter dem Befehl des Publius Quinctilius Varus. Die schwere Niederlage hatte zunächst einen verlustreichen Kleinkrieg und schließlich den Rückzug der Römer auf die Rhein-Donau- Linie und den Limes zur Folge.
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Regelung der Nachfolge
Obwohl Augustus in fast allen Quellen zu seinem Leben als gutaussehender Mann geschildert wird, war er seit seiner Kindheit von schwacher Konstitution. Er überlebte mehrere schwere Krankheiten wie die im Jahre 23 v. Chr. nur knapp und konnte nicht damit rechnen, das für die damalige Zeit sehr hohe Alter von fast 76 Jahren zu erreichen. Für sein Bestreben, der neugeschaffenen Herrschaftsordnung Dauer zu verleihen, stellte die Erbfolgeregelung daher eine zentrale Aufgabe dar. Während seine Frau Livia einen ihrer Söhne von Tiberius Claudius Nero auf dem Thron sehen wollte, verfolgte Augustus den Plan, die Nachfolge in der eigenen, julischen Familie zu sichern. Da der Kaiser keine Söhne hatte, zwang er seine Tochter Julia, nacheinander mehrere Nachfolgekandidaten zu heiraten.
Livia DrusillaDies war im Jahr 25 v. Chr. zunächst Marcellus, der Sohn seiner Schwester Octavia und ihres ersten Mannes. Die Bevorzugung seines Neffen führte offenbar zu zeitweisen Spannungen zwischen Augustus und seinem Feldherrn Agrippa, der sich selbst begründete Hoffnungen auf die Nachfolge machte. Doch Marcellus starb kaum 20-jährig Ende des Jahres 23 v. Chr. und Agrippa galt nun als unumstrittener Nachfolgekandidat. Augustus drängte den alten Freund im Jahr 21 v. Chr., sich von seiner Frau scheiden zu lassen und die 25 Jahre jüngere Julia zu heiraten. Die beiden hatten zwei Töchter und drei Söhne, Gaius Caesar, Lucius Caesar und den nachgeborenen Agrippa Postumus. Als Agrippa 12 v. Chr. starb, ruhten Augustus' Hoffnungen auf den beiden älteren Enkeln, die er durch Adoption an Sohnes statt angenommen hatte. Er befürchtete jedoch, dass Livia und sein Stiefsohn Tiberius die Kinder bei seinem Tod übergehen oder gar beseitigen könnten.
Daher zwang er nun auch Tiberius, sich von seiner Frau Vipsania, einer Tochter Agrippas, zu trennen, Julia zu heiraten und sich zum Schutz der beiden jungen Prinzen zu verpflichten. Augustus scheint sich damals weder Tiberius noch dessen Bruder Drusus, zu dem er ein besseres Verhältnis hatte, als Nachfolger gewünscht zu haben. Mit Tiberius, der die erzwungene Ehe mit Julia als Qual empfand, kam es schließlich zum Zerwürfnis. Der Stiefsohn legte 5 v. Chr. alle Ämter nieder und ging nach Rhodos ins Exil. Zu einer halbherzigen Aussöhnung kam es erst, nachdem Lucius und Gaius Caesar kurz hintereinander, 2 und 4 n. Chr. gestorben und Julia wegen ihres Lebenswandels aus Rom verbannt worden war. Da Drusus bereits 9 v. Chr. bei einem Kriegszug in Germanien umgekommen war, blieb nur noch Tiberius als Nachfolger übrig.
Augustus adoptierte ihn am 26. Juni des Jahres 4 gemeinsam mit seinem letzten noch lebenden Enkel Agrippa Postumus. Letzteren ließ er jedoch drei Jahre später aus nie ganz geklärten Gründen auf die Insel Planasia (heute: Pianosa bei Elba) verbannen, wo er unmittelbar nach Augustus' Tod ermordet wurde. Tiberius wiederum musste den Sohn seines verstorbenen Bruders Drusus adoptieren: Germanicus entstammte als Enkel der Octavia zugleich dem julischen und dem claudischen Familienzweig; sein Sohn Caligula sollte im Jahr 37 Tiberius auf den Thron folgen. Augustus übertrug Tiberius aber erst im Jahr 13 alle Befugnisse eines Princeps und erkannte ihn auch erst dann testamentarisch als seinen Nachfolger an.
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Tod und Begräbnis
Im Sommer des folgenden Jahres unternahm der Kaiser eine Reise, die ihn über Capri nach Benevent führen sollte. Er erkrankte aber bereits auf Capri an Diarrhoe, reiste jedoch weiter aufs Festland bei Neapel und ließ sich nach Nola bringen – angeblich in das selbe Haus, in dem 71 Jahre zuvor sein Vater Gaius Octavius gestorben war. Dort verstarb schließlich auch er in Gegenwart seiner Frau Livia und einer Reihe herbeigeeilter Würdenträger am 19. August des Jahres 14, am gleichen Tag, an dem er über 50 Jahre zuvor sein erstes Konsulat angetreten hatte. Laut Sueton verabschiedete sich der Mann, der in seinem Leben so viele Masken getragen hatte, mit einer Formel, die Komödianten am Ende eines Stückes sprachen: Wenn nun das Ganze Euch wohl gefallen hat, so klatscht Beifall, und entlasst uns alle mit Dank nach Hause.
Augustus' Leiche wurde auf dem Marsfeld in Rom verbrannt und die Asche in dem prachtvollen Mausoleum beigesetzt, das der Kaiser dort für sich und seine Familie hatte errichten lassen. Neben zahlreichen anderen Ehrungen beschloss der Senat, den Monat, in dem er erstmals Konsul geworden und gestorben war, von Sextilis in Augustus umzubenennen. Außerdem wurde dem Monat August ein zusätzlicher, 31. Tag angefügt. (Der Februar zählt seither nur noch 28 Tage.) Zudem wurde der Kaiser – wie von nun an die meisten römischen Caesaren nach ihrem Tod – zum Staatsgott (divus) erklärt.
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Das augusteische Zeitalter
Augustusstatue von Primaporta, heute in den Vatikanischen MuseenSchon Zeitgenossen des Augustus betrachteten ihre Gegenwart als "apollinische Epoche", geprägt von Apoll, dem Gott des Lichts, der Künste und der Musik, der Weisheit und der Weissagung, dem der Kaiser Heiligtümer bei Actium und bei seinem eigenen Wohnhaus auf dem palatinischen Hügel in Rom errichtete.
Ein Beispiel dafür, welche Verehrung dem Princeps schon zu Lebzeiten zuteil wurde, ist ein Kultlied des Horaz:
"Nunmehr zieht seines Wegs sicher der Stier dahin,
Ceres segnet die Flur wieder mit reicher Saat,
Friedlich schaukelt das Schiff durch die versöhnte Flut,
Treu und Glauben sind neu erwacht (...)
Wen erfüllt noch mit Angst Parther und Skythe jetzt?
Wen Germaniens Brut, Söhne der rauen Luft?
Wen, da Caesar uns lebt, kümmert des Krieges Dräun
fern im wilden Iberien? (...)"
Vollends verklärt wurde die Regierungszeit des ersten Kaisers nach seinem Tod unter dem Begriff der Pax Augusta, des augusteischen Friedens. Im Vergleich zum vorangegangenen Jahrhundert und zur Herrschaft vieler Nachfolger des ersten Kaisers brachte die augusteische Ära Rom, Italien und den meisten Provinzen in der Tat eine lange währende Zeit von innerem Frieden, Stabilität, Sicherheit und Wohlstand. Nach den Verheerungen der Bürgerkriege, blühte die Wirtschaft nun ebenso auf wie Kunst und Kultur.
Die Zeit brachte Dichter wie Vergil, Horaz, Ovid und Properz, Historiker wie Titus Livius oder Architekten wie Vitruv hervor. Der Kaiser selbst versuchte sich als Tragödienautor, vernichtete aber sein Drama "Ajax", dessen Unzulänglichkeit ihm bewusst war, mit dem Kommentar: Mein Ajax ist in den Schwamm gefallen.
Rom wandelte sich, wie Augustus meinte, von einer Stadt aus Ziegeln zu einer Stadt aus Marmor. Beeindruckende architektonische Zeugnisse dieser Zeit haben sich bis heute erhalten, etwa das Marcellus- Theater, das von Agrippa erbaute und unter Kaiser Hadrian erneuerte Pantheon und nicht zuletzt Augustus' Mausoleum und die Ara Pacis, der Friedensaltar aus dem Jahre 9 v. Chr., der auf einem Relief eine Prozession der kaiserlichen Familie zeigt.
Das Bild, das der Kaiser mit solchen Bauten den Römern vermitteln wollte, kontrastierte aber spätestens seit dem Jahr 16 v. Chr. wieder mit den unablässigen Kriegen, die an den Grenzen geführt wurden. Das Reich expandierte unter Augustus in einem Maß wie nie zuvor und nie wieder danach. Neben dem reichen Ägypten und Galatia wurden ihm Provinzen an Rhein und Donau hinzugefügt, deren Eroberung nur mit der Galliens durch Caesar vergleichbar war.
Von Krieg aber war im Inneren des Reichs und der Provinzen nach dem Jahr 31 v. Chr. nur noch wenig zu spüren. Frieden und Wohlstand nahmen deshalb auch schon die Zeitgenossen als prägendes Kennzeichen der Epoche wahr. Dies war der Grund, warum sie sich letztlich mit der Einführung der Monarchie und dem Ende der Republik abfanden. Und es ist vielleicht kein Zufall, dass der Gründer einer Religionsgemeinschaft, die ein Reich des Friedens verkündete, unter der Herrschaft des Augustus geboren wurde, den die Zeitgenossen als Retter und Friedensfürsten feierten.
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Werke
Res Gestae Divi Augusti: von Augustus selbst verfasster Tatenbericht, der an Bronzesäulen vor seinem Mausoleum angebracht war. Kopien wurden als Inschriften in mehreren Orten in Kleinasien gefunden, die vollständigste – mit einer griechischen Übersetzung – in einem Tempel in Ankara, nach der das Werk auch als Monumentum Ancyranum bezeichnet wird. Es gibt zahlreiche Ausgaben, unter anderem eine lateinisch- griechisch-deutsche Ausgabe mit Kommentar hg. von Ekkehard Weber, München u. Zürich 1975. Text (lateinisch) (http://perseus.mpiwg-berlin.mpg.de/cgi- bin/ptext?lookup=Aug.+Anc.), Text (lateinisch/griechisch/englisch) (http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Augustus/Res_Gestae/home.html)
De vita sua: eine Autobiografie, die in dreizehn Büchern die Zeit bis zum Cantabrischen Krieg behandelte, aber praktisch vollständig verloren ging. (Moderne 'Rekonstruktionen' von O.K. Gilliam, Philipp Vandenberg und Allan Massie gehören in das Genre des historischen Romans.)
Sicilia: verloren gegangenes Epos in Hexametern, nur von Sueton bezeugt
Ajax: Tragödie, von Augustus selbst vernichtet
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Quellen
Sueton, Divus Augustus: ausführlichste antike Biografie aus der Sammlung der Kaiserbiografien von Gaius Iulius Caesar bis Domitian. Zahlreiche Ausgaben, beispielsweise in Sämtliche erhaltene Werke, Essen 1987 (deutsche Übersetzung). Text (lateinisch) (http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Suetonius/12Caesars/Augustus*.html), englische Übersetzung) (http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Suetonius/12Caesars/Augustus*.html)
Tacitus, Annalen: das Geschichtswerk setzt erst mit dem Tod des Augustus ein, enthält aber zahlreiche Rückblicke auf seine Herrschaft. Zahlreiche Ausgaben, beispielsweise lateinisch und deutsch hg. von Erich Heller, München u. Zürich 1982. Text (lateinisch/englisch) (http://perseus.mpiwg- berlin.mpg.de/cgi- bin/ptext?doc=Perseus%3Atext%3A1999.02.0077)
Appian, Römische Geschichte, Bd. 2: Bürgerkriege, übersetzt v. Otto Veh, 1988. Text (englisch) (http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Appian/home.html)
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Literatur
Jochen Bleicken: Augustus. Eine Biographie, Alexander Fest- Verlag, Berlin 1998. Die derzeit maßgebliche Biografie in deutscher Sprache; umfassend und gut lesbar, mit Anmerkungen und Anhang zu Quellen und Literatur.
Ders.: Verfassungs- und Sozialgeschichte des Römischen Kaiserreiches, 2 Bde., Paderborn 1981.
Klaus Bringmann/Thomas Schäfer: Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums. Akademie- Verlag, Berlin 2002. Studienbuch mit Quellenteil.
Werner Dahlheim: Augustus, in: Die römischen Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian, hg. von Manfred Clauss, München 1997, S. 26-49. Gut lesbare Kurzbiografie
Werner Eck: Augustus und seine Zeit. Beck, München 1998. Knappe Einführung
Michael Grant: Roms Caesaren. Von Julius Caesar bis Domitian, München 1975. Populärwissenschaftliche Darstellung
Dietmar Kienast: Augustus. Prinzeps und Monarch, aktual. Neuauflage, Darmstadt 1999. Hervorragende, problemorientierte Darstellung mit umfassendem wissenschaftlichen Apparat.
Ronald Syme: Die römische Revolution. Machtkämpfe im antiken Rom, Grundlegend revidierte und erstmals vollständige Neuausgabe, herausgegeben von Christoph Selzer und Uwe Walter, Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2003. Symes sprachlich meisterliche Darstellung ist geprägt von den Aufkommen des italienischen Faschismus. Für Syme war Augustus ein brutal agierender Machtmensch und der Totengräber der letzten republikanischen Freiheiten.
Paul Zanker: Augustus und die Macht der Bilder, München 1987.
Ute Schall: Augustus. Kaiser, Rächer, Komödiant. Masken und Metamorphosen eines Herrschers, Pfungstadt bei Darmstadt 1990.
Heinrich Schlange-Schöningen: Augustus, Geschichte kompakt Antike, Darmstadt 2005. Knappe Darstellung, als Einstieg gut geeignet.
62 v.Chr.
Prätur Casears
61 v.Chr.
Skandalprozess gegen P. Clodius
Caesar ist Proprätor in Hispanien
60 v.Chr.
1. Triumvirat (Dreimännerherrschaft) des Pompeius, Caesar und Crassus
58 v.Chr.
Siege über die Helvetier und Ariovist
57 v.Chr.
Niederwerfung der belgischen Stämme
56 v.Chr.
Konferenz von Luca: Erneuerung des Triumvirats
49 v.Chr.
Beginn Bürgerkrieg gegen Pompeius
Caesar überschreitet den Rubicon, er ist damit Herr über Italien; erster spanischer Feldzug Caesars
48 v.Chr.
Beginn Alexandrinischer Krieg
48 - 47 v.Chr.
09.08.48 v.Chr. Niederlage der Pompejaner bei Pharsalos
20.000 Pompejaner ergeben sich. Pompeius flieht und wird beim Betreten Ägyptens ermordet.
28.09.48 v.Chr. Ermordung des Gnaeus Pompeius Magnus Fortschritt
Pompeius versuchte, eine Entscheidungsschlacht zu vermeiden, wurde aber von den Senatoren dazu gezwungen. In der Schlacht von Pharsalos in Thessalien erlitt er am 9. August 48 v. Chr. eine vernichtende Niederlage und musste nach Ägypten fliehen, wo ihn die Höflinge des Kindkönigs Ptolemaios XIII. ermorden ließen. Sein abgeschlagener Kopf wurde später Caesar übergeben, der ihn bestatten ließ. Angeblich soll Caesar geweint haben, als er den abgeschlagenen Kopf des Pompeius sah. Fraglich ist jedoch, ob Caesar den Tod seines großen Rivalen wirklich bedauerte, obwohl ihm mit dessen Ermordung die Möglichkeit genommen war, propagandawirksam clementia (Milde) zu demonstrieren.
47 v.Chr.
Ende Alexandrinischer Krieg
C. Iulius Caesar wird in Alexandria eingeschlossen (Brand der Biliothek). Sieg am Nil, danach wird Cleopatra als Königin eingesetzt.
Sieg Caesars bei Zela über Pharnaces von Pontus
C. Iulius Caesar wird in Alexandria eingeschlossen (Brand der Biliothek). Sieg am Nil, danach wird Cleopatra als Königin eingesetzt.
Diktator
C. Iulius Caesar
C. Iulius Caesar wird zum Diktator ernannt.
Magister equitum
Das Amt des Magister equitum war eines der wenigen außerordentlichen Staatsämter der römischen Republik. Der Magister equitum wurde direkt vom Diktator als dessen Stellvertreter ernannt. Ursprünglich kommandierte er direkt die Reiterei. Prinzipiell war dieses Amt jedem römischen Bürger zugänglich, auch ohne vorher ein Amt des Cursus honorum bekleidet zu haben.
Eine Absetzung aus dem Amt war nicht möglich, nach dem Ende des Notstandes erlosch sein Amt automatisch zusammen mit dem des Diktators.
In der frühen Spätantike wurde das Amt des Heermeisters oft geteilt - derjenige Magister militum, der nur die Reiterei kommandierte, hieß ebenfalls Magister equitum, ohne dass es einen Bezug zum republikanischen Amt gäbe.
M. Antonius
46 v.Chr.
04.01.46 v.Chr. Sieg des Titus Labienus über die Truppen des C. Iulius Caesars
Titus Labienus bleibt in der Schlacht von Ruspina dank zahlenmäßiger Überlegenheit Sieger über die Truppen C. Iulius Caesars, dessen Offizier er früher war. Wochen später kommt er im laufenden Bürgerkrieg in der Schlacht von Munda gegen Caesar ums Leben.
Sieg Caesars bei Thapsus über die Pompejaner
Cato begeht Selbstmord in Utica.
Ende des Bürgerkriegs gegen die Pompejaner
Hinrichtung des Fürsten der gallisch-keltischen Arverner Vercingetorix
Vercingetorix wurde nach seiner Gefangennahme mehrere Jahre in isolierter Dunkelhaft gehalten, um 46 v.Chr in Caesars Triumphzug durch Rom geführt zu werden, wo er im Anschluss daran im Carcer Tullianus erdrosselt wurde.
Diktator
C. Iulius Caesar Fortschritt
C. Iulius Caesar wird für zehn Jahre zum Diktator ernannt und Praefectus moribus (Zensor für Sitte und Moral).
6. April: Caesar besiegt die Anhänger des Senats unter Cato bei Thapsus und erhält die Diktatur auf zehn Jahre verliehen.
C. Iulius Caesar entdeckt die Funktion des Geldes als Machtmittel Fortschritt
Zum ersten Mal wird ein noch lebender römischer Bürger auf einer Münze verewigt. Bis dahin wurden nur historische Ereignisse zur Propaganda abgebildet. Die neuen Münzen tragen entscheidend zum Personenkult des Diktators bei.
45 v.Chr.
01.01.45 v.Chr. Einführung des Iulianischen Kalenders
Angeregt durch den ägyptischen Sonnenkalender schuf Iulius Caesar einen Kalender, der mit Wirkung zum 01.01.45 v.Chr. in Kraft trat. Er entspricht bis auf zwei Ausnahmen, dem heutigen; nur hatte der August 30 und der Februar 29 Tage. Alle vier Jahre Jahre kam im alten System ein Februartag hinzu. Der gesammelte Überhang von 81 Tagen bei der Einführung des neuen führte zum "Konfusionsjahr" 45 v.Chr. mit 445 Tagen.
Diktator
C. Iulius Caesar
C. Iulius Caesar wird auf Lebenszeit zum Diktator ernannt.
Erstmalige Prägung der Quinarius aureus (Halbaureus) Fortschritt
Als Quinarius aureus (Auch Goldquinar oder Halbaureus) bezeichnet man eine römische Münze, die von 45 v.Chr. bis 324 n.Chr. geprägt und ausgegeben wurde.
Als Wert hatte der Goldquinar den eines halben Aureus bzw. von 12 1/2 Denaren. Genauso wie sein silberner Bruder, der Quinarius nummus, war er nie eine wirklich wichtige Münze und wurde stets eher als Randerscheinung, die für den flüssigen Zahlungsverkehr nötig war, angesehen. Nicht einmal alle Kaiser ließen ihn prägen. Ursprünglich ca. 4 Gramm wiegend, verlor er aufgrund der galoppierenden Inflation ab 200 n.Chr. immer mehr an Gewicht; der Goldanteil blieb allerdings konstant. Unter Konstantin I. wurde er mit der Einführung des Solidus abgeschafft; möglicherweise traten der Semissis (1/2 Solidus) oder der Tremissis (3/8) an seine Stelle.
Tatsächlich ist der Begriff Quinarius aureus eine neuzeitliche Namensgebung, da man ihn in der Antike schlicht als "Halbaureus" bezeichnete.
44 v.Chr.
Ausbruch des Ätna auf Sizilien
15.03.44 v.Chr. Caesar wird ermordet; die Verschwörer werden angeführt durch M. Iunius Brutus und C. Cassius Fortschritt
Iulius Caesar wird am 15. März 44 v.Chr. durch zwei Dutzend Verschwörer im Theater des Pompeius in Rom mit 23 Stichen getötet.
Überblick über die an der Ermordung Caesars beteiligten Senatoren:
  • Gaius Cassius Longinus
    Gaius Cassius Longinus (* vor 85 v.Chr.; † 42 v.Chr.) gilt neben seinem Freund und Schwager Marcus Iunius Brutus als das Haupt der Verschwörung gegen Gaius Iulius Caesar. Eine Gruppe von Senatoren missbilligte Bestrebungen Caesars, die Macht in seiner Hand zu vereinigen, nachdem er bereits zum Diktator auf Lebenszeit ernannt worden war, und ermordete Caesar an den Iden des März (15. März 44 v.Chr.)

    Über Cassius' frühes Leben ist nicht viel bekannt. Er war Mitglied der alten Senatorenfamilie der Cassier, die seit dem 3. Jahrhundert v.Chr. mehrere Konsuln gestellt hatte. Sein Vater war vielleicht der gleichnamige Konsul des Jahres 73 v.Chr.

    53 v.Chr. nahm Cassius als Quästor am Feldzug des Marcus Licinius Crassus gegen die Parther teil. Nach der vernichtenden Niederlage der Römer bei Carrhae und dem Tod des Crassus konnte sich Cassius mit dem Rest der römischen Legionen nach Syrien zurückziehen und die Provinz gegen die Feinde verteidigen.

    49 v.Chr. wurde daraufhin Cassius zum Volkstribun gewählt. Durch den Ausbruch des Bürgerkrieges konnte er vermeiden, wegen Ausbeutung und Erpressung in Syrien zur Verantwortung gezogen zu werden. Während des Bürgerkriegs stand er zunächst auf der Seite des Pompeius. Als Flottenkommandeur hat er gute Erfolge im Mittelmeer. Nach der Schlacht bei Pharsalos jedoch versöhnte er sich wieder mit Caesar, der ihn zu einem seiner Legaten ernannte. Im Jahr 44 v.Chr. wurde er Praetor peregrinus mit dem Versprechen, im folgenden Jahr die Provinz Syrien zu erhalten.

    Cassius galt schon in der Antike als die treibende Kraft hinter der Verschwörung gegen Caesar.[1] Sie speiste sich vor allem aus der Unzufriedenheit zahlreicher Senatoren mit Caesars immer deutlicher werdendem Alleinherrschaftsanspruch, der mit der römischen Republik, vor allem der führenden Rolle des Senats, nicht vereinbar war. In einer Senatssitzung kurz vor Caesars Abreise zu einem Krieg gegen die Parther töteten ihn die Verschwörer.

    Sie hatten aber versäumt, Pläne für die Zeit nach Caesars Ermordung zu machen. Cassius musste Italien verlassen und ging nach Syrien, obwohl man ihm die Provinz zeitweilig entzogen hatte. Er stellte ein großes Heer auf, mit dem er Publius Cornelius Dolabella, der an seiner Stelle als Statthalter nach Syrien geschickt war, in der Schlacht bei Laodikeia besiegte.

    Nachdem sich der von Caesar testamentarisch adoptierte Oktavian (der spätere Augustus), Marcus Aemilius Lepidus und Marcus Antonius zum Zweiten Triumvirat zusammengeschlossen hatten, vereinigten sich Cassius und Marcus Iunius Brutus und zogen mit ihren Legionen über den Hellespont durch Thrakien bis in die Nähe von Philippi in Makedonien. Sie wollten die Legionen des Triumvirates aushungern, wurden aber zum Kampf gezwungen. Es kam zur Ersten Schlacht bei Philippi am 3. Oktober 42 v.Chr. Brutus konnte Oktavian besiegen, Cassius jedoch unterlag dem Marcus Antonius. Cassius wusste nichts vom Erfolg seines Mitstreiters Brutus und ließ sich deshalb von einem freigelassenen Sklaven töten.

    Brutus wurde am 23. Oktober, in der Zweiten Schlacht von Philippi, besiegt, worauf er zuerst floh, sich dann aber ebenfalls töten ließ.

    In seinem Werk Die Göttliche Komödie zählt für den Dichter Dante Alighieri Cassius zusammen mit Marcus Iunius Brutus und dem Jünger und Jesus-Verräter Judas Ischariot zu den drei größten Verrätern der Menschheit, die im innersten Ring der Hölle, eingeschlossen in ewigem Eis, von Luzifer zerfressen werden.
  • Marcus Iunius Brutus
  • Decimus Iunius Brutus Albinus
  • Gaius Trebonius
  • Lucius Minucius Basilus
  • Lucius Staius Murcus
  • Publius Servilius Casca (1. Bruder)
  • Gaius Servilius Casca (2. Bruder)
  • Servius Sulpicius Galba
  • Marcus Rubrius Ruga
  • Lucius Tillius Cimber
  • Decimus Turullius
  • Quintus Ligarius
  • unsicher: Lucius Antistius Labeo
  • Caecilius Metellus (1. Bruder)
  • Caecilius Buciolanus (2. Bruder)
  • unsicher: Popillius Liguriensis
  • Marcus Petronius
    Marcus Petronius († 41 v.Chr.) war ein römischer Politiker aus der Familie der Petronier, der zum Kreis der Verschwörer gegen Gaius Iulius Caesar gehörte.

    An den Iden des März im Jahr 44 v.Chr. war Marcus Petronius einer der Beteiligten am Attentat gegen den Diktator auf Lebenszeit. Nach der Niederlage des Gaius Cassius Longinus und des Marcus Iunius Brutus in der Schlacht von Philippi (42 v.Chr.) floh er 41 v.Chr. zusammen mit anderen Anhängern der Caesarmörder nach Ephesos. Der Triumvir Marcus Antonius begnadigte die Schutzflehenden, die im Artemistempel Asyl gesucht hatten. Nur Petronius wurde verurteilt und hingerichtet, weil er direkt an der Ermordung Caesars im Jahr 44 v.Chr. beteiligt gewesen war.[1]

    Zur Zeit Caesars gab es mehrere Petronii mit militärischem Rang:
    - Im Jahr 53 v.Chr. diente ein Petronius als Militärtribun unter Crassus und war Augenzeuge von dessen Tod im Kampf gegen die Parther [2]
    - Ein M. Petronius diente als Centurio in Caesars VIII. Legion und opferte sich bei der Eroberung von Gergovia für seine Mitsoldaten (52 v.Chr.).[3]
  • Lucius Pontius Aquila
  • unsicher: Gnaeus Otacilius Naso
  • unsicher: Caesennius Lento
  • Cassius Parmensis
  • Spurius Maelius
  • Pacuvius Antistius Labeo
43 v.Chr.
01.07.43 v.Chr. Octavianus stellt seine Privatarmee dem Senat zur Verfügung
19.08.43 v.Chr. Octavianus wird nachrückender Konsul (consul suffectus)
Aufgrund des großen Einflusses von Cicero verdankt Octavianus die Übertragung eines propraetorischen Imperium für das Jahr 43 v.Chr. am 07.01.43 v.Chr. und am 19.08.43 v.Chr. sogar die Wahl zum nachrückendem Consul (consul suffectus) und Senator - obwohl der noch nicht einmal Zwanzigjährige die Mindestalter um 20 bzw. 25 Jahre unterschreitet. Die Ämter gewähren ihm die dringend benötigte Immunität und damit den Schutz vor einer Anklage.
11.11.43 v.Chr. 2. Triumvirat (Dreimännerherrschaft) des Antonius, Lepidus und Octavianus
Der erpresste Senat segnet die kollektive Diktatur, die auf fünf Jahre begrenzt und eine Art Notstandsregierung mit weitreichenden Vollmachten (rei publicae constituendae, zur Wiederherstellung der Staatsordnung) ist, formell ab.
07.12.43 v.Chr. Tod Ciceros durch Marcus Antonius
42 v.Chr.
Oktober 42 v.Chr. Selbstmord von C. Cassius Longinus
23.10.42 v.Chr. Selbstmord von Brutus
40 v.Chr.
Vertrag von Brundisium zwischen Octavianus und Antonius; Heirat des Antonius mit Octavia, der Schwester Octavians
38 v.Chr.
Heirat Octavians mit Livia Drusilla
27 v.Chr.
Julisch-Claudisches Haus (27 v.Chr. - 68 n.Chr.) Los
Iulisch-claudische Dynastie
Octavian war von Iulius Caesar testamentarisch adoptiert worden. Er sollte sein Lebenswerk fortsetzen. So wurde er zum Mitglied der Familie der Iulier, die ihren Stammbaum auf den antiken Helden Aeneas zurückführte.
Augustus hatte als Kaiser mit grossen Problemen in Bezug auf seine Nachfolge zu kämpfen. Wann immer er eine Regelung fand -die auf den Nachkommen seiner Tochter Iulia gründete -, machte ihm der Tod des ausersehnten Kandidaten einen Strich durch die Rechnung. So scheiterte der "iulische" Versuch der Thronfolge und es blieb nur Tiberius als praktikabler Kandidat über.
Durch die Heirat von Augustus mit Livia Drusilla, aus der Familie der Claudier, im Jahre 38 v.Chr. wurden die Nachkommen zwar offiziell Iulier, doch spricht man nun von der iulisch- claudischen Dynastie. Alle Nachfolger waren Nachfahren von Tiberius' Bruder Drusus und somit Claudier. So Gaius, der als Caligula in die Geschichte einging und Claudius, der das augusteische Reich durch Verwaltungsrefomen den Erfordernissen seiner Zeit anpasste.
Die Dynastie endete mit dem Selbstmord Neros und führte in den Bürgerkrieg des Jahres 69 n.Chr..
Augustus (27 v.Chr - 14 n.Chr.) Fortschritt
Imperator Caesar Divi Filius Augustus
(* 23. September 63 v.Chr. als Gaius Octavius Thurinus in Rom oder Velitrae; † 19. August 14 n.Chr. in Nola bei Neapel)

Augustus gilt als erster römischer Kaiser.
Der Großneffe und Haupterbe Gaius Iulius Caesars setzte sich in den Bürgerkriegen, die dessen Ermordung im Jahr 44 v.Chr. folgten, gegen alle Rivalen durch. Von 31 v.Chr. an war er Alleinherrscher Roms und begründete die julisch-claudische Dynastie. Unter der Devise der Wiederherstellung der Republik (restitutio rei publica) betrieb er in Wirklichkeit deren dauerhafte Umwandlung in eine Monarchie in Form des Prinzipats. Seine Herrschaft mündete in eine lang anhaltende Friedenszeit, die später als Pax Augusta verklärt wurde.
Legenden (16. I. 27 v.Chr. - 19. VIII. 14 n.Chr.)
Imperator Caesar (Divi filius) Augustus
tribunicia potestas I (26. VI. -23 - 25. VI. -22) - XXXVII (ab 26. VI. 14) consul
I 19. VIII. - IX. -43
II 1. I. -33
III des. -33
III 1. I. - 31. XII. -31
IV 1. I. - 31. XII. -30
V 1. I. - 31. XII. -29
VI des. -29
VI 1. I. - 31. XII. -28
VII 1. I. - 31. XII. - 27
VIII des. -27
VIII 1. I. - 31. XII. -26
IX 1. I. - 31. XII. -25
X des. -25
X 1. I. - 31. XII. -24
XI 1. I. - 31. XII. -23
XII des. -6
XII 1. I. - 31. XII. -5
XIII des. -3
XIII 1. I. - 31. XII. -2

imperator
I 16. IV. -43
II vor 15. III. -40
III IX./X. -40?
IV VIII. -36
V -33?
VI 2. IX. -31
VII VIII. -30
VIII -25
IX. 12. V.? -20
X -15/-14
XI -12
XII -11
XIII -10/-9
XIV Frühsommer -8
XV 2/3
XVI 6
XVII 7
XVIII 8
XIX 3. VIII.? 9
XX 11
XXI 13
Berücksichtigt wird im folgenden nur die Prägung ab etwa 30 v. Chr.!
Münzstätten: Rom, Spanien (Tarraco, Caesaraugusta, Colonia Patricia), Gallia (Lugdunum), Asia (Ephesos?, Pergamon?)
Legenden sehr wechselhaft, Grundtyp: IMPERATOR CAESAR DIVI FILIVS AVGVSTVS mit wechselnden Kürzungen etc. (Bei Aes-Prägung sehr häufig Augustus- Kopf mit Namensumschrift eines der Tresviri AAAFF)

Posthume Prägungen: DIVVS AVGVSTVS (PATER) u.ä. unter mehreren späteren Kaisern
Namen und Titel des Augustus
Augustus' Geburtsname lautete Gaius Octavius Thurinus. Nach der testamentarischen Adoption durch Caesar nahm er dessen Namen Gaius Julius Caesar an, wohl ohne den in solchen Fällen üblichen Zusatz Octavianus. Dennoch wird er in der historischen Literatur – zur Unterscheidung von Caesar – für die Zeit seines Aufstiegs als Octavian bezeichnet. Den Ehrennamen Augustus (Erhabener), der zum Bestandteil der Kaisertitulatur wurde, verlieh ihm der Senat am 16. Januar 27 v.Chr. Zum Zeitpunkt seines Todes lautete sein vollständiger Titel Imperator Caesar Divi filius Augustus, Pontifex Maximus, Consul XIII, Imperator XXI, Tribuniciae potestatis XXXVII, Pater patriae.
Leben
Die Lebensgeschichte des Kaisers Augustus handelt im Grunde von zwei vollkommen gegensätzlichen Persönlichkeiten: einerseits von einem jungen, ehrgeizigen, mitunter grausamen Politiker, der im Kampf um die höchste Macht weder Gesetz noch Skrupel kannte, andererseits von dem Kaiser, der – einmal im Besitz dieser Macht – äußerst klugen Gebrauch von ihr machte und mit dem Prinzipat eine neue, dauerhafte Staatsordnung an die Stelle der in 100 Jahren Bürgerkrieg gänzlich zerrütteten Republik setzte.

Herkunft und Jugend
Augustus war der Sohn des Gaius Octavius und seiner Frau Atia, einer Nichte Gaius Iulius Caesars. Die Familie seines Vaters gehörte den Equites, dem römischen Ritterstand an, also dem niederen Adel. Sie war wohlhabend, aber wenig bedeutend. Gaius Octavius soll Geldverleiher gewesen sein, stieg aber in den Senat auf und gelangte bis zur Praetur. Nach dem Tod des Vaters 58 v.Chr. wuchs der junge Gaius zunächst auf dem Landgut seiner Großmutter Julia, der Schwester Caesars, in Velitrae auf, später im Haus seines Stiefvaters L. Marcius Philippus. Nach Sueton hielt er im Jahr 51 v.Chr. die Leichenrede für seine Großmutter und legte 49 v.Chr. die Männertoga (toga virilis) an.
Der kinderlose Caesar nahm sich seines Großneffen an und ließ ihn 46 v. Chr. an dem Triumphzug anlässlich seines Sieges im Bürgerkrieg teilnehmen. Im Jahr darauf begleitete der junge Gaius Octavius seinen Großonkel auf dessen Kriegszug gegen die Söhne des Pompeius nach Spanien, wo er Caesar offenbar durch seine Tapferkeit beeindruckte. Er sollte auch als Magister equitum (wörtlich: „Reiterführer“) an dem geplanten Feldzug gegen die Parther teilnehmen und war mit seinen Freunden Marcus Vipsanius Agrippa und Salvidienus Rufus bereits nach Apollonia im heutigen Albanien vorausgeschickt worden. Dort erreichte ihn im Frühjahr 44 v.Chr. die Nachricht von Caesars Ermordung. Während seiner Rückreise nach Rom erfuhr er, dass der Diktator ihn durch Testamentsverfügung adoptiert und zum Haupterben seines Privatvermögens eingesetzt hatte.
Aufstieg zur Macht
Zurück in Rom, nahm Gaius Octavius das Testament sowie alle damit verbundenen Verpflichtungen an und nannte sich fortan nach seinem Adoptivvater Gaius Julius Caesar. In dem Konflikt zwischen dessen Anhängern – die sich um Marcus Antonius scharten – und den republikanisch gesinnten Caesarmördern um Gaius Cassius Longinus sowie Marcus und Decimus Iunius Brutus spielte er anfangs keine Rolle.
Marcus Antonius beanspruchte als Unterfeldherr Caesars und sein Mitkonsul für das Jahr 44 v.Chr. die Führung der caesarianischen Partei für sich. So weigerte er sich zunächst, das Vermögen des Diktators an Octavian herauszugeben. Dieser zahlte dennoch die von Caesar ausgesetzten Legate an dessen Veteranen und die Bevölkerung Roms aus. Dafür nutzte er die in Apollonia beschlagnahmte, für den Partherkrieg vorgesehene Kriegskasse, versteigerte aber auch eigene Güter. Dieses Vorgehen brachte ihm rasch eine große Zahl von Anhängern ein und damit auch politisches Gewicht. Der einflussreiche Senator und Ex-Konsul Marcus Tullius Cicero, der nicht zu den Verschwörern gehört hatte, aber mit der republikanischen Sache sympathisierte, unterstützte den scheinbar unerfahrenen jungen Mann, in der Hoffnung, ihn als politisches Gegengewicht zu Marcus Antonius aufbauen zu können. Octavian ging darauf ein. Aber er stützte sich damals auch schon auf eigene, kenntnisreiche Ratgeber wie den wohlhabenden Gaius Cilnius Maecenas und verfolgte seine eigenen Pläne.
Bündnis mit den Caesarmördern
Während Antonius im Jahr 43 v.Chr. in Gallien gegen Decimus Brutus vorging, baute Octavian in Italien ein Heer aus Veteranen Caesars auf und bemächtigte sich staatsstreichartig der Stadt Rom. Unter militärischem Druck und auf Antrag Ciceros bestätigte der Senat Octavians angemaßte militärische Befehlsgewalt, verlieh ihm die Rechte eines Senators und Konsularen und gestattete ihm die Übernahme aller Ämter 10 Jahre vor dem gesetzlich festgelegten Mindestalter. Octavian ging jetzt sogar ein Bündnis mit den Republikanern ein. Noch im selben Jahr besiegte er Antonius im Mutinensischen Krieg gemeinsam mit einem Senatsheer unter den Konsuln Hirtius und Pansa.
Beide Oberhäupter der Republik kamen in dem Krieg um, und Octavian verlangte nun eines der freigewordenen Konsulate für sich. Als der Senat sich weigerte, erzwang Octavian am 19. August 43 v.Chr. mit Hilfe der Truppen seine Wahl zum Konsul und die Ächtung der Caesarmörder. Mittlerweile hatte Antonius wieder mehr Legionen unter seinen Befehl gebracht als vor seiner Niederlage. Daher – und weil Octavian auf der politischen Bühne Roms nun als "Rächer" seines Adoptivvaters auftrat – wechselte er die Seiten und ging mit den Führern der caesarianischen Partei ein Bündnis ein. Nach dem Vorbild Caesars, Pompeius' und Crassus' aus dem Jahr 60 v. Chr. bildeten Octavian, Marcus Antonius und der Reiterführer Marcus Aemilius Lepidus im Oktober 43 v.Chr. ein zweites Triumvirat. Zu dessen Bekräftigung heiratete Octavian Antonius' Stieftochter Clodia.
Das Zweite Triumvirat
Die „Dreimännerherrschaft zur Ordnung des Staates“, wie das Bündnis offiziell hieß, beruhte allein auf der militärischen Macht der Triumvirn, auf ihrer Verfügungsgewalt über die weitaus meisten römischen Legionen. Sie ließen sich vom Senat am 27. November 43 v.Chr. diktatorische Machtbefugnisse auf fünf Jahre übertragen. Wie zur Zeit Sullas wurden nun Proskriptionslisten veröffentlicht, die alle darauf Verzeichneten für vogelfrei erklärten. Laut Sueton soll sich Octavian anfangs gegen die Proskriptionen gewehrt, sie dann aber unnachsichtiger durchgeführt haben als seine beiden Kollegen. Auf Antonius’ Betreiben fiel dem Massaker an den politischen Gegnern der Triumvirn auch Cicero zum Opfer.
Im Jahr darauf gingen Antonius und Octavian nach Griechenland, wo die Caesarenmörder Marcus Junius Brutus und Gaius Cassius Longinus ihre Streitkräfte gesammelt hatten. Deren Niederlage in der Schlacht von Philippi in Makedonien im Herbst 42 v.Chr. bedeutete den endgültigen Untergang der römischen Republik. Da der Sieg im Wesentlichen Antonius zu verdanken war, nahm dessen Gewicht innerhalb des Triumvirats noch weiter zu.
Als die Triumvirn nach Philippi ihre Einflusssphären absteckten, erhielt Antonius zusätzlich zu Gallia Comata das alte Africa. Ferner sollte er die Verhältnisse in den wohlhabenden Ostprovinzen ordnen. Lepidus wurde Nordafrika zugesprochen, damals die Kornkammer Roms. Octavian erhielt die beiden spanischen Provinzen und die schwierige Aufgabe, die Veteranen in Italien anzusiedeln, das von den Triumvirn gemeinsam verwaltet wurde. Bei den Landverteilungen kam es zu brutalen Enteignungen und Vertreibungen nicht nur einzelner Landbesitzer, sondern sogar ganzer Stadtbevölkerungen. Octavian war damals allgemein verhasst. Überdies kam es wegen der Landverteilung zu schweren Differenzen mit Antonius’ Bruder Lucius, den Octavian aber im Perusinischen Krieg besiegte. Als Antonius daraufhin nach Italien zurückkehrte, verweigerten die Legionen beider Triumvirn jedoch den Kampf und zwangen sie zu einem erneuten Bündnis. Der Vertrag von Brundisium vom Herbst 40 v.Chr. sah unter anderem die Hochzeit Antonius’ mit Octavians Schwester Octavia vor.
Octavian hatte im selben Jahr – nach dem Tod seiner ersten Frau Clodia – Scribonia geheiratet, eine Verwandte von Pompeius' Sohn Sextus. Sie schenkte ihm eine Tochter, Julia, die sein einziges leibliches Kind bleiben sollte. Aber noch vor Julias Geburt verstieß er ihre Mutter wieder, um im Jahr 38 v.Chr. Livia Drusilla zu ehelichen. Der Skandal wurde noch dadurch vergrößert, dass er Livia in sein Haus aufnahm, noch bevor sie sich von ihrem bisherigen Mann, dem überzeugten Republikaner Tiberius Claudius Nero, hatte scheiden lassen können. Die Frau, die zu seiner engsten Ratgeberin wurde, brachte die beiden Söhne Tiberius und Drusus mit in die Ehe. Tiberius sollte schließlich der Nachfolger seines Stiefvaters als Kaiser werden.
Kampf um die Alleinherrschaft
Am Vertrag von Brundisium war auch Sextus Pompeius beteiligt, der letzte politische Gegner der Triumvirn, der mit seiner Flotte noch über nennenswerte militärische Macht verfügte. Er kontrollierte Sizilien und gefährdete die Kornzufuhr nach Rom, was Octavians Autorität dort zusätzlich untergrub. Da Pompeius seine Blockadepolitik nicht aufgab, zerbrach das Bündnis schon 38 v.Chr. wieder. Im diesem Jahr war das Triumvirat um weitere 5 Jahre verlängert worden. Zwei Jahre später, 36 v.Chr., gelang es Octavians Feldherrn, Marcus Vipsanius Agrippa, Pompeius in der Seeschlacht bei Naulochos vor der Nordküste Siziliens zu besiegen. Als es Octavian kurz darauf gelang, Lepidus zu entmachten, dessen Truppen zu ihm übergelaufen waren, beherrschte er den gesamten Westen des Reichs. Im Kampf um die Alleinherrschaft stand ihm nur noch Antonius im Wege.
Während Octavian von Ende 35 bis 34 v.Chr. bei kleineren Feldzügen in Dalmatien ein schlagkräftiges Heer in Form brachte, führte sein Rivale einen erfolglosen Krieg gegen die Parther. Zudem ging Antonius eine dauerhafte Beziehung mit Königin Kleopatra VII. von Ägypten ein, deretwegen er im Jahr 32 v.Chr. die in Rom äußerst populäre Octavia verstieß. Octavian nutzte das Verhalten Antonius’ propagandistisch geschickt aus. Als dieser im selben Jahr daran ging, Teile des römischen Ostens an Kleopatra und ihre gemeinsamen Kinder zu verschenken, verlor er in Rom fast jeden Rückhalt. Um ihm auch noch seine letzten Anhänger abspenstig zu machen, schreckte Octavian nicht einmal vor einem Sakrileg zurück: Er ließ das bei den Vestalinnen hinterlegte – womöglich aber auch gefälschte – Testament des Antonius veröffentlichen, in dem dieser Kleopatras Kinder als Erben einsetzte. Daraufhin erklärte der Senat Kleopatra den Krieg und Antonius zum Staatsfeind.
Octavian war es gelungen, den Kampf gegen einen innenpolitischen Gegner in einen Krieg Roms gegen einen äußeren Feind umzumünzen. Schon der erste Zusammenstoß der beiden Rivalen brachte die Entscheidung. In der Seeschlacht bei Actium – am Ausgang des Ambrakischen Golfs in Epirus – unterlagen Antonius und Kleopatra am 2. September 31 v.Chr. den Streitkräften Agrippas und Octavians, der während des gesamten Kampfes angeblich seekrank unter Deck lag. Mit der Einnahme Alexandrias, der Annexion Ägyptens als neue römische Provinz und dem Suizid von Antonius und Kleopatra im darauffolgenden Jahr endete der Krieg zweier Männer um die Macht in Rom und zugleich die 100 Jahre währende Epoche der römischen Bürgerkriege. Als Zeichen dafür, dass im ganzen Reich Frieden herrschte, wurde am 12. Januar 29 v.Chr. der Torbogen des Gottes Ianus auf dem Forum Romanum geschlossen. Dies geschah erst zum dritten Mal in der jahrhundertelangen Geschichte Roms.
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Augustus als Kaiser
Am 13. Januar des Jahres 27 v. Chr. begann in Rom ein mehrtägiger Staatsakt, der den Ausnahmezustand des Bürgerkriegs auch offiziell beendete. Formal wurde damit die alte Ordnung der Republik wiederhergestellt, tatsächlich aber der eine völlig neue, monarchische Ordnung geschaffen: das römische Kaisertum in Gestalt des Prinzipats. Auf Vorschlag des Lucius Munatius Plancus verlieh der Senat Octavian am 16. Januar den neugeschaffenen Ehrennamen Augustus.
In den Jahren nach Actium stand der Alleinherrscher vor drei großen Aufgaben: den Staat neu aufzubauen, das Reich nach innen und außen zu sichern und die Nachfolge zu regeln, um seinem Werk auch über seinen Tod hinaus Dauer zu verleihen. Da Augustus all das gelang, markiert der Staatsakt vom Januar 27 v. Chr. nicht nur den Beginn seiner 40-jährigen Regierungszeit als Kaiser, sondern auch den einer ganz neuen Epoche der römischen Geschichte.
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Die Begründung des Prinzipats
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Das Problem
Als Octavian im Sommer 29 v. Chr. aus dem Osten nach Rom zurückkehrte, stand er vor dem gleichen Problem, an dem Julius Caesar 15 Jahre zuvor gescheitert war: Eine Staatsordnung zu schaffen, die für das in mehr als 400 Jahren gewachsene, republikanische Rechtsverständnis der Römer akzeptabel war und zugleich der Tatsache gerecht wurde, dass die tatsächliche Macht seit 70 Jahren nicht mehr beim Senat, den Konsuln und den anderen republikanischen Institutionen gelegen hatte, sondern bei den Befehlshabern der Legionen. Von Marius und Sulla über das 1. und das 2. Triumvirat hatten immer wieder Machthaber eine außerordentliche Gewalt errungen. Es ging nun darum, diese außerordentliche Gewalt der Militärdespoten in eine ordnungsgemäße umzuwandeln, sie also rechtlich in das bisherige Staatsgefüge einzubauen.
Die einfache Wiederherstellung der alten Adelsrepublik kam für Octavian aus zwei Gründen nicht in Frage: Zum einen war die staatstragende Bevölkerungsschicht der Republik, der Senatsadel, durch die Bürgerkriege weitgehend vernichtet worden. Zum anderen erforderte die Ausdehnung des Reichs eine große Zahl von Legionen. Dies hätte deren Befehlshaber immer wieder in die Lage versetzt, sich von ihren Truppen zum Imperator ausrufen zulassen und die Macht an sich zu reißen. Es ging also darum, die Befehlsgewalt, das Imperium, über das Gros des römischen Militärs in einer Hand zu vereinen.
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Die Lösung
Nach den Wirren der vorangegangenen Jahrzehnte waren auch die Römer – traditionell eher gegen jede Art von Alleinherrschaft eingestellt – bereit, die militärische Macht in die Hand eines Mannes zu legen. Octavian ging dabei aber so klug vor, nicht den Königstitel anzustreben, sondern sich von den bestehenden republikanischen Gewalten all jene übertragen zu lassen, die ihm in ihrer Bündelung zu einer monarchischen Stellung verhalfen, die es ihm aber zugleich ermöglichten, sich als Amtsträger der Republik darzustellen. Wie schon im Kampf gegen Antonius erwies sich Octavian auch bei dieser Aufgabe als Meister der politischen Propaganda.
Gegen Ende seines Lebens zeichnete er in seinem Tatenbericht folgendes Bild von seiner Handlungsweise:
„In meinem 6. und 7. Konsulat (das heißt : 28 und 27 v.Chr.), nachdem ich den Bürgerkriegen ein Ende gesetzt hatte, habe ich, der ich mit Zustimmung der Allgemeinheit zur höchsten Gewalt gelangt war, den Staat aus meinem Machtbereich wieder der freien Entscheidung des Senats und des römischen Volkes übertragen. Für dieses, mein Verdienst wurde ich auf Senatsbeschluss Augustus genannt. (...) Seit dieser Zeit überrage ich zwar alle an Einfluss und Ansehen; an Macht aber besaß ich hinfort nicht mehr als diejenigen, die auch ich als Kollegen im Amt gehabt habe.“
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Realität und Propaganda
Augustus mit der Corona Civica, der Bürgerkrone, die ihm als "Retter des Staates" verliehen wurdeIn der Tat suchte Octavian gleich nach seiner Rückkehr die Unterstützung der alten Adelsgeschlechter und ging daran, das Ansehen der republikanischen Institutionen zu stärken. So ließ er aus dem Senat 190 Mitglieder ausschließen, die als nicht standesgemäß galten. Gleichzeitig füllte er die gelichteten Reihen des Senatsadels wieder auf, indem er verdiente Personen in den Patrizierstand erhob. Er selbst nannte sich – betont bescheiden – princeps senatus, Erster des Senats, ein Titel den es früher schon gegeben hatte und lediglich einen primus inter pares meinte, einen Ersten unter Gleichen. Daraus entwickelte sich die Bezeichnung Prinzipat für die augusteische Herrschaftsform, die etwa so viel bedeutet wie „Herrschaft des ersten Bürgers“. Großen Eindruck bei der Bevölkerung Roms machte der neue Princeps Ende des Jahres 28 v. Chr., als er alle Gesetze aus der Zeit des Triumvirats aufheben ließ.
Am 13. Januar 27 v. Chr. schließlich, dem ersten Tag des Staatsakts, legte Octavian die gesamte außerordentliche Militärgewalt über die Provinzen zurück in die Hände des „gereinigten“ Senats. Damit bildete dieser wieder das zentrale Herrschaftsorgan. Die Republik war formal wiederhergestellt. Allgemein war von der res publica restituta die Rede. Soweit stimmten die Tatsachen mit Augustus’ propagandistischer Version überein. Gleich am nächsten Tag aber übertrug der Senat die Herrschaft über die Hälfte der Provinzen wieder an Octavian – und zwar die Hälfte derer, die an den Rändern des Imperiums lagen und in denen daher das Gros der Legionen stand. Da Octavian – vertreten durch Legaten – die Befehlsgewalt über sie behielt, blieb er also Militärmachthaber, nun aber im Rahmen der Gesetze. Das Reich gliederte sich fortan in kaiserliche und senatorische Provinzen. Doch mit der konsularischen Gewalt auf Lebenszeit erlangte Augustus 19 v. Chr. auch gegenüber den Statthaltern der letzteren die Weisungsbefugnis.
Ein weiteres republikanisches Element der neuen Staatsordnung war die Rückkehr zur jährlichen Neubesetzung der Magistrate. Eines der zwei Konsulate allerdings nahm der Princeps in den nächsten Jahren regelmäßig für sich in Anspruch. Dies änderte sich mit der Revision der Prinzipatsverfassung am 1. Juli 23 v. Chr. Bis auf zwei Jahre verzichtete Augustus von da an auf das Konsulat. Statt dessen ließ er sich auf Lebenszeit die tribunizische Gewalt übertragen, also nicht das Amt des Volkstribunen, sondern „nur“ dessen Amtsbefugnisse. Damit gewann er das Recht, Volksversammlungen einzuberufen, Gesetze vorzuschlagen und sein Veto gegen Senatsbeschlüsse einzulegen. Letztlich war der Prinzipat also eine verschleierte Monarchie, ein komplizierter, fein austarierter Kompromiss: Augustus verzichtete auf die absolute Macht, ließ vielmehr den Senatsadel daran teilhaben, behielt aber gleichzeitig alle wichtigen Funktionen in Staat und Militär in seiner Hand.
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Verleihung des Namens Augustus
Der Ehrenname Augustus, der Erhabene, den der Senat Octavian am letzten Tag des Staatsakts vom Januar 27 v. Chr. verlieh, erinnerte an das augurium, eine Kulthandlung zur Deutung des Willens der Götter, die der Sage nach schon Romulus vorgenommen hatte. Der Name setzte seinen Träger also mit dem legendären Gründer der Stadt Rom gleich und verlieh der obersten politischen Gewalt im Staat eine sakrale Aura, wie sie die Konsuln zu Zeiten der Republik nie besessen hatten. Weiter verfestigt wurde diese Entwicklung als im Jahre 13 oder 12 v. Chr. Marcus Aemilius Lepidus starb, Augustus' einstiger Kollege im Triumvirat, der nach seiner Entmachtung mit dem Amt des Pontifex Maximus abgefunden worden war. Augustus übernahm damals auch diese Funktion und war nun zugleich oberster Priester des römischen Staatskultes. Schließlich, im Jahre 2 v. Chr. ernannte der Senat Augustus zum pater patriae, zum "Vater des Vaterlands", ein Titel, auf den er besonders stolz war. Denn er war mehr als eine bloße Ehrenbezeichnung. Vielmehr führte er jedermann vor Augen, dass dem Kaiser gegenüber allen Reichsangehörigen die gleiche Autorität zustand wie jedem römischen Familienoberhaupt, dem pater familias, über die Seinen.
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Akzeptanz der neuen Ordnung
Die Neuordnung des Staatswesens wurde von den Römern nicht widerspruchslos hingenommen. Insbesondere die patrizischen Familien des alten Senatsadels, die Augustus als Emporkömmling ansahen, konnten sich mit ihrer Entmachtung nur schwer abfinden. Einige Quellen berichten, dass Augustus sich in der Zeit nach seiner Rückkehr aus dem Osten nur mit einem Brustpanzer unter der Toga in den Senat wagte und Senatoren nur einzeln und nach eingehender Leibesvisitation empfing. Verschwörungen wie die von Maecenas' Schwager A. Terentius Varro Murena und des Fannius Caepio, die im Jahr 23 oder 22 v. Chr. aufgedeckt wurde, zeigen, dass Augustus' Politik noch lange Zeit erheblichen Widerstand hervorrief. Da der Zeitpunkt der Verschwörung nicht genau datiert werden kann, ist bis heute ungeklärt, ob sie auslösender Faktor oder Folge der im Jahr 23 erfolgten Neujustierung der Prinzipatsordnung war.
Dass das neue Herrschaftssystem schließlich doch akzeptiert wurde, lag sicher nur zum Teil daran, dass Augustus den republikanischen Institutionen und den althergebrachten Rechten und Sitten, dem mos maiorum, seinen Respekt erwies. Die Römer konnten sich zwar sagen, dass die alte Republik und ihre Institutionen der Form nach weiterhin bestanden, aber die politisch Interessierten dürften Augustus' Propaganda sicher durchschaut haben. Ausschlaggebend war am Ende die schlichte Tatsache, dass der Prinzipat funktionierte – ganz im Gegensatz etwa zu den Ordnungsmodellen Sullas oder Caesars – und dass es zu Augustus keine realistische Alternative gab. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor für den Erfolg der neuen Herrschaftsordnung war die Zeit: Augustus regierte nach der Erringung der Alleinherrschaft noch mehr als 40 Jahre, länger als jeder seiner Nachfolger. Die Römer gewöhnten sich in dieser langen Zeit an die Herrschaft des Ersten Bürgers. Als der Kaiser starb, waren kaum noch Römer am Leben, die die alte Republik noch bewusst erlebt hatten. So setzte mit der Errichtung des Prinzipats eine lange Periode des inneren Friedens und des Wohlstands ein. Augustus’ neue Ordnung sollte 300 Jahre – bis zur Herrschaft Diokletians – Bestand haben.
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Wirtschaftliche und gesellschaftliche Neuordnung
Eine ebenso anspruchsvolle Aufgabe wie der Umbau der Staatsverfassung war die innere und äußere Stabilisierung des Reichs, seine wirtschaftliche Erholung, die Wiederherstellung von Recht und Ordnung in Rom und den Provinzen und die Sicherung der Grenzen. Die Voraussetzungen für einen allgemeinen Wirtschaftsaufschwung waren nach Actium besser denn je in den vorangegangenen Jahrzehnten. Augustus konnte mehr als ein Drittel aller Legionen entlassen – insgesamt etwa 80.000 der 230.000 Mann, die 31 v. Chr. noch unter Waffen gestanden hatten. Anders als 12 Jahre zuvor musste er für die Abfindung der Veteranen nicht auf Konfiskationen zurückgreifen, sondern konnte die ungeheure Beute, die ihm mit dem ägyptischen Staatsschatz in die Hände gefallen war, für Landkäufe nutzen. So entstand in Italien und den Provinzen eine breite Schicht ihm ergebener Bauern. Auch seine Anhänger in Rom – etwa im neuen Senat – wurden mit Geld und Posten bedacht. Augustus schuf selbst die neuen Gesellschaftsschichten, auf denen die Staatsordnung des Prinzipats ruhen sollte.
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Neuordnung der Provinzen
In die Provinzen, die bis dahin immer wieder von durchziehenden Heeren, Kontributionen und Truppenaushebungen heimgesucht wurden, kehrte allmählich ein gewisser Wohlstand zurück, denn der Prinzipat stellte Rechtssicherheit her und verhinderte vor allem die bis dahin übliche Ausplünderung durch ehemalige Magistrate der Republik, die sich in den Provinzen stets für die Kosten schadlos gehalten hatten, die ihr politisches Engagement in Rom verursachte. Der Geschichtsschreiber Velleius Paterculus drückte es wenige Jahre nach Augustus' Tod so aus: "Die Äcker fanden wieder Pflege, die Heiligtümer wurden geehrt, die Menschen genossen Ruhe und Frieden und waren sicher im Besitz ihres Eigentums". Selbst Tacitus, einer der schärfsten Kritiker der Prinzipatsordnung, sah darin ihr größtes Verdienst. Anfangs übernahm der Kaiser die Neuordnung der Provinzen noch selbst. Bereits im Sommer des Jahres 27 v. Chr. brach er zu einer mehrjährigen Inspektionsreise durch den Nordwesten des Reiches auf. Gallien war seit der Eroberung durch Caesar sich selbst überlassen geblieben. Nach der Ordnung der Verhältnisse dort eroberte Augustus diejenigen Gebiete im Norden der iberischen Halbinsel, die bis dahin noch nicht zum Reich gehört hatten, und gliederte sie der Provinz Hispania Tarraconensis ein. Auf der Rückreise nach Rom im Jahr 23 v. Chr. erkrankte Augustus so schwer, dass seine Umgebung bereits mit seinem Tod rechnete. Er überlebte schließlich, entschloss sich aber, seine Legionen künftig nicht mehr persönlich zu führen.
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Konservative Sittenpolitik
Karte des antiken RomZu einem Kennzeichen der Herrschaft des Augustus wurde auch eine Rückbesinnung auf althergebrachte Sitte und Moral. Im Jahr 19 v. Chr. ließ sich Augustus vom Senat die cura morum, die Sittenaufsicht übertragen. Im Jahr darauf ließ er in den Leges Iuliae etwa die Strafvorschriften für Ehebruch verschärfen und eine allgemeine Pflicht zur Ehe einführen. Er selbst hatte in den Jahren seines Aufstiegs nicht eben ein Muster altrömischer Tugenden abgegeben – die erzwungene Scheidung seiner Frau Livia von ihrem früheren Mann war dafür nur das hervorstechendste Beispiel. Nun aber sah er in der Betonung traditioneller Werte ein Mittel, die geistigen Verheerungen der Bürgerkriege zu heilen.
Würde und Autorität des Princeps erforderten natürlich, dass Augustus und seine Familie mit gutem Beispiel vorangingen. Dies führte schließlich zum Zerwürfnis mit seiner Tochter Julia, die sich der altväterlich-keuschen Moral nicht unterwerfen wollte. Im Jahr 2 v. Chr. ließ ihr eigener Vater sie vor dem Senat des Ehebruchs anklagen und auf die kleine Insel Pandateria verbannen. Neun Jahre später, 8 n. Chr., ereilte den Dichter Ovid, den Autor der Ars Amatoria ("Liebeskunst"), das gleiche Schicksal: Er wurde nach Tomis am Schwarzen Meer verbannt.
Das propagandistische Bild vom Princeps als treusorgendem altrömischem Patron, der über das Wohl der Seinen wacht, fand ihren sichtbaren Ausdruck in einem umfangreichen Bauprogramm in Rom. Dazu gehörten Zweckbauten wie Aquädukte und eine riesige Sonnenuhr, vor allem aber Repräsentationsbauten wie das Augustusforum, das Marcellustheater und zahlreiche Tempel, die dazu dienten, den Römern Macht und Autorität des Augustus vor Augen zu führen. Der Kaiser spricht in seinem Tatenbericht von 82 Tempeln, die er in einem Jahr habe instandsetzen, Vergil in der Aeneis von 300 Tempeln, die er insgesamt habe bauen lassen.
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Außenpolitik und Grenzsicherung
Augustus Außenpolitik wurde lange als defensiv beurteilt. Historiker des 19. Jahrhunderts sahen in ihr nur eine Arrondierung und Sicherung der Reichsgrenzen. Zu dieser Sicht trug unter anderem die Tatsache bei, dass Augustus den Plan Caesars zu einem Feldzug gegen das Partherreich nicht wieder aufnahm. Eine militärische Machtdemonstration gegenüber dem Nachbarn im Südosten genügte, um diesen zu einer vertraglichen Grenzregelung und zur Herausgabe der in der Schlacht bei Carrhae 53 v. Chr. erbeuteten Legionsadler zu veranlassen. In Rom wurde als großer militärischer Sieg propagiert, was in Wirklichkeit eine friedliche Lösung darstellte.
Die Eingliederung Ägyptens verlief weitgehend problemlos. Im Jahr 25 v. Chr. gewann Rom die neue Provinz Galatia in Kleinasien aufgrund einer testamentarischen Verfügung des letzten Galater- Königs Amyntas. Zudem geriet eine Reihe neuer Klientelstaaten wie Armenien, Kappadokien und Mauretanien in Abhängigkeit von Rom.
Dennoch ließ sich die These von der prinzipiell friedlichen, defensiven Außenpolitik nicht aufrecht erhalten. Kein republikanischer Feldherr und kein Kaiser hat dem Römischen Reich so große Territorien einverleibt wie Augustus – und dies vor allem durch kriegerische Eroberungen. Nachdem 17 v. Chr. bei den Saecularfeiern in Rom noch die Friedensordnung des Prinzipats gefeiert worden war, ging das Reich im darauffolgenden Jahr wieder zur Offensive über. Der Grund dafür ist bis heute ungeklärt. Womöglich fing als kleinere Grenzstreitigkeit mit germanischen Stämmen an, was mit ausgedehnten militärischen Operationen an den nordöstlichen Grenzen und der Eingliederung von nicht weniger als fünf neuen Provinzen endete.
Von der Ostgrenze Galliens, den Alpen und dem dalmatinischen Küstengebirge wurde die Reichsgrenze bis zu Donau und Rhein, zeitweise sogar bis zur Elbe vorgeschoben. Südlich der Donau entstanden die neuen Provinzen Raetia, Noricum, Pannonia, Illyricum und Moesia. In diese Zeit fällt beispielsweise die Gründung der Stadt Augsburg (antiker Name: Augusta Vindelicorum) im Jahr 15 v. Chr.. An der strategisch wichtigen Via Claudia Augusta gelegen, wurde der Ort später zur Hauptstadt der Provinz Raetien. Augsburg ist eine von vielen Städten, deren Namen auf den Kaiser zurückgeht.
In einer militärischen Katastrophe endete allerdings die Eroberung des rechtsrheinischen Germanien. Diese Eroberung war schon unter Augustus' Stiefsohn Drusus weit gediehen und wurde nach dessen Tod in Mainz im Jahr 9 v. Chr. von Tiberius erfolgreich weitergeführt. Im Jahr 9 aber vernichtete ein von dem Cheruskerfürsten Arminius initiiertes Bündnis germanischer Stämme in der Schlacht im Teutoburger Wald drei ganze römische Legionen unter dem Befehl des Publius Quinctilius Varus. Die schwere Niederlage hatte zunächst einen verlustreichen Kleinkrieg und schließlich den Rückzug der Römer auf die Rhein-Donau- Linie und den Limes zur Folge.
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Regelung der Nachfolge
Obwohl Augustus in fast allen Quellen zu seinem Leben als gutaussehender Mann geschildert wird, war er seit seiner Kindheit von schwacher Konstitution. Er überlebte mehrere schwere Krankheiten wie die im Jahre 23 v. Chr. nur knapp und konnte nicht damit rechnen, das für die damalige Zeit sehr hohe Alter von fast 76 Jahren zu erreichen. Für sein Bestreben, der neugeschaffenen Herrschaftsordnung Dauer zu verleihen, stellte die Erbfolgeregelung daher eine zentrale Aufgabe dar. Während seine Frau Livia einen ihrer Söhne von Tiberius Claudius Nero auf dem Thron sehen wollte, verfolgte Augustus den Plan, die Nachfolge in der eigenen, julischen Familie zu sichern. Da der Kaiser keine Söhne hatte, zwang er seine Tochter Julia, nacheinander mehrere Nachfolgekandidaten zu heiraten.
Livia DrusillaDies war im Jahr 25 v. Chr. zunächst Marcellus, der Sohn seiner Schwester Octavia und ihres ersten Mannes. Die Bevorzugung seines Neffen führte offenbar zu zeitweisen Spannungen zwischen Augustus und seinem Feldherrn Agrippa, der sich selbst begründete Hoffnungen auf die Nachfolge machte. Doch Marcellus starb kaum 20-jährig Ende des Jahres 23 v. Chr. und Agrippa galt nun als unumstrittener Nachfolgekandidat. Augustus drängte den alten Freund im Jahr 21 v. Chr., sich von seiner Frau scheiden zu lassen und die 25 Jahre jüngere Julia zu heiraten. Die beiden hatten zwei Töchter und drei Söhne, Gaius Caesar, Lucius Caesar und den nachgeborenen Agrippa Postumus. Als Agrippa 12 v. Chr. starb, ruhten Augustus' Hoffnungen auf den beiden älteren Enkeln, die er durch Adoption an Sohnes statt angenommen hatte. Er befürchtete jedoch, dass Livia und sein Stiefsohn Tiberius die Kinder bei seinem Tod übergehen oder gar beseitigen könnten.
Daher zwang er nun auch Tiberius, sich von seiner Frau Vipsania, einer Tochter Agrippas, zu trennen, Julia zu heiraten und sich zum Schutz der beiden jungen Prinzen zu verpflichten. Augustus scheint sich damals weder Tiberius noch dessen Bruder Drusus, zu dem er ein besseres Verhältnis hatte, als Nachfolger gewünscht zu haben. Mit Tiberius, der die erzwungene Ehe mit Julia als Qual empfand, kam es schließlich zum Zerwürfnis. Der Stiefsohn legte 5 v. Chr. alle Ämter nieder und ging nach Rhodos ins Exil. Zu einer halbherzigen Aussöhnung kam es erst, nachdem Lucius und Gaius Caesar kurz hintereinander, 2 und 4 n. Chr. gestorben und Julia wegen ihres Lebenswandels aus Rom verbannt worden war. Da Drusus bereits 9 v. Chr. bei einem Kriegszug in Germanien umgekommen war, blieb nur noch Tiberius als Nachfolger übrig.
Augustus adoptierte ihn am 26. Juni des Jahres 4 gemeinsam mit seinem letzten noch lebenden Enkel Agrippa Postumus. Letzteren ließ er jedoch drei Jahre später aus nie ganz geklärten Gründen auf die Insel Planasia (heute: Pianosa bei Elba) verbannen, wo er unmittelbar nach Augustus' Tod ermordet wurde. Tiberius wiederum musste den Sohn seines verstorbenen Bruders Drusus adoptieren: Germanicus entstammte als Enkel der Octavia zugleich dem julischen und dem claudischen Familienzweig; sein Sohn Caligula sollte im Jahr 37 Tiberius auf den Thron folgen. Augustus übertrug Tiberius aber erst im Jahr 13 alle Befugnisse eines Princeps und erkannte ihn auch erst dann testamentarisch als seinen Nachfolger an.
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Tod und Begräbnis
Im Sommer des folgenden Jahres unternahm der Kaiser eine Reise, die ihn über Capri nach Benevent führen sollte. Er erkrankte aber bereits auf Capri an Diarrhoe, reiste jedoch weiter aufs Festland bei Neapel und ließ sich nach Nola bringen – angeblich in das selbe Haus, in dem 71 Jahre zuvor sein Vater Gaius Octavius gestorben war. Dort verstarb schließlich auch er in Gegenwart seiner Frau Livia und einer Reihe herbeigeeilter Würdenträger am 19. August des Jahres 14, am gleichen Tag, an dem er über 50 Jahre zuvor sein erstes Konsulat angetreten hatte. Laut Sueton verabschiedete sich der Mann, der in seinem Leben so viele Masken getragen hatte, mit einer Formel, die Komödianten am Ende eines Stückes sprachen: Wenn nun das Ganze Euch wohl gefallen hat, so klatscht Beifall, und entlasst uns alle mit Dank nach Hause.
Augustus' Leiche wurde auf dem Marsfeld in Rom verbrannt und die Asche in dem prachtvollen Mausoleum beigesetzt, das der Kaiser dort für sich und seine Familie hatte errichten lassen. Neben zahlreichen anderen Ehrungen beschloss der Senat, den Monat, in dem er erstmals Konsul geworden und gestorben war, von Sextilis in Augustus umzubenennen. Außerdem wurde dem Monat August ein zusätzlicher, 31. Tag angefügt. (Der Februar zählt seither nur noch 28 Tage.) Zudem wurde der Kaiser – wie von nun an die meisten römischen Caesaren nach ihrem Tod – zum Staatsgott (divus) erklärt.
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Das augusteische Zeitalter
Augustusstatue von Primaporta, heute in den Vatikanischen MuseenSchon Zeitgenossen des Augustus betrachteten ihre Gegenwart als "apollinische Epoche", geprägt von Apoll, dem Gott des Lichts, der Künste und der Musik, der Weisheit und der Weissagung, dem der Kaiser Heiligtümer bei Actium und bei seinem eigenen Wohnhaus auf dem palatinischen Hügel in Rom errichtete.
Ein Beispiel dafür, welche Verehrung dem Princeps schon zu Lebzeiten zuteil wurde, ist ein Kultlied des Horaz:
"Nunmehr zieht seines Wegs sicher der Stier dahin,
Ceres segnet die Flur wieder mit reicher Saat,
Friedlich schaukelt das Schiff durch die versöhnte Flut,
Treu und Glauben sind neu erwacht (...)
Wen erfüllt noch mit Angst Parther und Skythe jetzt?
Wen Germaniens Brut, Söhne der rauen Luft?
Wen, da Caesar uns lebt, kümmert des Krieges Dräun
fern im wilden Iberien? (...)"
Vollends verklärt wurde die Regierungszeit des ersten Kaisers nach seinem Tod unter dem Begriff der Pax Augusta, des augusteischen Friedens. Im Vergleich zum vorangegangenen Jahrhundert und zur Herrschaft vieler Nachfolger des ersten Kaisers brachte die augusteische Ära Rom, Italien und den meisten Provinzen in der Tat eine lange währende Zeit von innerem Frieden, Stabilität, Sicherheit und Wohlstand. Nach den Verheerungen der Bürgerkriege, blühte die Wirtschaft nun ebenso auf wie Kunst und Kultur.
Die Zeit brachte Dichter wie Vergil, Horaz, Ovid und Properz, Historiker wie Titus Livius oder Architekten wie Vitruv hervor. Der Kaiser selbst versuchte sich als Tragödienautor, vernichtete aber sein Drama "Ajax", dessen Unzulänglichkeit ihm bewusst war, mit dem Kommentar: Mein Ajax ist in den Schwamm gefallen.
Rom wandelte sich, wie Augustus meinte, von einer Stadt aus Ziegeln zu einer Stadt aus Marmor. Beeindruckende architektonische Zeugnisse dieser Zeit haben sich bis heute erhalten, etwa das Marcellus- Theater, das von Agrippa erbaute und unter Kaiser Hadrian erneuerte Pantheon und nicht zuletzt Augustus' Mausoleum und die Ara Pacis, der Friedensaltar aus dem Jahre 9 v. Chr., der auf einem Relief eine Prozession der kaiserlichen Familie zeigt.
Das Bild, das der Kaiser mit solchen Bauten den Römern vermitteln wollte, kontrastierte aber spätestens seit dem Jahr 16 v. Chr. wieder mit den unablässigen Kriegen, die an den Grenzen geführt wurden. Das Reich expandierte unter Augustus in einem Maß wie nie zuvor und nie wieder danach. Neben dem reichen Ägypten und Galatia wurden ihm Provinzen an Rhein und Donau hinzugefügt, deren Eroberung nur mit der Galliens durch Caesar vergleichbar war.
Von Krieg aber war im Inneren des Reichs und der Provinzen nach dem Jahr 31 v. Chr. nur noch wenig zu spüren. Frieden und Wohlstand nahmen deshalb auch schon die Zeitgenossen als prägendes Kennzeichen der Epoche wahr. Dies war der Grund, warum sie sich letztlich mit der Einführung der Monarchie und dem Ende der Republik abfanden. Und es ist vielleicht kein Zufall, dass der Gründer einer Religionsgemeinschaft, die ein Reich des Friedens verkündete, unter der Herrschaft des Augustus geboren wurde, den die Zeitgenossen als Retter und Friedensfürsten feierten.
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Werke
Res Gestae Divi Augusti: von Augustus selbst verfasster Tatenbericht, der an Bronzesäulen vor seinem Mausoleum angebracht war. Kopien wurden als Inschriften in mehreren Orten in Kleinasien gefunden, die vollständigste – mit einer griechischen Übersetzung – in einem Tempel in Ankara, nach der das Werk auch als Monumentum Ancyranum bezeichnet wird. Es gibt zahlreiche Ausgaben, unter anderem eine lateinisch- griechisch-deutsche Ausgabe mit Kommentar hg. von Ekkehard Weber, München u. Zürich 1975. Text (lateinisch) (http://perseus.mpiwg-berlin.mpg.de/cgi- bin/ptext?lookup=Aug.+Anc.), Text (lateinisch/griechisch/englisch) (http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Augustus/Res_Gestae/home.html)
De vita sua: eine Autobiografie, die in dreizehn Büchern die Zeit bis zum Cantabrischen Krieg behandelte, aber praktisch vollständig verloren ging. (Moderne 'Rekonstruktionen' von O.K. Gilliam, Philipp Vandenberg und Allan Massie gehören in das Genre des historischen Romans.)
Sicilia: verloren gegangenes Epos in Hexametern, nur von Sueton bezeugt
Ajax: Tragödie, von Augustus selbst vernichtet
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Quellen
Sueton, Divus Augustus: ausführlichste antike Biografie aus der Sammlung der Kaiserbiografien von Gaius Iulius Caesar bis Domitian. Zahlreiche Ausgaben, beispielsweise in Sämtliche erhaltene Werke, Essen 1987 (deutsche Übersetzung). Text (lateinisch) (http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Suetonius/12Caesars/Augustus*.html), englische Übersetzung) (http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Suetonius/12Caesars/Augustus*.html)
Tacitus, Annalen: das Geschichtswerk setzt erst mit dem Tod des Augustus ein, enthält aber zahlreiche Rückblicke auf seine Herrschaft. Zahlreiche Ausgaben, beispielsweise lateinisch und deutsch hg. von Erich Heller, München u. Zürich 1982. Text (lateinisch/englisch) (http://perseus.mpiwg- berlin.mpg.de/cgi- bin/ptext?doc=Perseus%3Atext%3A1999.02.0077)
Appian, Römische Geschichte, Bd. 2: Bürgerkriege, übersetzt v. Otto Veh, 1988. Text (englisch) (http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Appian/home.html)
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Literatur
Jochen Bleicken: Augustus. Eine Biographie, Alexander Fest- Verlag, Berlin 1998. Die derzeit maßgebliche Biografie in deutscher Sprache; umfassend und gut lesbar, mit Anmerkungen und Anhang zu Quellen und Literatur.
Ders.: Verfassungs- und Sozialgeschichte des Römischen Kaiserreiches, 2 Bde., Paderborn 1981.
Klaus Bringmann/Thomas Schäfer: Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums. Akademie- Verlag, Berlin 2002. Studienbuch mit Quellenteil.
Werner Dahlheim: Augustus, in: Die römischen Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian, hg. von Manfred Clauss, München 1997, S. 26-49. Gut lesbare Kurzbiografie
Werner Eck: Augustus und seine Zeit. Beck, München 1998. Knappe Einführung
Michael Grant: Roms Caesaren. Von Julius Caesar bis Domitian, München 1975. Populärwissenschaftliche Darstellung
Dietmar Kienast: Augustus. Prinzeps und Monarch, aktual. Neuauflage, Darmstadt 1999. Hervorragende, problemorientierte Darstellung mit umfassendem wissenschaftlichen Apparat.
Ronald Syme: Die römische Revolution. Machtkämpfe im antiken Rom, Grundlegend revidierte und erstmals vollständige Neuausgabe, herausgegeben von Christoph Selzer und Uwe Walter, Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2003. Symes sprachlich meisterliche Darstellung ist geprägt von den Aufkommen des italienischen Faschismus. Für Syme war Augustus ein brutal agierender Machtmensch und der Totengräber der letzten republikanischen Freiheiten.
Paul Zanker: Augustus und die Macht der Bilder, München 1987.
Ute Schall: Augustus. Kaiser, Rächer, Komödiant. Masken und Metamorphosen eines Herrschers, Pfungstadt bei Darmstadt 1990.
Heinrich Schlange-Schöningen: Augustus, Geschichte kompakt Antike, Darmstadt 2005. Knappe Darstellung, als Einstieg gut geeignet.
15 v.Chr.
Germanicus (15 v.Chr. - 19 n.Chr.) Fortschritt
Caius Julius Caesar Germanicus
(* 15 v.Chr.; † 19 n.Chr.)
Caius Julius Caesar Germanicus war der älteste Sohn der Antonia mit Nero Drusus und Neffe des Tiberius.

Legenden
Münzstätten: Rom, Lugdunum, Caesarea in Cappadocia
Hauptlegendentypen der stadtrömischen Prägung (mit wechselnden Kürzungen!):
- 19 n.Chr.
Nero Claudius Drusus
* Nero Claudius Drusus GERMANICUS (+ 10. X. 19)
(Beinamen Germanicus ab Ende -9) consul
I 1. I. - 31. XII. 12
II 1. I. - 28. IV. 18
imperator
I 9?
II Frühsommer 15
auf Münzen des Tiberius und Caligula
Legenden:
GERMANICVS CAESAR (AVR/ARG/AES)
GERMANICVS CAES P.C. CAES. AVG. GERM. (AVR + ARG)
GERMANICVS CAESAR TI. AVGVSTI F. DIVI AVG. N. (AES)
14 n.Chr.
Tiberius (14 - 37 n.Chr.) Fortschritt
Tiberius Claudius Nero (* 16. November 42 v.Chr.; †16. März 37 n.Chr.)
Tiberius Claudius Nero (* 16. November 42 v.Chr.; †16. März 37 n.Chr. am Kap Misenum) war römischer Kaiser von 14 - 37 n.Chr.

Legenden (19. VIII. 14 - 16. III. 37)
tribunicia potestas VI (26. VI. 4 - 25. VI. 5) - XXXVIII (ab 26. VI. 36) consul
I    1. I. - 31. XII. -13
II   1. I. - 31. XII. -7
III  1. - 31. I. 18
IV  1. I. - 31. III. 21
V  1. I. - 8. V. 31
imperator
I    IX. -9?
II   Frühsommer -8
III  -6 (-5?)
IV  8
V  3. VIII. 9
VI  11
VII 13
VIII Spätsommer 16
Hauptlegendentypen der stadtrömischen Prägung (mit wechselnden Kürzungen!):
TI. CAESAR DIVI AVG. F. AVGVSTVS IMP. ...
TI. CAESAR DIVI AVG. F. AVGVSTVS P.M. TR.P. ...
Münzstätten
Rom, Lugdunum, Caesarea in Cappadocia

Zur Person
Nach seinem Stiefvater Augustus war Tiberius der zweite Kaiser des römischen Reiches und wie dieser aus der sog. julisch-claudischen Dynastie. Seine Regierungszeit war eine der längsten Alleinherrschaften eines römischen Kaisers.
Unter Augustus eroberte er von 16 - 13 v.Chr. das Alpengebiet und anschließend Pannonien, war später Befehlshaber in Germanien und schlug von 6 - 9 n.Chr. den pannonisch-dalmatinischen Aufstand nieder.
Als Kaiser setzte er Augustus' Politik fort, musste sich aber nach Varus' Niederlage gegen die Germanen mit der Rheingrenze begnügen. In seine Regierungszeit fiel das öffentliche Wirken Jesu Christi in Palästina.
Herkunft
Tiberius war von Geburt her ein "doppelter" Claudier: sein Vater war Tiberius Claudius Nero, die Mutter Livia Drusilla war ebenfalls Claudierin, deren Zweig der Familie allerdings durch Adoption in das plebejische Geschlecht der Livier übergegangen war. Nach der von Octavian (dem späteren Kaiser Augustus) erzwungenen Scheidung von Tiberius Claudius Nero heiratete sie diesen im Jahr 38 v.Chr., wodurch Tiberius sein Stiefsohn wurde.
Tiberius' Vater blieb gebrochen zurück. Er musste jetzt auch noch den völlig verstörten Tiberius, der den plötzlichen Liebesentzug nicht verkraftete und den neugeborenen Drusus (bei der Heirat mit Octavian war sie im sechsten Monat schwanger gewesen) versorgen.
Mit der Adoption durch Augustus am 26. Juni 4 n.Chr. wurde Tiberius in das Geschlecht der Julier aufgenommen. Die nachfolgenden Kaiser gehörten in unterschiedlichen Graden bis hin zu Nero beiden Familien an und waren Mitglieder dieser Doppel-Dynastie.
Heerführer unter Augustus
Tiberius war ein hervorragender Heerführer: 20 v.Chr. gewann er die römischen Feldzeichen zurück, die Crassus 53 v.Chr. in der Schlacht bei Carrhae verloren hatte. 16 v.Chr. eroberte er gemeinsam mit seinem Bruder Drusus Rätien. 12 - 9 v.Chr. leitete er die Eroberung Pannoniens und als 9 v.Chr. Drusus in Germanien an den Folgen eines Sturzes vom Pferd starb, übernahm er den römischen Oberbefehl in Germanien. 6 - 9 n.Chr. unterwarf er den Aufstand in Pannonien und Illyrien.

Das Privatleben des Tiberius
Weniger glücklich verlief sein Privatleben: 12 v.Chr. war er aus politischen Gründen gezwungen worden, sich von seiner ersten Frau Vipsania Agrippina, der Tochter des Marcus Vipsanius Agrippa, scheiden zu lassen, und Julia, die Tochter des Augustus (und deshalb auch seine eigene Stiefschwester) zu heiraten. Allein ihre unterschiedlichen Charaktere (sie lebenslustig, er eher ernst mit einer gewissen Neigung zur Düsternis) trugen dazu bei, dass diese Ehe nicht glücklich war. 6 v.Chr. zog sich Tiberius nach Rhodos zurück und unterbrach damit seine Laufbahn.
Der Tod der voraussichtlichen Nachfolger des Augustus, seiner Enkelkinder und Adoptivsöhne Gaius und Lucius machte Tiberius zum einzig möglichen Nachfolger des Augustus, zumal er auch die beiden dafür notwendigen Ämter bereits innehatte: das imperium proconsulare und die tribunicia potestas; 13 n.Chr. - also ein Jahr vor dem Tod des Augustus - wurden diese Ämter auf weitere 10 Jahre verlängert.

Innenpolitik
Als Tiberius im Jahr 14 n.Chr. die Nachfolge des Augustus antrat, war er 55 Jahre alt. Tiberius war ein tüchtiger Verwalter des Reiches und vermied größere Kriege zu dessen Ausdehnung.
27 n.Chr. zog er sich auf die Insel Capri zurück und überließ seinem Freund und Gardepräfekten Sejan die Kontrolle über Rom. Als dieser immer mehr Macht an sich zog und schließlich einen Umsturzversuch plante, ließTiberius ihn 31 n.Chr. hinrichten.
Unter Tiberius wurde in Rom erstmals eine größere Geheimpolizei organisiert, die unter Augustus noch seltenen Anklagen wegen Majestätsbeleidigung nahmen merklich zu.
Der „Verzicht auf Germanien“
Die Katastrophe des Varus und die von Germanicus 14 n.Chr. vorgefundene Situation (Militärrevolten) ließen Tiberius von der Grenzverschiebung in Richtung Weser und Elbe endgültig Abstand nehmen.
Der nüchterne und illusionslose Germanienkenner Tiberius ging zu einer defensiven Grenzpolitik über, die die Germanen ihrem inneren Streit überließ und sich auf die Behauptung eines der Grenze vorgelagerten Gebietes beschränkte. Indirekte, die germanischen Stämme und Parteien gegeneinander ausspielende, Kontrolle des Vorfeldes trat an die Stelle einer aufwendigen Niederwerfungsstrategie, die ins Unendliche zu eskalieren gedroht hatte. Paradoxerweise hat gerade die Katastrophe der Varusschlacht die Haltbarkeit der römischen Grenze am Rhein erwiesen, um deretwillen die Besetzung Germaniens begonnen worden war.
Unter Augustus und zu Beginn der Herrschaft des Tiberius wollte Rom die clades Variana korrigieren, zumindest aber die aufrührerischen Germanenstämme formell unterwerfen und die Deserteure bestrafen, allein schon zur Abschreckung künftiger Aufrührer. Dies gelang aber nicht. Im Gegensatz zu Germanicus erkannte Tiberius höchstwahrscheinlich 15 n.Chr. (möglicherweise aber schon früher), dass Rom die Arminius-Koalition allein schon aufgrund der logistischen Gegebenheiten mit überschaubaren Mitteln nicht besiegen kann. Die römischen Truppen konnten sich nicht aus dem Lande ernähren und die Landkriegsführung war durch die weiten Wege und Transporte bei den kurzen Feldzugszeiten nahezu unüberwindbaren Schwierigkeiten und Gefährdungen ausgesetzt. Die Notwendigkeit für die Römer, das mitzunehmen, was es im Lande nicht gab, und die Beutegier der Germanen, das zu bekommen, was diese selbst nicht hatten, schlossen sich zu einem Teufelskreis.
Die Römer hatten Glück, dass die anderen Fronten während dieser Zeit ruhig blieben. Denn über so viele Legionen verfügten die Römer nicht, um auf Dauer acht Legionen an der Germanenfront bereit zu halten. Die Beschaffung der Lebensmittel sorgte in Gallien für nicht wenig Unruhe, die schließlich zum Aufstand des Sacrovir (21 n.Chr.) führen sollte. Spätestens mit der Abberufung des Germanicus (16 n.Chr.) galt offiziell die neue Linie des Tiberius, die in den Tabula Siarensis (19 n.Chr.) ihren Niederschlag finden sollte: Befriedung Galliens, Rache für Varus, Rückgewinnung der Feldzeichen, aber keine Eroberung des rechtsrheinischen Germanien mehr.

Diese Politik endete aber mit dem Tod des Tiberius (37 n.Chr.).

Vollständiger Titel zum Zeitpunkt des Todes
Tiberius Caesar Divi Augusti filius Augustus, Pontifex Maximus, Tribuniciae potestatis XXXVIII, Imperator VIII, Consul V

Tiberius in der Bibel
In der Bibel wird Tiberius' Name nur einmal im Evangelium des Lukas (Lk 3,1-2) erwähnt: im Rahmen des sogenannten lukanischen Datums, welches auf das Jahr 28 hinweist:
"Es war im 15. Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa ... Hohepriester waren Hannas und Kajafas. Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias."
Während Tiberius' Regierungszeit wirkte auch Jesus Christus. In seinen Predigten und Gleichnissen gibt es viele Bezüge zu Caesar (bzw. dem Kaiser in einigen Übersetzungen), ohne namentlich auf Tiberius einzugehen.
Die Stadt Tiberias an der Westküste des See Gennesaret erhielt ihren Namen zu Ehren des Kaisers - durch den von Lukas erwähnten Tetrarchen (Vierfürst) Herodes Antipas.
Tiberius im heutigen Geschichtsverständnis
Das Bild, das wir noch heute von Tiberius haben, ist weitgehend von Tacitus geprägt, dessen vernichtendes Urteil jedoch von der modernen Wissenschaft mehr und mehr angezweifelt wird:
Völlig desillusioniert, ohne Glauben an die Menschheit, voll ingrimmiger Verachtung gegenüber den meisten seiner Standesgenossen, Fatalist, aber echter Religion und Philosophie kaum zugänglich, ist er doch nicht unter der Last des Verhängnisses zerbrochen. Seine stählerne Natur widerstand allen Belastungen und Bedrohungen, äußeren wie inneren. Er war ein echter Claudier, langsam in seinen Entschlüssen, aber nach reiflicher Überlegung blitzartig hervorbrechend, ein Mann, der bis ins höchste Alter mit rücksichtsloser Härte auch gegen sich selbst einen Lebenswandel beibehielt, der ihm alles abverlangte, und noch in den letzten Jahren Proben seiner ungebrochenen Willenskraft ablegte. So wird man von ihm, auch wenn mit der Zeit die dunkleren Seiten seines Wesens immer beherrschender hervortraten, nicht ohne Anteilnahme scheiden. (zitiert nach Erich Koestermann, Kommentar zu Cornelius Tacitus: Annalen, Band II, Buch 4-6, Heidelberg 1965, S. 10)

Flucht oder politisch geplanter Rückzug? Das freiwillige Exil auf Capri
Man mag in der modernen Forschung Tiberius oft als "psychisches Wrack" dargestellt haben, doch zeugt sein Rückzug nach Capri von hoher Intelligenz und der Weisheit und Kraft eines Mannes, der immer noch alle Zügel in der Hand hält.

Familie
Ehefrauen:
  • Vipsania Agrippina 16 v.Chr.
  • Julia 11 v.Chr. (geschieden 2 v.Chr.)
 
Kinder
  • Iulius Caesar Drusus (mit Vipsania Agrippina)
  • ein Sohn mit Julia, starb kurz nach der Geburt
15/16 n.Chr.
Agrippina Minor (15/16 - 59 n.Chr.) Fortschritt
Iulia Agrippina (* 6. November 15 n.Chr. in Köln, † 59 n.Chr. in Kampanien)
Iulia Agrippina, zur Unterscheidung von ihrer Mutter oft Agrippina die Jüngere (lateinisch: Agrippina minor) genannt, war eine Tochter des Germanicus und der älteren Agrippina, einer Tochter des Marcus Vipsanius Agrippa und Enkelin des Augustus.
Zur Person und Leben
Agrippina war in erster Ehe mit Gnaeus Domitius Ahenobarbus verheiratet, mit dem sie ihren einzigen Sohn Nero hatte. Ihr Bruder Caligula schickte sie 39 n.Chr. in die Verbannung, aus der sie nach seiner Ermordung zurückkehren konnte. Nach einer zweiten Ehe mit Passienus Crispus heiratete sie 49 n.Chr. ihren Onkel Claudius, der ihr den Titel Augusta verlieh.
Agrippina versuchte, für Nero die Thronfolge zu sichern, obwohl Claudius selbst einen Sohn, Britannicus, hatte. 54 n.Chr. ließ sie ihren Mann vergiften und Nero zum Kaiser ausrufen. In den folgenden Jahren verlor sie aber zunehmend den Einfluss auf ihren Sohn, der sie 59 n.Chr. ermorden ließ.
Wie bei den meisten Angehörigen des iulisch-claudischen Geschlechts ist das Bild Agrippinas von der Darstellung in den antiken Quellen geprägt (vor allem Tacitus und Sueton), die kaum eine objektive Beurteilung zulassen.
Literatur
Werner Eck: Agrippina, die Stadtgründerin Kölns: eine Frau in der frühkaiserzeitlichen Politik. Greven, Köln 1993. ISBN 3-7743-0271-5
Anthony A. Barrett: Agrippina: mother of Nero. Batsford, London 1996. ISBN 0- 7134-6854- 8
Maike Vogt-Lüerssen: Neros Mutter, Mainz-Kostheim 2002. ISBN 3-935718-74-8
37 n.Chr.
Caligula (37 - 41 n.Chr.)
Gaius Caesar Augustus Germanicus (* 31. August 12; † 24. Januar 41 n.Chr.)
Gaius Caesar Augustus Germanicus, römischer Kaiser, bekannt als Caligula oder "Stiefelchen" (* 31. August 12; † 24. Januar 41 n.Chr.), regierte 37- 41 n.Chr. Als Sohn des Germanicus und der älteren Agrippina war er durch die Mutter Urenkel von Kaiser Augustus und durch den Vater Urenkel von Augustus' Frau Livia (siehe: Julisch- claudische Dynastie).

Legenden (18. III. 37 - 24. I. 41)
tribunicia potestas I (18?. III. 37 - 17?. III. 38) - IV (ab 18. III. 40) consul
I 1. VII. - 31. VIII. 37
II des. ab 1. VII. 38
II 1. - 30. I. 39
III des. ab 1. VII. 39
III (sine collega) 1. - 13. I. 40
IV 1. - 7. I. 41

Die in der Literatur erwähnten imp. II - VIII und der Beinamen Britannicus scheinen nicht offiziell geführt worden zu sein.

Münzstätten: Rom, Caesarea in Cappadocia.
Hauptlegenden:
C. CAESAR AVG. GERMANICVS (AVR + ARG)
C. CAESAR AVG. GERM. P.M. TR. POT. (COS.) (AVR/ARG/AES)
C. CAESAR AVG. PON.M. TR. POT. III COS. III (AVR + ARG)
C. CAESAR AVG. GERMANICVS PON. M. TR. POT. (AES)
C. CAESAR DIVI AVG. PRON. AVG. P.M. TR.P.III(I) P.P. (AES)

Häufig Fortsetzung der Ämtertitulatur auf dem Revers.
Der Name Caligula
Caligulas Vater Germanicus war besonders bei den Soldaten sehr populär, da er sich um deren Anliegen kümmerte. Die Sympathien, die Caligulas Vater entgegen gebracht wurden, wurden zunächst auch auf Caligula übertragen. Außerdem war Caligula den Soldaten gut bekannt; als Sohn des Oberbefehlshabers über die römischen Truppen am Rhein wuchs er in Heerlagern auf. Die Soldaten ließen für den kleinen Jungen eine komplette Legionärsausrüstung anfertigen, einschließlich der genagelten Schuhe, caligae, woher sein Spitzname Caligula (Stiefelchen) stammt. Dieser Spitzname wurde allerdings zu seiner Zeit kaum benutzt.
Caligula als Kaiser
Beliebt durch Verschwendung
In den ersten Monaten seiner Regentschaft machte sich Caligula auch weiter beim Volk beliebt. Er beschloss Steuersenkungen und veranstaltete große Feste und Spiele mit Wagenrennen, Tier- und Gladiatorenkämpfen.
Die Senatoren Roms hofften, mit dem jungen und unerfahrenen Regenten eine willfährige Marionette bekommen zu haben. Die Senatoren gingen jedoch schnell in geheime Opposition zu Caligula, als sie feststellen mussten, dass der neue Kaiser willens war, die autokratische Position seiner beiden Vorgänger Augustus und Tiberius nicht nur einzunehmen, sondern auch noch auszubauen und den Senat weiter zu entmachten.
Tiberius hatte Caligula durch sparsame Finanzpolitik einen gewaltigen Staatsschatz hinterlassen. Durch die Politik der offenen Hand war das Geld aber nach wenigen Monaten aufgebraucht. Auch in heutiger Währung hätte es sich wohl um Milliardensummen gehandelt. Trotzdem wollte und konnte Caligula auf seinen repräsentativ-verschwenderischen Lebensstil nicht verzichten, der dazu diente, seine Herrschaft zu zementieren.
Germanienpolitik
Caligulas kurzfristige Expansionsphase knüpfte an die Tradition seines ersten Vaters Germanicus an. Die Herrschaft über Germanien blieb weiter das Ziel, wurde jedoch nicht mehr erreicht. Die Militärterritorien des ober- und niedergermanischen Heeres blieben Provisorien und die "Germanenfrage" blieb offen.
Einen ideologischen Verzicht auf Germanien gab es ab Caligula nicht mehr, allerdings gab es in der Praxis Konzessionen an die Realpolitik, auch besaß Germania als Ziel nicht die oberste Priorität. Der politische Germania- Begriff wurde immer mehr reduziert, bis er unter Domitian nur noch die um 85 n.Chr. endgültig konstituierten Provinzen Germania Inferior und Superior umfasste.
Caligula als Scheusal?
Der römische Historiker Sueton schreibt in seiner Caligula- Biographie "Bis hierhin vom Herrscher, ab jetzt muss vom Scheusal berichtet werden". So wird berichtet, er habe sein Lieblingspferd (Incitatus) in einem Anfall geistiger Umnachtung zum Senator gemacht; hierbei handelte es sich wohl um eine zynische Geste, die den alten Familien zeigen sollte, dass die Macht, Senatoren zu ernennen und zu stürzen, von nun an allein bei Caligula lag.
Um die Löcher in der Staatskasse zu füllen, erließ Caligula immer neue Gesetze, mit denen er die führenden reichen Familien ausplündern und damit schwächen konnte. So wurden zum Beispiel Testamente ungültig, wenn jemand behauptete, der Verstorbene hätte den Kaiser als Erben einsetzen wollen.
Caligula wurde schließlich von bestochenen Mitgliedern seiner Leibwache, der Prätorianergarde während eines Theaterbesuches getötet.
Caligulas Geisteskrankheit
Entgegen der weit verbreiteten Ansicht, Caligula wäre im Verlauf seiner Herrschaft größenwahnsinnig und geisteskrank geworden (Cäsarenwahnsinn), unterlag er bei der Etablierung des durch die nachlässige Herrschaft des Tiberius (vor allem während dessen Zeit auf Capri) unsicher gewordenen Prinzipats den Verschwörungen der Optimaten. Von vielen Autoren wird dennoch als selbstverständlich vorausgesetzt, dass Caligula geisteskrank war. Allerdings sind manche seiner Handlungen in der Betrachtungsweise der Antike rational nachvollziehbar.
Besonders der Freiburger Historiker Winterling versucht, die antiken Quellen historisch- kritisch zu bewerten. So galt (und gilt noch immer) vielen Historikern Caligulas Forderung, wie ein Gott verehrt zu werden, als unmissverständlicher Hinweis auf Größenwahn und Irrsinn. Ein Gott im antik-römischen Sinne ist aber nicht das eine, unfehlbare Überwesen der seit dem frühen Mittelalter weltweit dominierenden monotheistischen Religionen. Das Wesen des römischen Kaisers, diese Annahme lässt sich anhand zeitgenössischer Quellen überprüfen, war von "göttlicher Natur". Ein Kaiser im Diesseits verfügte zu Lebzeiten über eine Art göttlichen Doppelgänger im Jenseits, mit dem er nach seinem Tode quasi fusionierte. Da der Senat von einem "guten Kaiser" (wie etwa Augustus) erwartete, dass er seine (auch nach römischem Recht abgesicherte) Überlegenheit in Reden und Verlautbarungen möglichst kaschierte, war Caligulas Forderung eine sinnvolle Unverschämtheit eines Kaisers, der auf möglichst weitgehende Marginalisierung der anderen Mächte Roms bedacht war. Ein Indiz für Wahnsinn, was die Behauptung, man sei ein Gott, in unseren (post- )aufgeklärten Zeiten darstellen mag, war sie in Caligulas Epoche nicht.
Literatur
Sekundärliteratur
  • Ralf G. Jahn: Der Römisch-Germanische Krieg (9-  16 n. Chr.). Inaugural- Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich- Wilhelms-Universität zu Bonn. Bonn 2001.
  • Aloys Winterling: Caligula - Eine Biografie. München 2003.
41 n.Chr.
Claudius (41 - 54 n.Chr.)
Tiberius Claudius Drusus Germanicus (10 v.Chr. bis 54 n.Chr.)
Tiberius Claudius Drusus Germanicus (10 v.Chr. bis 54 n.Chr.,römischer Kaiser zwischen 41 und 54 n.Chr.) war Enkel von Augustus' Frau Livia, Neffe des Tiberius und Bruder des Germanicus.
Legenden (24. I. 41 - 13. X. 54)
tribunicia potestas I (25?. I. 41 - 24?. I. 42) - XIV (ab 25. I. 54) consul
I    1. VII. - 12. IX. 37
II   des. 41
II   1. I. - 28. II. 42
III  1. I. - 28. II. 43
III  des. IV 44-46
IV  1. I. - 28. II. 47
V  1. I. - 31. XII. 51
censor
censor des. ab 25. I.? 47
censor Ende IV.? 47 - X.? 48
imperator
II-III               41
IV-VII            43
VIII               43-45
IX                 45
X                  45-46
XI                 46
XII                46-47
XIII-XIV          47
XV                47-48
XVI               48-49
XVII              49
XVIII             49-50
XIX-XXI          50
XXII-XXIV       51
XXV              51-52
XXVI-XXVII     52
Münzstätten: Rom, Ephesos, Caesarea in Cappadocia
Hauptlegenden der stadtrömischen Prägung:
TI. CLAVD. CAES. AVG. (AVR + ARG)
TI. CLAVD. CAESAR AVG. (GERM.) P.M. TR.P. ... IMP. ... (AVR + ARG) (meist mit TR.P. und IMP. Zählung!)
TI. CLAVDIVS CAESAR AVG. P.M. TR.P. IMP. (P.P.) (AES)
Häufig Fortsetzung der Ämtertitulatur auf dem Revers. Posthume Prägung unter Nero.
Aufstieg
Jahre im Hintergrund
Claudius wurde am 1. August 10 v.Chr. in Lugdunum (heute Lyon) als jüngster Sohn des älteren Drusus, des Bruders des Tiberius, geboren. Obwohl er somit Mitglied der mächtigsten und vornehmsten römischen Familie war, wollten seine Eltern offenbar aufgrund seiner Behinderungen nie, dass er in die Politik ging. Erst Claudius' Neffe Caligula erkannte, dass Claudius dennoch einen scharfen Verstand besaß und erhob ihn zunächst zum Senator und dann zum Konsul.
Ausrufung zum Kaiser
Nach dem Mord an Caligula brachen in ganz Rom Unruhen aus. Als Reaktion auf die Ausschweifungen und Tyrannei des Caligula erwog der Senat sogar, die Republik wieder einzuführen. Als diese Nachricht die Runde machte, wurden die Prätorianer von Verzweiflung gepackt, da die Abschaffung des Prinzipats zweifelsohne auch die Abschaffung der Prätorianer bedeutet hätte.
Als Claudius, der sich aus Furcht vor den Unruhen im kaiserlichen Palast hinter einem Vorhang versteckt hielt, von einem Soldaten entdeckt wurde, erkannten die Prätorianer die Gelegenheit und riefen Claudius zum Kaiser aus. Der Senat versuchte zwar noch, diese Entwicklung aufzuhalten, musste sich letztendlich aber doch fügen. Am 24. Januar 41 n.Chr. wurde er inthronisiert.
Zur Person
Claudius litt Zeit seines Lebens an diversen mehr oder minder schweren Behinderungen: Sueton schreibt, dass Claudius hinkte und stotterte. Bei Zorn tropfte seine Nase, Schaum bildete sich vor seinem Mund und sein Kopf begann zu zittern. Zusätzlich litt er oft an Magenschmerzen, die manchmal so stark waren, dass sie ihn an Selbsttötung denken ließen. Aufgrund dieser körperlichen Beeinträchtigungen musste Claudius oft Spott und Verachtung erfahren; so bezeichnete seine eigene Großmutter ihn sogar als „Ungeheuer“, und selbst als Konsul trieben seine Zeitgenossen so manchen bösen Scherz mit ihm. Als Reaktion darauf flüchtete er sich in den Alkohol und das Würfelspiel. Auch von zahlreichen sexuellen Ausschweifungen wird berichtet. Im Gegensatz zu seinem Neffen Caligula und seinem Adoptivsohn Nero war er jedoch nur am weiblichem Geschlecht interessiert.
Claudius als Historiker
Gleichzeitig aber erreichte Claudius größte Anerkennungen in den Wissenschaften. Vor allem als Historiker wusste er zu glänzen. Er schrieb Bücher über etruskische und karthagische Geschichte sowie eine Autobiographie. Dies führte sogar soweit, dass anerkannte Schriftsteller wie Plinius ihn zu den 100 besten Schriftstellern zählten.
Herrschaft
Außenpolitik
Unter Claudius fanden die einzigen wirklichen Gebietserweiterungen des 1. Jahrhunderts statt. Claudius ernannte Thrakien, Noricum, Mauretanien und Lykien zu Provinzen. Den größten Erfolg fuhr Claudius jedoch mit seiner Eroberung Britanniens ein. Bereits 40 n.Chr. schmiedete Caligula diesbezüglich Pläne, realisierte sie jedoch nie. Erst sein Nachfolger Claudius gab 43 n.Chr. den Befehl zum Angriff. Nachdem Aulus Plautius, Oberbefehlshaber der eingesetzten Legionen, erfolgreich übergesetzt war und einen Brückenkopf errichtet hatte, kam Claudius selbst nach Britannien und blieb 16 Tage lang dort, was sein Ansehen bei den Legionären gewaltig steigerte. 44 n.Chr. dann konnte er anlässlich der fertiggestellten Eroberung Britanniens (damals Süd- und Mittelengland) einen gewaltigen Triumphzug feiern.
Innenpolitik
Ein großes Problem des Claudius war die immer wieder stockende Versorgung der Hauptstadt mit Getreide. Den Höhepunkt fand diese Entwicklung, als 51 n.Chr. Claudius auf dem Forum von den Prätorianern vor der hungrigen Menge abgeschirmt werden musste. Um dieses Problem zu lösen, ordnete er unter anderem die Trockenlegung des Fuciner Sees an, um Ackerland zu gewinnen. Das Projekt scheiterte jedoch. Auch errichtete er einen neuen, riesigen Getreidehafen, Portus genannt, bei Ostia.
Zeitlebens litt Claudius unter dem Problem, dass er seinen Frauen und Freigelassenen einen viel zu großen Einfluss auf seine Politik einräumte. So besetzte er so wichtige Posten wie den des Kanzleiverwalters und des Finanzministers mit Freigelassenen. Dennoch scheinen die wichtigsten Impulse weiterhin vom Kaiser selbst ausgegangen zu sein.
Weiterhin zentralisierte Claudius die gesamte Verwaltung und versuchte stets, den Senat zu schwächen; so führte er das Amt des Zensors wieder ein, welches er kurzzeitig sogar selbst ausübte. Auch öffnete er den Senat verstärkt für Provinziale – bevorzugt aus Gallien – und bewirkte somit eine verstärkte Fremdenfeindlichkeit in Rom.
Auch begeisterte Claudius sich zunehmend für die Rechtsprechung. Dies wurde fast zu einer Manie bei ihm, da er bisweilen täglich mehrere Stunden selber richtete. Da seine Urteile jedoch nie berechenbar waren, trug das zu seiner Popularität nicht unbedingt bei, wenngleich er es schaffte, das Recht zu flexibilisieren.
Auch Spiele wurden von Claudius oft abgehalten. Dadurch erlangte er jedoch den zweifelhaften Ruf, von ganz besonderer Grausamkeit zu sein und sich an dem Gesichtsausdruck sterbender Gladiatoren zu erfreuen. Da er es zusätzlich nicht lassen konnte, ständig morbide Witze zu reißen, machte ihn das beinahe verhasst.
Paranoia und Intrigen
Claudius war von großer Paranoia gekennzeichnet; so ließ er jeden, der ihm begegnete, zuvor peinlichst genau auf Waffen durchsuchen. Dennoch wurden mehrere Male Anschläge auf ihn ausgeübt, wenngleich sie nie erfolgreich waren. Claudius reagierte darauf unbarmherzig, und obwohl er zu Beginn seiner Herrschaft versprochen hatte, die Hochverratsprozesse seines Vorgängers abzuschaffen, zogen seine Racheakte bald blutige Kreise. Vor allem Senatoren und andere Adlige, die verdächtigt wurden, einen Umsturz unterstützt zu haben, wurden hingerichtet. Jedoch waren diese nicht selten Opfer von Claudius' Frauen und Freigelassenen, die sich auf diese Weise Gegner und andere unliebsame Personen vom Hals schafften.
Nach zwei erfolglosen Verlobungen und zwei Scheidungen heiratete Claudius im Jahre 38 n.Chr. schließlich Valeria Messalina. Nachdem diese ihm 41 n.Chr. einen Thronfolger geboren hatte, fühlte sie sich abgesichert gegen alle Angriffe von außen und begann, ihre neu erlangte Macht skrupellos auszunutzen. Durch zahlreiche Denunziationen ihr unliebsamer Personen kamen viele ums Leben, wodurch sie sich verhasst und gefürchtet machte. Doch auch durch unzählige Affären machte sie sich bekannt, wobei ihr kaiserlicher Gemahl jedoch stets darüber hinwegsah. Erst 48 n.Chr. war sie zu weit gegangen, als sie während einer Opferreise des Claudius kurzerhand Silius, einen bekannten Feldherrensohn, heiratete. Claudius, der einen Staatsstreich fürchtete, flüchtete sich ins Prätorianerlager. Silius wurde hingerichtet, und Messalina wurde von den Prätorianern umgebracht, da diese einen Gnadenakt des Claudius befürchteten. 49 n.Chr. heiratete Claudius wieder; diesmal war es seine Nichte Agrippina, die er mit einer senatorischen Sondererlaubnis ehelichte.
Ermordung
Seine vierte Ehefrau Agrippina die Jüngere entpuppte sich jedoch als genauso verschlagen und grausam wie Messalina. Sie verfolgte skrupellos das Ziel, ihren Sohn aus erster Ehe zum Kaiser zu machen. Als die Prätorianer ihren Unmut über dessen Bevorzugung kundtaten, ließ Agrippina die beiden Prätorianerpräfekten kurzerhand umbringen. Schließlich gab Claudius nach und adoptierte Agrippinas Sohn unter dem Namen Nero. Nun gab es für Agrippina nur noch ein einziges Hindernis, nämlich Claudius selbst. Laut Sueton verabreichte sie ihm am 12. Oktober 54 v.Chr. einen vergifteten Pilz. Claudius, der Feinschmecker, nahm ihn natürlich gerne zu sich. Es zeigte sich jedoch, dass die Dosierung des Giftes zu niedrig angesetzt war; anstelle zu sterben litt Claudius nur an entsetzlichem Durchfall. Panisch geworden, zwang Agrippina nun den kaiserlichen Leibarzt Gaius Stertinius Xenophon, Claudius noch einmal Gift zuzuführen. Diesmal war es genug; Claudius starb in der Nacht zum 13. Oktober. Nero wurde sein Nachfolger.
Literatur
Sekundärliteratur
  • Barbara Levick: Claudius. Batsford, London 1993. ISBN 0-7134-5210-2
  • Volker Michael Strocka (Hrsg.): Die Regierungszeit des Kaisers Claudius (41-54 n. Chr.): Umbruch oder Episode? Internationales interdisziplinäres Symposion aus Anlaß des hundertjährigen Jubiläums des Archäologischen Instituts der Universität Freiburg i. Br., 16. – 18. Februar 1991. Zabern, Mainz 1994. ISBN 3- 8053-1503-1
  • Erzählende Literatur
    In seinem Werk Apocolocyntosis (lateinisch: die Kürbiswerdung) macht sich Seneca schon zu Lebzeiten in einer satirischen Form über Kaiser Claudius und dessen Selbstvergöttlichung lustig. Das Werk wird heute frei übersetzt mit "Die Verkürbissung eines Kaisers".
    Robert Graves setzte ihm mit Ich, Claudius, Kaiser und Gott ein literarisches Denkmal.
54 n.Chr.
Nero (54 - 68 n.Chr.)
Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus (* 15. Dezember 37 n.Chr., † 9. Juni 68 n.Chr.)
Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus (* 15. Dezember 37 n.Chr.; † 9. Juni 68 n.Chr.durch Suizid) war von 54 bis 68 n.Chr. Kaiser des Römischen Reiches und Künstler. Er war der letzte Vertreter der julisch-claudischen Dynastie.
Legenden (13. X. 54 - 9. VI. 68)
ab 66: Imperator Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus
tribunicia potestas I (4. XII?. 54 - 12. X?. 55) - XIV (ab X/XII. 67) consul

des. ab 4. III. 51
I 1. I. - 1. III. 55
II 1. I. - 31. XII. 57
II des. III 57
III 1. I. - Ende IV. 58
III des. IV ab 4. III. 59
IV 1. I. - Ende VI. 60
V Mitte IV. - 9. VI. 68 (sine coll.)
imperator
II 56
III 57
IV 57 oder 58
V und VI 58
VII 59
VIII und IX 61 oder 62
X 64 oder 65
XI Spätsommer 66
XII 67
XIII 67 oder 68
Zuerst auf Reversen mit Aversbild des Claudius, ab 51 auch eig. Prägungen
Legendentyp:
(NERO(NI) CLAVD(IO) CAES. DRVS(O oder -VS) GERM. (COS. DESIGN. oder PRINC. IVVENT.) (AES)
als Alleinherrscher Münzstätten: Rom, Caesarea in Cappadocia, Lugdunum?
Hauptlegenden:
NERO CLAVD. DIVI F. CAES. AVG. GERM. IMP. TR. P. (COS.) (AVR + ARG)
NERO CAESAR AVG. IMP. (AVR + ARG)
(IMP.) NERO CAESAR AVGVSTVS (AVR + ARG)
IMP. NERO CAESAR AVG. P.P. (AVR + ARG)
NERO CLAVD(IVS) CAESAR AVG. GER(M). P.M. TR.P. IMP. P.P. (AES)
IMP. NERO CLAVD(IVS) CAESAR AVG. GER(M). P.M. TR.P. (...) P.P. (AES)
IMP. NERO CAESAR AVG. P(ONT(IF.)) MAX. TR(IB).P(OT). P.P. (AES)
NERO CLAVD(IVS) CAESAR AVG. GERMA(N(I(C(VS)))) (AES)
(IMP.) NERO CAESAR AVG. GERM(ANIC.) (IMP.) (AES)
Häufig Fortsetzung der Ämtertitulatur auf dem Revers.
Leben
Kindheit
Nero wurde als Sohn von Gnaeus Domitius Ahenobarbus und Julia Agrippina, einer Schwester des Kaisers Caligula, in Antium an der Küste Latiums geboren. Er trug zunächst den Namen Lucius Domitius Ahenobarbus.

Seine als sehr schön geltende Mutter war für ihren Ehrgeiz, Stolz und Mut, aber auch für ihren Machthunger bekannt und verfolgte stets das Ziel, ihren Sohn zum Imperator zu machen. Deshalb sorgte sie für eine hervorragende Ausbildung Neros in Literatur, Latein und Mathematik. Nach Vollendung seines zwölften Lebensjahres holte sie Seneca aus der Verbannung zurück, einen damals sehr bekannten Philosophen, welcher das Leben des Lucius entscheidend prägte. Lucius jedoch interessierte sich vor allem für Kunst und flüchtete mehrmals ins Theater.
Aufstieg zum Herrscher
Nachdem ihr Mann an Wassersucht verstorben war, heiratete Agrippina den Herrscher Claudius, der am 25. Februar 50 n.Chr. Lucius adoptierte. Dieser erhielt den Namen Tiberius Claudius Nero Drusus Germanicus Caesar und stand durch Einflussnahme seiner Mutter kurz darauf bereits an erster Stelle in der Thronfolge.
Drei Jahre später fädelte Agrippina eine Ehe zwischen ihrem 16jährigen Sohn und der 12jährigen Octavia ein und ließ Claudius im Jahre 54 n.Chr. vergiften, damit Nero die Herrschaft übernehmen konnte.
Regierungszeit
Nero, der sich wesentlich mehr für Kunst und Musik interessierte, war kein begabter Staatsmann und Politiker. Er, der in der Geschichte als grausamer, wahnsinniger Tyrann beschrieben wurde, scheint Kriege und Gewalt verabscheut zu haben. Dadurch fehlte Kriegsbeute, die zuvor die Staatskasse gefüllt hatte. Die Steuerlast nahm enorm zu und die Legionen waren in einem desolaten Zustand, was Nero zahlreiche Gegner einbrachte.
Von Nero stammt auch der berühmte Satz "Wenn ich doch bloß nicht schreiben könnte!", den er gesagt haben soll, als er sein erstes Todesurteil unterschreiben musste. Die meisten Verbrecher verurteilte er wahrscheinlich lieber zur Zwangsarbeit, während der Adel die Möglichkeit zum Suizid hatte.
Nero förderte in seiner Regierungszeit die Naturwissenschaften, die Geographie und den Handel, ganz besonders aber Kunst und Kultur. Auch organisierte er eine Expedition zur Entdeckung der Nilquelle, welche jedoch scheiterte, und Ausgrabungen in Karthago. Er selbst hielt sich für einen talentierten Sänger, Dichter und Lyraspieler.
Verbrechen
Nero werden zahlreiche Verbrechen angelastet, so soll er seinen Stiefbruder Britannicus vergiftet haben. Da dieser jedoch schon seit seiner Kindheit an Fallsucht litt und körperlich schwächlich war, ist sich die Geschichtsschreibung über den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte nicht einig. Es ist also auch möglich, dass Britannicus an einem Anfall gestorben ist.
Agrippina verlor nach und nach die Kontrolle über ihren Sohn. Sie versuchte deshalb durch Intrigen, Verschwörungen und Bestechungen Nero zu stürzen. Nero, der seine Mutter fürchtete, setzte deshalb eine Untersuchungskomission ein, der auch Seneca angehörte, welche Agrippina jedoch nichts nachweisen konnte. Auf Drängen Senecas und unter Mithilfe eines seiner Lehrer versuchte er Agrippina mit einem Schiff versenken zu lassen, was jedoch scheiterte. Am 23. März 59 n.Chr. ließ er sie in ihrer Villa ermorden –angeblich litt er danach bis zu seinem Tod unter Gewissensbissen und Alpträumen.
Nero verliebte sich 62 n.Chr. in Poppaea Sabina. Diese forderte ihn auf, Octavia zu verstoßen. Schließlich ließ der Kaiser seiner kinderlosen Frau ein Verhältnis mit einem Sklaven anhängen und verbannte sie, um zwölf Tage später seine Geliebte zu heiraten. Es kam daraufhin zu schweren Unruhen und Aufständen. Deshalb behauptete man, Octavia habe zusammen mit ihrem Geliebten versucht, den Kaiser abzusetzen, und verbannte sie auf eine Insel. Nero gab den Auftrag, ihr die Pulsadern aufzuschneiden und sie in heißem Dampf zu ersticken, was wenige Tage später auch erfolgte.
Nero und Poppaea hatten eine gemeinsame Tochter, Claudia, sie wurde am 21. Januar 63 n.Chr. geboren, starb jedoch vier Monate später. Zwei Jahre später war Poppaea wieder schwanger. Es wird behauptet, Nero hätte sie während dieser Zeit aus Verärgerung durch einen Fußtritt in den Unterleib getötet, diese Darstellung ist jedoch umstritten; sicher ist nur, dass Poppaea während ihrer Schwangerschaft im Jahre 65 n.Chr. gestorben ist.
Im selben Jahr wurde Seneca durch Nero zum Suizid gezwungen.
Der große Brand Roms
In der Nacht vom 18. zum 19. Juli 64 n.Chr. brach in Rom ein Brand aus, der sich durch starken Wind, dichte und hohe Bebauung rasch ausbreitete und innerhalb von 9 Tagen einen großen Teil Roms vernichtete. Angeblich hat Nero das Feuer legen lassen, um ein schöneres und größeres Rom aufbauen zu lassen. Der Sage nach hat er den Brand vom Palatin aus beobachtet und besungen, während er sich selbst auf der Lyra begleitete.
Tatsächlich befand sich Nero in seinem 50 Kilometer weit entfernten Geburtsort, während der Palatin in Flammen stand. Wahrscheinlich brach der Brand, wie viele andere auch, auf einem Marktplatz durch Unvorsichtigkeit aus. Dennoch ist Nero als Brandstifter Roms in die Geschichte eingegangen.
Der Legende zufolge sah die damals noch junge Christengemeinde in Rom ein neues Sodom und Gomorra und glaubte, der Brand sei eine Strafe Gottes für das ausschweifende Leben der Römer. Einige von ihnen zeigten vermutlich auch öffentlich ihre Freude über die Katastrophe, wodurch sie schnell in Verdacht gerieten, das Feuer gelegt zu haben.
Auf den Rat seiner Berater hin ließ Nero etwa 200 bis 300 von ihnen verhaften und, nachdem sie unter Folter gestanden hatten, zu grausamen Todesstrafen verurteilen. Die meisten wurden verbrannt, einige gekreuzigt oder in der Arena den Tieren vorgeworfen. Sie fanden unter Nero jedoch nicht wegen ihres Glaubens den Tod, sondern wegen angeblicher Brandstiftung. Die damnatio memoriae, die Ächtung des Andenkens Neros, hat niemanden an dieser Legende der ersten Christenverfolgung zweifeln lassen.
Tatsächlich jedoch ist in den Handschriften der Annalen des Tacitus nicht von Christen ("christiani"), sondern von Wucherern ("chrestiani"; vom griechischen Wort "chrestai") die Rede. Demzufolge handelte es sich bei den verurteilten Brandstiftern um römische Bauspekulanten. Die tatsächlichen Christenverfolgungen gelten erst später für Maximinus Thrax (235 n.Chr.) und Decius (249 n.Chr.) als historisch gesichert und fanden ihren Höhepunkt in der großen Christenverfolgung unter Diokletian (303 n.Chr.). Ob es unter Domitian eine Christenverfolgung gab, ist äußerst fraglich. Es dürfte sich hierbei eher um konvertierte Juden gehandelt haben, die sich weigerten, dieselbe Steuer wie Nicht-Konvertierte zu zahlen. Die angeblichen Christenverfolgungen unter Trajan und seinen Nachfolgern müssen ebenfalls stark bezweifelt werden, da diese Caesaren als tolerante Herrscher in die Geschichte eingegangen sind.
Beim Wiederaufbau Roms ließ Nero breitere Straßen anlegen und beschränkte die maximale Höhe der Häuser, die nun alle eigene Mauern haben mussten, auf 25 Meter; überall sorgte er für Brandschutzmaßnahmen. Sich selbst ließ Nero ein riesiges, prunkvolles Anwesen mit großen Kunstschätzen und technischen Raffinessen errichten, die Domus Aurea (das Goldene Haus Neros). Dieses Anwesen wurde kurz nach Neros Tod geplündert und abgerissen.
Entfremdung und Tod
66 n.Chr. reiste Nero nach Griechenland, wo er an den olympischen Spielen teilnahm. Als Verehrer der griechischen Kultur hielt er sich fast ein Jahr lang in Griechenland auf, bis er von seinen Beratern zur Rückkehr nach Rom gedrängt wurde, wo die Stimmung sich inzwischen sehr verschlechtert hatte. Zwar kehrte er im Januar 68 n.Chr. unter großem Jubel nach Rom zurück, er gab sich jedoch ganz seinen Vergnügungen hin, besuchte Theater und Konzerte und trat selbst als Künstler auf. Adlige Praetorianer und der Senat beschlossen, den Kaiser, der inzwischen auch vom Volk verhöhnt wurde, zu stürzen. Nero, inzwischen von seiner dritten Frau Statilia Messalina verlassen, floh aus der Stadt.
Seine Freunde rieten ihm zum Suizid, er glaubte jedoch noch nach Ägypten fliehen zu können. Der Senat erklärte Nero zum Staatsfeind. Als die Reiter sich seinem Zufluchtsort näherten, stieß sich Nero einen Dolch in die Kehle, um einer Verhaftung zu entgehen. Er starb im Alter von 30 Jahren. Der Überlieferung nach sollen seine letzten Worte Qualis artifex pereo gewesen sein – "Welch ein Künstler stirbt mit mir!".
Nero im Urteil der Nachwelt
Nero ist eine der umstrittensten Personen in der Weltgeschichte. An der Beurteilung seiner Person schieden sich schon in der Antike die Geister. Während einzelne antike Autoren ihm durchaus positive Seiten abgewannen, überwog doch schon bald nach seinem Tod die einhellige Ablehnung der Persönlichkeit und der Politik Neros. Insbesondere die römischen Historiker Sueton und Tacitus, deren Werke die wichtigsten Quellen zum Leben des Kaisers darstellen, gaben ihrer Verachtung offen Ausdruck.
Diese Verachtung hatte ihren Grund teils in der Abneigung der Römer gegen Neros Vorliebe für alles Griechische, teils – etwa bei Tacitus – in der Ablehnung des Kaisertums überhaupt, als dessen Entartung Neros Herrschaft erschien. Christliche Autoren späterer Jahrhunderte, die Nero schon wegen der Hinrichtung ihrer Glaubensbrüder nach dem Brand von Rom verurteilten, prägten endgültig das Bild des Kaisers als größenwahnsinnigem Tyrannen. Im Mittelalter galt er geradezu als Verkörperung des Antichrist. Dieses negative Bild überwiegt bis heute, auch wenn einzelne Historiker immer wieder eine Ehrenrettung des Kaisers versuchen.
Die Zeit Neros, insbesondere der Brand Roms und die Christenverfolgung, übten auf viele spätere Künstler Faszination aus. So entstanden zahlreiche Dramen (etwa Claudio Monteverdis L'incoronazione di Poppea, eine der frühesten Opern) und historische Romane, von denen Henryk Sienkiewicz' Quo Vadis wohl am bekanntesten ist. Das Buch wurde mehrmals verfilmt; bekannt ist vor allem der Monumentalfilm von 1951, in dem Peter Ustinov den Kaiser verkörperte und für diese Darstellung einen Oscar erhielt. 2004 entstand der TV-Zweiteiler "Nero" mit Hans Matheson in der Hauptrolle.
Sekundärliteratur

Massimo Fini: Nero – 2000 Jahre Verleumdung. München 1994.
Die Neutralität dieses Werkes ist umstritten, Wertungen aus diesem Buch sind aber auch in diesem Artikel enthalten.

Horst Herrmann: Nero. Eine Biographie.Berlin 2005. ISBN 3-7466-1777-4.

Malitz, Jürgen: Nero. München 1999.

Vandenberg, Philipp: Nero. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 2000. ISBN 3-404-61459- 3
62 n.Chr.
Starkes Erdbeben im Vesuvgebiet, Beschädigungen in Pompeji
68 n.Chr.
Vierkaiserjahr (68 - 69 n.Chr.) Los
Das Jahr 69 n.Chr. wird als das Vierkaiserjahr bezeichnet. In diesem Jahr erhoben Galba, der seit 68 n.Chr. als Nachfolger Neros regierte, Otho, Vitellius und Vespasian Anspruch auf die Kaiserwürde im römischen Reich. Vespasian setzte sich durch, welcher die neue Dynastie der Flavier begründete.
02.04.68 n.Chr. – 15.01.69 n.Chr.
Galba
Lucius Livius Ocella Servius Sulpicius Galba
(* 24. Dezember 3 v.Chr., † 15. Januar 69 n.Chr.)
Lucius Livius Ocella Servius Sulpicius Galba (24. Dezember 3 v.Chr. – 15. Januar 69 n.Chr.) war römischer Kaiser von 68 bis Anfang 69 n.Chr. Er war einer der vier Kaiser des Vierkaiserjahres.

Legenden (8. VI. 68 - 15. I. 69)
Servius Sulpicius Galba Imperator Caesar Augustus
tribunicia potestas I (ab 9?. VI. 68) consul
I 1. I. -30. VI. 33
des. II vor 22. XII. 68
II 1. - 15. I. 69
Münzstätten: Rom, Spanien (Tarraco), Gallien (Narbo?, Lugdunum), Africa
Hauptlegenden der stadtrömischen Prägung:
IMP. GALBA (AVR + ARG)
IMP. SER. GALBA AVG. (AVR + ARG)
SER. GALBA AVG. (AVR + ARG)
IMP. SER. GALBA CAESAR AVG.(P.M.) (AVR + ARG)
SER. GALBA CAESAR AVG. (AVR + ARG)
(IMP.) SER. GALBA IMP. CAES. AVG.(TR.P) (AES)
(IMP.) SER. GALBA IMP. CAES. AVG. P.M. TR.P. (AES)
(IMP.) SER. GALBA IMP. CAESAR AVG. PON. M. TR.P. (AES)
IMP. SER. SVLP(IC(IVS))) CAES(AR) AVG. (TR.P.) (AES)
Aufstieg
Galba wurde am 24. Dezember 3 v. Chr. bei Tarracina geboren. Im Jahre 68 war er Statthalter der Provinz Hispania Tarraconensis, als er sich dem Aufstand des Julius Vindex anschloss und sich am 3. April in Carthago Nova zum Kaiser ausrufen ließ. Julius Vindex wurde von der Rheinarmee geschlagen, aber als deren Kommandant Verginius Rufus sich weigerte, sich zum Kaiser ausrufen zu lassen, bestätigte der Senat in Rom Galba als neuen Kaiser. Der entthronte Kaiser Nero wurde in den Suizid getrieben (9. Juni 68).
Herrschaft
Auf Grund der schlechten finanziellen Situation weigerte sich Galba nach seiner Inthronisation nicht nur, Geschenke an die Soldaten zu verteilen, sondern forderte sogar 2,2 Milliarden Sesterzen zurück, die Nero verschenkt hatte. Dies brachte, zusammen mit der Korruption mehrerer seiner neu eingesetzten Beamten, besonders seines Freigelassenen Icelus, Soldaten und Volk gegen ihn auf.
Da seine beiden Söhne vor ihm gestorben waren, suchte der 71 Jahre alte Galba nach einem Nachfolger. Er entschied sich gegen Marcus Salvia Otho und für Lucius Calpurnius Piso Frugi Licinanius. Daraufhin rief sich Otho am 15. Januar 69 zum Kaiser aus und ließ Galba und Calpurnius Piso töten.
Zitat
"Wäre er nie Kaiser geworden, so hätte wohl niemand bestritten, dass er das Zeug zum Kaiser gehabt hätte."
(Tacitus über Galba)
Literatur
Primärquellen
Die wichtigsten antiken Quellen für Leben und Herrschaft Galbas sind Suetons Kaiserviten, die Historien des Tacitus (1,1-49), die Galbabiografie des Plutarch und Cassius Dio (63,22-64,7). Vermutlich gab es auch von Cluvius Rufus, Fabius Rusticus and Plinius dem Älteren Werke über Galba, diesen sind jedoch nicht erhalten. Eine ausführliche Diskussion der Quellenlage hat der Historiker G.B. Townsend 1964 mit Cluvius Rufus in the Histories of Tacitus vorgelegt.
15.01.69 n.Chr. – 15.04.69 n.Chr.
Otho
Marcus Salvius Otho (* 28. April 32 n.Chr., † 15. April 69 n.Chr.)
Marcus Salvius Otho (* 28. April 32 in Ferentium (Ferento), † 15. April 69) war im Jahr 69 für drei Monate römischer Kaiser. Er war einer der vier Kaiser des Vierkaiserjahres.
Legenden (15. I. - 16. IV. 69)
Imperator M. Otho Caesar Augustus
tribunicia potestas I (ab 28. II. 69)
consul I 26. I. - 28. II. 69
Münzstätte: Rom
Legenden:
IMP. (M.) OTHO CAESAR AVG. TR.P.
Biografie
Kaiser Galba hatte Calpurnius Piso als Nachfolger ausersehen und sich damit gegen Otho entschieden. Dieser stiftete am 15. Januar 69 die Prätorianergarde an, Galba zu töten und ihn zum Kaiser ausrufen. Calpurnius Piso wurde ebenfalls ermordet. Widerwillig erkannte der Senat Otho als Kaiser an.
Mehrere Armeen in Germanien und Britannien unterstützten aber Aulus Vitellius und marschierten nach Italien ein. Am 14. April unterlag Othos Armee bei Cremona. Als Otho davon erfuhr, riet er Freunden und Verwandten zu fliehen und tötete sich am nächsten Morgen. Aulus Vitellius wurde vom Senat offiziell als Nachfolger anerkannt.
15.04.69 n.Chr. – 20.12.69 n.Chr.
Vitellius Fortschritt
Aulus Vitellius
(* 7. September 12 n.Chr., † 20. Dezember 69 n.Chr.)
Aulus Vitellius war im Jahr 69 n. Chr. römischer Kaiser. Er war einer der vier Kaiser des Vierkaiserjahres.
Legenden (2. I. - 20. XII. 69)
A. Vitellius Germanicus Imperator
tribunicia potestas I (ab 30. IV. 69) consul
I 1. I. - VI. 48
perpetuus? 18. VII. - 20. XII. 69?
imperator III ab 29. V. 69
Münzstätten: in Rom, Spanien (Tarraco) und Gallien
Hauptlegenden der stadtrömischen Prägung:
A. VITELLIUS GERM(AN(ICUS)) IMP. (AVG.) (TR. P.) (AVR + ARG)
A. VITELLIUS GERM(A(NICUS)) IMP. AVG. P.M. TR.P. (AES)
Zur Person
Aulus Vitellius wurde am 7. September 12 n.Chr. geboren und war der letzte „Kurzkaiser“ in den Wirren des Bürgerkrieges nach Neros erzwungenem Selbstmord am 9. Juni 68 n.Chr..
Kaiserbiograph Sueton beschreibt ihn als einen herrschsüchtigen Trunkenbold, der aufgrund seiner "robusten" Sprache großes Ansehen bei seiner Truppe besaß.
Aufstieg
Vitellius befehligte das niedergermanische Heer und residierte vermutlich in Köln. Nach dem Aufstand des Julius Vindex herrschte große Unzufriedenheit in der römischen Rheinarmee, da diese nach der Niederschlagung des Aufstands von Kaiser Galba nicht ausreichend bedacht worden war.
Vitellius nutzte die Gunst der Stunde und ließ sich am 2. Januar 69 n.Chr. von den germanischen Legionen in Köln zum Kaiser ausrufen, wobei ihm das Schwert des Julius Caesar, welches im Kölner Marstempel aufbewahrt wurde, als Symbol für seinen Machtanspruch überreicht wurde.
Kurze Zeit später marschierte er mit seinen Legionen nach Rom, wo er für kurze Zeit die Macht übernahm.
Niederlage und Tod
Allerdings regte sich auch heftiger Widerstand gegen die Machtübernahme. So wurde Mitte des Jahres 69 n.Chr. Titus Flavius Vespasianus, der sich mit seinen Legionen in Judäa befand, durch seine Truppen zum Kaiser ausgerufen. Vespasian erfreute sich einiger Sympathien im Senat und im Heer, so dass sich schnell eine Streitmacht von fünf Legionen gegen Vitellius aufstellen ließ.
Vitellius wurde schließlich am 20. Dezember 69 n.Chr. unter der Führung von Antonius Primus aus dem Kaiseramt gejagt. Er wurde öffentlich vorgeführt, am Haken durch Rom geschleift und tot in den Tiber geworfen.
69 n.Chr.
Vespasian (69 - 79 n.Chr.)
Titus Flavius Vespasianus
(* 17. November 9 in Falacrinae; † 23. Juni 79 in Aquae Cutiliae)

Vespasian war vom 1. Juli 69 bis 23. Juni 79 römischer Kaiser. Er war der letzte Kaiser des Vierkaiserjahres.
Legenden (1. VII. 69 - 23. VI. 79)
69: Imperator T. Flavius Vespasianus Caesar, ab Ende 69: Imperator Caesar Vespasianus Augustus
tribunicia potestas I (21. XII. 69 - 30. VI. 70); II (1. VII. 70 - 30. VI. 71) - X (ab 1. VII. 78) consul
I suff. 1. XI. - 31. XII. 51
des. II ab 21. XII. 69
II 1. I. - VI. 70
II des. III ab X. 70
III 1. I. - II. 71
III des. IV ab Mitte III. 71
IV 1. I. - IV. 72
IV des. V ab Mitte III. 73
V 1. - 13. I. 74
V des. VI ab Mitte III 74
VI 1. - 13. I. (oder II.?) 75
VI des. VII ab Mitte III. 75
VII 13. I. (oder II.?) 76
VII des. VIII ab Mitte III. 76
VIII 13. I. (oder II.?) 77
VIII des. IX ab Mitte III. 78
IX 1. - 13. I. 79
IX des. X ab Mitte III. 79
imperator
II - V 70
VI - VIII 71
IX - X 72
XI 73
II - XIV 74
V - XVIII 76
IX 77 oder 78
X 2. Hälfte 78
Münzstätten: Rom, Tarraco, Lugdunum, Illyricum (Poetovio??), Ephesos/Byzantium/Philippi, Antiochia am Orontes, Tyrus?, Iudaea?, Commagene.
Hauptlegenden der stadtrömischen Prägung:
IMP. CAESAR VESPASIANVS AVG. (AVR + ARG) (69-71)
IMP. CAES. VESP. AVG. P.M. (AVR + ARG) (70-72)
IMP. CAES. VESP. AVG. P.M. COS. IIII (AVR + ARG) (72/3; 73 auch noch: ... CEN.))
IMP. CAES. VESP. AVG. CEN(S). (AVR + ARG) (73)
IMP. CAESAR VESP(AS(IAN(VS))) AVG. (AVR + ARG) (74)
IMP. CAESAR VESPASIANVS AVG. (AVR + ARG)(74-79)
Bei Gold- und Silberprägung in der Regel Fortsetzung der Ämtertitulatur auf dem Revers. Die Aes-Prägung folgt im wesentlichen diesem Legendenschema, außer bei Quadrantes wird aber in der Regel weniger abgekürzt und die Ämtertitulatur zur Avers- Legende vorgezogen.
Posthum: DIVVS AVGVSTVS VESPASIAN(VS) u.ä. unter Titus und Domitian
Persönlichkeit und Nachleben
Caesar Vespasianus Augustus, ursprünglicher Name Titus Flavius Vespasianus, war der erste römische Kaiser aus der flavischen Dynastie. Seine Ernennung beendete einen Bürgerkrieg, in dessen Verlauf drei weitere Männer den Titel des römischen Kaisers innegehabt hatten (Vierkaiserjahr). Mit Vespasian eroberte ein Mann den Thron, der wegen seiner toleranten und weltoffenen Art eine Ausnahmeerscheinung in dieser Position darstellt. Während seiner zehnjährigen Herrschaft gelang es ihm, das Reich sowohl politisch als auch finanziell zu stabilisieren.
Sueton und Tacitus beschreiben ihn als humorvollen und bescheidenen Mann von mittlerer Größe und kräftiger Erscheinung mit einem allzeit angespannten Gesichtsausdruck. Mit seiner Herrschaft änderten sich auch die Abbildungen der Herrscher. Während sich noch der 70-jährige Augustus in Standbildern als jugendlichen Helden abbilden ließ, zeigen Abbilder Vespasians wesentlich mehr Realismus und weniger Idealisierung. Noch im Sterben machte er sich über den Umstand lustig, dass er jetzt dann wohl vom Senat zum Gott erhoben würde: Vae, puto deus fio! („Wehe, ich glaube, ich werde ein Gott!“) waren seine überlieferten letzten Worte.
Er galt und gilt als einer der bedeutendsten Kaiser und wird in eine Reihe gestellt mit Gaius Iulius Caesar, Augustus und Trajan.
Jugend und erste Ämter
Vespasian wurde am 9. November 9 n. Chr. in Falacrinae als Titus Flavius Vespasianus geboren. Sein Vater gehörte zum Ritterstand, Vespasian war somit der erste Kaiser, der nicht aus der Senatsaristokratie stammte. Ein Bruder seiner Mutter war allerdings bereits in den Senatorenstand erhoben worden.
Er und sein Bruder Sabinus waren die ersten der Familie, die senatorische Posten erreichten. Vespasians Karriere brachte ihn unter Tiberius als Militärtribun nach Thrakien. Er war außerdem Quaestor von Creta und Cyrene. Es gelang ihm, sich bei Caligula einzuschmeicheln und so wurde er im Jahre 40 Praetor.
Aufstieg unter Claudius
In den Jahren 43 und 44 befehligte er während der Eroberung Britanniens die Legio II Augusta, was ihm die Insignien eines Triumphators und in der Folge zwei Priesterämter einbrachte. 51 wurde er Konsul, später noch Prokonsul über die Provinz Africa. Da er nicht, wie die meisten Vorgänger, in die eigene Tasche wirtschaftete, ging er beinahe bankrott und musste von seinem Bruder aus großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten errettet werden.
So karrierebewusst er seine öffentlichen Ämter ausübte, so unüblich war die Wahl seiner Frau, Flavia Domitilla, ehemalige Mätresse eines Ritters und zunächst nicht einmal im Besitz des vollen römischen Bürgerrechts. Diese Wahl hinderte ihn aber nicht daran, die beiden Söhne, welche dieser Ehe entsprangen, Titus und Domitian, später zu seinen Nachfolgern zu bestimmen.
Vespasian unter Nero
Nero machte Vespasian zu einem seiner offiziellen Gefährten, die ihn auf seinen Gesangstourneen nach Griechenland begleiten mussten. Die Legende besagt, dass Vespasian während eines dieser Vorträge einschlief, dafür auch beim Kaiser in Ungnade fiel, aber später wieder in Gnaden aufgenommen wurde, da dieser einen unverdächtigen Heerführer für den Osten brauchte, um die Gefahr einer Militärrevolte zu mildern.
So übernahm Vespasian das Kommando über die Niederschlagung des jüdischen Aufstands und rückte 67 an die Spitze von drei Legionen in der Provinz Iudaea. Er konnte den Aufstand niederschlagen, und die Art und Weise wie er dies tat, brachte ihm den Respekt seiner Truppen ein. Als er kurz vor Beendigung des Krieges von Neros Suizid erfuhr, setzte er zunächst auf den greisen Galba. Doch die Wirren des Vierkaiserjahrs verstand am Ende er selbst am besten zu nutzen.
Militär- und Verteidigungspolitik
Nach dem Bürgerkrieg stand Vespasian vor einem ähnlichen Problem wie vor ihm schon Augustus: es gab zu viele Legionen. Wie Augustus entließ er diese nach und nach und mit großem Fingerspitzengefühl, wobei er für die notwendige finanzielle Abfederung sorgte, ohne diese zu übertreiben.

Das Heer wurde reorganisiert und die Rheinlegionen entmachtet, indem die großen Lager am Rhein abgebrochen und die Truppen auf viele kleinere Lager entlang der Grenzen verteilt wurden. Dabei wurde darauf geachtet, die Truppen möglichst inhomogen zu halten, so dass kein Stamm innerhalb einer Einheit die Oberhand gewann. Dies trieb die Romanisierung der linksrheinischen Gebiete voran und sicherte ihm die Loyalität der Truppen, die ihn zwanzigmal zum Imperator ausriefen. Anders als Vitellius legte er auch Wert darauf, jenen Tag als seinen ersten im Amt zu kennzeichnen, an dem ihn die Truppen zum Herrscher ausgerufen hatten.
Um die Grenzen zu verkürzen wurden die agri decumates dem Reich einverleibt, ein Gebiet zwischen Donau und Hochrhein.
Nach einem letzten Aufstand in den Jahre 71 und 72 in Britannien herrschte für den Rest seiner Amtszeit Frieden im Römischen Reich.
Finanzpolitik
Vespasians Geldgier ist bekannt und sein Zitat, dass Geld nicht stinke (er hatte eine Steuer auf öffentliche Bedürfnisanstalten eingeführt), weltberühmt. Tatsächlich übernahm er einen Staat, der nach den Eskapaden seiner Vorgänger so gut wie bankrott war, und sanierte die öffentlichen Haushalte mit großem Erfolg. Seine Maßnahmen belegten dabei jenes Fingerspitzengefühl, das er auch bei der Entlassung der Truppen bewies. Er erhöhte die Steuern, ließ aber zunächst einmal Steuersünder verfolgen und Rückstände eintreiben. Er verkaufte öffentliche Ämter an Meistbietende, anders als seine Vorgänger enteignete er aber nie aus bloßer Geldgier einen politischen Gegner.
Hatte er zum Beginn seiner Amtszeit noch einen Sanierungsbedarf von 40 Milliarden Sesterzen ermittelt (eine bis dahin nie gehörte Summe), so hinterließ er bei seinem Tod geordnete Kassen und keine Schulden.
Politische Reformen und Herrschaftssicherung
Vespasian, der öffentlich gerne behauptete, sich an der augusteischen Politik zu orientieren, betrieb in Wahrheit die zentralistische des Claudius. Es ging ihm um die Alleinherrschaft, was man schon daran ersehen kann, dass er 73 das Amt des Zensors wieder einführte, das er auch zunächst selbst bekleidete, und das ihm dabei half, die Senatoren zu kontrollieren. Gleichzeitig, typisch für ihn, schmeichelte er dem Senat damit, dass er regelmäßig dessen Sitzungen besuchte - ohne ihm allerdings mehr Rechte einzuräumen. Ein Nebeneffekt war, dass die Rekrutierungsbasis für den Senat verbreitert wurde und immer mehr Senatoren aus den Provinzen stammten, was möglichen Ränken des alten Hochadels dadurch von vornherein heftigen Widerstand entgegen setzte.
Dem Prozessstau, der sich durch den Bürgerkrieg gebildet hatte, weil der Senat mit seinen Aufgaben nicht mehr fertig werden konnte, begegnete er durch eine Verfahrensbeschleunigung.
Zur Verwaltung des Reiches legte Vespasian mit den Jahren immer mehr Aufgaben in die Hand seines Sohnes Titus, den er damit systematisch zu seinem Nachfolger aufbaute. Dieses Vorgehen forderte zwar einigen Widerstand heraus, aber nachdem Titus Prätorianerpräfekt und selbst auch Zensor geworden war, hatte Vespasian Fakten geschaffen, gegen die kein echter Widerstand mehr möglich war. Zumal Vespasian auf Kritik nicht mit der bei seinen Vorgängern üblichen Paranoia reagierte, sondern diese zumeist gelassen hinnahm. So ist aus seiner Zeit auch nur eine Verschwörung bekannt, die das Ziel hatte, ihn zu beseitigen. Diese wurde aber 79 aufgedeckt.
Bauwerke
Durch gewaltige öffentliche Investitionen, vor allem auf dem Bausektor, kurbelte Vespasian die Wirtschaft des Römischen Reiches an. So ließ er einen Friedenstempel bauen, den Plinius der Ältere unter die Weltwunder einreihte. Am bekanntesten dürfte allerdings das flavische Amphitheater sein, dessen Bau er initiierte und das heute als Kolosseum bekannt ist.
Tod und Nachfolge
Vespasian war in vielerlei Hinsicht anders als seine Vorgänger, und anders war auch sein Ende: er starb eines natürlichen Todes. Er weilte 79 gerade in Kampanien, als er erkrankte und sich zur Kur in ein Heilbad nahe seiner Heimatstadt begab. Dort erlitt er am 23. Juni 79 einen schlimmen Durchfall, der ihn beinahe ohnmächtig werden ließ. Er versuchte sich noch aufzurichten (Zitat: "Ein Imperator muss im Stehen sterben!"), was ihm allerdings nicht mehr gelang.
Im Sterben sprach er dann, der Überlieferung nach, die eingangs erwähnten berühmten Worte. Sein Sohn Titus wurde sein Nachfolger.
Literatur
Primärquellen
Sekundärliteratur
Karl Christ: Geschichte der Römischen Kaiserzeit, 4. aktual. Aufl., München 2002, S. 243 ff. Deutschsprachiges Standardwerk zur Kaiserzeit.
Barbara Levick: Vespasian (Roman Imperial Biographies), London und New York 1999. Relativ knappe, aber übersichtliche Biografie aus der Reihe "Routledge Biographies". Für den Einstieg hervorragend geeignet.
Flavier (69 - 96 n.Chr.) Los
Flavische Dynastie
Nachdem der Bürgerkrieg der Jahre 68/89 n.Chr. von Vespasian zu seinem Gunsten entschieden war, lag es für ihn auf der Hand das Erreichte für sich und seine Nachkommen abzusichern. Vespasian entstammte nicht dem Patriziat, sondern kam aus der Mittelklasse und hatte seiner Erfahrungen im Felde gesammelt. So versuchte er eine neue Herrscherdynastie auf die Beine zu stellen.
Sein designierter Nachfolger Titus, war ein äusserst unpopulärer Kronprinz gewesen und alle Welt dachte, er würde sich als zweiter Nero entpuppen. Doch wider Erwarten wurde er zum "Liebling der Menschheit" ernannt. Seine Fähigkeiten konnte er bei der grössten europäischen Naturkatastrophe seit dem Untergang der Minoischen Kultur unter Beweis stellen; dem Ausbruch des Vesuv.
Titus war nur eine kurze Herrschaft von etwas über zwei Jahren vergönnt. Sein Nachfolger Domitian ging wiederum als Despot argwöhnischer Tyrann in die Annalen der Geschichte ein. Mit seiner Ermordung endete die Flavische Dynastie nach nur drei Kaisern. Sie bildete den Übergang von der augusteiischen Erbmonarchie zum System der Adoptivkaiser.
24.08.79 n.Chr.
Ausbruch des Vesuvs, Zerstörung von Pompeji
79 - 81 n.Chr.
Titus (79 - 81 n.Chr.)
Titus Flavius Vespasianus
(* 30. Dezember 39 in Rom; † 13. September 81 in Aquae Cutiliae)

Titus war als Nachfolger seines Vaters Vespasian römischer Kaiser vom 24. Juni 79 bis zu seinem Tod. Sein vollständiger Geburtsname war - wie bei seinem Vater - Titus Flavius Vespasianus; als Kaiser führte er den Namen Imperator Titus Caesar divi Vespasiani filius Vespasianus Augustus.
Titus wurde am Hof des Kaisers Claudius gemeinsam mit dessen Sohn Britannicus erzogen. Im Jüdischen Krieg leitete er die Belagerung Jerusalems, als Caesar unterstützte er die Regierungsarbeit Vespasians. Während seiner Herrschaft brach im Jahr 79 der Vesuv aus. Titus leitete die Hilfsmaßnahmen nach dieser Katastrophe, ebenso im darauf folgenden Jahr nach einem Brand der Stadt Rom. Er vollendete das Kolosseum und wurde bereits von Zeitgenossen wegen seiner Milde (clementia) gerühmt.

Legenden (24. VI. 79 - 13. IX. 81)
Imperator T. Caesar Vespasianus Augustus
tribunicia potestas I (1. VII. 71 - 30. VI. 72) - XI (ab 1. VII. 81) consul
des. ab 21.XII.69
I 1. I. - Ende VII. 70
des. II. ab Mitte III. 71
II 1. I. - Ende IV. 72
des. III ab Mitte III. 73
III 1. I. - Ende IV. 74
III des. IV ab Mitte III. 74
IV 1. I. - Ende II.(?) 75
IV des. V ab Mitte III. 75
V 1. I. - Ende II. oder Ende IV. 76
V des. VI ab Mitte III. 76
VI 1. I. - Ende II. (?) 77
des. VII ab Mitte 78
VII 1. I. - Ende II. 79
VII des. VIII ab Mitte III. 79
VIII 1. - 13. I. 80
des. IX ab Mitte III. 81
imperator
I 6. VIII.(?) 70
II 71
III-IV 72
V 73
VI-VIII 74
IX-XII 76
XIII 77 oder 78
XIV 2. Hälfte 78
XV 2. Hälfte 79
XVI-XVII 81
Reiche Prägung schon unter Vespasian v.a. mit Legende T. CAESAR IMP. VESP(ASIAN(VS))) (CENS.) (AVR + ARG). Die Aes-Prägung folgt im wesentlichen diesem Legendenschema, außer bei Quadrantes wird aber in der Regel weniger abgekürzt und die Ämtertitulatur zur Avers-Legende vorgezogen.
Münzstätten als Augustus: Rom und Lugdunum.
Hauptlegenden der stadtrömischen Prägung:
IMP. T(ITVS) CAES. VESPASIAN(VS) AVG. P.M. (AVR + ARG) (TITVS meist ausgeschrieben!)
MP. T(ITVS). CAES. VESP. AVG. P.M. TR.P. (P.P.) COS. ... (AES) (TITVS fast nie ausgeschrieben!)
posthum: DIVVS TITVS AVGVSTVS

posthume Prägung unter Domitian: DIVO AVG. T. DIVI VESP. F. VESPASIANO u.ä.
Leben
Kindheit und Jugend
Familie
Titus wurde am 30. Dezember 39 in Rom als ältester Sohn des Vespasian und der Flavia Domitilla geboren. Titus hatte noch eine Schwester und einen jüngeren Bruder, Domitian, seinen späteren Nachfolger als Kaiser. Die Familie seines Vaters stammte aus dem Sabinerland und war zunächst wenig bedeutend. Dies änderte sich unter Kaiser Claudius, der neben Freigelassenen auch den Ritterstand begünstigte. Unter ihm durchlief Vespasian in schneller Folge die Ämter des Cursus honorum und legte so den Grundstein für den späteren Aufstieg der Flavier zur Kaiserdynastie. Titus Flavius Sabinus, sein älterer Bruder, erreichte bald das Amt des Stadtpräfekten von Rom und sollte in dieser Funktion später in der Hauptstadt gemeinsam mit dem jungen Domitian die Machtübernahme Vespasians vorbereiten. Als Triebfeder des sozialen Aufstiegs der Flavier gilt Vespasia Polla, die Großmutter des Titus, die ihre Söhne Sabinus und Vespasian drängte, die senatorische Ämterlaufbahn einzuschlagen.
Erziehung
Vespasians Aufstieg ermöglichte Titus eine Erziehung am Hof des Kaisers gemeinsam mit dessen eigenem Sohn Britannicus. Die beiden wurden von Sosibius unterrichtet (Tacitus, Annalen 11,1,4). Im Jahre 51 entging Titus nur knapp einem Giftanschlag, der auf seinen Lehrer verübt wurde. Mit Britannicus verband ihn eine enge Freundschaft, bis dieser 55 überraschend starb. Möglicherweise hatte der neue Kaiser Nero einen potenziellen Thronrivalen beseitigen wollen. Titus selbst schadete der Tod seines Freundes keineswegs; dank seiner fundierten Kenntnis griechischer und römischer Autoren, seiner Redebegabung und nicht zuletzt der hohen Stellung seines Vaters, der mittlerweile das Konsulat erreicht hatte, standen ihm in Rom alle Türen offen.
Wenn man der idealisierenden Überlieferung glauben darf, war Titus ein regelrechtes Universalgenie, sowohl körperlich als auch geistig außergewöhnlich begabt und zumindest als junger Mann auch allseits beliebt. Besonders sein gutes Verhältnis zur Armee legt einen Vergleich mit Germanicus nahe, Titus war jedoch diplomatischer und disziplinierter als dieser. Zudem wird berichtet, dass er in allen Sportarten erfolgreich war und als Redner ebenso fähig wie als Dichter und als Sänger. Bewundert wurde auch, dass er aus dem Stegreif dichten, fremde Handschriften täuschend echt nachahmen und außergewöhnlich schnell stenografieren konnte.
Aufstieg unter Nero und Vespasian
Der junge Senator
Nach ersten politischen Gehversuchen in einigen niedrigeren Ämtern, von denen aufgrund der Quellenlage nichts Genaueres bekannt ist, diente Titus von 61 an als Militärtribun in Obergermanien und Britannien. In diesen Provinzen hatte sein Vater zwanzig Jahre zuvor als Legat römische Truppen kommandiert. Titus selbst wurde dort laut Sueton (Titus 4, 1) durch zahlreiche Statuen geehrt. In Britannien teilte er ein Quartier mit dem älteren Plinius. Während dieser Zeit soll Titus Vespasian einmal das Leben gerettet haben. Dies berichtet zumindest Cassius Dio (61, 30). Diese Nachricht scheint jedoch nicht auf Fakten, sondern auf der bei späteren Autoren immer deutlicher hervortretenden Tendenz zur Idealisierung des Titus zu beruhen.
Titus kehrte 64 aus Britannien nach Rom zurück. Dort arbeitete er als Anwalt und übernahm die üblichen Ämter eines jungen Senators. Noch in diesem Jahr, in das auch der mit den ersten Christen in Verbindung gebrachte Brand Roms fiel, heiratete er Arrecina Tertulla. Über die Herkunft und die Familie seiner ersten Gattin ist nur wenig bekannt. Tertulla starb bereits wenige Monate nach der Hochzeit, vielleicht nach der Geburt der Tochter Julia. Julia könnte jedoch auch die Tochter der zweiten Ehefrau des Titus sein, der Marcia Furnilla, die aus der reichen Familie eines früheren Prokonsuls von Africa stammte. Die flavische Familie konnte jedoch kein Kapital aus dieser auf den ersten Blick politisch äußerst vorteilhaften Verbindung schlagen. Die Familie der Marcia fiel bei Kaiser Nero in Ungnade, die Ehe wurde bald darauf geschieden.
Der Jüdische Krieg
Im Jahr 66 beauftragte Nero Vespasian mit einem Feldzug im von Unruhen erschütterten Judäa (heute Israel, Palästina und Teile Syriens). Nero hielt Vespasian, der durch wenig Interesse an des Kaisers künstlerischen Darbietungen aufgefallen war, für den am wenigsten gefährlichen der Senatoren, die für dieses wichtige, mit dem Kommando über ein großes Heer verbundene Amt in Frage kamen. Der sechsundzwanzigjährige Titus, dem nach zwei, nach kurzer Zeit beendeten, Ehen und wiederholten Problemen mit Nero der Abschied von den Freuden der Hauptstadt nicht schwerfiel, begleitete seinen Vater.
Die Aufstände in Jerusalem und Caesarea, denen auch römische Bürger und einige Legionäre zum Opfer gefallen waren, veranlassten Nero, Vespasian sieben Legionen zur Verfügung zu stellen. Titus befehligte als Legat die legio XV Apollinaris, die fünfzehnte Legion, die nach dem Gott Apollo benannt war. Insgesamt verfügte Vespasian inklusive Hilfstruppen über ein Heer von etwa 60.000 Mann. Die Größe des Heeres und die wichtige Position des noch recht unerfahrenen Titus, der bisher noch nicht einmal Prätor gewesen war, zeigen das Vertrauen, das der Kaiser immer noch in die beiden Flavier setzte.
Flavius Josephus, ein romanisierter Jude und der Chronist des jüdischen Krieges, stellte die Erfolge des Titus in Judäa sehr wohlwollend dar. Tatsächlich erfüllte Titus das in ihn gesetzte Vertrauen in vollem Maße. Er erledigte die ihm gestellten Aufgaben mit großem Sachverstand und zeigte sich als fähiger Anführer. Dass seine Erfolge in den Quellen etwas überzeichnet werden, liegt wohl daran, dass er als Sohn des Oberkommandierenden und späteren Kaisers Vespasian mehr Aufmerksamkeit erregte als ein gewöhnlicher Legionslegat. Insgesamt war Titus zwar durchaus erfolgreich, allerdings leistete er damit keineswegs Außergewöhnliches, was man nach der Lektüre des Jüdischen Krieges des Josephus vermuten könnte.
Nach Neros Tod 68 ging Vespasian mit einer ihm vorher nicht zugetrauten Zielstrebigkeit daran, den Kaiserthron für seine Familie zu sichern. Titus hielt sich während dieser Zeit noch im Hintergrund. Durch Verhandlungen mit dem syrischen Präfekten Gaius Licinius Mucianus hielt er seinem Vater den Rücken frei, der zudem bereits im Juli 69 auf die Unterstützung der Legionen Syriens, Ägyptens und Judäas bauen konnte. Im Herbst sprachen sich auch die Truppen an der Donau für ihn aus und am 21. Dezember, einen Tag nach dem Tod des Kurzzeitkaisers Vitellius, legte der römische Senat alle Macht in die Hände Vespasians. Titus war damit vom Sohn eines wenig bedeutenden Italikers zum Thronfolger des römischen Kaisers aufgestiegen.
Die Belagerung von Jerusalem
Während sein Vater von Rom aus das Reich nach den Wirren des Vierkaiserjahres wieder ordnete, blieb Titus im Osten. Mit vier Legionen unter seinem Kommando begann er im Frühling 70 die Belagerung Jerusalems, das sich bis zu diesem Zeitpunkt allen Eroberungsversuchen widersetzt hatte. In weniger als vier Wochen durchbrachen die römischen Truppen mit Hilfe aufwendiger Belagerungstechnik die Mauer der Neustadt. Die innere Stadt und der Tempel hielten bis Anfang August der Belagerung stand. Nachdem die Soldaten des Titus den äußeren Hof des Tempels erreicht hatten, brannten sie das Bauwerk selbst nieder und töteten alle, die nicht schon vorher aus Nahrungsmangel oder durch Selbstmord ihr Leben beendet hatten. Der jüdische Tempel wurde irreparabel zerstört und bis heute nicht wieder aufgebaut. Lediglich die Klagemauer blieb erhalten.

Da stürzten sich die einen freiwillig in die Schwerter der Römer, die andern erschlugen sich gegenseitig, andere brachten sich selbst um, wieder andere sprangen in die Flammen. Und es schien für alle nicht so sehr Verderben, sondern eher Sieg und Heil und Gnade zu bedeuten, mit dem Tempel zusammen unterzugehen.
Cassius Dio 65, 6, 3 (Lit.: zitiert nach Christ S. 252)
Die Belagerung Jerusalems hatte gezeigt, dass Titus ein zwar wenig innovativer, aber dennoch sehr fähiger Heerführer war. Er verwendete erfolgreich das gesamte Arsenal der römischen Belagerungswaffen von Türmen über Katapulte und Onager bis hin zu Rammböcken. Trotz seiner jugendlichen Ungeduld gewann Titus dank seines energischen persönlichen Einsatzes die Loyalität seiner Legionäre. Jerusalem war überwunden, der Feldzug in Judäa erfolgreich beendet. Die in der Bergfestung Masada noch bis 74 ausharrenden Aufständischen waren nur von geringer Bedeutung, die von ihnen ausgehende Gefahr steht in keinem Verhältnis zu ihrem Nachruhm, der nicht zuletzt durch die plastische Schilderung der Eroberung durch Flavius Josephus begründet wurde.
Als die Römer auf die große Zahl der Ermordeten trafen, freuten sie sich nicht wie über den Tod von Feinden, vielmehr bewunderten sie den Edelmut des Entschlusses und die Todesverachtung, die sich in so vielen unbeugsam zur Tat umgesetzt hatte.
Flavius Josephus, Bellum Judaicum 7, 9 (Lit.: zitiert nach Christ S. 254)
Politische Rolle unter Vespasian
Titus verbrachte den Winter 70/71 mit Gladiatorenspielen und der Bestrafung überlebender Gefangener und stützte mit dieser öffentlichen Präsenz die Macht des flavischen Kaisertums im Osten. Im Juni 71 kehrte er nach Rom zurück. Gemeinsam mit seinem Vater feierte er einen aufwendigen Triumph über Judäa. Vespasian begann, Titus systematisch als seinen Nachfolger aufzubauen. Während der folgenden Jahre teilte er fast jede Ehrung mit seinem Sohn, der bereits vor seinem Herrschaftsantritt so oft zum Konsul gewählt worden war, wie vor ihm nur Augustus und der Heeresreformer Marius. Zudem trug er schon seit 69 den Titel eines Caesaren. Neben sieben Jahreskonsulaten war Titus neben seinem Vater Zensor und kommandierte ab 72 als Prätorianerpräfekt dessen 4.500 Mann umfassende Leibgarde. Diese Personalie war ein kluger Schachzug Vespasians, da die Prätorianerpräfekten seit Sejan, der dieses Amt unter Tiberius innehatte, immer wieder versucht hatten, gegen den Kaiser Politik zu machen oder diesen sogar zu stürzen.
Vespasian setzte Titus auch bei der Aburteilung von Verbrechern und Aufrührern ein, wobei er offenbar so erbarmungslos vorging, dass er den Ruf eines „Schlächters“ erwarb. Sueton berichtet, dass er nicht nur Prozesse führte, sondern durch Volkes Stimme im Theater verurteilen ließ (Titus 6). Sein schlechter Ruf aus dieser Zeit wurde jedoch weitgehend durch die Milde überdeckt, die ihm als Kaiser zugeschrieben wurde. Darüber hinaus zeigte sich Titus als fähiger Verwalter, der Senatssitzungen beiwohnte, den Rat erfahrener Politiker schätzte und mit allen wichtigen Fraktionen und Gruppierungen gut auskam. Einige betrachteten ihn sogar als Mitregenten seines Vaters, dem er nach dessen überraschendem Tod am 24. Juni 79 als Kaiser nachfolgte. Seine vollständige Titulatur lautete jetzt Imperator Titus Caesar divi Vespasiani filius Vespasianus Augustus.
Titus als Kaiser
Der gute Kaiser
Da er als Prätorianerpräfekt rücksichtslos gegen politische Gegner durchgegriffen hatte und weil Gerüchte über sexuelle Ausschweifungen nicht nur mit Berenike kursierten, befürchteten viele, Titus könnte ein zweiter Nero werden. Diese Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht, im Gegenteil, der neue Kaiser gab sich betont milde und zurückhaltend. Ebenso wie sein Vater war er um ein gutes Verhältnis zum Senat und zum römischen Volk bemüht. Sueton rühmte dies denn auch in den höchsten Tönen. Titus habe sich zum „Liebling und zur Freude der Menschheit“ gewandelt (Titus 1), obwohl seine Regierungszeit von zwei Katastrophen überschattet wurde, dem Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 und einer verheerenden Seuche, die kurz danach ausbrach. Beide Male aber bewies Titus die nötige Tatkraft und leitete umgehend Hilfsmaßnahmen ein, was einen nachhaltigen Eindruck hinterließ. Nicht zuletzt deshalb verlief der Machtwechsel vom Vater zum Sohn weitgehend reibungslos.
Die Plötzlichkeit dieses Charakterwandels überraschte viele Zeitgenossen. Sie ließen sich jedoch bald von der Großzügigkeit und dem persönlichen Einsatz des Titus überzeugen. Die Gründe seines Sinneswandels sind aus heutiger Sicht schwierig zu beurteilen. Es ist möglich, dass in diesem Fall die antiken Quellen sowohl die Grausamkeit vor dem Amtsantritt als Kaiser als auch die Milde danach überzeichnen. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass ein hochintelligenter, rhetorisch fähiger Mann wie Titus einfach die Maske des grausamen Verfolgers aller Feinde der Dynastie durch die Maske des wohltätigen Landesvaters ersetzte. Damit wären allerdings alle Betrachtungen über seinen Charakter reine Spekulation, da auch die antiken Römer ihn nur so kannten, wie er sich nach außen hin gab.
Keineswegs ins Reich der Spekulation gehört dagegen sein Versuch, die Legitimität des flavischen Herrscherhauses durch die Anknüpfung an das julisch-claudische zu untermauern. Unter anderem prägte er Gedenkmünzen für beliebte Vorgänger im Kaiseramt wie Augustus und Claudius, die zur julisch-claudischen Dynastie gehörten. Daneben begründete er aber auch den Herrscherkult für seinen verstorbenen Vater Vespasian, dem er einen Tempel errichten ließ. Nach dem Tod des Titus wurde dieser Familientempel von Domitian vollendet. Zur Legitimitätspolitik der Flavier gehörten auch wirtschaftliche Maßnahmen, für die Titus auf den von Vespasian im Sinne des Pecunia non olet („Geld stinkt nicht“) stark vergrößerten Staatsschatz zurückgreifen konnte. Insbesondere finanzierte er zahlreiche Baumaßnahmen.
Bautätigkeit
Im Rahmen dieser Bautätigkeit vollendete Titus das von seinem Vater begonnene Flavische Amphitheater, das wegen einer ursprünglich dort stehenden Kolossalstatue Neros als Kolosseum bezeichnet wird. Eingeweiht wurde es mit vom Kaiser bezahlten hunderttägigen Spielen. Neben Gladiatorenkämpfen, Tierhetzen und nachgestellten Infanteriegefechten wurden auch Seeschlachten gezeigt. Eigens dafür konnte die Arena des Kolosseums mit Wasser geflutet werden. Außerdem verbesserte Titus die stadtrömische Wasserversorgung durch den Ausbau der aquae Marcia, Curtia und Caerulae und ließ südöstlich des neuen Amphitheaters Thermen errichten. Die Errichtung von solchen Bädern gehörte in der Folgezeit sozusagen zum Pflichtprogramm eines römischen Kaisers. Auf dem höchsten Punkt der Via Sacra am östlichen Rand des Forum Romanum wurde ein Triumphbogen errichtet, der an den Triumphzug erinnert, den Titus für die Niederschlagung des jüdischen Aufstands und die Eroberung Jerusalems feierte. Er trägt deshalb den Namen Titusbogen.
Daneben verbesserte Titus wie Vespasian vor ihm die Infrastruktur in Italien und den Provinzen. Vor allem forcierte er den Straßenbau. Große Summe flossen aber auch in den Wiederaufbau der vom Ausbruch des Vesuvs am 24. August 79 zerstörten Städte in Kampanien. Titus konnte die Nöte der von dieser Naturkatastrophe betroffenen Menschen recht gut nachvollziehen, da Plinius der Ältere, sein Freund aus Armeezeiten, ihr ebenfalls zum Opfer fiel. An Ort und Stelle leitete der Kaiser die Hilfsmaßnahmen, musste jedoch bald wieder in die Hauptstadt zurückkehren. Diese wurde 80 von einem dreitägigen Großfeuer heimgesucht. Weite Teile des Kapitols und des Marsfeldes wurden dabei zerstört, zudem brach in Rom eine Seuche aus. Titus finanzierte auch hier den Wiederaufbau weitgehend aus eigener Tasche. Neben anderen betont auch Cassius Dio (66, 19, 3) die finanzielle Großzügigkeit des Kaisers, die sich insbesondere in den genannten Baumaßnahmen zeigte.
Administrative Maßnahmen
Die Kürze der Regierungszeit des Titus macht es schwierig, seine Prioritäten auf anderen Politikfeldern deutlich zu erkennen. Im Großen und Ganzen scheint er die Politik seines Vaters fortgeführt zu haben. Außer in den von beiden errichteten Großbauten zeigt sich diese Kontinuität in den Maßnahmen zur Verstärkung und Sicherung der Reichsgrenzen und der Fortführung der Offensive in Britannien. Domitian brach diese Offensive später ab und bündelte die römischen Kräfte in Germanien. Ob er dabei auf Pläne seines Vorgängers zurückgreifen konnte, bleibt unklar. Die Quellenlage, die bei beiden Brüdern durch persönliche Wertungen der antiken Autoren beeinträchtigt ist, lässt hier kein abschließendes Urteil zu.
Titus umgab sich als Kaiser wie schon in Judäa mit fähigen Beratern und konnte sich mit deren Hilfe in der Öffentlichkeit noch deutlicher als weiser, auf sozialen Ausgleich bedachter Herrscher zeigen. Seine Gesetzgebung beschränkt sich so auch weitgehend auf populäre soziale Wohltaten, von denen neben der Armee auch die ärmeren Römer und Provinzbewohner profitierten. So regelte Titus Landbesitz, Hochzeit und Testamentsfreiheit in ihrem Sinne neu. In den Provinzen, die er nach seinem Amtsantritt nicht mehr besuchen konnte, manifestierte sich seine Politik vor allem im verstärkten Straßenbau und der Grenzsicherung entlang von Donau und Euphrat. Möglicherweise hängt die relative Ruhe, die in den nächsten Jahren an diesen Grenzen herrschte, auch mit diesen Maßnahmen des Titus zusammen.
Titus und Berenike
Mögliche Heirat
Seit Ende der 60er Jahre weilte Berenike, die Schwester Herodes Agrippas II. und Urenkelin Herodes des Großen, an Titus' Seite. Reich, mächtig und mit der politischen Lage im Osten des Reiches vertraut, hätte die einige Jahre ältere Berenike eine vorzügliche Ehefrau für Titus abgegeben. Auch der immer nach neuen Geldquellen suchende Vespasian, den sie während des Vierkaiserjahres großzügig finanziell unterstützt hatte, hätte sie wohl gerne zur Schwiegertochter gehabt. Titus und Berenike nahmen aber von einer Heirat Abstand, als ihnen die Parallelen zu der in einer Katastrophe endenden Partnerschaft von Kleopatra VII. und Mark Anton hundert Jahre zuvor bewusst wurden. Eine Ehe zwischen einer östlichen Königin und einem römischen Feldherrn bedrohte in den Augen der Römer die politische Stabilität und war deshalb ein Ding der Unmöglichkeit für einen Kaisersohn wie Titus. Er blieb Berenike jedoch ein Leben lang verbunden und lud sie 75 mit ihrem Bruder nach Rom ein.
Dort nahm er sie gleich in den kaiserlichen Palast auf und lebte offenbar zunächst auch mit ihr zusammen. Angeblich soll er sie leidenschaftlich geliebt und ihr sogar die Ehe versprochen haben. Gesichert ist, dass Berenike sich erfolgreich für ihre nach dem von ihrem Lebensgefährten und dessen Vater geführten Jüdischen Krieg darniederliegende Heimat einsetzte und in Rom eine große gesellschaftliche Rolle spielte. Einen Senator, der Berenike verführen wollte, ließ Titus noch vor seinem Regierungsantritt hinrichten. Quintilian, zu dieser Zeit ein bedeutender Anwalt, der erste vom Kaiser bezahlte Rhetorikprofessor und später Prinzenerzieher unter Domitian, berichtet von einem Verfahren vor dem Kronrat (consilium principis) Vespasians, dessen Gegenstand Berenike betraf. Quintilian zufolge gehörte sie dem Gremium an und war so selbst an der Entscheidung beteiligt, während er als Anwalt vor diesem plädierte. Leider geht aus seinem Bericht in der Ausbildung des Redners (4, 1, 19) nicht hervor, worum es in diesem Verfahren ging.
Trennung aus Staatsräson
Der Historiker Helmut Castritius geht davon aus, dass eine Vermögensangelegenheit verhandelt wurde, da Berenike sehr reich war und in Palästina wertvolle Ländereien besaß, wo die Römer nach dem Jüdischen Aufstand in großem Umfang Grundbesitzer enteignet hatten. Er vertritt zudem die Auffassung, dass Berenike nach 75 eine ähnlich einflussreiche Stellung erreicht hatte wie die kaiserlichen Frauen unter Caligula und Claudius. Allerdings kam es mit dem Herrschaftsantritt des Titus im Juni 79 zu einem auf den ersten Blick erstaunlich erscheinenden Bruch in der engen Beziehung der beiden. Der neue Kaiser verwies seine Geliebte der Stadt, allerdings dem Kaiserbiografen Sueton zufolge nur widerwillig und verständlicherweise auch zum Unwillen der Betroffenen (invitus invitam; Sueton, Titus 7, 2). Berenike blieb allerdings in Italien. Sie kam offenbar kurz vor dem frühen Tod des Titus im Jahr 81 noch einmal nach Rom und verließ danach Italien, um in ihre Heimat zurückzukehren.
Die Gründe für die Zurückweisung Berenikes sind nicht vollständig geklärt. Einige Forscher meinen, dass Vespasian sie noch kurz vor seinem Tod vom Hof entfernen ließ, andere machen einen Richtungsstreit in der flavischen Klientel dafür verantwortlich. Auch die allgemein feindselige Stimmung gegenüber orientalischen Königinnen, die eine Heirat der beiden verhindert haben soll, wurde als Grund in Betracht gezogen. Rechtliche Hindernisse für eine eheliche Verbindung gab es jedenfalls keine, Berenike war von Geburt an römische Bürgerin, da Gaius Iulius Caesar ihrer Familie in den 40er Jahren des 1. Jahrhunderts v. Chr. für ihre Verdienste im Bürgerkrieg das römische Bürgerrecht verliehen hatte. Möglicherweise wurde sie jedoch dadurch verhindert, dass sie Jüdin war und damit etwaige Kinder ebenfalls Juden gewesen wären. Damit konnten sich Senat und Volk von Rom offenbar so kurz nach dem Jüdischen Aufstand und nach dem mit einer jüdischen Sekte, den Christen, in Verbindung gebrachten Stadtbrand des Jahres 64, nicht anfreunden. Die plebs urbana zeigte, von zwei kynischen Philosophen im Theater aufgehetzt, offen ihre Ablehnung und beeinflusste so nicht zum ersten Mal die Entscheidungen im Kaiserhaus. Wegen der öffentlichen Proteste und aus Gründen der Staatsräson unterließ es Titus, seine Verbindung mit Berenike zu legalisieren, und entfernte sie zudem aus seinem persönlichen Umfeld.
Tod und Nachfolge
Rolle Domitians
Domitian wurde verdächtigt, am Tod seines Bruders Titus mitschuldig zu sein.Im Sommer 81 zog sich Titus weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, möglicherweise litt er an Depressionen. Er starb nach nur 26 Monaten der Herrschaft im September jenes Jahres. Sueton zufolge erkrankte er auf dem Weg ins Sabinerland, die Heimat seiner Vorfahren, an einem Fieber und starb in derselben Villa wie sein Vater Vespasian zwei Jahre zuvor. Bereits die Zeitgenossen mochten nicht recht an einen natürlichen Tod des Kaisers glauben. Viele sahen in seinem Bruder und Nachfolger Domitian den Verantwortlichen für den frühen Tod des Titus. Auch die meisten späteren antiken Geschichtsschreiber waren dieser Auffassung, so Sueton, Cassius Dio und Aurelius Victor.
Plutarch dagegen berichtet von einer ganz anderen Todesursache. Ihm zufolge hatte Titus gegen den Rat der Ärzte trotz einer schweren Erkrankung die Thermen besucht und starb an der dadurch verschlimmerten Krankheit. Gegen eine Ermordung durch Domitian spricht auch, dass dieser selbst die Trauerrede auf seinen Bruder hielt und diesem posthum viele Ehrungen zukommen ließ. Abschließend lassen sich die Todesumstände des Titus allerdings kaum klären. Nicht außer Acht gelassen werden darf dabei, dass die wenigsten römischen Kaiser eines natürlichen Todes starben. Es kann also allen Zweifeln zum Trotz nicht ausgeschlossen werden, dass er einem Anschlag zum Opfer fiel.
Posthume Ehrungen
Der neue Kaiser Domitian hielt nicht nur die Trauerrede auf Titus, er ließ ihn auch umgehend vergöttlichen (divinisieren). Zudem baute er eine Reihe von Monumenten, die Titus ehren sollten, und vollendete den von diesem begonnenen Familientempel. Er änderte dessen Namen in Tempel des Vespasian und des Titus und errichtete dort eine Kultstatue seines Bruders. Er prägte auch Gedenkmünzen für Titus und andere verstorbene Familienmitglieder. Viele Zeitgenossen trauerten um den großzügigen Herrscher, den man nach seinem Tod als „Liebe und Wonne der ganzen Menschheit“ (amor ac deliciae generis humani) bezeichnete.
Titus wurde auch später im Gegensatz zu Domitian sehr positiv gesehen und oft zum vorbildlichen Kaiser stilisiert. Allerdings wurde sein Ruf durch den Gegensatz zum Charakter seines Bruders begünstigt, dessen Verfolgungen vom zeitgenössischen Historiker Tacitus in düsteren Farben geschildert wurden. Die Geschichtswissenschaftler sind sich nicht ganz einig, wie gut die Herrschaft denn nun tatsächlich war, in der Literatur war man von der Antike bis ins 19. Jahrhundert davon überzeugt.
Forschermeinungen
Der amerikanische Historiker John Donahue schreibt in seiner Titus-Biografie im DIR- Projekt (vgl. Weblinks), dass Titus vor allem davon profitierte, dass seine Intelligenz und seine Talente von Kind an sorgsam gepflegt und ausgebaut wurden, bei seiner Erziehung am Hof des Claudius angefangen bis hin zu seiner Beteiligung an der Herrschaft seines Vaters. Trotz der zweifellos vorhandenen Tendenz der antiken Autoren, Titus zu heroisieren, beurteilt auch Donahue dessen Regierungshandeln sehr positiv. Neben seinen administrativen und wirtschaftlichen Fähigkeiten war ihm zufolge an Titus vor allem die Stilisierung des Kaisers als autokratische Vaterfigur bedeutsam. Trajan und die Adoptivkaiser sollten später für ihre Selbstdarstellung von seinem Beispiel profitieren.
Ähnlich positiv wurde Titus auch vom bekannten Althistoriker Hermann Bengtson gesehen. Der deutsche Historiker Karl Christ hingegen relativiert in seiner Geschichte der Kaiserzeit diese positive Sicht des Titus etwas. Er betont zwar die Kontinuität seiner Regentschaft zu der Vespasians und den Gegensatz zum als tyrannisch empfundenen Domitian, verweist aber auch auf kritische Stimmen von antiken Autoren wie Ausonius. Dieser bezeichnete Titus als „glücklich durch die Kürze seines Regiments“. Ähnlich äußerte sich Cassius Dio (66, 18, 3). Christ weist auch darauf hin, dass das Nachleben des Kaisers durch diese Kritiker nicht wesentlich beeinflusst wurde. Seine Milde (clementia) wurde sprichwörtlich und in Kunst und Kultur oft behandelt.
Titus in Kunst, Literatur und Musik
Wilhelm von Kaulbachs Monumentalgemälde Zerstörung Jerusalems durch TitusInbesondere Titus' Eroberung des Tempels von Jerusalem hat bildende Künstler zu Werken angeregt. Nicolas Poussin schuf 1625 in Rom zu diesem Thema ein repräsentatives Gemälde für Kardinal Francesco Barberini, das seinen Ruf als Historienmaler bestärkte. Er stellt Titus beritten mit einer an das Reiterstandbild Mark Aurels auf dem Kapitol erinnernden Geste dar, mit der er die Plünderung des Tempels durch seine Soldaten noch verhindern will.
Das Monumentalgemälde Zerstörung Jerusalems durch Titus hingegen, das Wilhelm von Kaulbach 1841-1846 im Auftrag König Ludwigs I. von Bayern schuf, erhöht Titus, der in ähnlicher Pose zu Pferd dargestellt ist, zum göttlichen Werkzeug, indem Propheten und Engel die Zerstörung des Tempels als göttliches Strafgericht erscheinen lassen. Das Werk, das in seiner Anlage und in vielen Details zahlreiche antisemitische Klischees der abendländischen Kunst vereint, gehört heute zur Sammlung der Neuen Pinakothek in München.
Titus taucht schon früh als Figur der Oper auf: Antonio Cestis Oper Il Tito nach einem Libretto von Nicolo Beregan wurde 1666 in Venedig uraufgeführt. Die Oper spielt zur Zeit der Eroberung Jerusalems.
Pietro Metastasios Opernlibretto La Clemenza di Tito (1734) wurde von mehr als 40 Opernkomponisten des Barocks und der Klassik vertont. Am bekanntesten ist bis heute die Vertonung von Wolfgang Amadeus Mozart La Clemenza di Tito. Auch andere bekannte Komponisten wie Antonio Caldara, Baldassare Galuppi, Johann Adolf Hasse, Niccolò Jommelli, Ignaz Holzbauer und Christoph Willibald Gluck komponierten Opern zu diesem Text. Titus wird von Metastasio als tugendhafter, der Milde verpflichteter Herrscher dargestellt, der den Fürsten des Absolutismus zum Vorbild dienen sollte. Mit dem historischen Titus hat Metastasios Darstellung allerdings wenig zu tun, vielmehr ist sein Libretto von Pierre Corneilles Drama Cinna beeinflusst, das die Milde des Kaisers Augustus gegenüber dem Verschwörer Gnaeus Cornelius Cinna Magnus darstellte.
Literatur
Quellen
Die wichtigsten antiken Quellen zu Titus sind die Titusbiografie des Sueton (Suet. Tit., vgl. Weblink), Cassius Dio 66, 17-26 und der Jüdische Krieg des Flavius Josephus (BJ). Auch wenn sich daraus ein recht zuverlässiges Bild seines Lebens rekonstruieren lässt, so gibt es doch einige Lücken etwa seine Tätigkeit in Britannien betreffend. Insbesondere wird sein Geburtsdatum nicht einheitlich überliefert. Philocalus bezeugt den 30. Dezember 39, Sueton dagegen nennt auch das Jahr 41, widerspricht sich damit aber selbst. Cassius Dio ist in diesem Punkt genauer; er berichtet, Titus sei bei seinem Amtsantritt am 24. Juni 79 39 Jahre, fünf Monate und 25 Tage alt gewesen.
Sekundärliteratur
Hermann Bengtson: Die Flavier. Vespasian, Titus und Domitian. Geschichte eines römischen Kaiserhauses. C.H. Beck, München 1979. ISBN 3-406-04018- 7 Zusammenfassende Darstellung von einem der bekanntesten deutschen Althistoriker der jüngeren Vergangenheit.
Helmut Castritius: Die flavische Familie. Frauen neben Vespasian, Titus und Domitian. In: Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.): Die Kaiserinnen Roms. C.H. Beck, München 2002. S. 164–186, besonders S. 166-169. ISBN 3- 406-49513-4 Überblick über die Rolle der kaiserlichen Frauen in der Zeit der Flavier mit Diskussion der Beziehung zwischen Titus und Berenike.
Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit. 4. Auflage. C.H. Beck, München 2002. S. 261ff. ISBN 3-406-36316-4 Komprimierter Überblick mit Quellenauszügen. Standardwerk für die römische Kaiserzeit.
Brian W. Jones: The Emperor Titus. Croom Helm, London 1984. ISBN 0-312- 24443-6 ISBN 0-7099-1430- X Grundlegend für die Beschäftigung mit der Regierungszeit des Titus. Jones hat ebenfalls eine Biografie über Domitian verfasst.
Ines Stahlmann: Titus. In: Manfred Clauss (Hg.): Die römischen Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian. 2. Aufl. C.H. Beck, München 2001. S. 95-98. ISBN 3-      406-47288-5 Sehr knapper, aber gut lesbarer und die wichtigsten Fakten enthaltender Überblick.
81 - 96 n.Chr.
Domitian (81 - 96 n.Chr.)
Titus Flavius Domitianus, im Deutschen meist kurz Domitian genannt
(* 24. Oktober 51 n. Chr. in Rom, † 18. September 96 in Rom)
Domitianus war römischer Kaiser von 81 bis 96.
Legenden (14. IX. 81 - 18. IX. 96)
Imperator Caesar Domitianus Augustus
> Ende? 83: Germanicus
tribunicia potestas I (30. IX. 81 - 13. IX. 82) - XVI (ab 14. IX. 96) consul
des. ab 1. X. 70
I (suff.) III. - VI. 71
I des. II ab Mitte III. 72
II 1. I. - Mitte II. (?) 73
II des. III ab Mitte III. 74
III (suff.) 1. III.(?) - 30. IV. 75
III des. IV ab Mitte III. 75
IV (suff.) ab 13. I. (?) - Ende II. (oder III. - IV.?) 76
IV des. V ab Mitte III. 76
V (suff.) 13. I. (?) - Ende II. (oder III. - IV.?) 77
V des. VI ab Mitte III. 78
VI (suff.) 13. I.(?) - Ende II. 79
VI des. VII (suff.) ab Ende III. 79
VI des. VII (ord.) ab 24. VI. 79
VII 1. - 13. III. 80
VII des. VIII ab Mitte III. 81
VIII 1. - 13. I. 82
VIII des. IX ab Mitte III. 82
IX 1. - 13. I. 83
cos. IX des. X ab Mitte III. 83
X 1. - 13. I. (oder - Ende II.?) 84
XI 1. - 13. I. (oder - Ende II.?) 85
XII 1. - 13. I. 86
XIII 1. - 13. I. 87
XIV 1. - 13. I. 88
XV 1. - 13. I. 90
XVI 1. - 13. I. 92
XVI 1. - 13. I. 95
imperator
II vor Mitte III. 82
III-V 83
VI-VII 84
VIII Ende 84/Anfang 85
IX IV.(?) 85
X IX./X. 85
XI X./XI. 85
XII 86
XIII nach 14. IX. 86
XIV Ende 86
XV vor 14. IX. 88
XVI nach 14. IX. 88
XVII vor 7. XI. 88
XVIII-XX Ende 88 oder 1. Hälfte 89
XXI 89
XXII-XXIII 92
Reiche Prägung schon unter Titus und Vespasian v.a. mit Legende: CAES(AR) AVG. F. DOMIT(IAN(VS)) (COS. (...)) (AVR + ARG).Die Aes-Prägung folgt unter Vespasian im wesentlichen diesem Legendenschema (unter Titus CAES. DIVI. (AVG.) VESP. F. DOMITIAN(VS), außer bei Quadrantes wird aber in der Regel weniger abgekürzt und die Ämtertitulatur zur Avers-Legende vorgezogen.
Münzstätten als Augustus: Rom, Ephesos, Lugdunum.
Hauptlegenden der stadtrömischen Prägung:
bis 83 vorwiegend: IMP. CAES(AR) DOMITIANVS AVG. P(ONT.) (M.) (AVR + ARG)
84 vorwiegend: IMP. CAES. DOMIT(IANVS) AVG. GERM(ANICVS) mit diversen Kürzungen (AVR + ARG)
ab 85 vorwiegend: IMP. CAES. DOMIT. AVG. GERM. P.M. TR.P. ... (AVR + ARG) daneben ab 88: DOMITIANVS AVGVSTVS (AVR + ARG)
bis 84: IMP. CAES. DIVI VESP. F. DOMITIAN. AVG. P.M. (AES)
84/85: IMP. CAES. DOMIT(IAN) AVG. GER(M). COS. X(I) (AES)
ab 85: IMP. CAES. DOMIT. AVG. GERM. COS. XI(-XVII) CENS. POT. (oder PER.) P.P. (AES)
Quadrantes meist: IMP. DOMIT. AVG. GERM. (AES)
Es ist eine Sondererscheinung, wenn Domitian den allein von ihm beanspruchten Titel eines 'Censor perpetuus' nennt.
Leben
Erste Regierungsjahre
Domitian, der zwar von seinem Vater Vespasian nicht bewusst zurückgesetzt, aber dennoch kaum auf die Rolle des Princeps vorbereitet worden war, wurde nach dem frühen Tod seines Bruders Titus am 13. September 81 römischer Kaiser. Zumindest am Anfang seiner Regierungszeit erwies er sich als fähiger Regierungschef. Er bekämpfte energisch die Korruption, brachte die Staatsfinanzen in Ordnung und führte zahlreiche Bauvorhaben durch.

Den Senat brachte er aber offenbar recht schnell gegen sich auf, weil er ihn kaum noch zu Rate zog und sich von seinem Umfeld als dominus et deus („Herr und Gott“) anreden ließ. Ähnlich wie vor ihm Caligula und nach ihm Commodus brach er damit die "Spielregeln" des Prinzipats, denen zufolge der Kaiser zwar faktisch alle Macht in Händen hielt, nach außen aber die Rolle von Volk und Senat in Ehren hielt. Domitian scheint diese seit Augustus übliche Fassade zumindest in der zweiten Hälfte seiner Regierung immer weniger gepflegt zu haben und durch die Offenlegung der tatsächlichen Machtverhältnisse den Senat brüskiert zu haben.

83 n. Chr. führte der Kaiser, dem es an militärischem Ruhm mangelte, einen erfolgreichen Kriegszug in Germanien gegen die Chatten. Die Operationen führten zu kleineren Gebietsgewinnen für die Römer, mussten dann aber abgebrochen werden, da die Legionen an der Donau benötigt wurden: 85 n. Chr. drangen die Daker in römisches Gebiet ein, ein römischer Gegenangriff scheiterte zunächst kläglich. Der Kaiser begab sich daraufhin selbst an die Front; die weiteren Kämpfe verliefen wechselhaft. Schließlich schloss Domitian mit den Dakern Frieden und ihr König Decebalus wurde offiziell römischer Klientelkönig. In Britannien gelang es unter Domitian, den römischen Machtbereich erheblich auszuweiten.

Letzte Regierungsjahre und Ende
In den letzten drei Jahren seiner Regierungszeit wurde Domitian, der sich übrigens auch als Mäzen der Künste betätigte (so förderte er den bedeutenden Dichter Statius), zunehmend misstrauisch und fürchtete ständig Verschwörungen gegen ihn. Auslöser dafür dürften tatsächliche Umsturzpläne gewesen sein; der erste scheint bereits 87 aufgedeckt worden zu sein.

Seit dem gescheiterten Usurpationsversuch des obergermanischen Statthalters Lucius Antonius Saturninus steigerte sich Domitians Furcht vor Attentaten immer mehr (übrigens ist bezeichnend, dass die Revolte sehr rasch zusammenbrach, was dafür spricht, dass der Kaiser so unbeliebt nicht gewesen sein kann). Mehrere Senatoren ließ er aus geringfügigen Gründen hinrichten, viele andere schickte er in die Verbannung. Viele der Aktionen gegen vermeintliche oder tatsächliche Verschwörer waren offenbar so willkürlich wie grausam. Dabei ist es allerdings schwierig zu entscheiden, welche Rolle der Kaiser tatsächlich spielte, da die beiden wichtigsten Quellen, Sueton und Tacitus, ihn im Rückblick äußerst feindselig und negativ schildern.

In jedem Fall scheint die Furcht des Kaisers vor Verschwörungen die Zahl seiner Feinde nur noch weiter erhöht zu haben. Auch vor seiner eigenen Familie hatte Domitian - vielleicht mit gutem Grund - Angst. Den Mann seiner Nichte Julia, der Tochter des Titus, ließ er hinrichten, sie selbst wurde in die Verbannung geschickt. Er soll sogar die Ermordung seiner Frau Domitia Longina geplant haben; sie verbündete sich aber mit mehreren Vertrauten Domitians, die ebenfalls um ihr Leben fürchteten. Am 18. September 96 wurde Domitian von Mitgliedern seines eigenen Hauses umgebracht. Dabei wehrte sich der Kaiser zunächst tapfer, wurde dann aber von den Verschwörern brutal niedergemacht. Sein Nachfolger wurde der verdiente Senator Nerva, dessen Position aber gefährdet war, da Domitian bei Armee und Volk sehr beliebt gewesen war.

Die Germanienpolitik Domitians
Domitian als Unterwerfer Germaniens
Unter Domitian begann die Phase einer erneuten (begrenzten) römischen Expansion rechts des Rheins im Bereich der obergermanischen Heeresgruppe. Im Jahre 83 führte der Princeps einen Feldzug gegen die Chatten durch. Dabei gelang die Unterwerfung des Gebiets zwischen Taunus, Lahn und Main (Wetterau). Die Annahme des Namens Germanicus, das ungeheure Gepränge, mit dem der Triumph über die Germanen Ende 83 gefeiert wurde, Münzlegenden, die Domitian mit Germania capta, de Germanis als summus Rheni domitor feiern (bis zum Jahre 87), lassen darauf schließen, dass der Princeps nach einem räumlich begrenzten Erfolg das Germanenproblem endgültig als abgeschlossen erklären wollte. Aus Analogien zu Vespasian und Trajan geht hervor, dass mit Formulierungen wie Germania capta die in Kämpfen errungene Einrichtung neuer Provinzen gefeiert wurde. Mit der Erneuerung solcher alter Formeln sollte wohl jenes nur scheinbar erfüllte Versprechen der endgültigen "Befriedung Germaniens" als eingelöst dokumentiert werden.
Errichtung der germanischen Provinzen
Nach einem erneuten Chattenkrieg im Jahre 85 gelang es Domitian, nach der Sicherung seines Teilerfolges im Chattenland durch die Taunuskastelle die Bereiche des ober- und niedergermanischen Heeres mit propagandistischem Aufwand in zwei regelrechte Provinzen umzuwandeln und damit den endgültigen Verzicht auf eine wirkliche Eroberung ganz Germaniens zu verschleiern. Dieser Chattenkrieg stellt für längere Zeit die letzte große militärische Machtdemonstration im rechtsrheinischen Germanien dar. Anschließend wurde ein Teil der Truppen an die Donau verlegt (Vorbereitung des Dakerkrieges).
Lösung des Germanienproblems
Domitian hat so das seit Augustus ungelöste Germanienproblem durch die offizielle Gründung der beiden Provinzen Germania Superior und Germania Inferior für beendet erklärt. Noch im Jahre 82 war in offiziellen Dokumenten nur von der Germania die Rede gewesen. Kurz darauf tauchen die ersten Inschriften auf, die von duae Germaniae sprechen. Tilmann Bechert nimmt daher an, dass Germania inferior etwa in den Jahren 83/84 seine lex provinciae erhalten hat, die alle Fragen der Gerichtsbarkeit, Steuergesetzgebung und Verwaltung in der Provinz gesetzlich und endgültig regelte. Anhand von Militärdiplomen scheint die offizielle Einrichtung der beiden Provinzen Ober- und Niedergermanien hingegen auf die Zeit zwischen 85 und 90 datierbar zu sein.
Die exakte Amtsbezeichnung des niedergermanischen Statthalters lautete jetzt: legatus Augusti pro praetore Germaniae inferioris (vorher: legatus Augusti pro praetore exercitus Germanici inferioris). Seit dem Ende der 80er Jahre wurden aus den Legaten der germanischen Heere consularische Statthalter der beiden schmalen Grenzprovinzen Ober- und Niedergermanien. Im Rang und in ihrer Laufbahn standen sie etwa zwischen den Statthaltern der beiden moesischen und denen der großen, mit drei Legionen besetzten Provinzen wie Britannien, wohin der militärische und politische Aufstieg die Statthalter der germanischen Provinzen häufig führte.
Census und Finanzverwaltung, damit auch das gesamte Steuerwesen, unterstanden auch weiterhin dem Procurator von Gallien (Sitz: Trier). Die Hauptstädte der beiden Provinzen und Sitze der Statthalter blieben in Köln und Mainz, wo sich auch das Oberkommando der beiden Heere befunden hatte.
Beendigung innergermanischer Aktivitäten Roms
Domitian und seine Berater hatten schnell erkannt, dass der Wert der vertraglichen Beziehungen zu den germanischen Stammeseliten bei ausreichender Stärke der römischen Grenztruppen nicht hoch einzustufen war. Ein aktives Eingreifen in innergermanische Konflikte im Sinne einer Schutzmacht stand nie zur Diskussion. Als die Cherusker ein Jahr nach dem Chattenkrieg Domitians von diesen bedrängt Rom um Hilfe baten, erhielten sie eine abschlägige Antwort. Danach fanden nahezu keine erkennbaren diplomatischen Aktivitäten jenseits des Limes statt.
In Rom verfügte man bald wohl nur noch über recht wenige aktuelle Informationen hinsichtlich der Verhältnisse im unbesetzten Germanien, so dass man zu Beginn der Markomannenkriege (166-172) diesbezüglich offenbar ziemlich ahnungslos war. Wohl noch während der Regierungszeit Domitians (sicher vor dem Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr.) bricht auch der Zufluss römischer Funde nach Niedersachsen fast ganz ab. Allerdings läßt sich zumindest im grenznahen Gebiet römischer Einfluss auch noch nach dem Jahr 100 nachweisen; so griff Antoninus Pius in innere Streitigkeiten bei den germanischen Quaden ein.
In der außen- und militärpolititischen Praxis ist Tiberius als Vorbild Domitians erkennbar. Dieser setzte die Politik, die ihm in Senatskreisen größte Vorwürfe einbrachte, fort, nämlich nur dann Kriege zu führen, wenn sie unumgänglich waren, ansonsten aber die Grenzsicherung zu verstärken.
Ungeachtet der negativen Darstellung in den antiken Quellen, die Domitian als angeblichen Tyrannen ächten, führt eine nüchternere Bewertung seiner Herrschaft zu einer durchaus positiven Einschätzung: Außenpolitisch war Domitian insgesamt durchaus erfolgreich: Seine Regierungszeit kann daher als eine wichtige Vorbereitungsphase für die Erfolge seines mittelbaren Nachfolgers Trajan gelten. Im Inneren schuf der Kaiser eine reibungslose, nicht mehr korrupte Verwaltung (was sogar Tacitus einräumen musste, der den Kaiser mit glühendem Hass schildert); allerdings verkannte er die Bedeutung, die die Wahrung eines "republikanischen" schönen Scheins noch immer besaß, und schuf sich damit erbitterte Feinde unter den Senatoren. Sein Andenken wurde nach seiner Ermordung daher systematisch verdunkelt.
Literatur
Brian W. Jones: The Emperor Domitian. Routledge, London 1992. ISBN 0-415- 04229-1 Neuauflage 1993. ISBN 0-415-10195-6
Pat Southern: Domitian. Tragic tyrant. Routledge, London 1997. ISBN 0-415- 16525-3
Christian Witschel, Domitian; in: M. Clauss (Hg.), Die römischen Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian, München 1997, S.98-110.
96 - 192 n.Chr.
Adoptivkaiser (96 - 192 n.Chr.) Los
Adoptivkaiser
Mit der Adoption Trajans durch den greisen Kaiser Nerva begann für das Römische Reich eine neue Epoche. Durch das Heranziehen des jeweils "Besten" zur Nachfolge, sicherten die Vorgänger das Imperium vor etwaigen Thronwirren. Mitentscheidend dürfte gewesen sein, dass die Adoptivkaiser bis zu Marc Aurel keine Kinder im regierungsfähigen Alter hatten.
Ein anderer Grund war jener, dass man sich das Imperium nicht mehr als eine Aneinanderreihung von Provinzen dachte, sondern an eine Art antiken Commonwealth mit starker italischer Prägung. All dies spiegelte sich fortan auch in der Herkunft der Kaiser wieder. Trajan und Hadrian waren etwa Spanier.
Erst Marc Aurel hatte mit Commodus einen Sohn, den er als Nachfolger bestimmen konnte. Mit ihm unternahm er zahlreiche Feldzüge und dieser folgte ihm schliesslich als Erbkaiser nach. Marc Aurel hatte auch zum ersten Mal die Doppelherrschaft verwirklicht und sich mit Lucius Verus einen gleichrangigen Mitregenten geschaffen.
Unter Trajan errang das Römische Reich militärisch seine grösste Ausdehnung. Hadrian konnte das Erreichte absichern und Antoninus Pius das Imperium ohne kriegerische Auseinandersetzungen regieren. Unter Marc Aurel machten sich die ersten Anzeichen der bevorstehenden Völkerwanderung bemerkbar. Nur unter grossen Anstrengungen gelang es dem "Philosophen am Kaiserthron" die Machtstellung des Imperiums zu halten.
96 - 98 n.Chr.
Nerva
Marcus Cocceius Nerva
(* 8. November 30 in Narnia, † 28. Januar 98 n.Chr. in Rom)
graphic

Nerva war römischer Kaiser von 18. September 96 bis 28. Januar 98 n.Chr..
Einleitung
Mit der Ermordung Domitians hatte die flavische Dynastie nach 27 Jahren ein jähes Ende gefunden. Die Verschwörer fanden in Marcus Cocceius Nerva einen Thronkandidaten, der die Herrschaft aus einem notgedrungenen Überlebensinstinkt und nicht aus Machtstreben heraus antrat.
Nerva wird von allen römischen Geschichtsschreibern als alt und gebrechlich beschrieben. Auch soll er dem Wein sehr zugetan gewesen sein und sehr an Übelkeit gelitten haben. Leider ist über seine Familie sonst wenig überliefert; auch ist unbekannt, ob und mit wem Nerva verheiratet war.
Sieht man sich alle überlieferten Bildnisse auf Münzen oder Statuen an, so ergibt sich ein überraschend einheitliches Bild. Eng zusammenstehende Augen, eine Hakennase und ein hagerer, eher verärgert wirkender Gesichtsausdruck - besonders hervorgehoben durch seinen Mundpartie - schienen das Markenzeichen des Mannes gewesen zu sein.
Da sich Nerva unter mehreren Kaisern in hohen Positionen behaupten konnte, muss er grosse Kompetenz in staatlichen Angelegenheiten gehabt haben. Die hohe Meinung und der Respekt vor seiner Person führten ihn schliesslich auch ins Kaiseramt.
98 - 117 n.Chr.
Trajan
Marcus Ulpius Traianus
(* 18. September 53 n.Chr. in Italica (Spanien), † 7. August 117 n.Chr. in Selinus (Kleinasien))
Traianus war vom 28. Januar 98 n.Chr. bis 7. August 117 n.Chr. römischer Kaiser.

Legenden (28. I. 98 - 7. VIII. 117)
ab IX. 97: Imperator Caesar Nerva Traianus
ab I. 98: Imperator Caesar Nerva Traianus Augustus
XI. 97: Germanicus
Herbst 98: Pater Patriae
Herbst 102: Dacicus
VIII. 114: Optimus
II. 116: Parthicus
tribunicia potestas I (28. X. 97 - 9. XII. 97), II (10. XII. 97 - 9. XII. 98) - XXI (ab 10. XII. 116)
consul
I 1. I. - 30. IV. 91
II 1. I. - VI. 98
II des. III ab X. 98(?)
III 1. I. - 28. II.(?) 100
III des. IV ab X. 100
IV 1. I. - Ende III. 101
IV des. V ab X. 102
V 1. I. - 13. I. 103
V des. VI ab X. 111
VI 1. - 13. I.(?) 112
imperator
II Herbst 101
III Frühjahr 102
IV Herbst (vor 19. XI.) 102
V VII. (VIII.?) 106
VI VIII. (oder Herbst) 106
VII IX.(?) 114
VIII X./XI.(?) 114(?)
IX-XI 115
XII-XIII vor 8. IX. 116
Reichsprägung in Rom, Kleinasien und Metalla-Prägungen
Hauptlegenden:
ab 98: IMP. CAES. NERVA TRAIAN. AVG. GERM. (DACICVS) (P.M.) (TR.P. (VI(I))) (AVR/ARG/AES)
98-105 auch: IMP. NER(VA) (CAES.) TRAIAN(VS) AVG. GER(M.) (P.M. oder DACICVS) (AES)
ab etwa 106: IMP. TRAIANO AVG. GER. DAC. P.M. TR.P. (COS. V(I) , eventuell DES. VI) (P.P.) (AVR + ARG)
ab etwa 106: IMP. CAES. NERVAE TRAIANO AVG. GER. DAC. P.M. TR.P. COS. V(I) P.P. (AES)
ab 115: IMP. CAES. NER. TRAIAN. OPTIM. AVG. (GER(M.) DAC. (PARTH(ICO)) und/oder P.M. TR.P. COS. VI P.P. in diversen Kombinationen) (AVR/ARG/AES)
von etwa 103-114 auf (AES)-Reversen fast immer S.P.Q.R. OPTIMO PRINCIPI S.C.
posthume Prägung unter Hadrian DIVVS TRAIANVS mit diversen Titeln

Einleitung
Trajan war unter den römischen Kaisern einer der Bedeutungsvollsten. In seiner 19-jährigen Amtszeit erreichte das römische Imperium seinen machtpolitischen Höhepunkt. Trajans aufgeklärter Absolutismus gab Rom inneren Frieden und eine Verwaltung mit hohem Organisationsgrad.
Plinius berichtet, dass Trajan ein Mann von erstklassiger Haltung und hochgewachsener Statur mit wohlgeformten Schädel und edlen Gesichtszügen gewesen ist. Beim Amtsantritt war er Mitte 40 und zeigte durch ergrautes Haar bereits Anzeichen des beginnenden Alters, was ihm majestätische Züge verliehen haben soll. Die überlieferten Bildnisse zeigen einen energischen Mann mit charakteristischen Gesichtszügen und Frisur.
In einer Nebenbemerkung von Cassius Dio wird von den negativen Eigenschaften des Kaisers erzählt. Dort heisst es, er habe eine Schwäche für Wein und die Liebe zu Knaben gehabt. Einmal soll er sich in einen Pantomimen namens Pylades verliebt haben; liess sich jedoch weder zu Torheiten noch zu Ausschweifungen hinreissen. Weiterhin berichtet er, dass Trajan ein Mann von geringer Bildung war. Dies gereichte ihm jedoch durch seine organisatorischen und praktischen Fähigkeiten nicht zum Nachteil.
Trajans Begeisterung für kriegerische Auseinandersetzungen kann man einerseits in seiner Jagdleidenschaft, andererseits in seinen ausgedehnten Feldzügen deutlich erkennen.

Herkunft, Jugend & Karriere
Marcus Ulpius Traianus wurde am 18. September 53 n.Chr. in Italica bei Sevilla in der Provinz Spanien geboren und somit der erste nicht-italische, römische Kaiser. Der Ursprung seiner Familie war, bevor sie nach Südspanien zog, im norditalischen Tuder (Umbrien).
Sein Vater gleichen Namens konnte auf eine beachtliche Militär- und Zivilkarriere zurückblicken. Während des Jüdischen Krieges von 67 n.Chr. hatte dieser die legio X Fretensis kommandiert. Um 70 n.Chr. wurde er ins Konsularenamt berufen und bald darauf als Statthalter nach Syrien entsandt. Es folgte ein ähnlicher Posten in der spanischen Baetica und gegen Ende seines Lebens fungierte er als Statthalter der Provinz Asia. Er verstarb kurz vor 100 n.Chr. Die Herkunft seiner Mutter Marcia ist unbekannt.
Die Verdienste seines Vaters erleichterten Trajan seine Karriere. So konnte er in den 70er Jahren unter ihm als Militärtribun in Syrien dienen. Bald darauf avancierte er zum Kommandanten der in den 80er Jahren im nordspanischen Legio (Leon) stationierten legio VII Gemina. Im Jahre 89 n.Chr. zog er mit diesen Truppen an den Rhein um für Domitian die Rebellion des obergermanischen Statthalters Saturninus niederzuschlagen. Aufgrund des langen Anmarsches kamen sie jedoch zu spät, um noch in die Kämpfe eingreifen zu können. Insgesamt hatte Trajan zehn Jahre als Militärtribun gedient.
Trajan und Domitian verstanden sich gut miteinander und so wurde er um 85 n.Chr. zum Praetor und 91 n.Chr. zum Konsul ernannt. Die engen Beziehungen zum Kaiser wurden nach dessen Ermordung geflissentlich verschwiegen, ebenso seine spanische Herkunft.
Der Machtwechsel
Bei der Inthronisierung Nervas im Jahre 96 n.Chr. wurde Trajan zum Statthalter von Obergermanien berufen. Gegen Ende des Jahres erreichte ihn dort ein Brief des greisen Kaisers, in dem er ihm die Adoption ankündigte. Anfängliche Zweifel über die Echtheit des Briefes wichen bald der Erkenntnis, dass auch Augustus seinerzeit auf das Mittel der Adoption bei der Wahl seines Nachfolgers zurückgegriffen hatte.
Es ist heute schwer abzuschätzen, ob Trajan bereits mit diesem Schritt gerechnet hat. Einer Version der Geschichte zufolge soll es sich um einen verdeckten Staatsstreich gehandelt haben. Es wird jedoch eher davon ausgegangen, dass sich Freunde Trajans in Rom geschickt für ihn eingesetzt haben, um so Kaiser Nerva einen Ausweg aus seiner verzwickten Lage zu ermöglichen. So wurden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Das Machtgefüge Roms stand in jenen Tagen nicht in bestem Zustand. Nerva kämpfte gerade mit einer Meuterei der Prätorianer unter ihrem Kommandanten Casperius Aelianus. Trajan löste das Problem nicht dadurch, dass er in Rom die Ordnung wiederherstellte, sondern er liess die Aufrührer unter dem Vorwand eines Sonderauftrages nach Germanien kommen, um sie weit von der Hauptstadt hinzurichten. Dadurch konnte Nervas Regiment stabilisiert werden, ohne dass sich Trajan in der Hauptstadt hatte blicken lassen. Dieser Schachzug brachte beiden Anerkennung.
Nach Nervas Tod am 28. Januar 98 n.Chr. musste Trajan auch nicht nach Rom eilen, um sich die Macht zu sichern. Statt dessen ging er, nachdem die Verhältnisse in seiner eigenen Provinz geregelt worden waren, auf Inspektionsreise an Rhein und Donau. Auch dies hatte politische Gründe. Domitian hatte die vermehrte Bedrohung der Donaugrenze erkannt und die Truppen in diesem Gebiet verstärkt, so dass ein Drittel aller römischen Legionen an der Donau standen.
Der ehemalige Kaiser war hier immer noch beliebt und das persönliche Erscheinen Trajans sollte allfällige Unruheherde von vorneherein unterbinden. Auch könnten bereits Vorbereitungen für den künftigen Dakerfeldzug getroffen worden sein. Plinius berichtet, dass Trajan am Donauufer stand, aber den Strom nicht überquerte, da sich kein Feind zeigte. Mut und Mässigung sollten auch die Grundsätze seiner Regierung werden.

Herrschaft und Wirken I (Rom)
Im Spätsommer 99 n.Chr. wurde Trajan in der Hauptstadt mit grossem Jubel empfangen. Die Dächer sollen sich unter dem Gewicht der Schaulustigen gebogen haben. Der Kaiser zog es vor zu Fuss Einzug zu halten. Danach umarmte er die Senatoren und mischte sich unter das Volk.
Während der ersten fünf Jahre seiner Herrschaft war er für die Menschen ein Kaiser zum Anfassen. So konnte er den Zuspruch der Menge für sich gewinnen. Politisch machte er anfangs jedoch keinen Versuch die Macht mit irgend jemandem zu teilen und beanspruchte ebenfalls den absolutistischen Weg Domitians für sich. Im Gegensatz zu diesem verhielt er sich den Senatoren gegenüber würdevoll und zurückhaltend.
Dass der neue Kaiser das Wohlwollen des Senats für sich beanspruchen konnte, geht aus Überlieferungen des Schriftsteller und Konsuls Plinius hervor. In einer Rede, die bei einer Senatsversammlung am 1. September 100 n.Chr. gehalten wurde, war Trajan gepriesen worden. Die (später erweiterte) schriftliche Version der Laudatio hätte für einen sechs Stunden dauernden Vortrag gereicht. Sie stellt Trajan als kraftstrotzenden Mann dar, der zur Entspannung ausgedehnte Jagdausflüge unternimmt aber gleichzeitig der Inbegriff für Frömmigkeit und Tugend ist. Auch seine Gattin Plotina wird dabei mit positiven Eigenschaften überhäuft. In Summe wirkt die Ansammlung von Superlativen jedoch ermüdend.
Aber auch andere Berichte weisen dem Herrscher sehr positive Züge zu und deuten auf seine Fähigkeiten sich um das Wohl von Staat und Volk erfolgreich bemüht zu haben. Der Mediziner Galen schreibt noch ein Jahrhundert nach Trajan, dass dieser das Strassensystem Italiens instand gesetzt hat. In nassem oder sumpfigen Gelände hat er die Wege befestigen, einige mit Dämmen absichern lassen. Wo es nötig war, wurden neue Brücken errichtet. Zahlreiche Inschriften legen Zeugnis von dieser regen Bautätigkeit ab.
Anlässlich der Thronbesteigung wurden in der Regel Sondersteuern erhoben. Trajan verzichtete auf sie und die Steuerlast in den Provinzen wurde verringert. Die domitianische Linie der harten Hand gegenüber den Statthaltern wurde ergänzt durch die Auswahl geeigneter Fachleute für die Finanzprokuraturen. Die Unzufriedenheit unter den bisherigen Amtsinhabern hatte in einigen Provinzen zu einem Finanzchaos geführt.
Über Trajans Familie ist nur wenig bekannt. Seine Frau Pompeia Plotina kam aus Nemausus (Nimes) in Gallien und wurde um 70 n.Chr. geboren. Beide waren schon einige Zeit miteinander verheiratet, als Trajan von Nerva adoptiert wurde. Ob dieser Verbindung Kinder entsprungen sind ist nicht bekannt. Jedenfalls wurde ihr untadeliger Lebenswandel bewundert. Sie wurde 105 n.Chr. als Augusta geehrt und verstarb im Jahre 123 n.Chr..
Trotz dieser positiven Eigenschaft bewies sie einiges Geschick im Spinnen von Intrigen, als sie es schaffte - gegen den Wunsch ihres Ehemanns - Hadrian zur Heirat mit Trajans Nichte zu überreden. Gerüchten zu Folge soll sie alle Nachweise, dass ihr Mann Hadrian adoptiert hatte, gefälscht haben.
Trajans Schwester Ulpia Marciana wurde ebenfalls 105 n.Chr. zur Augusta ernannt. Als sie noch im selben Jahr verstarb sogar vergöttlicht und ihr Titel an ihre Tochter Matidia weiter verliehen, die 119 n.Chr. verstarb. Und auch der Vater von Trajan wurde unter den Göttern eingereiht.

Herrschaft und Wirken II (Dakien)
Als Feldherr und Truppenkommandant war Trajan hochbegabt. Die Beliebtheit bei den Soldaten fusste unter anderem in seiner Bereitschaft alle Widrigkeiten und Gefahren des Krieges mit ihnen zu teilen. Bei Amtsantritt herrschte an den Grenzen im wesentlichen Ruhe. Die Feldzüge Domitians hatten auch die Donaugrenze einigermassen einen friedlichen Charakter zurückgegeben. So wurden alle Feldzüge Trajans vor allem aus drei Gründen heraus betrieben: erstens seine persönliche Vorliebe für das Soldatenleben, zweitens um von innenpolitischen Krisen abzulenken und drittens um die Soldaten beschäftigt zu wissen.
Schon bald nach seinem Regierungsantritt scheint Trajan einen militärischen Geheimdienst zum Schutz der Regierung und seiner Person aufgebaut zu haben. Die wichtigsten Agenden dieses Dienstes wurden den frumentarii übertragen. Ursprünglich handelte es sich dabei um im militärischen Verpflegswesen tätige Kuriere. Sie operierten von ihrem castra peregrinorum (Hauptquartier auf dem Caelius in Rom) aus und unterhielten an den Strassen ausserhalb der Hauptstadt Stützpunkte.
Zudem schuf der Kaiser mit den equites singulares eine neue Leibwache aus Kavallerieeinheiten. Die Mitglieder dieser vorerst 500 Mann, später 1000 Mann, starken Truppe wurden sorgfältig aus Germanen und Pannoniern der in diesen Provinzen beheimateten berittenen Auxiliareinheiten ausgewählt. Sie bildeten ein Gegengewicht zur italisch geprägten Prätorianergarde.
Die beiden ersten grossen Feldzüge richteten sich gegen das mächtige Königreich Dakien nördlich der unteren Donaugrenze im Gebiet des heutigen Rumänien. Schon Domitian hatte von 85 bis 89 n.Chr. gegen die Daker gekämpft und Mühe gehabt sie von römischem Territorium fernzuhalten. Schon bald hatte sich der Dakerkönig Decebalus über den damals geschlossenen Friedensvertrag hinweggesetzt. Über die Notwendigkeit des Krieges kann heute nur mehr spekuliert werden. Auf alle Fälle wollte Trajan künftigen Konflikten ein für alle Mal vorbeugen.
Anfang 101 n.Chr. verliess der Kaiser die Hauptstadt und zog mit seinen Truppen über die Donau tief in dakisches Gebiet. Bei Tapae wurde gegen Jahresende ein feindliches Heer besiegt. Während des Winters unternahm Decebalus einen Gegenangriff und überquerte die untere Donau. Die Angreifer wurden jedoch über den Fluss zurückgeworfen.
Im Jahr darauf konnte der Krieg für Römer siegreich beendet werden. Trajan hatte einen weiteren tiefen Vorstoss ins Reich der Daker gewagt und sein Lager vor deren Hauptstadt Sarmizegethusa aufgeschlagen. Decebalus ersuchte um Frieden und erhielt ihn unter einigermassen akzeptablen Bedingungen. Sein Reich wurde jedoch drastisch beschnitten. Als Trajan nach Rom zurückkehrte, veranstaltete er einen grossen Triumphzug und der Senat verlieh ihm den Titel Dacicus.
Der Friedensvertrag hielt nicht so lange, wie die Römer gehofft hatten und im Jahre 105 n.Chr. zog Trajan abermals gegen Decebalus. Da der Anmarsch einige Zeit in Anspruch nahm, hatten die Daker die Gelegenheit genutzt um die römischen Aussenposten einzunehmen und Verbündete zu sammeln.
Aber auch die Römer hatten die Jahre genutzt und ihre Ingenieurleistung eingesetzt. Apollodorus von Damaskus, der Chefarchitekt des Kaisers, hatte eine gewaltige Donaubrücke errichten lassen. Cassius Dio zufolge soll die Brücke alle anderen trajanischen Bauten an Bedeutung überragt haben. Nun konnten die römischen Soldaten einfach und schnell das Ufer wechseln.
Auch die militärische Organisation hatte sich unter Trajan verändert. Die klassische Legionsstärke war etwas vermindert worden. Insgesamt marschierten 66.000 Legionäre in 14 Legionen (von insgesamt 30) in Dakien ein oder sicherten die Donaugrenze im Operationsgebiet. Zählt man alle Legionen, Hilfstruppen, abkommandierten Teilstreitkräfte und die Flotteneinheiten zusammen, waren an die 200.000 Mann für das Gelingen des Feldzuges bereitgestellt worden. So wurden auch 11.000 Mann Spezialtruppen mitgeführt, die in numeri bzw. symmacharii zu je 300 Mann gegliedert waren. Sie stellten Trajans Versuch dar, die besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten von Volksgruppen gebündelt zum Einsatz zu bringen.
Der Anmarsch der römischen Legionen liess die meisten Bundesgenossen von Decebalus abfallen. Trotz eines missglückten Attentats auf den Kaiser rückte Trajan bis zur Hauptstadt Sarmizegethusa vor. Diesmal gab es keine Friedensverhandlungen. Die Stadt wurde erobert, der Staatsschatz des Königshauses nach Rom verbracht und der König gejagt. Dieser nahm sich das Leben um der Gefangennahme zu entgehen. Sein Kopf wurde auf den Stufen des Capitols zur Schau gestellt. Ende 106 n.Chr. waren alle verbliebenen Widerstandsnester besiegt und Dakien wurde als Provinz dem Imperium hinzugefügt.
Die Rückkehr aus den neueroberten Gebieten feierte Trajan mit einem erneuten Triumphzug, in dessen Rahmen eine reihe extravaganter Spiele veranstaltet wurden. Zehntausend Gladiatoren traten in den Arenen auf und elftausend Tiere mussten ihr Leben bei den Tierhetzen lassen.
Die Kriegsbeute war beachtlich. 50.000 Kriegsgefangene, 500.000 Pfund (ca. 163 Tonnen) Gold (allerdings in minderer Legierung) und eine Million Pfund (ca. 327 Tonnen) Silber wurden der römischen Wirtschaft zugeführt. Den grössten Teil verwendete der Kaiser für öffentliche Bauten. In Ostia wurde hinter dem Hafen des Claudius ein weiteres Hafenbecken in Hexagonalform samt Infrastruktur aus dem Boden gestampft. Überall entstanden neue und verbesserte Marktplätze und ein neues überdachtes Forum ergänzte diese rege Bautätigkeit.
Dieses Forum Traiani (Trajansforum) wurde am 1. Januar 112 n.Chr. eingeweiht und die Trajanssäule graphic, eine Siegessäule auf die Dakerkriege, folgte im Mai 113 n.Chr.. Die Trajansthermen (109 n.Chr.) auf dem Gelände von Neros Goldenem Haus, die Naumachia Traiani (Amphitheater für nachgestellte Seeschlachten) und die Aqua Traiani (109 n.Chr.), Roms letztes grosses Aquädukt, ergänzten die Wirtschafts- und Siegesbauten.
Mit den Trajansthermen wurde der erste wirklich grosse Thermenbau der Hauptstadt unternommen. Alle anderen bekannten Grossanlagen stammen aus späterer Zeit. Allein das eigentliche Bad war dreimal so gross wie das der Thermen des Titus. Der Bau wurde von Apollodorus durchgeführt, der die Möglichkeiten der römischen Betonbauweise hier vollkommen ausschöpfte.
Das Trajansforum wurde ebenfalls von Apollodorus entworfen und sollte das grösste aller Kaiserforen bleiben. Mit einer Fläche von 166 mal 110 Metern schnitt sich das Gebäude tief in den Quirinal ein. Auf drei stufenförmigen Terrassen war Platz für mehr als 150 Geschäfte. Die Hallen waren aus Beton und harte im Ofen gebrannten hitzebeständigen Ziegelsteinen gebaut.

Herrschaft & Wirken III (Verwaltung)
Zwischen all seinen Feldzügen fand Trajan genügend Zeit, sich um die Verwaltung des Reiches zu kümmern. Er hielt sich dabei streng an die überlieferten Traditionen. Deshalb kam bei seinem Regierungsantritt kam zum ersten Mal zum Vorschein, wie viel der römische Staat bereits an reiner Formalität angesammelt hatte. Beispielsweise schwörte der Kaiser bei Amtsantritt und Niederlegung des Konsulats nach altem Brauch die Gesetze einzuhalten; wo er doch der Kaiser war und Gesetze und Konsulatsernennungen nach belieben erlassen konnte. So wurden auch die Rechte der Senatoren nicht angetastet.
Die materiellen Belange der Bevölkerung nahmen einen grossen Stellenwert in Trajans Regierungsprogramm ein. Viele seiner Bauten hatten einen betont wirtschaftlichen Charakter. Die Getreideversorgung wurde durch den Hafenneubau und die Straffung der Transportkapazitäten sichergestellt. Die freie Getreideverteilung in der Hauptstadt konnte dadurch weiter ausgebaut werden. Der Empfängerkreis war unter Trajan so gross wie noch nie.
Trajan nahm sich auch der Waisenkinder an, indem er einen eigenen staatlichen Etat für deren Unterhalt, die sogenannte alimenta schuf. Dieses System der Sozialfürsorge, war für antike Verhältnisse äusserst fortschrittlich, und wurde in den Grundzügen noch von Kaiser Nerva entworfen. Den Erfolg der Umsetzung konnte nun Trajan für sich in Anspruch nehmen. Die alimenta waren zwar auf das römische Kernland beschränkt, doch wiesen sie für etwa zwei Jahrhunderte den Weg in der Sozialfürsorge.
Bei der Auswahl der Finanzprokuratoren bevorzugte Trajan erstmalig Fachleute. Viele Städte waren im Laufe der Zeit in Finanznöte geraten und mussten unter kaiserliche Kuratel gestellt werden. Damals berühmte Experten waren in Achaea Sextus Quinctilius Valerius Maximus und in Bithynien der Historiker Plinius der Jüngere. Einige Briefe aus der Korrespondenz zwischen Plinius und dem Kaiser sind erhalten geblieben und zeigen die rege Anteilnahme des Kaisers am Wohl der Bevölkerung in den Provinzen und die Sorge vor zu viel Einmischung in die Angelegenheiten der Städte.
Überall im Reich wurden Veteranenkolonien für pensionierte römische Soldaten gegründet. Darunter waren u.a. Timgrad in Nordafrika, Nijmwegen und Xanthen im Rheinland und der Neubau der dakischen Hauptstadt.
Trajans Bestreben lag darin, Diener und Wohltäter der Menschheit und Statthalter der himmlischen Mächte auf Erden zu sein. So regierte er im Gegensatz von dominus et deus (Herr und Gott) eines Domitian wieder im augusteischen Vorbild des princeps. Auf vielen seiner Münzen wurde dies seit 103 n.Chr. zum Ausdruck gebracht. Er verknüpfte die Bezeichnung mit optimus (der Beste), was natürlich wieder an Optimus Maximus, den Beinamen Iuppiters erinnern sollte. Manche antike Autoren stellten Trajans Leistungen sogar über die eines Augustus. Im geschichtlichen Kontext ist dies jedoch nicht zu rechtfertigen.

Herrschaft & Wirken IV (Parthien)
Zwischen 107 und 113 n.Chr. herrschte im grossen und ganzen Frieden im Römischen Reich. Doch im Jahre 114 n.Chr. zog Trajan erneut in den Krieg und ab diesem Zeitpunkt verbrachte er den Rest seines Lebens hauptsächlich auf Feldzügen an der Ostgrenze. Vor dem neuen Krieg war bereits die Provinz Arabien mit der Hauptstadt Petra errichtet worden.
Diesmal war der Gegner das Reich der Parther. Im Verlauf der bisherigen römischen Geschichte hatten parthische Heere des öfteren römische Legionen besiegt, doch nun war ihr Reich am Zerbröseln. Die innenpolitische Schwäche versuchten sie durch militärische Aussenpolitik wettzumachen.
Der unmittelbare Anlass für die römisch-parthische Auseinandersetzung war das Königreich Armenien, einem Pufferstaat zwischen beiden Mächten. Die Parther waren in das Land eingedrungen und hatten einen ihnen genehmen Marionettenkönig eingesetzt. Damit war das empfindliche Gleichgewicht der Kräfte im Osten gestört worden. Zunächst schien Trajan den Konflikt noch auf diplomatischem Weg lösen zu wollen, scheiterte aber vermutlich an der parthischen Innenpolitik.
Jetzt reagierte Trajan entschlossen. Er marschierte in Armenien ein, stürzte die Monarchie und machte das Gebiet zur römischen Provinz. 115 n.Chr. weitete er sein Operationsgebiet aus und in einem ebenso genialen wie spektakulären Vorstoss eroberte er Mesopotamien samt der parthischen Hauptstadt Ctesiphon (unweit von Bagdad). Für die Zeit der Eroberung hatte nun Rom einen Brückenkopf am Persischen Golf.
Der erzielte Erfolg war jedoch nicht von langer Dauer. In den letzten Monaten seines Lebens musste Trajan eine Reihe von Niederlagen einstecken. Ende 116 n.Chr. erhoben sich die Einwohner Südmesopotamiens gegen die Besatzungsmacht und der Aufstand konnte nur mit Mühe niedergeschlagen werden. Gleichzeitig vereinigten sich die zersprengten parthischen Heere und griffen die Römer im Norden des Landes, in Adiabene und in Armenien an. Damit wollten sie Trajans Nachschublinien unterbrechen.
Trotz aller Widrigkeiten blieben die Römer einigermassen Herr der Lage. In Ctesiphon wurde ein Marionettenkönig der Parther eingesetzt, doch konnte sich dieser nicht behaupten. Um einer drohenden Niederlage auszuweichen, entschloss sich Trajan seine Truppen aus Parthien vorläufig abzuziehen.
117 n.Chr. misslang den Römern die Einnahme der Wüstenstadt Hatra. Bei einem Ritt um die Stadtmauer verfehlte eine Pfeil nur knapp den Kaiser und tötete einen Leibwächter. Die Situation der Belagerer verschlechterte sich zunehmend und Trajan gab die Belagerung auf.
Zum selben Zeitpunkt erhob sich die jüdische Bevölkerung der Cyrenaica im heutigen Syrien. Hier spielten nicht nur Unmut gegen die römische Herrschaft (insbesondere gegen den fiscus Iudaicus (von Vespasian eingeführte Sondersteuer für Juden)), sondern auch Erwartungen eines kommenden Messias eine Rolle. Viele Juden waren einmal Untertanen der Parther gewesen und durch deren föderales Regierungssystem kaum mit der Staatsmacht in Berührung gelangt. Zudem war zu befürchten, dass nach der Zerschlagung des parthischen Reiches der Fernhandel zum Erliegen gebracht werden könnte.
Der Aufstand wurde von einem gewissen Andreas Lukuas angeführt, der sich zuerst nicht gegen die Römer, sondern gegen die griechischen Mitbewohner wandte. Seine Erhebung wurde grausam niedergeschlagen. 220.000 Menschen sollen dabei den Tod gefunden haben.
Die Unruhen griffen auf Zypern und - was noch schwerwiegender war - auf Ägypten über. So musste der römische Heerführer Quintus Turbo mit seiner riesigen Streitmacht an zwei Unruheherden gleichzeitig kämpfen. Die Feindseligkeiten zwischen Juden und Griechen in Ägypten wurden ebenfalls unter grossen Schwierigkeiten und Opfern niedergerungen.
Auf Zypern hatten rebellierende Juden unter ihrem Anführer Artemion die Stadt Salamis verheert. In Judäa selbst konnte ein Aufstand durch Roms fähigsten Reiterführer, dem Mauretanier Lusius Quietus, schnell und gewaltsam ein Ende bereitet werden. Schwierigkeiten entwickelten sich nun auch an der Nordgrenze. Trajan liess seine Armee in Syrien zurück und begab sich nach Rom um die Probleme in den Griff zu bekommen.

Tod
Die Lage des Reiches war in kürzester Zeit schwierig geworden, doch Trajan wollte sich trotz seines Alters den Herausforderungen stellen. Er sollte jedoch nicht mehr dazu kommen.
Seit der Belagerung von Hatra hatte sich der Gesundheitszustand des Kaisers zunehmend verschlechtert. Als er sich auf den Weg von Syrien nach Rom begab, litt er bereits unter Kreislaufstörungen und Wassersucht. Er selbst führte sie auf eine Vergiftung zurück. Im weiteren erlitt er einen Schlaganfall, der ihn teilweise lähmte.
Als Trajan am 9. August 117 n.Chr. die Stadt Selinus in der kleinasischen Provinz Kikilien erreichte, verstarb er plötzlich. Der Leichnam wurde zur Einäscherung nach Rom überführt. Dort wurden seine Überreste in einer goldenen Urne im Sockel seiner Siegessäule beigesetzt.

Bewertung
Trajan gilt zurecht als einer der grössten Kaiser Roms. Seine Leistungen blieben für immer unübertroffen. Würde man die Wichtigkeit der Kaiser reihen, so hätte er sicher seinen Platz gleich hinter Augustus. Seine Familie kann als Beispiel für den Aufstieg von Provinzialen in die herrschende Schicht Roms gelten.
Trajan vereinigte militärisches und organisatorisches Talent in einer Person. Weiters kam ihm zugute, dass einige Projekte bereits angedacht (Alimentarwesen) bzw. begonnen worden waren (Weiterentwicklung der Verwaltungsreform Domitians). So konnte er dem gemeinen Römer all das geben, was er sich am meisten wünschte: einen gerechten Kaiser, eine florierende Wirtschaft, angemessene Steuern, öffentliche Bauten, Brot und Spiele sowie militärische Triumphe.
Obwohl Trajans Bildung einiges zu wünschen übrig liess, hatte er einen Bericht über seine Dakerkriege verfasst. Leider sind nur fünf Worte davon überliefert: inde Berzobim, deinde Aizi processimus (Wir rückten dann gegen Berzobim vor, anschliessend gegen Aizi).
Trajan hatte so viele Bauten errichten lassen, dass ihn Kaiser Konstantin Jahrhunderte später wegen der vielen Inschriftentafeln eine „Kletterpflanze an Steinmauern“ nannte.
Gegen Ende seiner Regierung hatte Trajan mit gesundheitlichen Problemen und militärischen Rückschlägen zu kämpfen. Die eroberten Provinzen im Osten mussten unter seinem Nachfolger Hadrian aufgegeben werden; Armenien blieb aber weiterhin römische Einflusszone.
Sein Ruf eines vorbildlichen Herrschers überdauerte die Jahrhunderte. Zusammen mit Augustus legte man an ihm die Massstäbe künftiger Herrscher. Noch im vierten Jahrhundert beteten Senatoren zu den Götten, dass ein neuer Kaiser „glücklicher als Augustus und besser als Trajan“ sein möge. Die interessanteste Kuriosität dürfte jedoch sein, dass ihm der spätmittelalterliche Dichter Dante als einzigem nichtchristlichen Kaiser einen Platz im Paradies zuerkannte.

Zitate von und über Trajan
Trajan (Antwortschreiben auf eine Anfrage des Statthalters Plinius über die Behandlung von Personen, die als Christen denunziert worden sind)
„Mein lieber Plinius, Du bist in dieser Sache verfahren, wie Du solltest, und hast die Fälle derjenigen, die man Dir vorgeführt hat, genau erforscht, bevor Du sie als Christen angeklagt hast, denn es gibt kein einheitliches Verfahren, das überall angewendet werden könnte. Diese Leute sollen keine Sonderbehandlung bekommen: Wenn sie vor Dich gebracht werden und die Anklage begründet ist, müssen sie bestraft werden; doch wenn einer leugnet Christ zu sein, und den sichtbaren Beweis liefert, indem er zu unseren Göttern betet, soll ihm die Strafe erlassen werden, gleich wie schwer der Verdacht wiegt. Die anonymen Briefe, die in der Öffentlichkeit kursieren, dürfen im Verfahren nicht berücksichtigt werden. Denn einerseits geben sie ein sehr schlechtes Beispiel, andererseits sind sie kein geeignetes Mittel, dem Übel abzuhelfen.“
Cassius Dio (über das Wesen des Trajan)
„Traianus zeichnete sich nämlich in hohem Masse durch Gerechtigkeit, Tapferkeit und einfaches Wesen aus ... Keinem Menschen gegenüber empfand er Neid oder wollte ihn töten, im Gegenteil, er ehrte und erhöhte alle tüchtigen Männer ohne Ausnahme und brauchte deshalb niemand von ihnen zu fürchten oder zu hassen. Verleumdungen war sein Ohr verschlossen, und auch vom Zorn liess er sich ganz und gar nicht übermannen, so wie er gleichermassen von fremdem Geld und ungerechten Hinrichtungen nichts wissen wollte. Er wandte Riesensummen für Kriege und ebensoviel für Werke des Friedens auf, und während er eine Masse dringend nötiger Erneuerungsarbeiten an Strassen, Häfen und öffentlichen Bauwerken vornahm, liess er niemandes Blut für einen einzigen dieser Zwecke fliessen. ... Er war gerne mit anderen zusammen auf Jagden und Banketten, so wie er auch ihre Mühen, Pläne und Scherze teilte. Wiederholt fuhr er selbviert in seinem Wagen, betrat - zuweilen sogar ohne Bewachung - Bürgerhäuser und vergnügte sich dort. Eine gründliche Ausbildung, was die Redekunst anlangt, besass Traianus nun zwar nicht, wusste aber um ihr Wesen Bescheid und brachte es zur Anwendung. Kurz gesagt, er besass alle guten Eigenschaften in hohem Masse. Natürlich ist mir wohlbekannt, dass er eine Schwäche für Knaben und Wein hatte, doch wenn er infolge dieser Neigungen eine niedrige oder gemeine Tat begangen oder hingenommen hätte, so wäre er getadelt geworden. So aber trank er wohl übermässig Wein, blieb dabei aber nüchtern, und was seine Beziehungen zu Knaben anlangt, tat er damit niemandem etwas zuleide.“
Cassius Dio (über seine Beziehungen zu Volk und Senat)
„Sein Verhältnis zum Volk war leutselig, die Beziehungen zum Senat von Würde geprägt, so dass er von allen geliebt wurde und von niemandem gefürchtet, ausser dem Feind.“
Cassius Dio (über Trajans Frau Plotina)
„Als Plotina den Palast betrat, wandte sie sich auf der Treppe um und sprach zur versammelten Menge: ‚Ich trete hier so ein, wie ich gerne sein möchte, wenn ich einst scheiden muss.’ Und während der gesamten Regierung betrug sie sich so, dass sie keinen Tadel erweckte.“
Cassius Dio (über Trajans Kriegsbegeisterung)
„Auch wenn der Krieg ihm grosses Vergnügen bereitete, so gab er sich doch stets zufrieden, wenn er den Sieg errungen, einen grimmigen Feind überwunden und seine Landsleute zum Triumph geführt hatte.“
Plinius (über die Ausflüge Trajans)
„...die Wälder durchstreift, wilde Tiere aufgescheucht, gewaltige Berge erklommen und steinige Gebirgspfade gemeistert, ohne dass jemand ihm half oder den Weg wies, und bei alledem fand er noch zeit, in frommer Demut die heiligen Grotten zu besichtigen und mit den Göttern Zwiegespräch zu halten.“
Plinius (über Trajans Gattin Plotina)
„Wie schlicht sie sich kleidet, wie bescheiden ist die Zahl ihrer Diener, wie anspruchslos gibt sie sich, wenn sie ausserhalb des Palastes weilt !“
Plinius (über Trajans Bauten)
„Was die öffentlichen Bauten betrifft, so hast du sie in grossem Stil durchgeführt. Hier steht eine Kolonnade, dort ein Schrein wie aus dem Erdboden gewachsen, so rasch errichtet, dass man glauben sollte, er sei bloss restauriert worden. An anderem Ort wetteifert die gewaltige Fassade des Circus mit der Schönheit der Tempel, wie es einer Nation gebührt, die über die ganze Welt herrscht.“
117 - 138 n.Chr.
Hadrian
Publius Aelius Hadrianus
(* 24. Januar 76 n.Chr. in Rom, † 10. Juli 138 n.Chr. in Baiae)
Hadrianus war Kaiser vom 11. August 117 bis zum 10. Juli 138 n.Chr..
Hadrian war der erste römische Kaiser, der sich mit einem Bart abbilden liess. Dies war einerseits ein Indiz für seine Liebe zur griechischen Kultur, doch wurde auch berichtet, dass er damit nur körperliche Makel im Gesicht verbergen wollte. Wie auch immer, sein Portrait fungierte als Vorbild der nachfolgenden Kaiser.
Seine Gestalt wurde als hochgewachsen beschrieben. Die Haare liess er sich in Locken legen. Intellektuell war er ein brillanter Kopf. Auch bei den Künsten war er begabt. Literatur und Malerei stechen hier besonders hervor. Die in Auftrag gegebenen Portraits geben oftmals neben dem reinen Äusseren die innere Stimmung des Kaisers wieder.
Menschlich gesehen, liess er einiges zu wünschen übrig. Hadrian war exzentrisch und oft nicht für Kritik empfänglich. Bei seinem Umgang mit Mitmenschen dürfte er manchmal ein unangenehmer Zeitgenosse gewesen sein.
Seine wichtigsten Taten erfolgten auf den Gebieten der Verwaltung und der Rechtswissenschaft. Durch kluge Staatsführung bescherte Hadrian dem Reich eine zwanzigjährige Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs innerhalb gesicherter Grenzen.
136 - 138 n.Chr.
Aelius Caesar Achtung
Lucius Aelius Caesar
(† 1. Januar 138 n.Chr.)
Lucius Aelius Caesar, geboren als Lucius Ceionius Commodus, wurde von Kaiser Hadrian (76–138) unter dem Namen Lucius Ceionius Commodus Verus Aelius Caesar als dessen Nachfolger adoptiert, starb aber noch vor ihm. Aelius Caesar war der Vater des Kaisers Lucius Verus.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Adoption und Abstammung
Aelius war der Sohn des Lucius Ceionius Commodus Verus, der 106 Konsul war. Er wurde vom alternden Hadrian, der keinen leiblichen Sohn hatte, im Sinne des von Nerva begründeten Adoptivkaisertums adoptiert und zum Thronfolger bestimmt, obwohl er keinerlei militärische Erfahrung hatte, sondern Senator war. Nach der Adoption 136 nahm er den Namen Lucius Aelius Caesar an.
Aelius hatte starke politische Verbindungen, 136 und 137 bekleidete er das Konsulat. Er war sehr gutaussehend, aber von schwacher Gesundheit. Sein Geschmack war luxuriös und extravagant, sein Lebensstil soll leichtfertig gewesen sein, so wie nach ihm der seines Sohnes. Hadrians Wahl scheint ein Missgriff gewesen zu sein. Einige Gelehrte vermuten, Aelius sei Hadrians unehelicher Sohn, wofür es aber keinen Beleg gibt.
Tod und Nachfolger
Aelius war der Vater von Lucius Verus (130–169), der von 161 bis zu seinem Tod 169 Mitkaiser Mark Aurels war und dessen Kompetenz ähnlich umstritten ist wie die seines Vaters. Aelius selbst wurde nie Kaiser, er starb kurz vor Hadrian mit nicht einmal 40 Jahren an Tuberkulose.
Nach Aelius’ Tod adoptierte Hadrian Titus Aurelius Fulvus Boionius Arrius Antoninus Pius (86–161) unter der Bedingung, dass dieser selbst den jüngeren Lucius Verus und Hadrians angeheirateten Neffen Marcus Annius Verus (121–180) adoptiere.
Marcus regierte nach dem Tod des Antoninus Pius 161 gemeinsam mit Lucius Verus als Marcus Aurelius (dt. Mark Aurel) bis zu Lucius’ Tod 169, danach alleine bis zu seinem eigenen Tod 180. Mit ihm endete die Zeit der Adoptivkaiser. Sein Sohn Commodus, der Aelius Caesars Geburtsnamen trug, wurde sein Nachfolger.
138 - 161 n.Chr.
Antoninus Pius Fortschritt
Titus Aurelius Fulvus Boionus Arrius Antoninus (Pius)
(* 19. September 86 n.Chr. in Lanuvium, † 7. März 161 n.Chr. in Lorium)
Antonius Pius war Kaiser vom 10. Juli 138 n.Chr. bis um 7. März 161 n.Chr..

Legenden ()

Einleitung
Mit Antoninus Pius trat wieder ein Kaiser mit klaren, jedoch rätselhaften Zügen in die Geschichte Roms ein. Er war ein ausgeglichener und ruhiger Charakter. Ihm fehlte es zeitweise an Ehrgeiz und er genügte sich selbst am meisten. Treue, Pflichterfüllung und Rechtschaffenheit in allen Belangen zählten zu seinen grössten Tugenden. In diesem Geist regierte er das Römische Reich 23 Jahre lang und hinterliess dabei so wenig Spuren, wie keiner seiner Vorgänger.
Antoninus Pius war der zweite Kaiser, der sich mit Bart portraitieren liess, nachdem diese Mode von seinem Vorgänger Hadrian eingeführt worden war. Sein Gesichtsausdruck wird als anmutig und ernst geschildert, sein Körper als stattlich samt der dazugehörigen Kräfte. Seine Körpergrösse soll ihn im hohen Alter Probleme bereitet haben. Um aufrecht gehen zu können, liess er sich Lindenholzbrettchen einem Korsett gleich um den Leib schnüren. Im allgemeinen wurde er als überaus gutaussehend und von aristokratischer Haltung beschrieben.
Es ist anzunehmen, dass Hadrian in Antoninus Pius jenen Thronkandidaten sah, der die von ihm eingeleiteten Reformen mit sicherer Hand fortführen würde. Trotzdem hatte der Kaiser nicht ihn, sondern dessen sechzehnjährigen Neffen Marcus Annius Verus (den späteren Kaiser Mark Aurel) für die eigentliche Reichsführung vorgesehen. Vermutlich in diesem Sinne war der einundfünfzigjährige Antoninus Pius von Hadrian adoptiert worden. Er sollte die Amtsgeschäfte so lange führen und die hadrianische Politik sichern, bis Mark Aurel alt genug für die Machtübernahme war.
Besonderen Ehrgeiz legte Antoninus Pius für die ihm bevorstehende Aufgabe nicht an den Tag. Seine Söhne waren bereits verstorben und die einzige Tochter Faustina (die Jüngere) wurde später Mark Aurel zur Frau gegeben.
Es war jedoch scheinbar niemand in den Sinn gekommen, dass Antoninus Pius 74 Jahre alt werden würde und somit die längste Regierungszeit seit Augustus für sich in Anspruch nehmen konnte. Er schlug sogar Tiberius um ein paar Tage.
138 - 141 n.Chr.
Annia Galeria Faustina Mater Achtung
Annia Galeria Faustina Mater, Faustina die Ältere, Faustina I.
(* 105; † 141)
Faustina I. war die Ehefrau des römischen Kaisers Antoninus Pius, bei dessen Thronbesteigung 138 n.Chr. sie den Titel Augusta erhielt. Nach ihrem Tod wurde ihr ein Tempel auf dem Forum Romanum errichtet und eine Stiftung zur Alimentierung junger Mädchen eingeführt.
161 - 180 n.Chr.
Marcus Aurelius Achtung
Marcus Aelius Aurelius Verus
* 26. April 121 in Rom
+ 17. März 180 bei Sirmium
Kaiser vom 7. März 161 bis 17. März 180
graphic
Einleitung
Mit Marc Aurel gelangte ein - wie er forthin bezeichnet werden sollte - Philosoph auf den Kaiserthron. Seine Regierungszeit sollte jedoch von langwierigen Kriegen, Seuchen und Meutereien geprägt werden. Unter seinem Vorgänger Antoninus Pius hatte das Römische Reich wohl den Zenit innerer Ruhe und äusserer Macht erreicht. Von nun an sollte sich das Herrschen immer schwieriger gestalten.
Marc Aurel hatte wohl die auf ihn zukommenden Schwierigkeiten vorausgesehen, obgleich er deren Ausmasse nicht erahnen konnte. Deshalb wählte er als erster römischer Kaiser die Doppelherrschaft, indem er mit Lucius Verus einen Mitregenten ernannte.
Der Geschichte erhalten blieb Marc Aurel aber nicht durch seine Politik oder Kriegsführung, sondern durch seine literarischen Werke, voran die "Selbstbetrachtungen", die eine Art nächtlich sinnierender Gedanken eines zum Kriegführen gezwungenen Philosophen darstellen. Und selbst äusserlich vermitteln uns die offiziellen Standbilder ebenso das Bild des bärtigen Philosophen, dessen Name durch eine offizielle Handelsdelegation sogar bis China drang.
- 176 n.Chr.
Annia Galeria Faustina Minor Achtung
Faustina Junior, Frau des römischen Kaisers Marcus Aurelius.

Annia Galeria Faustina, zur Unterscheidung von ihrer gleichnamigen Mutter Faustina die Jüngere genannt († 176), war die Tochter von Kaiser Antoninus Pius und der älteren Faustina. 145 heiratete sie den späteren Kaiser Marcus Aurelius, mit dem sie 13 Kinder hatte, darunter Commodus, der seinem Vater in der Herrschaft nachfolgte, sowie die Tochter Lucilla. Sie erhielt wie ihre Mutter den Titel Augusta und starb, als sie ihren Mann auf einer Reise durch das östliche römische Reich begleitete, in Halala am Taurusgebirge. Ihr zu Ehren benannte Marcus Aurelius die Stadt in Faustinopolis um.
161 - 169 n.Chr.
Lucius Verus
Lucius Aelius Aurelius Verus
* 15. Dezember 130 in Rom
+ Jänner/Februar 169 in Altinum
Mitkaiser von 7. März 161 bis Jänner/Februar 169
Einleitung
Lucius Verus war kein "echter" Kaiser im klassischen Sinn. Als Mitregent des Marc Aurel übte er zwar beinahe die gleiche Macht wie dieser aus, blieb aber - besonders durch seinen frühen Tod - immer die Nummer zwei. Auch scheint es ihn nie zur Alleinherrschaft hingezogen haben.
Lucius Verus wird uns als schlanke stattlich Gestalt mit heiteren Gesichtszügen und blondem Haar beschrieben. Der Mode seiner Zeit entsprechen trug er einen Vollbart, den er jedoch in der Art der Barbaren länger wachsen liess als es damals üblich war. Die Historia Augusta berichtet uns weiters, dass er, um den Glanz seiner Locken noch zu betonen, diese mit Goldstaub pudern liess.
Seine Lieblingsbeschäftigungen waren das Jagen, der Ringkampf und die Leibesübungen der Jugend. Da er im Vergleich mit Marc Aurel stand, wurde behauptet, er sei besser als Redner, denn als Dichter. Auf alle Fälle umgab er sich gerne mit beredeten und gelehrten Männern.
Die Natur seines Wesens wird uns schon zwiespältiger überliefert. Einerseits hochgelobt, erfährt man doch, dass er nicht ganz dem Müssiggänger entsprach, den man zeitweilig in ihm sah. Oftmals träge und dem Wohlleben zugetan verbrachte er scheinbar viel Zeit mit Vergnügungen.
180 - 192 n.Chr.
Commodus Achtung
Lucius Aelius Aurelius Commodus
* 31. August 161 in Lanuvium
+ 31. Dezember 192 in Rom (ermordet)
Kaiser vom 17. März 180 bis 31. Dezember 192
Einleitung
Egal wer Marc Aurel im Kaiseramt nachgefolgt wäre, es hätte die betreffende Person sicher überfordert. Zu gross waren die Verdienste dieses grossen Kaisers gewesen, der sich als Philosoph am Kaiserthron verstanden hatte.
So hatte sein Sohn Commodus von Anfang an ein schwieriges Erbe anzutreten. Er teilte weder die Tugenden seines Vaters, noch glänzte er durch eigene Leistungen. Die Geschichtsschreiber hinterliessen uns das Bild eines grössenwahnsinnigen Mannes, der sich als lebendigen Gott feiern liess und sich am liebsten in der Arena als Gladiator darstellte. Zudem liess er während seiner Tyrannei, der nicht wenige zum Opfer fielen, die Staatsgeschäfte verkommen.
Dabei soll seine Gestalt ein Kontrast dazu gewesen sein. Bei den Bildnissen von Commodus muss man eine gehörige Portion Vorsicht an den Tag legen. Er liebte es als heroischer Herakles dargestellt zu werden. Glaubt man Herodian, so besass er einen wohlgebildeten Körper und schöne Gesichtszüge. Sein Haar soll naturblond gewesen sein. Andere wiederum berichten, sein Gesichtsausdruck sei stumpfsinnig, wie die eines Trinkers gewesen. Und ausserdem litt er an einer Schwellung in der Leistengegend, auf die zahlreiche Spottverse gemacht wurden. Wie auch immer, all diese Aussagen lassen sich in seine überlieferten Standbilder hineininterpretieren.
Die Jugendbildnisse zeigen Commodus ohne Bart. Im Laufe der Jahre, legte er sich jedoch - ganz in der Mode der Zeit - einen Vollbart zu. Ausserdem ist einer der wenigen Kaiser, von dem wir mit Sicherheit wissen, dass er Linkshänder war.
193 n.Chr.
Fünfkaiserjahr
01.01.193 - 28.03.193 n.Chr.
Pertinax
Publius Helvius Pertinax
* 1. August 126 in Alba Pompeia
+ 28. März 193 auf dem Palatin in Rom (ermordet)
Kaiser vom 1. Jänner 193 bis 28. März 193
Einleitung
Die Herrschaft Pertinax‘ war einer der kürzesten im Römischen Reich. Sie erstreckte sich über ganze 87 Tage und weist Ähnlichkeiten mit der kurzen Herrschaft Galbas, 125 Jahre zuvor, auf.
Die Quellen berichten uns von einem ehrwürdigen Greis, korpulent mit wallendem Bart und zurückgestrichenen Haaren. In der Rednerkunst durchschnittlich, verstand er es doch mit gefälligen Worten nicht zu sparen. Seinem Namen machte er alle Ehre, denn er galt als übermässig knausrig.
Die überlieferten Bilder stimmen mit den Beschreibungen gut überein. Das majestätische Äussere scheint bei der Auswahl zum Nachfolger des Commodus sicher eine Rolle gespielt zu haben.
28.03.193 - 01.06.193 n.Chr.
Didius Iulianus
Marcus Didius Severus Iulianus
* 30. Jänner 133 in Mediolanum
+†  1. Juni 193 auf dem Palatin in Rom
Kaiser vom 28. März 193 bis 1. Juni 193
Einleitung
Die Thronbesteigung von Didius Iulianus markiert einen der schwärzesten Punkte in der Geschichte des römischen Kaisertums. Nach dem Tod Pertinax' wussten die Prätorianer nichts besseres, als den Thron an den Meistbietenden zu versteigern.
Dass Didius Iulianus seine dabei gemachten Versprechungen nicht halten konnte und bereits andere - bessere - Thronkandidaten im Anmarsch auf Rom waren, beschleunigte nur seinen Sturz und damit verbundenen Tod. So blieben die 66 Regierungstage eines Kaisers, der sich das Amt, jedoch nicht die Macht, gekauft hatte, nur eine Episode und machte keinerlei Schule mehr.
Die überlieferten Bildnisse Zeigen Didius Iulianus als klassischen Senator im fortgeschrittenen Alter. Bei Amtsantritt war er immerhin bereits 60 Jahre alt.
193 - 194 n.Chr.
Pescennius Niger
193 - 195 n.Chr.
Clodius Albinus Caesar
193 - 197 n.Chr.
Clodius Albinus
193 - 235 n.Chr.
Severer
Die Dynastie der Severer
Der Sieger des Bürgerkrieges von 193 n.Chr. hiess Septimius Severus. Doch nach den kurzen Regentschaften von Pertinax und Didius Iulianus war das Reich noch nicht endgültig gesichert. Die Fehden um den Thron sollten sich bis 197 n.Chr. hinziehen.
Die nordafrikanische Dynastie der Severer brachte dem Römischen Reich nochmals einen machtpolitischen Aufschwung. Doch gleichzeitig begann ein vermehrter Abbau der zentralen Stellung Roms und des italischen Kernlandes zugunsten der Provinzen.
Septimius Severus hatte mit Caracalla und Geta zwei Söhne, die in seine Fußstapfen treten konnten. Nachdem Caracalla seinen Bruder hatte ermorden lassen, konnte er die uneingeschränkte Herrschaft über das Imperium ausüben.
Caracalla wurde während seines Feldzuges gegen die Parther im Zuge einer Verschwörung ermordet. Da er über keine Nachkommen verfügte, riefen die Soldaten den Prätorianerpräfekten Macrinus zum Kaiser aus. Dessen Regierung erwies sich allerdings als äusserst kurzlebig. Caracallas Tante Iulia Maesa sicherte den Thron erneut für die Severer, indem sie das Gerücht verbreiten liess, ihr Enkel sei ein uneheliches Kind des Ermordeten.
Die Legionäre liessen sich täuschen und riefen einen vierzehnjährigen Knaben zum Kaiser aus, den man schon bald nach dem syrischen Sonnengott Elagabal nannte. Sein Desinteresse an den Staatsgeschäften und die durch Ausschweifungen verursachte Unbeliebtheit liess ihn seinen, bei den Römern beliebten, vierzehnjährigen Vetter Severus Alexander adoptieren.
Dessen Beliebtheit ängstigte Elagabal und er versuchte seinen designierten Nachfolger los zu werden, doch kehrte ihm die Prätorianergarde den Rücken und ermordete ihn. Severus Alexander bestieg den Thron, doch lag die wahre Macht weiterhin bei Iulia Maesa und später bei deren Tochter Mamaea.
Die latente Unruhe im Reich konnte indes kaum unterdrückt werden. Sie gipfelte in der Ermordung des Severus Alexander und der damit verbundenen Ausrufung des Soldaten Maximinus Thrax zum Kaiser.
Die Dynastie der Severer hatte nach 43 Jahren ein Ende gefunden. In weiterer Folge sollten kurzlebige Soldatenkaiser das Reich in einer Zeit grosser Wirren beherrschen.
193 - 211 n.Chr.
Lucius Septimius Severus
211 n.Chr.
Geta
Publius Septimius Geta
* 7. März 189 in Rom
+†  Dezember 211 in Rom (ermordet)
Mitregent vom 4. Februar 211 bis Dezember 211
Einleitung
Publius Septimius Geta war nach Lucius Verus der zweite offizielle Mitregent eines Kaisers. Die kurze Herrschaft war geprägt von der Auseinandersetzung mit seinem Bruder Caracalla und endete mit Getas Ermordung.
Geta wird als stattlicher Jüngling beschrieben. Sein Wesen soll dem seines Bruders gleich forsch und heimtückisch, jedoch bei weitem nicht so gewissenlos, gewesen sein. Cassius Dio berichtet von jugendlichen Ausschweifungen, die spätere Autoren geflissentlich übergingen. Während seiner Streitigkeiten mit Caracalla hatte es Geta geschafft, sich ein lupenreines Image zuzulegen. Er verkehrte in literarischen Zirkeln und gab sich als weiser und gebildeter Mann, der das genaue Gegenteil seines raubeinigen Bruders war. Im aktiven Handeln stand er aber seinem Bruder um nichts nach und bediente sich der gleichen Vergehen und Verbrechen.
Geta soll eine wohlklingende Stimme gehabt haben. Zu seinem Leidwesen neigte er zum Stammeln. Geta galt als genauso beharrlich wie sein Bruder Caracalla. Er hielt viel auf ein gepflegtes Äusseres und wählte seine Kleidung mit Bedacht und gab grosse Summen für Schmuck aus; was ihm die Kritik seines Vaters einbrachte. Einen Hauch von Geiz mag man im Umgang mit Geschenken erkennen, die er nur für sich alleine behielt und niemanden an seiner Freude teilhaben liess. Auch wird erwähnt, dass Geta niemals andere beschenkte. In Liebesdingen hielt er sich unbeständig und er galt als unersättlicher Vielfrass, der auch die diversen Gewürzweine nicht verschmähte.
Von Geta existieren fast keine Portraits, da Caracalla seinen Bruder der damnatio memorae zum Opfer fielen liess. Bildnisse und Inschriften wurden getilgt. Im nachhinein wurde er von Caracallas Gegnern verklärt und als der bessere der beiden Brüder angesehen.
Statue des Geta
 
211 - 217 n.Chr.
Caracalla
Marcus Aurelius Antoninus (Caracalla)
* 4. April 188 in Lugdunum (Lyon)
+†  8. April 217 bei Carrhae in Mesopotamien (ermordet)
Kaiser vom 4. Februar 211 bis zum 8. April 217
Einleitung
Mit Caracalla tritt ein Kaiser in das Licht der Geschichte über den die antiken Historiker nur negatives zu berichten wussten. Wegen seines angeblichen Sadismus und seinen Gewaltausbrüchen stellte man ihn als Schurken im Purpur dar. Auch dürfte hierbei der besonders grosse Kontrast zu seinem Vorgänger und Vater Septimius Severus eine Rolle gespielt haben. Als Kind hatte es keine Auffälligkeiten gegeben und alle nachgesagten Schandtaten standen im Zusammenhang mit der Feindschaft und er Ermordung seines Bruders Geta.
Wie seinerzeit Kaiser Gaius Caligula (Soldatenstiefelchen) genannt wurde, so musste sich auch Caracalla gefallen lassen nach einem Kleidungsstück benannt zu werden. Der caracallus war ein kurzer und eng anliegender Kapuzenmantel germanischer oder keltischer Herkunft. Der Kaiser verlängerte ihn bis zu den Knöcheln und wurde fortan mit ihm identifiziert. Im 4. Jh.n.Chr. wandelte sich die Bezeichnung caracllus zu carcalla, jenem Namen, der heute noch gebräuchlich ist.
Die überlieferten Büsten geben Caracalla mit einem finsteren und teils stumpfnasigen Gesichtsausdruck wider. Das in zornigen Falten liegende Portrait stand im bewussten Gegensatz zu seinem Vorgänger Septimius Severus. Im Vergleich mit seinem Bruder Geta, der eine recht schemenhafte Gestalt geblieben war, zeigte sich Caracalla bewusst als raubeiniger Soldat, der mit harter Hand zu regieren wusste.
Caracalla or Elagabalus ?
Two Emperors Named Marcus Aurelius Antoninus Pius
Many beginning students of Roman coins have trouble separating the issues of several emperors with similar names. Among the most commonly confused are two emperors both named Marcus Aurelius Antoninus Pius - known today as Caracalla (198-217 AD) and Elagabalus (218-222 AD). The emperor known today as Antoninus Pius was age 52 when he became emperor so is hard to confuse with the much younger Caracalla and Elagabalus.
Both emperors used several different obverse legends on coins. Fortunately, only one legend ANTONINVS PIVS FEL AVG was used by both. These are separated by portrait and style.
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This legend in common was used by Caracalla (left above) only in 213 AD at age 25. Caracalla is shown fully bearded. Elagabalus (right above), however, used this legend only at the mint of Antioch in 218 AD at age 13. With this legend, he is never bearded and the style is distinctively Eastern.
Other issues may be separated easily by applying a few rules. Following the list are photos of six coins from each ruler. Apply the rules to the photos until you see why each coin belongs to the correct Antoninus.
    • Caracalla was named Augustus at age 10 after first being Caesar for two years. He died at age 29. Elagabalus served as Augustus from age 13 to 17 without previously being named 'Caesar'. Therefore if the portrait shows someone certainly under 13 or over 17 the coin is of Caracalla. Since Elagabalus was emperor for only five years the highest numeral following TRP (the annual award of Tribunican Power) would be V. Reverse legends of Caracalla coins show up to TRP XX.
    • Portraits of Elagabalus from late in the reign SOMETIMES show the emperor wearing a 'horn' on his head. Very late coins of Elagabalus may have a light beard but never the full beard of the older Caracalla.
    • Except for the legend (discussed above) used in common with Caracalla, all obverse legends for Elagabalus began with IMP (Imperator).
    • Elagabalus always spelled out ANTONINVS completely while SOME issues of Caracalla abbreviated the name.
    • Caracalla often did not begin legends with IMP but when he did either ANTONINVS was abbreviated or Caesar was shortened beyond the standard abbreviation CAES. This could be CAE or simply C. Caracalla never used IMP at the start of the legend without immediately following with some abbreviation for Caesar (C. CAE. or CAES.). All coins of Elagabalus that use the title Caesar use the abbreviation CAES.
    • Six Coins of Caracalla
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Rules 1, 3
Rules 1, 4, 5
Rules 1, 3
Rule 3
Rules 1, 2, 3
Rules 1, 2, 3
Eastern mint
Rome mint
Six Coins of Elagabalus
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Rules 3, 5
Rule 3
Rules 3, 5
Rules 3, 5
Rule 2, 5
Rules 3, 5
Eastern mint
Rome mint
Understand? Take the test. Assign the four coins below to the correct Emperor:
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Elagabalus ------------ Caracalla ------------- Caracalla ------------ Elagabalus
Left to Right:
(First) Elagabalus: The certain tip is the presence of the horn on the forehead. Also, the legend begins with IMP but spells out ANTONINVS.
(Second) Caracalla: The legend does not begin with IMP and does not include 'FEL'. All coins of Elagabalus use IMP except the ANTONINVS PIVS FEL AVG issues.
(Third) Caracalla: The portrait is much too young to be Elagabalus. The abbreviation for Caesar is 'C' rather than 'CAES' which was the only form of Caesar used by Elagabalus.
(Fourth) Elagabalus: The legend starts with IMP and has ANTONINVS spelled out. Caracalla would have abbreviated Antoninus to ANT or ANTON.
  
217 - 218 n.Chr.
Macrinus
Marcus Opellius Macrinus
* 164 in Caesarea
+†  Juni/Juli 218 in Archelais (hingerichtet)
Kaiser vom 11. April 217 bis Juni/Juli 218
Einleitung
Macrinus stellte in dreierlei Hinsicht ein Novum auf dem Kaiserthron dar. Er war der erste Kaiser aus Mauretanien. Ausserdem war er der erste, der zuvor nicht Senator gewesen war und die Wahl erfolgte ausschliesslich durch die Armee. Der bei der Thronbesteigung weit entfernte Senat hatte keine Möglichkeit gehabt eine Stellungnahme abzugeben.
Cassius Dio äussert sich negativ über Macrinus’ Herkunft und mokierte sich etwa über die mauretanische Sitte durchbohrter Ohrläppchen. Dennoch gestand er dem Kurzzeitkaiser hohe Zuverlässigkeit, Gesetzestreue und gesunden Menschenverstand zu.
Die wenigen überlieferten Büsten zeigen einen Mann von typisch nordafrikanischer Herkunft. Er wollte für sich im Geiste eines Marcus Aurelius regieren und nahm deshalb dessen Gewohnheiten an. So war seine Barttracht in jener Zeit schon überholt. Ausserdem trug er mehr Schmuck als es in der ersten Hälfte des 3.Jh.n.Chr. in der Oberschicht üblich war. Dazu kommt allerdings noch ein anderer Darstellungstyp mit gedrungenem Profil, leichtem Bart und in Anlehnung an Caracalla. Diese Portraits stammten von Künstlern in Rom, die nicht wussten wie der neue Kaiser aussah.
  
218 n.Chr.
Diadumenianus
218 - 222 n.Chr.
Elagabalus Fortschritt
Varius Avitus Bassianus (Elagabal)
(* 203 oder 204 in Emesa (Syrien), † ermordet am 11. März 222 in Rom)
Elagabal war Kaiser von 16. Mai 218 bis 11. März 222.
Einleitung
Elagabal war bei seiner Thronbesteigung erst vierzehn Jahre alt und sollte in die Geschichte als Egozentriker sondergleichen eingehen. Bisher waren Kaiser in der Regel durch ihre Blutrünstigkeit negativ aufgefallen. Doch sein bizarres Gehabe schockierte selbst die Abgebrühtesten in der römischen Gesellschaft. Selbst die antiken Schriftsteller wussten sich keinen Rat und schrieben entweder voll kopfschüttelnder Verwunderung oder abwendendem Graus.
Einige Provinzler hatten es bislang auf den Thron geschafft. Aber sie waren alle erprobte Militärs oder hatten zumindest durch ihre Erziehung Erfahrung im „Römersein“. Doch nun wurde ein Weltreich von einem syrischen Knaben regiert, der sich als Erbpriester eines orientalischen Sonnengottes fühlte.
Von Elagabal existieren heute sehr wenige Büsten. Sie zeichnen den Kaiser in sehr weichen und kindlichen Zügen. Zeitgenossen zufolge trug er ganz mit Goldfäden durchwirkte Tuniken. Aber auch reine Purpurgewänder oder persische Mode mit Juwelenbesatz kamen zum Einsatz; zudem edelsteinbesetzte Schuhe. Elagabal träumte auch davon ein juwelengeschmücktes Diadem zu tragen, auf dass seine Schönheit noch besser zur Geltung komme und weibliche Züge annehmen könne.
- 226 n.Chr.
Iulia Maesa
222 - 235 n.Chr.
Severus Alexander Fortschritt
Marcus Iulius Gessius Bassianus Alexianus (Severus Alexander)
(* 1. Oktober 208 in Arca Caesarea (in Syrien), † ermordet im März 235 in Vicus Britannicus (in Germanien))
Severus Alexander war Kaiser von 13. März 222 bis März 235.
Einleitung
Severus Alexander war erst dreizehn Jahre alt, als er den Thron von seinem Vorgänger und Cousin Elagabal erbte. Der Machtwechsel kam nicht ganz unvorhergesehen und im Hintergrund agierte seine Mutter Iulia Mamaea als die eigentliche Herrscherin.
Die Adoption war deshalb primär auf den Machterhalt der Familie ausgelegt. Während der Friedensjahre seiner Herrschaft konnte das Römische Reich noch einmal aufatmen, doch sollten sich im weiteren die ersten Anzeichen der künftigen Herausforderungen zeigen.
Alexander schämte sich seiner syrischen Herkunft und behauptete, dass seine Vorfahren echte Römer waren; was immer das heissen mochte. So liess er sich einen Stammbaum anfertigen, der ihn als Spross der römischen Familie Metelli zeigte.
Die Portraits zeigen ihn vor allem als Knaben und Halbwüchsigen, seltener als jungen Erwachsenen. Die Bildhauer schufen ein Bild, das ihn als ruhigen und geistigen Charakter darstellt. Der Kontrast zu Elagabals religiösem Fanatismus wurde bewusst herausgearbeitet. Sie griffen dabei auf die klassische Kunst des augusteischen Zeitalters zurück, für die die Stilisierung gelassener Würde charakteristisch war.
Auf lukullischer Ebene bevorzugte er Hasenbraten, und das gleich drei Mal pro Woche. In der Naturgeschichte des Plinius stand nämlich, dass man durch dessen Verzehr einen schöneren Teint erhalten würde.
Soldatenkaiser (235 - 285 n.Chr.)
Die Soldatenkaiser
Die fünfzig Jahre nach der Ermordung des Severus Alexander stellten einen Tiefpunkt in der römischen Geschichte dar. Dem Druck von aussen konnte das innerlich zerrissene Imperium nur mit Mühe standhalten. Die wiedererstarkten Perser bedrohten das Reich genauso, wie Alemannen und die neu hinzugekommenen Goten.
Bislang entstammten die meisten Kaiser der Oberschicht. Doch nun dominierten Kandidaten der Armee das Kaiseramt. Die ständigen Auseinandersetzungen an den Grenzen und im Inneren brachten eine Reihe von kurz regierenden Soldatenkaisern hervor, die oft von ihren eigenen Anhängern ermordet wurden.
Maximinus Thrax sicherte Rhein- und Donaugrenze gegen einfallende Stämme, scheiterte jedoch an seiner Finanzpolitik. Aus Unzufriedenheit mit seinem Regiment wurden Gordian I. und Gordian II. auf den Kaiserthron gehoben. Sie wurden jedoch von ihren Gegner sogleich hinweggefegt und der Senat legte mit Pupienus und Balbinus noch einmal eigenen Kandidaten den Kaiserpurpur um. Um das Volk zu befrieden waren sie gezwungen Gordian III. als ihren Nachfolger zu bestimmen. Die Chance einer Stabilisierung wurde vertan und ab 244 n.Chr. begann mit Philipp dem Araber für das Römische Reich die Zeit seiner grössten Wirren.
Decius fiel 251 n.Chr. als erster Kaiser in der Schlacht gegen einen äusseren Feind. Trebonianus Gallus und Aemilius Aemilianus stellen nur ein kurzes militärisches Intermezzo dar. Valerian geriet 260 n.Chr. als erster und einziger in die Hand des Feindes, wo er in Ketten starb. Das Römische Reich befand sich am Tiefpunkt seiner Macht und taumelte von einer Katastrophe in die nächste. Gallienus, Claudius II. Gothicus und Quintillus schafften eine knappe Stabilisierung. Die Militärreformen Gallienus' sollten die Übergangszeit zur Spätantike einleiten.
Mit der Erstarkung der Militärmacht unter Aurelian konnte auch das Kaisertum wieder an Terrain gewinnen. Tacitus und Florianus bildeten den Übergang zu Probus, der die Sicherungsmassnahmen fortführen konnte. Die verbleibenden Soldatenkaiser Carus, Numerianus und Carinus waren nur mehr Lichtblitze vor dem Eintritt in die Spätantike.
Unter der Herrschaft Diocletians wurde im weiteren das System der Tetrarchie, der Viermännerherrschaft, entwickelt, das den Beginn der Spätantike markieren sollte.
Maximinus Thrax (235 - 238 n.Chr.) Los
Gaius Iulius Verus Maximinus (Thrax)
(* um 180 n.Chr. im thrakischen Teil von Moesien, † ermordet im April 238 n.Chr. in Aquileia)
Maximinus Thrax war Kaiser von Februar/März 235 bis April 238 n.Chr.. Die Inthronisation von Maximinus Thrax stellte einen Wendepunkt in der römischen Geschichte dar.
Entgegen seiner Vorgänger, war er von geringerer Herkunft. Kompensieren konnte er dies durch seine hervorragenden militärischen Fähigkeiten und durch seine in den antiken Überlieferungen weit übertriebene Körpergröße von 2,40 m. Einhergehend war seine legendäre Schuhgröße: „Stiefel des Maximinus“ wurde zur volkstümlichen Redewendung für alle hochgewachsenen Personen. Augenzeugen berichteten, dass er alleine einen schwerbeladenen Karren zog. Maximinus wird in den Portraitbüsten als großer, muskulöser Mann mit kräftigem Kinn und als Legionär mit militärisch kurz geschorenen Haaren dargestellt. Diese Pose steht in bewusstem Kontrast zu den meditativen Posen seines Vorgängers Severus Alexander.
Gordian I. (238 n.Chr.) Fortschritt
Marcus Antonius Gordianus Sempronianus Romanus (Gordian I.)
(* zwischen 158 und 161 an unbekanntem Ort, † Selbstmord am 9. April 238 in Karthago)
Gordian I. war Kaiser von 19. März 238 bis 9. April 238.
Einleitung
Die Amtszeit von Gordian I. war - gemeinsam mit der seines Sohnes - einer der kürzesten in der Geschichte Roms. Ausgehend von einer Revolte bestätigte der Senat den Amtsinhaber problemlos, da er dem Militärregime des Maximinus Thrax misstraute. Selbst die Gefahren, die ein so gewagter Coup mit sich brachte, konnte den 80-jährigen nicht schrecken.
Von Gordian I. existieren fast keine Portraits. Die meisten finden sich auf Münzen. Sie zeigen den alten Mann mit schmalem, hagerem Gesicht und kurzem Haarschnitt. Er stellte eine beeindruckende Erscheinung dar und kleidete sich dementsprechend elegant. Ausserdem ist bekannt, dass er gerne badete.
Antike Schreiber stellten fest, dass er seine Verwandtschaft innig liebte und deshalb ein massvolles Benehmen an den Tag legte. In diesem Zusammenhang wird auch eine kuriose Eigenschaft erwähnt. Sein Schlafpensum lag so hoch, dass er sogar in Gesellschaft mit seinen Freunden bei Tisch einnickte, ohne sich im nachhinein zu schämen.
Gordian II. (238 n.Chr.) Fortschritt
Marcus Antonius Gordianus Sempronianus Romanus (Gordian II.)
(* um 192 an unbekanntem Ort, † im Kampf am 9. April 238 in Karthago)
Gordian II. war Mitkaiser vom 19. März 238 bis 9. April 238.
Einleitung
Die Amtszeit von Gordian II. entsprach der seines Vaters und war mit 22 Tagen eine der kürzesten in der Geschichte Roms. Die Bildnisse auf den wenigen Statuen und Münzen lassen eine grosse Ähnlichkeit mit seinem Vater erkennen.
Auf wissenschaftlichem Gebiet hielt man sehr viel von Gordianus und auch sein hervorragendes Gedächtnis wurde gerühmt. Er verfasste Prosa, die zwar als nicht überragend, aber dennoch von einem hellen Geist zeugend, beschrieben wird. Gordian dürfte somit ein vielseitig interessierter Mensch gewesen sein, der sich nicht auf ein Spezialgebiet festgelegt hatte. Dazu gesellte sich sein Ruf als Frauenheld, dem man ihm aber offenbar nicht übel nahm. Sein liebenswerter Charakter schien dies alles wettzumachen.
Eine Marotte ist ebenfalls überliefert. Sie betrifft die Vorliebe für kalte Getränke. Vor allem im Sommer soll er Unmengen davon konsumiert haben.
Pupienus (238 n.Chr.) Fortschritt
Marcus Clodius Pupienus Maximus
(* um 164 bis um 168 an unbekanntem Ort, †  ermordet im Juli 238 in Rom)
Pupienus war Kaiser von April bis Juli 238.
Einleitung
Mit der Regierung des Pupienus und des Balbinus erlangte der Senat für kurze Zeit seine alte Macht und Betriebsamkeit zurück. Pupienus hatte eine glänzende Militär- und Verwaltungskarriere hinter sich, die wahrscheinlich auch den Ausschlag gab, dass der Senat ihn zum Kaiser wählte.
Wie Balbinus war auch Pupienus um die 70, als er den kaiserlichen Purpur erhielt. Die Angaben antiker Historiker lassen ihn noch etwas älter erscheinen; dies dürfte aber übertrieben sein.
Pupienus’ Temperament wird als hart und unversöhnlich beschrieben; einen Ruf, den er sich vor allem als Verbrechensbekämpfer in Rom erworben hatte. Dieser Umstand wurde besonders im Zusammenhang mit seinem Mitregenten Balbinus immer wieder hervorgehoben. Sein Gesichtsausdruck trug ihm die den Beinamen Tristis (der Traurige) ein.
Vom Aussehen her besass er ein hageres Gesicht mit langer Nase und Bart. Dies unterstrich sein eher mürrisches und griesgrämiges Wesen. Auf der anderen Seite bezeichnete man ihn als massvollen Trinker und eher scheuen Menschen.
Balbinus (238 n.Chr.) Fortschritt
Decimus Caelius Calvinus Balbinus
(* um 165 bis um 170, † ermordet im Juli 238 in Rom)
Balbinus war Mitkaiser des Pupienus von April bis Juli 238
Einleitung
Mit der Regierung des Balbinus und des Pupienus erlangte der Senat für kurze Zeit seine alte Macht und Betriebsamkeit zurück. Balbinus war ein angesehener Patrizier und bereits um die siebzig, als er in das Amt des Kaiser gewählt wurde.
Herodian berichtet, dass Balbinus einen freieren und offeneren Charakter besessen hatte, als sein Mitregent. Die Münzen zeigen Balbinus mit weichen und schwammigen Zügen samt unrasiertem Kinn. Die Statuen geben ihn als einen Mann ohne besondere Merkmale wider.
Balbinus betätigte sich gerne als Literat und Redner und zeigte einen erlesenen Geschmack bei Wein, Speisen und Frauen. Auch seine Vorliebe für elegante Kleider wird bei den antiken Autoren hervorgehoben. Möglicherweise wurde einiges übertrieben, um ihn gegenüber Pupienus besser aussehen zu lassen.
Gordian III. (238 - 244 n.Chr.) Los
Marcus Antonius Gordianus Pius (Gordian III.)
(* 20. Januar 225 n.Chr. in Rom, † ermordet am 25. Februar 244 n.Chr. in Zaitha/Euphrat)
Gordian III. war Kaiser von Juli 238 bis 25. Februar 244 n.Chr.. Gordianus III. trat sein Amt als römischer Kaisers mit seinen Pflichten offiziell im Alter von dreizehn Jahren an. Im Hintergrund leitete die Familie und Verwaltungsbeamten das Gros der Staatsgeschäfte.
In den Portraits wird er überwiegend als halbwüchsiger Kaiser mit kurzer Frisur und noch nicht ausgereiften Zügen dargestellt. Im Gegensatz zum beinahe übertriebenen Realismus des Maximinus Thrax kehrten die Bildnisse wieder zu einem eher stilisierenden Stil des Septimius Severus zurück. Über den Charakter von Gordianus III. gibt es keinerlei gesicherte Angaben. Die antiken Autoren beschreiben ihn als heiteren und allgemein beliebten jungen Mann.
Philippus I. Arabs (244 - 249 n.Chr.) Fortschritt
Marcus Iulius Philippus (Philipp der Araber)
(* um 204 n.Chr. in Philippopolis (Syrien), † im Kampf gefallen im September 249 n.Chr. bei Verona)
Philippus I. Arabs war Kaiser von Februar 244 n.Chr. bis September/Oktober 249 n.Chr..
Einleitung
Die Zeitspanne 244 - 270 n.Chr. gehört zu der chaotischsten in der Geschichte Roms. Über ein Dutzend Männer legten sich den Kaiserpurpur um oder wurden in ihr Amt ernannt. Lediglich ein Kaiser starb keines gewaltsamen Todes. Am Beginn dieser Epoche stand mit Philippus Arabs ein Mann, der aus einer entfernten Provinz stammte und eine neue Dynastie begründen wollte.
Von der Person sind keinerlei Beschreibungen erhalten geblieben. Die Portraitbüsten zeigen ihn - im Gegensatz zu den idealisierten Darstellungen Gordians III. und der senatorischen Würde von Pupienus und Balbinus - sehr realistisch. Sein Typ ist nicht mehr klassisch- römisch und seine Züge sind bewegt und eindrucksvoll, jedoch verraten sie ein waches Misstrauen und eine nur mit Mühe zurückgehaltene Unruhe.
Otacilia Severa (244 - 249 n.Chr.) Achtung
Marcus Iulius Philippus (Philipp der Araber)
(* um 204 in Philippopolis (Syrien), † im Kampf gefallen im September 249 bei Verona)
Philippus Arabs war Kaiser von Februar 244 bis September/Oktober 249.
Einleitung
Die Jahre zwischen 244 und 270 gehören zu den chaotischsten in der Geschichte Roms. Über ein Dutzend Männer legten sich den Kaiserpurpur um oder wurden in ihr Amt ernannt. Lediglich ein Kaiser starb keines gewaltsamen Todes. Am Beginn dieser Epoche stand mit Philippus Arabs ein Mann, der aus einer entfernten Provinz stammte und eine neue Dynastie begründen wollte.
Von der Person sind keinerlei Beschreibungen erhalten geblieben. Die Portraitbüsten zeigen ihn - im Gegensatz zu den idealisierten Darstellungen Gordians III. und der senatorischen Würde von Pupienus und Balbinus - sehr realistisch. Sein Typ ist nicht mehr klassisch-römisch und seine Züge sind bewegt und eindrucksvoll, jedoch verraten sie ein waches Misstrauen und eine nur mit Mühe zurückgehaltene Unruhe.
Decius (249 - 251 n.Chr.) Fortschritt
Gaius Messius Quintus Decius Valerinus
(* um 190 in Budalica bei Sirmium, † im Kampf gefallen im Juni 251 bei Abrittus in Moesien)
Decius war Kaiser von September/Oktober 249 bis Juni 251.
Einleitung
Kaiser Decius war der erste in einer langen Reihe von römischen Kaisern, die aus Pannonien stammten. Kein Soldatenkaiser von seiner Herkunft aus gesehen, verbrachte er die meiste Zeit auf den Feldzügen gegen die Goten.
Obwohl er aus einer Donauprovinz stammte, war Decius ein überzeugter Anhänger altrömischer Tradition. Diese versuchte er mit seiner Politik durchzusetzen und brachte ihm den Beinamen Traianus ein. Seine religiösen Ansichten ordnete er dem Gemeinwohl zu und verursachte damit eine Christenverfolgung, die ihn auch der Nachwelt in Erinnerung brachte.
Seine Portraits stehen etwas im Gegensatz zu den harten Handlungen, die man dem Kaiser nachsagte. Die Stirn in Falten gelegt, kennzeichnet ermattende Besorgnis seinen Blick. Es ist das Portrait eines Mannes, auf dem eine schwere Bürde lastet.
Herennius Etruscus (249/250 - 251 n.Chr.) Achtung
Quintus Herennius Etruscus Messius Decius
(* , † mit seinem Vater im Kampf gefallen im Juni 251 bei Abrittus in Moesien)
Decius war Caesar und Mitregent von 249/250 bis Juni 251.
Einleitung
Trebonianus Gallus (251 - 253 n.Chr.) Fortschritt
Gaius Vibius Trebonianus Gallus
(* um 206 in Perusia, † ermordet im August 253 in Interamna)
Trebonianus Gallus war Kaiser von Juni 251 bis August 253.
Einleitung
Mit Trebonianus Gallus begegnet einem ein typischer Vertreter der Zeit der Soldatenkaiser. Von seinen Soldaten zum Kaiser ausgerufen, sollte er auch von ihnen wieder umgebracht werden. Auch die Regierungszeit von etwas über zwei Jahren fügt sich in dieses Bild.
Unter Decius war das Römische Reich hart bedrängt, doch unter Trebonianus Gallus geriet das Staatsgefüge gefährlich ins wanken. Die Römer wurden an den wichtigsten Fronten geschlagen; Inflation und die Pest sorgten im Inneren für eine Schwächung des Staates.
Die wenigen Bildnisse verraten oft Unsicherheit. Im Sinne einer Botschaft des Herrschers sind diese Statuen sicher nicht angefertigt worden. Der Kaiser war vermutlich zu sehr mit seinen Regierungsgeschäften und den Abwehrkämpfen beschäftigt, als dass er sich um eine propagandistische Kunst widmen konnte. Indes legen sie beredetes Zeugnis über die Probleme jener Zeit ab.
Volusianus (251 - 253 n.Chr.)
Caius Vibius Afinus Gallus Vendumnianus Volusianus
Aemilianus (253 n.Chr.) Fortschritt
Marcus Aemilius Aemilianus
(* um 207 in Jerba (Africa), † ermordet im Oktober 253 in Spoleto)
Aemilius Aemilianus war Kaiser von August 253 bis Oktober 253.
Einleitung
Aemilius Aemilianus war als Kaiser ein Symptom seiner Zeit. Durch das Militär an die Macht gekommen, wandten sich die Soldaten schon wenige Monate später wieder von ihm ab, um einen Bürgerkrieg zu vermeiden. Seine Herrschaft zählt zu den kürzesten in der Geschichte Roms und die genauen Daten sind unbekannt.
Lediglich eine Statue kann mit grosser Wahrscheinlichkeit dem Kaiser zugerechnet werden. Sie zeigt Aemilianus im Gegensatz zur Klassik mit harten Gesichtszügen. Nach dem Sieg über die Goten erscheint eine Darstellung als Mars durchaus sinnvoll. Die Münzbilder jener Zeit sind äusserst schlecht (was auch am minderwertigen Material liegt) und lassen weitere Zuordnungen anderer Portraits nicht zu.
Uranius Antoninus (253 - 254 n.Chr.) Los
Lucius Iulius Aurelius Sulpicius Severus Uranius Antoninus
(* , † )
Uranius Antoninus regierte 253 - 254 n.Chr. als römischer Gegenkaiser zu Valerianus I. in Syrien von der Stadt Emesa aus.
Zeugen für seine Regentschaft bilden lediglich einige Münzen mit seinem Abbild. Der byzantinische Chronist Johannes Malalas stellt die These auf, dass Uranius Antoninus mit dem Hohepriester der Aphrodite in Emesa, Sampsigeramos, der den Angriff des Sassaniden Schapur I. 253/254 n.Chr. zurückschlagen konnte, identisch.
Das Leben und Wirken von Uranius Antoninus ist unklar. Umstritten ist, ob er in die Reihe der römischen Kaiser gehört. Allerdings spricht dafür, dass neun verschiedene von ihm geprägte Münztypen existieren.
Valerianus I. (253 - 260 n.Chr.) Los
Publius Licinius Valerianus
(* um 195 n.Chr. an unbekanntem Ort in Eturien, † in der Sklaverei nach 262 n.Chr. an unbekanntem Ort)
Valerianus regierte vom September 253 n.Chr. bis Juni 260 n.Chr., danach übernahm sein Sohn Gallienus noch während seiner Gefangenschaft durch die Perser die Macht.
Im 3. Jahrhundert repräsentiert die Regentschaft des Valerianus I., wie bei keinem anderen römischen Kaiser, den Niedergang der römischen Macht. Valerianus I. wurde vom Senat und Heer respektiert. Auf der Basis dieses Rückhalts, ergriff er wie zahlreiche Männer vor ihm die Gelegenheit beim Schopf und liess sich im Alter von 58 Jahren zum Kaiser proklamieren.
Valerianus I.  herrschte nicht ganz sieben Jahre. Seine Herrschaft war geprägt von Revolten und der Verteidigung gegen Goten und Perser. Innere Unruhen, Invasionen, Hungersnöte und Inflation führten das Römische Reich zum Tiefstpunkt seiner Geschichte. Schmachvoll wurde Valerianus I. vom Perserkönig Schapur I. gefangen genommen. Den Rest seines Lebens verbrachte er als greiser Sklave.
Die wenigen vorhandenen Portraits zeigen Valerianus I. mit angespanntem Blick. Dies entsprach der damaligen Lage des Römerreiches.
Gallienus (253 - 268 n.Chr.) Los
Publius Licinius Egnatius Gallienus
(* um 218 n.Chr. an einem unbekannten Ort, † ermordet im September 268 n.Chr. im Feldlager vor Mailand)
Gallienus regierte, nachdem sein Vater Valerianus I. bei den Persern in Gefangenschaft geriet, vom Oktober 253 n.Chr. - August 268 n.Chr. das erschütterte Reich.
Als Soldatenkaiser hob sich Gallienus gegenüber seinen Vorgängern und Nachfolgern durch markant hervor. Er wirkte gleichsam in Kunst, Militär und Verwaltung. Seine Reformen sicherten dem Reich das Überleben. Dennoch verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage kontinuierlich. Unter seinem Vater Valerianus I. erlebte die römische Macht einen Tiefstpunkt. Gallienus schuf die Grundlagen zum Wiedererstarken des zersplitterten, am Boden liegenden, römischen Reiches.
Gallienus liebstes Hobby war die Poesie, der er sich trotz innerer Unruhen, Invasionen, Inflation und Seuchen widmete. Sein literarisches Wirken belegen eine Vielzahl an Reden und Versen. Auch in der Bildhauerei war Gallienus aktiv, so prägte er einen neuen Stil. Dieser war dem Klassizismus des Augusteischen Zeitalters nachempfunden. Selbst die Motive, die unter seiner Regentschaft reversseitig zur Münzprägung gewählt wurden, deuten auf sein künstlerisches Wirken hin.
Die bekannten Portraits von Gallienus wirken überwiegend intellektuell und weniger militärisch.
Mariniana (- 254 n.Chr.) Fortschritt
Mariniana
(* , † 254)
Mariniana war die zweite Frau von Valerianus I..
Salonina (254 - 268 n.Chr.)
Cornelia Salonina
(* , † ermordet im September 268 im Feldlager vor Mailand)
Gallienus war Kaiser von Oktober 253 bis August 268.
Einleitung
Nachdem Kaiser Valerian von den Persern gefangen genommen worden war, fiel es seinem Sohn Gallienus zu das erschütterte Reich zu regieren. Es sollte ein schweres und undankbares Erbe werden.
Als Soldatenkaiser unterschied sich Gallienus sowohl von seinen Vorgängern als auch seinen Nachfolgern. Er wirkte gleichsam in Kunst, Militär und Verwaltung. Seine Reformen sollten so dem Reich das Überlebern erleichtern, auch wenn die wirtschaftliche Situation sich ständig verschlechterte. Unter Valerian hatte die römische Macht ihren Tiefpunkt erreicht. Unter Gallienus lag das Römerreich zwar am Boden und war zersplittert; dennoch bildete seine Herrschaft den Nährboden für die Wiedererstarkung.
In einer Zeit von Seuchen, Inflation, Bürgerkrieg und Invasionen fand der Kaiser Zeit für sein liebstes Hobby, die Poesie. Sein literarischer Charakter ist durch zahlreiche Verse und Reden belegt. In der Bildhauerei prägte Gallienus einen neuen Stil, der dem Klassizismus des Augusteischen Zeitalters nachempfunden war. Die erhalten gebliebenen Portraits des Kaisers wirken mehr intellektuell, denn militärisch. Auch fehlen ihnen die ernsten Sorgenfalten seiner Vorgänger.
Postumus (260 - 268 n.Chr.) Fortschritt
Claudius II. Gothicus (268 - 270 n.Chr.)
Marcus Aurelius Valerius Claudius (II. Gothicus)
(* 219 n.Chr. in der Region Illyrien, † an der Pest im Januar 270 n.Chr. in Sirmium)
Claudius II. Gothicus war Kaiser von September 268 bis Januar 270 n.Chr.
Einleitung
Marcus Aurelius Valerius Claudius wurde unter seinem Siegernamen Claudius Gothicus bzw. als Claudius II. (zur Unterscheidung vom gleichnamigen Kaiser zwei Jahrhunderte zuvor) bekannt. Als Nachfolger des Gallienus setzte er dessen Reformen fort und stabilisierte das schon am Rande des Zusammenbruchs stehende Römische Reich durch seine Siege über die Goten.
Er gehörte zu den wenigen Soldatenkaisern, die nicht eines gewaltsamen Todes starben und wurde von den Historikern zur Heldengestalt gemacht. Die kaum zweijährige Herrschaft verbrachte er in Kämpfen in Norditalien und am Balkan. Alle anderen Reichsteile hatten von ihm kaum etwas zu erwarten. Erst sein Nachfolger sollte das Fundament für eine neue Ordnung legen, zu der aber Claudius II. massgeblich beigetragen hatte.
Portraits zeigen den Kaiser als typischen zeitgenössischen Offizier. Lediglich grob rasiert und die Stirn in Falten gelegt, verkörpert er die Anspannungen, denen er ausgesetzt war. Auf Münzen erscheint er zudem mit grimmigem, furchteinflössenden Blick.
Victorinus (268 - 270 n.Chr.)
* Laelianus, Usurper in Gaul (269 n.Chr.)
Quintillus (270 n.Chr.) Fortschritt
Marcus Aurelius Claudius Quintillus
(* Geburtsdatum und -ort unbekannt, † Selbstmord im April 270 in Aquileia)
Quintillus war Kaiser von Januar bis April 270.
Einleitung
Über Quintillus ist fast nichts bekannt. Seine kurze Herrschaft gleicht einem Puffer zwischen dem zu früh verstorbenen Claudius und der Konsolidierungsphase Aurelians. Auch gibt es keine Portraits, die auf die Person weitere Rückschlüsse geben könnten. Da es sich um den jüngeren Bruder des Claudius handelte, dürfte eine starke Ähnlichkeit der beiden vorgelegen sein. Auf Münzen erscheint er ähnlich ernst wie sein Vorgänger.
Vaballathus (270/71 - 272 n.Chr.)
Zenobia (270/71 - 272 n.Chr.)
Tetricus I. (271 - 274 n.Chr.)
Aurelian (270 - 275 n.Chr.) Fortschritt
Lucius Domitius Aurelianus
(* 9. September 214 n.Chr. in der Provinz Untermoesien, † ermordet im September/Oktober 275 n.Chr. in Coenofurium)
Aurelianus war Kaiser von April 270 n.Chr. bis September/Oktober 275 n.Chr..
Einleitung
Die Militärreform Gallienus’ und der Einsatz eines Claudius Gothicus hatten das Römische Reich vor dem Fall bewahrt. Nun lag es an einem Mann, der energisch genug war, das in drei Teile zersplitterte Staatsgefüge (Gallisches Sonderreich im Westen, das eigentliche Reich in der Mitte und Zenobias Reich im Osten) wieder zu vereinen. Das Schicksal hatte Lucius Domitius Aurelianus auserkoren, diese Aufgabe zu übernehmen. Er stellte nicht nur die Reichseinheit wieder her, sondern unter seinem Kommando sollten die römischen Truppen wieder siegreich aus den zahlreichen Schlachten an den Grenzen hervorgehen.
Bislang konnte man keine Statue mit Aurelian in Verbindung bringen. Ein in Istanbul gefundener Marmorkopf wurde ihm zu unrecht zugeschrieben. Auch vom Erlass seines Nachfolgers Tacitus, dass jeder Haushalt ein Bildnis von Aurelian zu besitzen hätte, ist nichts Greifbares übriggeblieben. Nicht nur die Archäologen wüssten gerne mehr über das Aussehen jenes Kaisers unter dem die militärische Macht des Römischen Reiches wieder erstarkte. Auf den Münzen erscheint er mit Strahlenkrone, langem Hals, in Falten gelegter Stirn und der für diese Zeit typischen Barttracht.
Als Soldatenkaiser war er der erste, der sich auch darum bemühte, dem Kaisertum eine überhöhte Aura und Unnahbarkeit zu geben. Er selbst stilisierte sich zum Dominus et Deus (Herr und Gott; dem Sonnengott) hoch. Dazu passt auch seine golddurchwirkte Kleidung, die er mit Juwelen besetzen liess.
271 n.Chr.
Die Stadt Rom baut neue Verteidigungsmauer mit 16 Meter Höhe.
274 n.Chr.
Orientalischer Sonnengott-Kult wird römische Staatreligion.
Tacitus (275 - 276 n.Chr.) Fortschritt
Marcus Claudius Tacitus
(* um 200 in den Donauprovinzen, † möglicherweise ermordet im Juli 276 in Tyana in der Provinz Kappadokien)
Tacitus war Kaiser von Oktober/November 275 bis April 276.
Einleitung
Mit Aurelian war wieder einmal ein Kaiser den Prätorianern zum Opfer gefallen und es wäre logisch gewesen, wenn sich deren Präfekt den Purpur umgelegt hätte. Doch ging der Lauf der Geschichte anders. Die Soldaten rekrutierten im Einklang mit dem Senat den alten General Marcus Claudius Tacitus.
Die überlieferten Portraits zeigen keinen Unterschied zu den anderen Soldatenkaisern jener Zeit. Aussehen und Stil repräsentieren die damalige Mode. Die von ihm selbst kolportierte Verwandtschaft mit dem Schriftsteller Tacitus ist reine Fiktion und beruht wahrscheinlich auf eigene Einbildung.
Tacitus verabscheute allen Prunk und pflegte trotz seines Vermögens einen einfachen Lebensstil. Der Historia Augusta zufolge trank er am Tag weniger als einen Schoppen Wein und er ernährte sich mässig. Noch im hohen Alter soll der Mann Augen wie ein Adler besessen haben. Das hohe Alter führte er auf wenige Bäder zurück. Sein privates Interesse galt kunstvollem Glas und er sammelte Marmor. Überhaupt war er ein Experte auf dem Gebiet der Gewerbebetriebe.
Florianus 276 n.Chr.) Fortschritt
Marcus Annius Florianus
(* Geburtsdatum und -ort unbekannt, † ermordet im September 276 in Tarsus)
Florianus war Kaiser von April bis Juni 276.
Einleitung
Kaiser Tacitus hatte seinen Bruder in das Amt des Prätorianerpräfekten eingesetzt und sich so von dieser Seite her abgesichert. Als logischer Nachfolger schwang sich Marcus Annius Florianus auf den Thron. Die Usurpation des Probus sollte seine Herrschaft nur kurz währen lassen.
Das Portrait zeigt Florianus mit brutalem Gesicht. Die Grobheit kommt weitaus mehr zur Geltung, als bei seinem Bruder und Vorgänger Tacitus. Die krausen Locken und der enge Bart sind die üblichen Modeerscheinungen jener Zeit.
Mit dem Tod des Florianus’ schnellte die Todesrate unter den Kaisern deutlich nach oben und die Dauer der Regierungszeiten erreichte wieder einen Tiefpunkt.
Probus (276 - 282 n.Chr.) Fortschritt
Marcus Aurelius Probus
(* 19. August 232 in Sirmium, † ermordet Ende September 282 bei Sirmium)
Probus war Kaiser von Juli 276 bis Ende September 282
Einleitung
Mit Marcus Aurelius Probus hatte es wieder einmal ein Gegenkaiser geschafft den Thron zu erklimmen. Die Wahl sollte sich für das Römische Reich als fruchtbar erweisen. Probus stand Aurelian in militärischer Hinsicht um nichts nahe. Darüber hinaus sorgte er sich über den katastrophalen Zustand der Wirtschaft; vor allem der Landwirtschaft. Probus sollte die Reichseinheit verteidigen und Massnahmen setzen, die ganz auf der Linie der Übergangszeit zur Spätantike lagen.
Sein Portrait zeichnet sich durch einfache Züge aus, das ihn trotz seines soldatischen Ursprungs sympathisch erscheinen lässt. Es ist das ganze Gegenteil von der Brutalität seines Vorgängers. Bekannt wurde Probus vor allem durch die von seinen Truppen angelegten Weinberge in Gallien und in den Donauprovinzen und als Kaiser, der deswegen von seinen Soldaten ermordet wurde.
Carus (282 - 283 n.Chr.) Fortschritt
Marcus Aurelius Carus
(* um 224 in Narbo (Gallien), †  Juli/August 283 bei Ctesiphon in Mesopotamien)
Carus war Kaiser von September 282 bis Juli/August 283.
Einleitung
Mit Carus tritt das Zeitalter der Soldatenkaiser in seine letzte Phase. Noch einmal versuchte ein Kaiser eine neue Dynastie zu gründen. Mit zwei erwachsenen Söhnen hatte er dafür die besten Voraussetzungen. Dass es wie so oft anders kam kann dem Schicksal und den Zeitumständen zugeschrieben werden. Trotzdem muss sein Andenken gewürdigt werden. Als militärisches Genie besiegte er in einem Blitzfeldzug die Perser, die so lange zuvor die Ostprovinzen des Reiches bedroht hatten.
Die Münzbildnisse zeigen Carus mit dem für die damalige Zeit typischen kahlen Kopf samt kurzem Bart der Militärs. Standbilder dürften infolge der kurzen Regierungszeit von gut zehn Monaten keine mehr existieren.
Sein Tod, der durch einen Blitzschlag hervorgerufen worden sein soll, stellt ihn zudem weiter ins Licht der Geschichte als manch anderen Zeitgenossen.
Numerianus (283 - 284 n.Chr.) Fortschritt
Marcus Aurelius Numerius Numerianus
(* um 253 an unbekanntem Ort, † ermordet am November 284 in der Nähe von Nicomedia)
Numerianus war Mitkaiser von Juli/August 283 bis November 284.
Einleitung
Die Biografie Numerianus, Mitregent seines Vaters Carus sowie seines Bruders Carinus, zeigt, dass auch in den schwierigen Zeiten des 3.Jh.n.Chr. nicht nur Verfall und Zerstörung regierten. Als begabter Redner und Literat wurde er von seinen Zeitgenossen unter die besten Geistesgrössen seiner Zeit eingereiht. Auf der anderen Seite hatte er kein Talent für Kriegs- und Staatsführung. In ruhigeren Zeiten hätte er sich wahrscheinlich besser bewähren können.
Der Unterschied zu seiner von der Armee dominierten Zeit ist auch in den Portraits erkennbar. Seine Frisur ist fülliger und lockiger, als die der Militärs. Er wirkt so eher wie ein friedvoller Lucius Verus, denn als ein Kind seiner Epoche. Dass er trotzdem wie viele andere vor ihm, ermordet wurde, zeigt die Instabilität der damaligen Umstände.
Carinus (283 - 285 n.Chr.) Fortschritt
Marcus Aurelius Carinus
(* um 250 an unbekanntem Ort, † ermordet während einer Schlacht im Sommer 285 am Fluss Margus am Balkan)
Carinus war Kaiser vom Frühjahr 283 bis zum Sommer 285.
Einleitung
Marcus Aurelius Carinus sollte der letzte offizielle Soldatenkaiser werden. Als Spross des Carus hatte er in dynastischem Interesse die Aufgabe gehabt, den Westen des Reiches zu verteidigen. Nach dem Tod von Vater und Bruder konnte er sich vorerst im Sattel halten und wurde im Angesicht seines grössten Triumphes von den eigenen Leuten ermordet. Sein Nachfolger Diocletian sollte das Römische Reich grundlegend reformieren und damit das Zeitalter der Spätantike einläuten.
Carinus’ Portrait zeigt eine wunderbare Verschmelzung von zivilen und militärischen Gewohnheiten. Der kurzgeschorene Kopf eines Soldaten paart sich mit den sorgfältig gepflegten Locken des Bartes und führt so zu einer ausdrucksvollen Dynamik.
284 n.Chr.
Tetrarchen (284 - 305 n.Chr.) Los
Die Tetrarchen
Die Regentschaft des Diocletian markierte den Beginn der Spätantike. Der neue Kaiser sollte das römische Staatsgefüge so verändern, wie kein Kaiser seit Augustus. Diocletian entwickelte mit der Tetrarchie ein neues Regierungssystem und wollte damit Thronstreitigkeiten für alle Zukunft ausschalten.
Zunächst teilte er sich die Herrschaft mit seinem kongenialen Partner Maximianus, der den Westteil des Römischen Reiches verwaltete. Später wurden Constantius Chlorus und Galerius zu Caesares ernannt, wie die Juniorpartner der beiden Augusti nun hiessen. Nach der Abdankung von Diocletian und Maximian folgten sie ihnen im Amt nach und ernannten Maximinus Daia und Severus zu ihren Stellvertretern.
Thronstreitigkeiten beherrschten die folgenden Jahre und auch Maximian griff nochmals zum kaiserlichen Purpur. Nachdem Constantius 306 n.Chr. verstorben war, wurden Galerius und Severus gemeinsam Kaiser. Maximians Sohn Maxentius fühlte sich übergangen und ging in die Offensive, wobei Severus den Tod fand.
Maxentius herrschte nun ohne Anerkennung in Rom. Im Osten wurde Maximinus Daia offiziell Kaiser, der aber nach dem Sieg des Constantinus Selbstmord beging. Nach dem Tod des Galerius und der Niederlage des Maxentius an der Milvischen Brücke war Konstantin - den man bald den Grossen nannte -  der wichtigste Herrscher des Römischen Reiches. Sein letzter Rivale Licinius wurde 325 n.Chr. im Exil ermordet.
Carausius (287 - 293 n.Chr.) Fortschritt
Marcus Aurelius Maus(aeus?) Carausius
(† 293 n.Chr. durch Ermordung im Auftrag von Allectus)
Carausius war römischer Feldherr, Admiral und Gegenkaiser zu Maximianus als Augustus im Westreich und Diocletianus als Augustus im Osten, Er gründete 287 n.Chr. ein Sonderreich in Britannien und im nördlichen Gallien, welches bis 296 n.Chr. bestand.
Zeitliche Einordnung
Die Datierung, zu welchem Zeitpunkt die letzte große Usurpation des dritten Jahrhunderts begann, ist nicht exakt durchzuführen. Die numismatischen und schriftlichen Quellen widersprechen sich in diesem Punkt. Auf das Jahr 286 n.Chr. weisen Münzfunde hin. Die Schriften von Aurelius Victor, Eutropius und den Panegyrikern legen das Jahr 287 n.Chr. nahe.
Herkunft
Geboren wurde Carausius als Sohn einer armen Familie aus Menapia. Dies liegt in einer Region in den heutigen südlichen Niederlanden.
Aufstieg des Carausius
Carausius spielte in einem Feldzug Maximianus gegen die aufständische Bagauden Galliens eine tragende Rolle. Seitdem genoss er als Soldat einen ausgezeichneten Ruf und ihm wurde das Kommando der Classis Britannica, die in Gesoriacum (Boulogne-sur-Mer) stationiert war, übertragen. Daneben verfügte Carausius über umfangreiche Kenntnisse in der Seefahrt. Es liegt nahe, dass er in seiner Jugend zur See als Steuermann gearbeitet hatte.
Der Augustus des Westreichs Maximianus entschloss sich die Piraterie an beiden Küsten des Ärmelkanals zu bekämpfen. Im Herbst des Jahres 285 n.Chr. wurde Carausius zunächst damit beauftragt, den Ärmelkanal von den Piraten (Sachsen, Franken, Germani) zu säubern. Das Kommando des Carausius enthielt ebenfalls den Schutz der Küsten der Belgica (heute: Normandie/Belgien) und Armoricas (heute: Bretagne). Bei diesen Operationen wurde auch die Classis Britannica eingesetzt. Mit Hilfe seiner Flotte gelang es Carausius, die Piratenplage nach einigen Expeditionen weitgehend unter Kontrolle zu bringen. Danach wurde er aber mit dem Vorwurf konfrontiert, die Beute konfisziert und die Piraten selbst sogar in seine Armee aufgenommen und damit bezahlt zu haben. Es scheint, dass er damit nicht nur die Flotte beträchtlich vergrößerte, sondern ab diesem Zeitpunkt auch sehr gute Verbindungen zu den Franken pflegte.
Die Usurpation
Der argwöhnische Maximian sah darin die ersten Anzeichen einer aufkeimenden Rebellion seines allzu erfolgreichen und schon viel zu mächtig gewordenen Flottenbefehlshabers. Ob Carausius nun wirklich solches im Sinn hatte, ist nicht mehr zu eruieren; Maximian jedenfalls gab den Befehl aus, ihn zu verhaften und umgehend hinrichten zu lassen. Carausius hingegen erhielt rechtzeitig davon Kenntnis und handelte sofort. Um sein Leben zu retten, rief er sich mit Hilfe seiner Truppen und der Kanalflotte zum Imperator aus.
Im Herbst des Jahres 286 n.Chr. oder im Frühjahr 287 n.Chr. verlegte Carausius seine gesamte Flotte eilig nach dem sicheren Britannien, wo er abwechselnd in Londinium oder im gallischen Gesoriacum residierte. Britannien, das seine Herrschaft anerkannte, fiel vollständig unter seine Kontrolle; später gelangten auch noch große Teile der gallischen Nordküste hinzu, da die Franken weiter zu ihm standen. Hier ist auch die Existenz einer Münzprägestätte des Carausius in Rouen belegt. Durch die Unterstützung der britischen Provinzen und Teilen Nordgalliens befand sich Carausius vorerst in einer starken Position. Trotzdem verstärkte er seine Flotte vorsichtshalber noch zusätzlich durch gallische und fränkische Renegaten.
Oft kann man in der einschlägigen Fachliteratur lesen, dass die Machtübernahme durch Carausius spontan und rasch vonstatten ging, doch finden sich weder bei Aurelius Victor noch bei Eutropius Hinweise, die dies eindeutig bestätigen. In diesem Zusammenhang erscheint auch die u.a. von Sheppard Frere geäußerte Vermutung gerechtfertigt, dass es sich bei diesem Staatsstreich sehr wohl um eine von langer Hand geplante Aktion gehandelt hat. Es stellt sich die Frage, wie es Carausius gelungen ist, so schnell die unumschränkte Macht über Britannien zu ergreifen, ohne dabei auf nennenswerte Gegenwehr von Seiten der britischen Provinzverwaltung oder des dortigen (durchaus kampferprobten) Militärs zu stoßen; über Abwehraktionen sind in keiner Quelle Hinweise zu finden. Möglich wäre also, dass Carausius sich das Wohlwollen und die der in Britannien stationierten Truppen erkauft hat, was in so einem Fall eine altbewährte Praxis war. Entweder ließ er neues Geld prägen oder er konnte tatsächlich auf unterschlagene Mittel zurückgreifen. Eine andere Erklärung wäre, dass Carausius bereits durch einen vorangegangenen Feldzug in Britannien als erfolgreicher Feldherr bekannt und geschätzt war. Diese These ist jedoch umstritten, da es keinerlei schriftliche oder archäologische Beweise dafür gibt. Was auch immer der tatsächliche Grund für die Akzeptanz der Herrschaft des Carausius in Britannien war, der Usurpator konnte ungestört fast sechs Jahre nach Belieben schalten und walten. Verantwortlich dafür scheint wohl auch der Umstand gewesen zu sein, dass Maximians Armee durch permanenten Druck der Barbaren auf die Rheingrenze so sehr in Anspruch genommen wurde, dass sie zunächst nicht auch noch gegen den weniger gefährlichen Carausius vorgehen konnte.
Der Gegenschlag
Im Winter des Jahres 288 n.Chr. aber ordnete Maximian den Bau neuer Schiffe in der Rheinmündung an, befahl nach deren Fertigstellung eine sofortige Seeoperation gegen Britannien und scheiterte damit kläglich.
Die Invasionsflotte besaß wohl nach Überlaufen der römischen Kanalflotte zu Carausius nicht mehr genügend erfahrene Lotsen und Seeleute, die die Besonderheiten dieser tückischen Gewässer kannten. Das notorisch schlechte Wetter in diesen Breiten durchkreuzte noch zusätzlich die Strategie des Kaisers. Britannien war nur schwer zu erobern, den seit etwa 270 n.Chr. von See her einfallenden germanischen Völkern versuchte man mit teilweise neu errichteten, stark befestigten Kastellen an der Sachsenküste Herr zu werden. Diese strategisch wichtigen Festungen und Flottenstationen, wohl bemannt mit Carausius’ loyalsten Offizieren und Soldaten, konnten genauso gut auch römische Invasoren vom Kontinent abwehren. So musste der blamierte Maximian Carausius weiter gewähren lassen. Aurelius Victor deutet sogar an, dass dessen Herrschaft von Diokletian und Maximian vorerst inoffiziell anerkannt wurde. Die kaiserliche Propaganda verwies im übrigen auf das schlechte Wetter, um das Desaster zu erklären, doch diente dies augenscheinlich nur als Vorwand, um die erfolgreiche Abwehr der wohl ziemlich dilettantisch durchgeführten Unternehmung in den Hintergrund treten zu lassen.
Carausius versuchte dennoch, sich mit Maximian und Diokletian zu einigen; er übernahm sogar deren Namen in seine Kaisertitulatur (Marcus Aurelius Valerius), gab dazu Münzen aus, auf denen die Portraits aller drei Imperatoren aufgeprägt waren, und versah sie mit der provokanten Inschrift: CARAUSIUS ET FRATRES SUI („Carausius und seine Brüder“).
Gleichzeitig verteidigte Carausius sein Inselreich erfolgreich gegen Barbareneinfälle. In seinem Auftrag wurde der mittlerweile schon arg baufällig gewordene Hadrianswall wieder instandgesetzt, um auch den Norden seiner Provinzen wieder wirksamer gegen räuberische Pikten und Scoten abzusichern. Wie in seinen früheren Aktionen gegen fränkische Piraten baute Carausius in altbewährter Manier wohl diplomatische Beziehungen zu den nördlichen Barbaren auf, seine dortigen militärischen Erfolge dürften also auch zum Teil auf seine guten Kontakte zu deren Stammesführern zurückzuführen sein.
Die Angelegenheit ruhte nun vorerst für weitere vier Jahre, sodass Carausius seine Herrschaft weiter konsolidieren konnte. Sein Versuch, sich als dritter Augustus im Reich zu etablieren, schrie aber geradezu nach dem längst fälligen Gegenschlag. Der wurde mit einer tiefgreifenden Verfassungsänderung und der darauffolgenden Einführung der Tetrarchie ab dem Jahr 293 n.Chr. in Gang gesetzt.
Die Rückeroberung durch Constantius Chlorus
Der nächste Schritt zur Vernichtung des Carausius war die Erhebung des fähigen und beliebten Heerführers Constantius Chlorus zum Caesar (Mitregenten) Maximians. Auch das leidige Britannienproblem fiel nun in den Zuständigkeitsbereich des neuen Caesars des Westens, der sofort daran ging, diesmal wesentlich gründlicher, die Wiedereroberung dieses Teiles seines Reichs vorzubereiten. Die Ernennung von Constantius Chlorus zum Caesar des Westens kann mit Sicherheit als unverhüllte Kriegserklärung an den Usurpator in Britannien angesehen werden und ist dort wohl auch so verstanden worden. Constantius hatte u.a. die Aufgabe, auch den Nordwesten Galliens wieder in den Reichsverband zurückzuführen, also auch die Provinzen, die im Herrschaftsgebiet des Carausius lagen. Sein erstes Ziel war es daher, diese abtrünnigen Gebiete zurückzuerobern und damit dem Usurpator den ungestörten Zugang zu dem für ihn so wichtigen gallischen Festland abzuschneiden. In einem raschen Feldzug, der vom seinem Hauptquartier in Trier seinen Ausgang nahm, ging er ab 293 n.Chr. Schritt für Schritt mit Beharrlichkeit und Effizienz vor. Carausius’ wichtigster Flottenstützpunkt an der Kanalküste, Gesoriacum, wurde von Reichstruppen eingeschlossen und belagert. Indem Constantius einen Damm errichten ließ, der die Hafeneinfahrt blockierte, zwang er die Verteidiger der Stadt bald zur Aufgabe. Danach wurden die Franken von den Kanalinseln und der gallischen Küste vertrieben.
Der Tod des Carausius
Der Verlust der Hafenstadt war für Carausius eine militärische und politische Katastrophe, da seine Macht nun allein auf das weitgehend isolierte Britannien beschränkt war. Gleichzeitig verhinderte auch die wachsende Stärke der Flotte seines Gegners die vollständige Kontrolle über den Ärmelkanal. Als nun für alle offensichtlich sein Glücksstern zu sinken begann, teilte Carausius das Schicksal vieler Usurpatoren. Es bildete sich eine Verschwörung und er wurde von seinem Quästor Allectus oder in dessen Auftrag ermordet. Allectus bestieg nun an seiner Stelle den Thron und hielt sich u.a. mit der Unterstützung fränkischer Händler an der Macht.
293 n.Chr.
1. Tetrachie (293 - 305 n.Chr.)
297 n.Chr.
Einführung einer Kopfsteuer für die Landwirtschaft im Römerreich
305 n.Chr.
2. Tetrachie (305 - 306 n.Chr.)
306 n.Chr.
3. Tetrachie (306 - 307 n.Chr.)
Konstantiner (306 - 363 n.Chr.) Los
Die Dynastie Konstantins
Mit der Exilierung und späteren Hinrichtung des Licinius hatte Constantinus die Alleinherrschaft errungen. Das diocletianische System der Tetrarchie war damit praktisch Vergangenheit. Lediglich zur Nachfolgeregelung wurde sie in veränderter Form aufrechterhalten. Konstantins Regierungszeit sollte einen der letzten Höhepunkt des Römischen Reiches darstellen. Unter ihm errang das Christentum seine Vorrangstellung im Reich und die Feudalgesellschaft des kommenden Mittelalters begann sich nun deutlicher als bei irgendeinem Vorgänger bemerkbar zu machen.

Durch eine unglückliche Nachfolgeregelung folgte auf seinen Tod ein fünfzehnjähriger Machtkampf unter seinen Söhnen Constantinus II., Constans und Constantius II. Während dieser Zeit hatte sich das Christentum durch seine Privilegierung immer mehr ausgebreitet.
Kaiser Iulianus wollte das Rad der Zeit zurückdrehen und setzte die alten Götter wieder ein. Das Heidentum erfuhr unter seiner Herrschaft einen zwar kurzen, aber dafür umso intensiveren Aufschwung. Sein Tod im fernen Mesopotamien beendete nicht nur das Glaubensexperiment sondern auch die konstantinische Dynastie. Als Nachfolger wurde Iovianus, der Kommandant einer Gardeeinheit, noch auf dem Schlachtfeld zum Kaiser ausgerufen.
308 n.Chr.
4. Tetrachie (308 - 311 n.Chr.)
314 n.Chr.
Einführung der Handels- und Gewerbesteuer im römischen Reich
376 n.Chr.
Westgoten (Terwingen) überschritten die Donau
Die Westgoten (Terwingen) überschritten 376 n.Chr. die Donau und siedelten zunächst in Thrakien. Am 09.08.378 n.Chr. vernichteten sie in der Schlacht bei Adrianopel ein römisches Heer und töteten den oströmischen Kaiser Valens (364 - 378 n.Chr.).
Unter ihrem König Alarich zogen die Westgoten nach Italien, belagerten und eroberten schließlich Rom am 24.08.410 n.Chr., dass sie drei Tage lang plünderten. 417/418 n.Chr. siedelten sie als römische Föderaten in Gallien (Aquitanien). Unter Ausnutzung der Schwäche des Römischen Westreiches konnten sie ihr Territorium bei 475 n.Chr. von Gallien aus über die Pyrenäenhalbinsel mit Ausnahme des Territorums der Sueben erweitern (sogen. Regnum Tolosanum - "Tolosanisches Reich", 5. - frühes 6. Jahrhundert). Wenngleich sie ihre sprachliche Identität bewahren konnten, knüpften die Westgoten in ihrer Verwaltungs- und Organisationsstruktur doch an die noch vorhandenen römischen Strukturen an.
507 n.Chr. unterlagen sie unter ihrem König Alarich den mit den Burgundern verbündeten Franken unter ihrem König Chlodwig in der Schlacht von Vouillé. Es folgte die intensivere und um ca. 531 n.Chr. abgeschlossene Besiedlung der iberischen Halbinsel mit der Hauptstadt Toledo (sogen. Regnum Toletanum - "Toledanisches Reich", 6.- frühes 8. Jahrhundert). In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts kam es durch ständige Thronstreitigkeiten zu einer innenpolitischen Krise, die der sich seit 709/710 n.Chr. anbahnenden Bedrohung durch die Araber keinen geeigneten Widerstand entgegenstellen konnte. Am 23.07.711 n.Chr. kam es zur verhängnisvollen Niederlage der westgotischen Truppen unter ihrem König Roderich in der Schlacht am Guadalete. In der Folgezeit bis 725 n.Chr. wurde die Pyrenäenhalbinsel von den Arabern bis auf ein kleines Territorium im Nordwesten erobert, das zur Keimzelle der die nächsten 700 Jahre andauernden christlichen Rückeroberung wurden ("Reconquista"). Alle westgotischen Könige um 580 bis zur arabischen Eroberung 711 n.Chr. sind in über 80 verschiedenen Münzstätten durch Gepräge belegt.
395 n.Chr.
Honorius (395 - 423 n.Chr.)
Westgoten Alarich I. (395 - † 410 n.Chr.)
402 n.Chr.
Regierung Westroms von Rom in die Naturfeste Ravenna verlegt.
403 n.Chr.
Die verfallene Stadtmauer von Rom wird wieder aufgebaut.
407 n.Chr.
Römische Besatzungstruppen räumen Britannien.
24. August 410 n.Chr.
Einfall der Westgoten in Rom
410 n.Chr.
Westgoten Athaulf (410 - † 415 n.Chr.)
412 n.Chr.
Westgoten unter Athaulf lassen sich im südlichen Gallien nieder.
413 n.Chr.
Burgunder unter Gundahar gründen am Mittelrhein ein Reich.
Januar 414 n.Chr.
Westgotenkönig Athaulf heiratet die Halbschwester Galla Placida des weströmischen Kaisers Honorius.
415 n.Chr.
Westgoten Sigerich († 415 n.Chr.)
415 n.Chr.
Westgoten Wallia (415 - † 418 n.Chr.)
418 n.Chr.
Westgoten Theoderich I. (418 - † 451 n.Chr.)
425 n.Chr.
Valentinian III. (425 - 455 n.Chr.)
428 n.Chr.
Vandalen Geiserich (428 - 477 n.Chr.)
447 n.Chr.
Ostgoten Valamir (447 - † 468/469 n.Chr.)
451 n.Chr.
Westgoten Thorismund (451 - † 453 n.Chr.)
453 n.Chr.
Tod des Attila
Westgoten Theoderich II. (453 - † 466 n.Chr.)
465 n.Chr.
Ostgoten Thiudimir (465 - † 474 n.Chr.)
474 n.Chr.
Ostgoten Theoderich der Große (474 – † 526 n.Chr.)
Sein Name im Gotischen lautet Þiuda-reiks, „des Volkes König“. Theoderich wird in  der Nibelungensage mit Dietrich von Bern gleichgesetzt.
466 n.Chr.
Westgoten Eurich (466 - † 484 n.Chr.)
477 n.Chr.
Vandalen Hunerich (477 - 484 n.Chr.)
484 n.Chr.
Vandalen Gunthamund (484 - 496 n.Chr.)
Westgoten Alarich II. (484 - † 507 n.Chr.)
491 n.Chr.
Anastasius (491 - 517 n.Chr.)
496 n.Chr.
Vandalen Thrasamund (496 - 523 n.Chr.)
507 n.Chr.
Westgoten Gesalech (507 – † 511 n.Chr.)
511 n.Chr.
Westgoten Theoderich der Große (511 – † 526 n.Chr.)
Sein Name im Gotischen lautet Þiuda-reiks, „des Volkes König“. Theoderich wird in  der Nibelungensage mit Dietrich von Bern gleichgesetzt.
517 n.Chr.
Iustinus I. (517 - 526 n.Chr.)
523 n.Chr.
Vandalen Hilderich (523 - 530 n.Chr.)
526 n.Chr.
Westgoten Amalrich (526 - † 531 n.Chr.)
Ostgoten Athalarich (526 - † 534 n.Chr.)
Ostgoten Amalasuntha (526 - † 535 n.Chr.)
530 n.Chr.
Vandalen Gelimer (530 - 534 n.Chr.)
531 n.Chr.
Westgoten Theudis (531 - † 548 n.Chr.)
534 n.Chr.
Ostgoten Theodahad (534 - † 536 n.Chr.)
Ende des Vandalenreichs
536 n.Chr.
Ostgoten Witichis (536 - † 540 n.Chr.)
540 n.Chr.
Ostgoten Hildebad (540 - † 541 n.Chr.)
541 n.Chr.
Ostgoten Erarich († 541 n.Chr.)
541 n.Chr.
Ostgoten Totila (541 - † 552 n.Chr.)
548 n.Chr.
Westgoten Theudigisel (548 - † 549 n.Chr.)
549 n.Chr.
Westgoten Agila I. (549 - † 555 n.Chr.)
552 n.Chr.
Ostgoten Teja († 552 n.Chr.)
555 n.Chr.
Westgoten Athanagild (555 - † 567 n.Chr.)
567 n.Chr.
Westgoten Liuva I. (567 - † 572 n.Chr.)
568 n.Chr.
Westgoten Leovigild (568 - † 586 n.Chr.)
586 n.Chr.
Westgoten Reccared I. (586 - † 601 n.Chr.)
601 n.Chr.
Westgoten Liuva II. (601 - † 603 n.Chr.)
603 n.Chr.
Westgoten Witteric (603 - † 610 n.Chr.)
610 n.Chr.
Westgoten Gundemar (610 - † 612 n.Chr.)
612 n.Chr.
Westgoten Sisebut (612 - 621 † n.Chr.)
621 n.Chr.
Westgoten Suinthila (621 - 631 † n.Chr.)
631 n.Chr.
Westgoten Sisenand (631 - 636 † n.Chr.)
636 n.Chr.
Westgoten Chintila (636 - 639 † n.Chr.)
639 n.Chr.
Westgoten Tulga (639 - 642 † n.Chr.)
642 n.Chr.
Westgoten Chindaswinth (642 - 653 † n.Chr.)
653 n.Chr.
Westgoten Rekkeswinth (653 - 672 † n.Chr.)
672 n.Chr.
Westgoten Wamba (672 - 680 † n.Chr.)
680 n.Chr.
Westgoten Erwig (680 - 687 † n.Chr.)
687 n.Chr.
Westgoten Egica (687 - 702 † n.Chr.)
702 n.Chr.
Westgoten Witiza (702 - 710 † n.Chr.)
710 n.Chr.
Westgoten Roderich (710 - 711 † n.Chr.)
711 n.Chr.
Westgoten Agila II. (711 - 714 † n.Chr.)
714 n.Chr.
Westgoten Ardo (714 - 720 † n.Chr.)
1920 n.Chr.
Geburt Charlotte Eisenblätter (20.11.1920 n.Chr.)
1933 n.Chr.
Geburt Manfred Jahnke (20.11.1933 n.Chr.)
1940 n.Chr.
Geburt Margit Scheffler (23.02.1940 n.Chr.)
1944 n.Chr.
Geburt Manfred Scheffler (xy.11.1944 n.Chr.)
1959 n.Chr.
Geburt Michaela Manea (17.11.1959 n.Chr.)
1962 n.Chr.
Geburt Andreas Jahnke (17.05.1962 n.Chr.)
1965 n.Chr.
Geburt Martina Metterhausen (16.04.1965 n.Chr.)
1986 n.Chr.
Geburt Isabel Jahnke (23.10.1986 n.Chr.)
1997 n.Chr.
Geburt Antonia Jahnke (12.04.1997 n.Chr.)
2002 n.Chr.
Geburt Lea Andrea Jahnke (28.04.2002 n.Chr.)
2010 n.Chr.
Geburt Amani Tyson Eseigbe (30.01.2010 n.Chr.)
2012 n.Chr.
Geburt Alima Eseigbe (07.09.2012 n.Chr.)